Abgeordnetenhauswahl 1903: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Wahl zum Abgeordnetenhaus des preußischen Landtags 1903''' fand am [[Abgeordnetenhauswahl 1903|20. November]] statt. Für die SPD war es die zweite Wahl zum Preußischen Landtag. Sie gewann 12,3-Prozentpunkt hinzu und kam damit auf 18,8 %.  
Die '''Wahl zum Abgeordnetenhaus des preußischen Landtags 1903''' fand am [[20. November]] statt. Für die SPD war es die zweite Wahl zum Preußischen Landtag. Sie gewann 12,3-Prozentpunkt hinzu und kam damit auf 18,8 %.  


Die SPD war zweitstärkste Kraft nach den "Konservativen", bekam aber keine Mandate, denn es handelte sich um Direktwahlen und die SPD konnte in keinem Wahlkreis eine Mehrheit gewinnen. Die Wahl fand unter dem berüchtigten preußischen [[Wahlrecht bis 1918|Dreiklassenwahlrecht]] statt, bei dem arme Menschen besonders benachteiligt waren.  
Die SPD war zweitstärkste Kraft nach den "Konservativen", bekam aber keine Mandate, denn es handelte sich um Direktwahlen und die SPD konnte in keinem Wahlkreis eine Mehrheit gewinnen. Die Wahl fand unter dem berüchtigten preußischen [[Wahlrecht bis 1918|Dreiklassenwahlrecht]] statt, bei dem arme Menschen besonders benachteiligt waren.  
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Vor der Wahl hatte die SPD auf ihrem [[Provinzialparteitag 1903, Husum|Provinzialparteitag]] am [[6. September|6.]] und [[7. September]] in Husum ein siebenköpfiges Zentralwahlkomitee gewählt. Es bestand aus:<ref name=":0">Hamburger Echo - [https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_19040902 Freitag, den 2. September 1904], Seite 5 - Im Artikel werden nur die Nachnamen genannt.</ref>
Vor der Wahl hatte die SPD auf ihrem [[Provinzialparteitag 1903, Husum|Provinzialparteitag]] am [[6. September|6.]] und [[7. September]] in Husum ein siebenköpfiges Zentralwahlkomitee gewählt. Es bestand aus:<ref name=":0">Hamburger Echo - [https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_19040902 Freitag, den 2. September 1904], Seite 5 - Im Artikel werden nur die Nachnamen genannt.</ref>


* [[Wilhelm Brecour]], Kiel (Vorsitzender)
*[[Wilhelm Brecour]], Kiel (Vorsitzender)
* [[Johannes Jipp]], Kiel (Schriftführer und Schatzmeister)
*[[Johannes Jipp]], Kiel (Schriftführer und Schatzmeister)
* [[Eduard Adler]], Kiel
*[[Eduard Adler]], Kiel
* [[Wilhelm Poller]], Kiel
*[[Wilhelm Poller]], Kiel
* [[Heinrich Lienau]], Neumünster
*[[Heinrich Lienau]], Neumünster
* Straßburger, Neumünster
*Straßburger, Neumünster
* Weber, Kiel
*Weber, Kiel


Das Komitee hat sich am [[1. Oktober]] konstituiert, wurde am [[2. Oktober]] in der [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]] bekannt gegeben und veröffentlichte in der Zeitung am [[4. Oktober]] einen Wahlaufruf. Es machte sich dann erst einmal ein Bild von der Lage. Es versandte Fragebögen an alle Wahlkreise und stellte darauf hin fest, dass sich die SPD in 17 der 19 Wahlkreise beteiligen würde. In [[Ortsverein Hadersleben|Hadersleben]] und [[Ortsverein Tondern|Tondern]] fand sie keinen Kandidaten.<ref name=":0" />
Das Komitee hat sich am [[1. Oktober]] konstituiert, wurde am [[2. Oktober]] in der [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]] bekannt gegeben und veröffentlichte in der Zeitung am [[4. Oktober]] einen Wahlaufruf. Es machte sich dann erst einmal ein Bild von der Lage. Es versandte Fragebögen an alle Wahlkreise und stellte darauf hin fest, dass sich die SPD in 17 der 19 Wahlkreise beteiligen würde. In [[Ortsverein Hadersleben|Hadersleben]] und [[Ortsverein Tondern|Tondern]] fand sie keinen Kandidaten.<ref name=":0" />
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Wir  erlauben  uns,  nachstehend  Eure  Aufmerksamkeit  auf  folgende  Punkte  zu  lenken:
Wir  erlauben  uns,  nachstehend  Eure  Aufmerksamkeit  auf  folgende  Punkte  zu  lenken:


