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In '''Stubenzirkeln''' trafen sich ab Anfang [[1945]] Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten heimlich in wechselnenden Stuben (Wohnzimmern), um über Pläne für die Zeit nach dem Ende des Nationalsozialismus zu diskutieren. In Schleswig-Holstein entstanden sie in Kiel und Lübeck. | In '''Stubenzirkeln''' trafen sich ab Anfang [[1945]] Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten heimlich in wechselnenden Stuben (Wohnzimmern), um über Pläne für die Zeit nach dem Ende des Nationalsozialismus zu diskutieren. In Schleswig-Holstein entstanden sie in Kiel und Lübeck. | ||
: "Wiederaufbau und Neuorganisation der lokalen wie regionalen Parteigliederungen, kommunale Probleme und Bedingungen für die politische Arbeit im befreiten Deutschland, selbst personelle Aufgabenverteilungen wurden detailliert diskutiert. Getroffen wurde sich unter strenger Geheimhaltung in wechselnden Wohnungen, Aufzeichnungen wurden zur Sicherheit der beteiligten Personen nicht angefertigt; die Gestapo diktierte den Gruppen den konspirativen Charakter. In Kiel bildeten sich eine ganze Reihe von Zirkeln,die sich teilweise regelmäßig, teilweise sporadisch trafen, z.B. die Gruppen um [[Albert Witte]] und [[Otto Engel]] (später „Witte-Kreis" und „Engel-Kreis"), [[Karl Ratz]], [[Hein Wulff]], [[Fiete Wendel]], [[Frieda Hackhe-Döbel|Frieda Döbel]], [[Emil | : "Wiederaufbau und Neuorganisation der lokalen wie regionalen Parteigliederungen, kommunale Probleme und Bedingungen für die politische Arbeit im befreiten Deutschland, selbst personelle Aufgabenverteilungen wurden detailliert diskutiert. Getroffen wurde sich unter strenger Geheimhaltung in wechselnden Wohnungen, Aufzeichnungen wurden zur Sicherheit der beteiligten Personen nicht angefertigt; die Gestapo diktierte den Gruppen den konspirativen Charakter. In Kiel bildeten sich eine ganze Reihe von Zirkeln,die sich teilweise regelmäßig, teilweise sporadisch trafen, z.B. die Gruppen um [[Albert Witte]] und [[Otto Engel]] (später „Witte-Kreis" und „Engel-Kreis"), [[Karl Ratz]], [[Hein Wulff]], [[Fiete Wendel]], [[Frieda Hackhe-Döbel|Frieda Döbel]], [[Emil Hackhe]], [[Walter Rapche]], [[Hans Schröder]]. Konsens war die Reaktivierung der Partei in ihrem traditionellen Aufbau, von Ortsverein hinauf zu Parteivorstand und -ausschuß. [[Karl Ratz]] sollte als Vorsitzender für die [[Kreisverband Kiel|Kieler Parteigliederung]] nominiert werden."<ref>Hans Christian Nissen: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay36.pdf#page=21 1933–1945: Widerstand, Verfolgung, Emigration, Anpassung.]''. In: Beirat für Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein (Hrsg.): ''Demokratische Geschichte'', Band 3 (Bad Malente 1988), S. 493</ref>. | ||
Das erste Treffen in Kiel Dietrichsdorf zum Beispiel fand im [[August]] [[1945]] bei der Genossin [[Ida Münzmay]] statt. Einige Zeit später kam man beim Genossen [[Joseph Christel]] zusammen. Feierlich wurde die Traditionsfahne hervorgeholt und zum ersten Mal wieder aufgehängt. Genosse [[Kurt Herrmann]], einer der fünf Teilnehmer, sagte später darüber: "Es war ein gutes Gefühl, das will ich Dir sagen, wir sind wieder da!" | Das erste Treffen in Kiel Dietrichsdorf zum Beispiel fand im [[August]] [[1945]] bei der Genossin [[Ida Münzmay]] statt. Einige Zeit später kam man beim Genossen [[Joseph Christel]] zusammen. Feierlich wurde die Traditionsfahne hervorgeholt und zum ersten Mal wieder aufgehängt. Genosse [[Kurt Herrmann]], einer der fünf Teilnehmer, sagte später darüber: "Es war ein gutes Gefühl, das will ich Dir sagen, wir sind wieder da!" | ||
