Anton Meitmann: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Anton Carl Leopold Meitmann''', * [[22. März]] [[1889]] in Gaarden, † [[10. Mai]] [[1976]] in Heiligenhafen; Fischer. Verheiratet, einen Sohn: [[Wilhelm Meitmann|'Willimann']].
'''Anton Carl Leopold Meitmann''', * [[22. März]] [[1889]] in Gaarden, † [[10. Mai]] [[1976]] in Heiligenhafen; Fischer. Verheiratet, ein Sohn.


== Leben & Beruf ==
==Leben & Beruf==
Wie seine Brüder [[Bill Meitmann|'Bill']] und [[Karl Meitmann|'Jack']] stammte Anton Meitmann aus einer Familie von Sozialdemokraten.<ref>Für Einzelheiten zur Familiengeschichte, s. [[Karl Meitmann]] und [[Johannes Meitmann]].</ref> Sein Lebensgang folgte weitgehend dem seines Bruders 'Bill'. In der Schiffsliste von 1915 gab er als Beruf 'Maurer' an. Die sechs letzten Jahre seines Lebens verbrachte er im Krankenhaus Heiligenhafen.
Wie seine Brüder [[Bill Meitmann|Bill]] und [[Karl Meitmann|Jack]] stammte Anton Meitmann aus einer Familie von [[Kreisverband Kiel|Kieler]] Sozialdemokraten.<ref>Für Einzelheiten zur Familiengeschichte s. [[Karl Meitmann]] und [[Johannes Meitmann]].</ref> Allerdings waren er und [[Bill Meitmann|Bill]] zumindest nach der NS-Herrschaft Mitglieder der KPD.<ref>Martens, S. 595, Anm. 161</ref>


== Partei & Politik ==
Bis zum 1. Weltkrieg war er Arbeiter. Vermutlich um dem Kriegsdienst zu entgehen, flüchtete er als überzeugter Pazifist mit seinen Brüdern Heinrich (* [[1885]]) und [[Bill Meitmann|Bill]] nach Dänemark, möglicherweise auf einem dänischen Fischereifahrzeug. Im Mai [[1915]] reisten die drei Meitmann-Brüder, als Dänen getarnt, vielleicht mit der Unterstützung dänischer Genossen, an Bord das dänischen Passagierdampfers HELLIG OLAV von Kopenhagen nach New York. In der Passagierliste ist für Anton als Beruf Maurer angegeben.


== Literatur ==
Die drei Brüder führten in Nordamerika, wo sie sich wieder als Deutsche zu erkennen gaben, ein abenteuerliches Leben. Am [[5. März]] [[1918]] wurden sie unter Spionagevedacht als Kriegsgefangene eingesperrt, am [[2. Juli]] ausgewiesen und an Bord des Truppentransporters MARTHA WASHINGTON nach Europa zurückgeschickt.  
*Michel Stermann: ''Maman Grete. Eine Erzieherin aus Deutschland für KZ-Opfer-Waisenkinder in Frankreich und weitere Familien-Porträts'' (Norderstedt 2016), 2. Auflage 2018, ISBN 978-3-7407-4985-9.


== Links ==
Nach diesen Erlebnissen hatten sie das kapitalistische Wirtschaftssystem so satt, dass sie nicht mehr für einen Arbeitgeber arbeiten wollten. Sie machten sich mit einem hölzernen Fischkutter selbstständig. Der ältere Bruder Heinrich kehrte [[1927]] endgültig in die Vereinigten Staaten zurück. Von da an betrieben Bill und Anton ihre Küstenfischerei zu zweit.<ref>Michel Stermann: ''Maman Grete'', 2. Auflage, S. 188-190.</ref>


== Quellen ==
Über ihre Situation während der NS-Herrschaft ist bisher nichts ermittelt.
 
Im August [[1945]] nahm Anton Meitmann mit seinem Sohn [[Wilhelm Meitmann|Willimann]] und seinem Bruder [[Bill Meitmann|Bill]], wohl aufgrund der familiären Verbindungen, an einem Treffen von Kieler Sozialdemokraten teil, die die Schaffung einer Einheitspartei aus ehemaligen SPD- und KPD-Mitgliedern diskutierten. Beim ersten Treffen am [[5. August]] warb sein Bruder [[Karl Meitmann|Jack Meitmann]] als Hauptredner vehement für die Einheitspartei. Beim  Folgetreffen am [[8. August]] äußerte Anton Meitmann:
 
:"Ich habe beide Ausführungen gehört und bin tief erschüttert. Der Wille zur Einheitspartei liegt bei der Gesamtarbeiterschaft, jetzt darf es keine SP + keine KP geben, denn der Wille der Gesamtarbeiterschaft steht über dem Willen einer kleinen intelligenten Führerschicht."<ref>Laut [[Erklärung von Sozialdemokraten und Kommunisten Kiels vom 1. Sept. 1945#Vorgeschichte|Protokoll]].</ref>
 
Am [[1. September]] veröffentlichten beide Gruppen - die SPD war noch nicht offiziell wiederbegründet - eine [[Erklärung von Sozialdemokraten und Kommunisten Kiels vom 1. Sept. 1945|Erklärung]], die jedoch keine längerfristigen Konsequenzen hatte.
 