# Die  Tatsache,  daß wir  in  unserer  Provinz voraussichtlich  höchstens  mir  einen  Wahlkreis  erhalten  können,  steht  fest.  Es  steht  aber  nicht  fest, welcher  Wahlkreis  das  sein  wird.  Am  meisten  in Betracht  kommen  wohl  [[Ortsverein Altona|Altona]]  und  [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]].  Der Mann,  den  wir  in  erster  Linie  ins  preußische  Parlament  entsenden  wollen,  muß  demnach  Kandidat aller  ernster  in  Betracht  kommenden  Wahlkreise sein.  Am  besten  ist  es  daher,  daß  man  in  allen  Wahlkreisen  denselben  Genossen  als  Kandidaten  aufstellt.
#Die  Tatsache,  daß wir  in  unserer  Provinz voraussichtlich  höchstens  mir  einen  Wahlkreis  erhalten  können,  steht  fest.  Es  steht  aber  nicht  fest, welcher  Wahlkreis  das  sein  wird.  Am  meisten  in Betracht  kommen  wohl  [[Ortsverein Altona|Altona]]  und  [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]].  Der Mann,  den  wir  in  erster  Linie  ins  preußische  Parlament  entsenden  wollen,  muß  demnach  Kandidat aller  ernster  in  Betracht  kommenden  Wahlkreise sein.  Am  besten  ist  es  daher,  daß  man  in  allen  Wahlkreisen  denselben  Genossen  als  Kandidaten  aufstellt.
# Der  Kandidat  muß  nach  unserer  Ansicht  
#Der  Kandidat  muß  nach  unserer  Ansicht  
## ein  bekannter  Mann  sein,
##ein  bekannter  Mann  sein,
## ein  Mann sein,  der über  besondere  Arbeitskraft  verfügt,
##ein  Mann sein,  der über  besondere  Arbeitskraft  verfügt,
## ein  Mann sein,  dessen  Stellung  es  ihm  ermöglicht,  sich  Zeit dafür  zu  schaffen,  daß  er  als  einziger  oder  einer von  wenigen  im  Landtag  arbeitet.
##ein  Mann sein,  dessen  Stellung  es  ihm  ermöglicht,  sich  Zeit dafür  zu  schaffen,  daß  er  als  einziger  oder  einer von  wenigen  im  Landtag  arbeitet.
## ein  Mann sein,  der  bereits  Jahre  parlamentarischer  Tätigkeit hinter  sich  hat,  damit  er  nicht  hernach  im  Landtag Schwierigkeiten  darin  findet,  daß  er  die  parlamentarischen  Gepflogenheiten  auch  noch  studieren muß.  Allen  Voraussetzungen  entspricht  von  den im  Norden  bekannten  preußischen  Genossen  Genosse [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]] am  besten.  Da  [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]]  bereits einmal  für  Altona  zur  Landtagswahl  kandidierte und  wieder  kandidiert,  hielten  wir  ihn  für  den geeignetsten  Mann.  Eine  Anfrage  bei  [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]] verschaffte  uns  zu  unserer  Freude  seine  Zustimmung,  ihn  als  allgemeinen  Landtagskandidaten vorzuschlagen  und  obendrein  seine  Zusage,  nach Kräften  an  der  Agitation  teilzunehmen.  Aus diesem  Grunde  empfehlen  wir  allen  Wahlkreisen der  Provinz,  die  noch  keinen  Kandidaten  ausgestellt haben,  vor  allem  aber  den  aussichtsvolleren  Wahkreisen,  den  Genossen  [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]] als  Kandidaten aufzustellen. Der  Einwand,  daß  ein  gemeinsamer  Kandidat nichts  als  ein  Zählkandidat  sei,  der  weniger  Anhang  finde,  trifft  nicht  zu.  Die  Urwähler  wählen die  Sozialdemokratie,  indem  sie  sozialdemokratische Wahlmänner  wählen,  und  unsere  Wahlmänner sind  zu  gut  orientierte  Genossen,  als  daß  sie  den Zweck  dieser  Einheitlichkeit  nicht  einsehen  sollten.  Selbst  die  Gegner  werden  Begreifen,  daß  wir,  wenn  wir  einen  um  jeden  Preis  durchsetzen  wollen,  diesen einen  überall  aufstellen  müssen. Die  Wahlkreise,  die  schon  einen  Kandidaten aufgestellt  haben,  soweit  wir  wissen  nur [[Ortsverein Wandsbek|Wandsbeck]],  sind  natürlich  nicht  verpflichtet,  unserer  Empfehlung  Rechnung  zu  tragen.  