Die Stubenzirkel bestanden noch bis September [[1945]], bis sie von regulären Ortsvereinen abgelöst wurden<ref>Hans Christian Nissen: [http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay36.pdf#page=21 1933–1945: Widerstand, Verfolgung, Emigration, Anpassung.] In: | Die Stubenzirkel bestanden noch bis September [[1945]], bis sie von regulären Ortsvereinen abgelöst wurden<ref>Hans Christian Nissen: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay36.pdf#page=21 1933–1945: Widerstand, Verfolgung, Emigration, Anpassung.]''. In: Beirat für Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein (Hrsg.): ''Demokratische Geschichte'', Band 3 (Bad Malente 1988), S. 493</ref>. | ||
== Quellen == | == Quellen == | ||
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Version vom 27. Juni 2015, 21:03 Uhr
In Stubenzirkeln trafen sich ab Anfang 1945 Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten heimlich in wechselnenden Stuben (Wohnzimmern), um über Pläne für die Zeit nach dem Ende des Nationalsozialismus zu diskutieren. In Schleswig-Holstein entstanden sie in Kiel und Lübeck.
- "Wiederaufbau und Neuorganisation der lokalen wie regionalen Parteigliederungen, kommunale Probleme und Bedingungen für die politische Arbeit im befreiten Deutschland, selbst personelle Aufgabenverteilungen wurden detailliert diskutiert. Getroffen wurde sich unter strenger Geheimhaltung in wechselnden Wohnungen, Aufzeichnungen wurden zur Sicherheit der beteiligten Personen nicht angefertigt; die Gestapo diktierte den Gruppen den konspirativen Charakter. In Kiel bildeten sich eine ganze Reihe von Zirkeln,die sich teilweise regelmäßig, teilweise sporadisch trafen, z.B. die Gruppen um Albert Witte und Otto Engel (später „Witte-Kreis" und „Engel-Kreis"), Karl Ratz, Hein Wulff, Fiete Wendel, Frieda Döbel, Emil Hackhe, Walter Rapche, Hans Schröder. Konsens war die Reaktivierung der Partei in ihrem traditionellen Aufbau, von Ortsverein hinauf zu Parteivorstand und -ausschuß. Karl Ratz sollte als Vorsitzender für die Kieler Parteigliederung nominiert werden."[1].
Das erste Treffen in Kiel Dietrichsdorf zum Beispiel fand im August 1945 bei der Genossin Ida Münzmay statt. Einige Zeit später kam man beim Genossen Joseph Christel zusammen. Feierlich wurde die Traditionsfahne hervorgeholt und zum ersten Mal wieder aufgehängt. Genosse Kurt Herrmann, einer der fünf Teilnehmer, sagte später darüber: "Es war ein gutes Gefühl, das will ich Dir sagen, wir sind wieder da!"
Die Stubenzirkel bestanden noch bis September 1945, bis sie von regulären Ortsvereinen abgelöst wurden[2].
Quellen
- ↑ Hans Christian Nissen: 1933–1945: Widerstand, Verfolgung, Emigration, Anpassung.. In: Beirat für Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein (Hrsg.): Demokratische Geschichte, Band 3 (Bad Malente 1988), S. 493
- ↑ Hans Christian Nissen: 1933–1945: Widerstand, Verfolgung, Emigration, Anpassung.. In: Beirat für Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein (Hrsg.): Demokratische Geschichte, Band 3 (Bad Malente 1988), S. 493