Zur ersten [[Kommunalwahl 1946|Kommunalwahl]] nach der NS-Herrschaft am [[13. Oktober]] [[1946]] trat im Wahlkreis V der Fischer Anton Meitmann, Boiestr. 4, als Kandidat für die KPD an.<ref>''Wer wird am 13. Oktober gewählt?'', ''Kieler Nachrichten'', 2.10.1946</ref> Er erhielt 401 Stimmen.<ref>''Die Stimmen der Kieler Kandidaten'', ''[[VZ]]'', 16.10.1946</ref>
 
Die sechs letzten Jahre seines Lebens verbrachte Anton Meitmann im Landeskrankenhaus Heiligenhafen.
 
==Literatur & Links==
 
*[[Holger Martens]]: ''Die Geschichte der SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8
*Michel Stermann: ''Maman Grete. Eine Erzieherin aus Deutschland für KZ-Opfer-Waisenkinder in Frankreich und weitere Familien-Porträts'' (Norderstedt 2016, 2. Auflage 2018), ISBN 978-3-7407-4985-9.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Meitmann, Anton]]
[[Kategorie:Nicht SPD|Meitmann, Anton]]

Aktuelle Version vom 4. Oktober 2020, 21:33 Uhr

Anton Meitmann
Anton Meitmann
Anton Meitmann
Geboren: 22. März 1889
Gestorben: 10. Mai 1976

Anton Carl Leopold Meitmann, * 22. März 1889 in Gaarden, † 10. Mai 1976 in Heiligenhafen; Fischer. Verheiratet, ein Sohn.

Leben & Beruf

Wie seine Brüder Bill und Jack stammte Anton Meitmann aus einer Familie von Kieler Sozialdemokraten.[1] Allerdings waren er und Bill zumindest nach der NS-Herrschaft Mitglieder der KPD.[2]

Bis zum 1. Weltkrieg war er Arbeiter. Vermutlich um dem Kriegsdienst zu entgehen, flüchtete er als überzeugter Pazifist mit seinen Brüdern Heinrich (* 1885) und Bill nach Dänemark, möglicherweise auf einem dänischen Fischereifahrzeug. Im Mai 1915 reisten die drei Meitmann-Brüder, als Dänen getarnt, vielleicht mit der Unterstützung dänischer Genossen, an Bord das dänischen Passagierdampfers HELLIG OLAV von Kopenhagen nach New York. In der Passagierliste ist für Anton als Beruf Maurer angegeben.

Die drei Brüder führten in Nordamerika, wo sie sich wieder als Deutsche zu erkennen gaben, ein abenteuerliches Leben. Am 5. März 1918 wurden sie unter Spionagevedacht als Kriegsgefangene eingesperrt, am 2. Juli ausgewiesen und an Bord des Truppentransporters MARTHA WASHINGTON nach Europa zurückgeschickt.

Nach diesen Erlebnissen hatten sie das kapitalistische Wirtschaftssystem so satt, dass sie nicht mehr für einen Arbeitgeber arbeiten wollten. Sie machten sich mit einem hölzernen Fischkutter selbstständig. Der ältere Bruder Heinrich kehrte 1927 endgültig in die Vereinigten Staaten zurück. Von da an betrieben Bill und Anton ihre Küstenfischerei zu zweit.[3]

Über ihre Situation während der NS-Herrschaft ist bisher nichts ermittelt.

Im August 1945 nahm Anton Meitmann mit seinem Sohn Willimann und seinem Bruder Bill, wohl aufgrund der familiären Verbindungen, an einem Treffen von Kieler Sozialdemokraten teil, die die Schaffung einer Einheitspartei aus ehemaligen SPD- und KPD-Mitgliedern diskutierten. Beim ersten Treffen am 5. August warb sein Bruder Jack Meitmann als Hauptredner vehement für die Einheitspartei. Beim Folgetreffen am 8. August äußerte Anton Meitmann:

"Ich habe beide Ausführungen gehört und bin tief erschüttert. Der Wille zur Einheitspartei liegt bei der Gesamtarbeiterschaft, jetzt darf es keine SP + keine KP geben, denn der Wille der Gesamtarbeiterschaft steht über dem Willen einer kleinen intelligenten Führerschicht."[4]

Am 1. September veröffentlichten beide Gruppen - die SPD war noch nicht offiziell wiederbegründet - eine Erklärung, die jedoch keine längerfristigen Konsequenzen hatte.

Zur ersten Kommunalwahl nach der NS-Herrschaft am 13. Oktober 1946 trat im Wahlkreis V der Fischer Anton Meitmann, Boiestr. 4, als Kandidat für die KPD an.[5] Er erhielt 401 Stimmen.[6]

Die sechs letzten Jahre seines Lebens verbrachte Anton Meitmann im Landeskrankenhaus Heiligenhafen.

Literatur & Links

  • Holger Martens: Die Geschichte der SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8
  • Michel Stermann: Maman Grete. Eine Erzieherin aus Deutschland für KZ-Opfer-Waisenkinder in Frankreich und weitere Familien-Porträts (Norderstedt 2016, 2. Auflage 2018), ISBN 978-3-7407-4985-9.

Einzelnachweise

  1. Für Einzelheiten zur Familiengeschichte s. Karl Meitmann und Johannes Meitmann.
  2. Martens, S. 595, Anm. 161
  3. Michel Stermann: Maman Grete, 2. Auflage, S. 188-190.
  4. Laut Protokoll.
  5. Wer wird am 13. Oktober gewählt?, Kieler Nachrichten, 2.10.1946
  6. Die Stimmen der Kieler Kandidaten, VZ, 16.10.1946