Bei  ihnen  würde eine  Aenderung gefaßter  Beschlüsse  nötig  und  das wäre  eine  Schwäche,  die  wir  vermeiden  müssen.  Wir  empfehlen  also  nochmals:  Stellt  auf  der ganzen  Linie -”  außer  da.  wo  schon  Aufstellungen erfolgt  sind - [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]] auf!  Die  Aufstellung  der  Landtagskandidatur  ist keine  besonders  große  Aktion.  Wir  empfehlen  deshalb  die  Einigung  durch  Rundschreiben,  an  die  sich die  Publikation  in  einer  öffentlichen  Parteiversammlung  im  größten  Parteiorte  schließt.
##ein  Mann sein,  der  bereits  Jahre  parlamentarischer  Tätigkeit hinter  sich  hat,  damit  er  nicht  hernach  im  Landtag Schwierigkeiten  darin  findet,  daß  er  die  parlamentarischen  Gepflogenheiten  auch  noch  studieren muß.  Allen  Voraussetzungen  entspricht  von  den im  Norden  bekannten  preußischen  Genossen  Genosse [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]] am  besten.  Da  [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]]  bereits einmal  für  Altona  zur  Landtagswahl  kandidierte und  wieder  kandidiert,  hielten  wir  ihn  für  den geeignetsten  Mann.  Eine  Anfrage  bei  [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]] verschaffte  uns  zu  unserer  Freude  seine  Zustimmung,  ihn  als  allgemeinen  Landtagskandidaten vorzuschlagen  und  obendrein  seine  Zusage,  nach Kräften  an  der  Agitation  teilzunehmen.  Aus diesem  Grunde  empfehlen  wir  allen  Wahlkreisen der  Provinz,  die  noch  keinen  Kandidaten  ausgestellt haben,  vor  allem  aber  den  aussichtsvolleren  Wahkreisen,  den  Genossen  [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]] als  Kandidaten aufzustellen. Der  Einwand,  daß  ein  gemeinsamer  Kandidat nichts  als  ein  Zählkandidat  sei,  der  weniger  Anhang  finde,  trifft  nicht  zu.  Die  Urwähler  wählen die  Sozialdemokratie,  indem  sie  sozialdemokratische Wahlmänner  wählen,  und  unsere  Wahlmänner sind  zu  gut  orientierte  Genossen,  als  daß  sie  den Zweck  dieser  Einheitlichkeit  nicht  einsehen  sollten.  Selbst  die  Gegner  werden  Begreifen,  daß  wir,  wenn  wir  einen  um  jeden  Preis  durchsetzen  wollen,  diesen einen  überall  aufstellen  müssen. Die  Wahlkreise,  die  schon  einen  Kandidaten aufgestellt  haben,  soweit  wir  wissen  nur [[Ortsverein Wandsbek|Wandsbeck]],  sind  natürlich  nicht  verpflichtet,  unserer  Empfehlung  Rechnung  zu  tragen.  Bei  ihnen  würde eine  Aenderung gefaßter  Beschlüsse  nötig  und  das wäre  eine  Schwäche,  die  wir  vermeiden  müssen.  Wir  empfehlen  also  nochmals:  Stellt  auf  der ganzen  Linie -”  außer  da.  wo  schon  Aufstellungen erfolgt  sind - [[Hermann Molkenbuhr|Molkenbuhr]] auf!  Die  Aufstellung  der  Landtagskandidatur  ist keine  besonders  große  Aktion.  Wir  empfehlen  deshalb  die  Einigung  durch  Rundschreiben,  an  die  sich die  Publikation  in  einer  öffentlichen  Parteiversammlung  im  größten  Parteiorte  schließt.
## Wir  Bitten,  uns  von  jeder  erfolgten  Aufstellung  von  Kandidaten  sofort  Nachricht  zu  geben."
##Wir  Bitten,  uns  von  jeder  erfolgten  Aufstellung  von  Kandidaten  sofort  Nachricht  zu  geben."
</blockquote>[[Hermann Molkenbuhr]] wurde daraufhin in allen Wahlkreisen aufgestellt, außer in [[Ortsverein Hadersleben|Hadersleben]] und [[Ortsverein Tondern|Tondern]], wo sich die SPD nicht an der Wahl beteiligte. In Pinneberg kandidierte [[Adolph von Elm]]; in Stormarn  der Genosse von Rosbitzki.<ref name=":0" />  
</blockquote>[[Hermann Molkenbuhr]] wurde daraufhin in allen Wahlkreisen aufgestellt, außer in [[Ortsverein Hadersleben|Hadersleben]] und [[Ortsverein Tondern|Tondern]], wo sich die SPD nicht an der Wahl beteiligte. In Pinneberg kandidierte [[Adolph von Elm]]; in Stormarn  der Genosse von Rosbitzki.<ref name=":0" />  


