Paul Gress: Unterschied zwischen den Versionen

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Paul Gress erste Kieler hauptamtlicher SPD Stadtrat
 
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'''Paul Gress''' (Greß), 9.11.1872 - 6.09.1936 in Kiel
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'''Paul Gress''' (auch: ''Greß''), * [[9. November]] [[1872]] in Kiel, † [[6. September]] [[1936]] in Kiel. Buchdrucker und Arbeitersekretär, hauptamtlicher Stadtrat. Mitglied der SPD seit [[1897]].


Paul Gress der erste Stadtrat, der von der Stadtverordnetenversammlung vorgeschlagen und nach dem allgemeinen demokratischen Wahlrecht gewählt wurde. Seine Wahl führte zum Rücktritt des damaligen Oberbürgermeister Lindemann´s, weil dieser in einer Rede anlässlich seiner Amtseinführung dessen fachliche Legitimation angezweifelt hatte.Er war gelernter Buchdrucker, danach Arbeitersekretär und kurz vor der Wahl Beigeordneter der Provinzialregierung in Schleswig Außerdem war er auch in der Kieler Arbeitersportbewegung aktiv. Paul Gress war als Stadtrat für sozialen Angelegenheiten, wie z. B. die der kommunalen Arbeitslosenunterstützung und der Jugendhilfe zuständig. Seine Wiederwahl nach Ablauf der Amtszeit im Jahre 1932 scheiterte an der bürgerlichen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung, die mit der Streichung eines weiteren Magistratsposten eine Verkleinerung des Magistrats durchsetzten. Interessant bei diesem Vorgang ist, dass in diesem Fall der Magistrats es war, welcher eine die Wiederbesetzung beider Stellen beschlossen hatte, die bürgerliche Mehrheit aber in der Stadtverordnetenversammlung mit einem breiten Bündnis von Teilen der Volkswohlsgruppe bis hin zur NSDAP diesen Antrag ablehnte, um Personalkosten zu sparen.
== Werdegang ==
Paul Gress war der erste Sozialdemokrat, der von der [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kieler]] Stadtverordnetenversammlung vorgeschlagen und nach dem allgemeinen demokratischen Wahlrecht [[1919]] zum besoldeten (hauptamtlichen) Stadtrat gewählt wurde. Er war für soziale Angelegenheiten zuständig, u.a. für die kommunale Arbeitslosenunterstützung und die Jugendhilfe.  


Den Vorwurf vom ehemaligen Oberbürgermeister Paul Lindemann, Paul Gress hätte als ehemaligen Buchdrucker und Arbeitersekretär nicht die notwendige Qualifikation für das das Amt eines besoldeten Stadtrat gehabt und wäre nur mit Hilfe seiner Partei in das Amt gekommen, wurde von der bürgerlichen Rechten während der ganzen Zeit aufrecht erhalten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es Bestrebungen seitens der Kommunalverwaltung, Paul Gress seiner Versorgungsbezüge zu entziehen. Zu diesem Schritt mochte sich die neue Kommunalverwaltung jedoch nicht durchringen. Stattdessen wurde seine Pension neu berechnet unter Streichung seiner Amtszeit als Beigeordneter in Schleswig im Jahre 1918 nach der Novemberrevolution. Damit er in dieser Angelegenheit nicht beim zuständigen Amt persönlich vorsprechen konnte, untersagte man ihn hierfür den Zutritt zum Rathaus. Nach dem Krieg erreichte seine Witwe - Paul Gress starb 1936 - eine Wiedergutmachung in dieser Angelegenheit.
Seine Wahl führte zum Rücktritt des Kieler Oberbürgermeisters Lindemann, der in seiner Rede anlässlich der Amtseinführung des neuen Stadtrats dessen fachliche Legitimation angezweifelt hatte.<ref>Wulf, Peter: ''Die Stadt auf der Suche nach ihrer neuen Bestimmung (1918 bis 1933)'', in: [[Jürgen Jensen|Jensen, Jürgen]] / Wulf, Peter (Hrsg): ''Geschichte der Stadt Kiel'' (Neumünster 1991), S. 324</ref> Lindemanns Rücktritt änderte nichts daran, dass der Vorwurf, Paul Gress habe mit seinem Werdegang nicht die notwendige Qualifikation für das Amt eines besoldeten (hauptamtlichen) Stadtrats und sei nur mit Hilfe seiner Partei in das Amt gekommen, von der bürgerlichen Rechten während seiner ganzen Amtszeit erhoben wurde.
 
Paul Gress war gelernter Buchdrucker, seit 1907 Arbeitersekretär<ref>[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_19070209/page/6 Hamburger Echo 9.2.1907, S. 6]</ref>. Kurz vor der Wahl war er zum Beigeordneten der Provinzialregierung in Schleswig ernannt worden. Privat war er in der [[Arbeitersport in Kiel|Kieler Arbeitersportbewegung]] aktiv.
 