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Das Zentralwahlkomitee versuchte außerdem mit der Freisinnigen Partei über die Überlassung eines Wahlkreises zu verhandeln, dass die aber die Stimmen der sozialdemokratischen Wahlmänner nicht brauchten und die SPD nirgends auch mit den Stimmen der Freisinnspartei gewinnen konnte, gelang das nicht.<ref name=":0" />
Das Zentralwahlkomitee versuchte außerdem mit der Freisinnigen Partei über die Überlassung eines Wahlkreises zu verhandeln, dass die aber die Stimmen der sozialdemokratischen Wahlmänner nicht brauchten und die SPD nirgends auch mit den Stimmen der Freisinnspartei gewinnen konnte, gelang das nicht.<ref name=":0" />


== Einzelnachweise ==
==Einzelnachweise==
<references />
<references />
[[Kategorie:Landtagswahl, Preußen]]
[[Kategorie:Landtagswahl, Preußen]]

Version vom 7. Januar 2024, 21:15 Uhr

Die Wahl zum Abgeordnetenhaus des preußischen Landtags 1903 fand am 20. November statt. Für die SPD war es die zweite Wahl zum Preußischen Landtag. Sie gewann 12,3-Prozentpunkt hinzu und kam damit auf 18,8 %.

Die SPD war zweitstärkste Kraft nach den "Konservativen", bekam aber keine Mandate, denn es handelte sich um Direktwahlen und die SPD konnte in keinem Wahlkreis eine Mehrheit gewinnen. Die Wahl fand unter dem berüchtigten preußischen Dreiklassenwahlrecht statt, bei dem arme Menschen besonders benachteiligt waren.

Vor der Wahl hatte die SPD auf ihrem Provinzialparteitag am 6. und 7. September in Husum ein siebenköpfiges Zentralwahlkomitee gewählt. Es bestand aus:[1]

Das Komitee hat sich am 1. Oktober konstituiert, wurde am 2. Oktober in der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung bekannt gegeben und veröffentlichte in der Zeitung am 4. Oktober einen Wahlaufruf. Es machte sich dann erst einmal ein Bild von der Lage. Es versandte Fragebögen an alle Wahlkreise und stellte darauf hin fest, dass sich die SPD in 17 der 19 Wahlkreise beteiligen würde. In Hadersleben und Tondern fand sie keinen Kandidaten.[1]

In den Wahlkreisen Neustadt, Segeberg und Husum musste das Zentralkomitee erst einmal erklären, wie man sich an der Landtagswahl beteiligt. Das Komitee hat darüber hinaus eine Broschüre mit dem Titel "Praktische Winke für die preußische Landtagswahl" in 100 Exemplaren an die zuständigen Genossen verteilt.[1]

Alle Wahlkreisleitungen erhielten außerdem folgende Handreichen:[1]

"Werte Genossen!