Seine Wiederwahl nach Ablauf der ersten Amtszeit im Jahre [[1931]] scheiterte an der bürgerlichen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung, in der auch schon die NSDAP vertreten war. Sie setzte die Streichung zweier Stadtratsstellen durch. Mit dieser Verkleinerung des Magistrats sollten offiziell Personalkosten eingespart werden.<ref>''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung]]'', 31.10.1931</ref>
 
=== NS-Herrschaft ===
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es Bestrebungen, Paul Gress seine Versorgungsbezüge zu entziehen. Zu diesem Schritt mochte sich die neue Kommunalverwaltung jedoch nicht durchringen. Statt dessen wurde seine Pension neu berechnet unter Streichung seiner Amtszeit als Beigeordneter in Schleswig im Jahre [[1918]] nach der [[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand|Novemberrevolution]]. Damit er in dieser Angelegenheit nicht beim zuständigen Amt persönlich vorsprechen konnte, untersagte man ihn den Zutritt zum Rathaus. Nach Ende der NS-Herrschaft erreichte seine Witwe eine Wiedergutmachungszahlung.<ref>Vgl. Personalakte Paul Greß, Stadtarchiv Kiel, Signatur 45719</ref>
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Gress,Paul]]

Aktuelle Version vom 28. September 2024, 20:21 Uhr

Paul Gress
Paul Gress
Paul Gress
Geboren: 9. November 1872
Gestorben: 6. September 1936

Paul Gress (auch: Greß), * 9. November 1872 in Kiel, † 6. September 1936 in Kiel. Buchdrucker und Arbeitersekretär, hauptamtlicher Stadtrat. Mitglied der SPD seit 1897.

Werdegang

Paul Gress war der erste Sozialdemokrat, der von der Kieler Stadtverordnetenversammlung vorgeschlagen und nach dem allgemeinen demokratischen Wahlrecht 1919 zum besoldeten (hauptamtlichen) Stadtrat gewählt wurde. Er war für soziale Angelegenheiten zuständig, u.a. für die kommunale Arbeitslosenunterstützung und die Jugendhilfe.

Seine Wahl führte zum Rücktritt des Kieler Oberbürgermeisters Lindemann, der in seiner Rede anlässlich der Amtseinführung des neuen Stadtrats dessen fachliche Legitimation angezweifelt hatte.[1] Lindemanns Rücktritt änderte nichts daran, dass der Vorwurf, Paul Gress habe mit seinem Werdegang nicht die notwendige Qualifikation für das Amt eines besoldeten (hauptamtlichen) Stadtrats und sei nur mit Hilfe seiner Partei in das Amt gekommen, von der bürgerlichen Rechten während seiner ganzen Amtszeit erhoben wurde.

Paul Gress war gelernter Buchdrucker, seit 1907 Arbeitersekretär[2]. Kurz vor der Wahl war er zum Beigeordneten der Provinzialregierung in Schleswig ernannt worden. Privat war er in der Kieler Arbeitersportbewegung aktiv.

Seine Wiederwahl nach Ablauf der ersten Amtszeit im Jahre 1931 scheiterte an der bürgerlichen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung, in der auch schon die NSDAP vertreten war. Sie setzte die Streichung zweier Stadtratsstellen durch. Mit dieser Verkleinerung des Magistrats sollten offiziell Personalkosten eingespart werden.[3]

NS-Herrschaft

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es Bestrebungen, Paul Gress seine Versorgungsbezüge zu entziehen. Zu diesem Schritt mochte sich die neue Kommunalverwaltung jedoch nicht durchringen. Statt dessen wurde seine Pension neu berechnet unter Streichung seiner Amtszeit als Beigeordneter in Schleswig im Jahre 1918 nach der Novemberrevolution. Damit er in dieser Angelegenheit nicht beim zuständigen Amt persönlich vorsprechen konnte, untersagte man ihn den Zutritt zum Rathaus. Nach Ende der NS-Herrschaft erreichte seine Witwe eine Wiedergutmachungszahlung.[4]

Einzelnachweise

  1. Wulf, Peter: Die Stadt auf der Suche nach ihrer neuen Bestimmung (1918 bis 1933), in: Jensen, Jürgen / Wulf, Peter (Hrsg): Geschichte der Stadt Kiel (Neumünster 1991), S. 324
  2. Hamburger Echo 9.2.1907, S. 6
  3. Schleswig-Holsteinische Volkszeitung, 31.10.1931
  4. Vgl. Personalakte Paul Greß, Stadtarchiv Kiel, Signatur 45719