Wir erlauben uns, nachstehend Eure Aufmerksamkeit auf folgende Punkte zu lenken:

  1. Die Tatsache, daß wir in unserer Provinz voraussichtlich höchstens mir einen Wahlkreis erhalten können, steht fest. Es steht aber nicht fest, welcher Wahlkreis das sein wird. Am meisten in Betracht kommen wohl Altona und Kiel. Der Mann, den wir in erster Linie ins preußische Parlament entsenden wollen, muß demnach Kandidat aller ernster in Betracht kommenden Wahlkreise sein. Am besten ist es daher, daß man in allen Wahlkreisen denselben Genossen als Kandidaten aufstellt.
  2. Der Kandidat muß nach unserer Ansicht
    1. ein bekannter Mann sein,
    2. ein Mann sein, der über besondere Arbeitskraft verfügt,
    3. ein Mann sein, dessen Stellung es ihm ermöglicht, sich Zeit dafür zu schaffen, daß er als einziger oder einer von wenigen im Landtag arbeitet.
    4. ein Mann sein, der bereits Jahre parlamentarischer Tätigkeit hinter sich hat, damit er nicht hernach im Landtag Schwierigkeiten darin findet, daß er die parlamentarischen Gepflogenheiten auch noch studieren muß. Allen Voraussetzungen entspricht von den im Norden bekannten preußischen Genossen Genosse Molkenbuhr am besten. Da Molkenbuhr bereits einmal für Altona zur Landtagswahl kandidierte und wieder kandidiert, hielten wir ihn für den geeignetsten Mann. Eine Anfrage bei Molkenbuhr verschaffte uns zu unserer Freude seine Zustimmung, ihn als allgemeinen Landtagskandidaten vorzuschlagen und obendrein seine Zusage, nach Kräften an der Agitation teilzunehmen. Aus diesem Grunde empfehlen wir allen Wahlkreisen der Provinz, die noch keinen Kandidaten ausgestellt haben, vor allem aber den aussichtsvolleren Wahkreisen, den Genossen Molkenbuhr als Kandidaten aufzustellen. Der Einwand, daß ein gemeinsamer Kandidat nichts als ein Zählkandidat sei, der weniger Anhang finde, trifft nicht zu. Die Urwähler wählen die Sozialdemokratie, indem sie sozialdemokratische Wahlmänner wählen, und unsere Wahlmänner sind zu gut orientierte Genossen, als daß sie den Zweck dieser Einheitlichkeit nicht einsehen sollten. Selbst die Gegner werden Begreifen, daß wir, wenn wir einen um jeden Preis durchsetzen wollen, diesen einen überall aufstellen müssen. Die Wahlkreise, die schon einen Kandidaten aufgestellt haben, soweit wir wissen nur Wandsbeck, sind natürlich nicht verpflichtet, unserer Empfehlung Rechnung zu tragen. Bei ihnen würde eine Aenderung gefaßter Beschlüsse nötig und das wäre eine Schwäche, die wir vermeiden müssen. Wir empfehlen also nochmals: Stellt auf der ganzen Linie -” außer da. wo schon Aufstellungen erfolgt sind - Molkenbuhr auf! Die Aufstellung der Landtagskandidatur ist keine besonders große Aktion. Wir empfehlen deshalb die Einigung durch Rundschreiben, an die sich die Publikation in einer öffentlichen Parteiversammlung im größten Parteiorte schließt.
    5. Wir Bitten, uns von jeder erfolgten Aufstellung von Kandidaten sofort Nachricht zu geben."

Hermann Molkenbuhr wurde daraufhin in allen Wahlkreisen aufgestellt, außer in Hadersleben und Tondern, wo sich die SPD nicht an der Wahl beteiligte. In Pinneberg kandidierte Adolph von Elm; in Stormarn der Genosse von Rosbitzki.[1]

Sowohl Hermann Molkenbuhr als auch Mitglieder des Zentralwahlkomitees tourten danach durchs Land und veranstalteten Versammlungen von Itzehoe bis Apenrade und von Tönning bis Eckernförde.[1]

Das Zentralwahlkomitee versuchte außerdem mit der Freisinnigen Partei über die Überlassung eines Wahlkreises zu verhandeln, dass die aber die Stimmen der sozialdemokratischen Wahlmänner nicht brauchten und die SPD nirgends auch mit den Stimmen der Freisinnspartei gewinnen konnte, gelang das nicht.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Hamburger Echo - Freitag, den 2. September 1904, Seite 5 - Im Artikel werden nur die Nachnamen genannt.