Arbeitersport: Unterschied zwischen den Versionen
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Arbeiterturnvereine waren nicht auf Deutschland beschränkt. Auch in anderen europäischen Ländern organisierten sich Arbeiter und Arbeiterinnen in eigenen Vereinen. Bereits [[1913]] kam es in Gent mit der Gründung der Zentrale der internationalen Arbeiterschaft für Turnen und Sportbewegung zu einer länderübergreifenden Zusammenarbeit. Der Kongreß wurde von der Sozialistischen Internationale veranstaltet. Die Arbeit kam während des 1. Weltkriegs zum erliegen. Aber bereits [[1919]] fand in Seraing (Belgien) ein 2. Kongreß zur Rekonstruktion der internationalen Arbeitersportbewegung statt. Ein Jahr später wurde dann in Luzern die "Luzerner Sportinternationale gegründet. Daraus wurde [[1925]] bei einem 3. Kongreß in Paris der "Internationale sozialistischer Verband für Sport und Körperpflege" und [[1928]] bei einer Verbandssitzung in Leipzig 1928 die "Sozialistische Arbeitersport Internationale" SASI. | Arbeiterturnvereine waren nicht auf Deutschland beschränkt. Auch in anderen europäischen Ländern organisierten sich Arbeiter und Arbeiterinnen in eigenen Vereinen. Bereits [[1913]] kam es in Gent mit der Gründung der Zentrale der internationalen Arbeiterschaft für Turnen und Sportbewegung zu einer länderübergreifenden Zusammenarbeit. Der Kongreß wurde von der Sozialistischen Internationale veranstaltet. Die Arbeit kam während des 1. Weltkriegs zum erliegen. Aber bereits [[1919]] fand in Seraing (Belgien) ein 2. Kongreß zur Rekonstruktion der internationalen Arbeitersportbewegung statt. Ein Jahr später wurde dann in Luzern die "Luzerner Sportinternationale gegründet. Daraus wurde [[1925]] bei einem 3. Kongreß in Paris der "Internationale sozialistischer Verband für Sport und Körperpflege" und [[1928]] bei einer Verbandssitzung in Leipzig 1928 die "Sozialistische Arbeitersport Internationale" SASI. | ||
Höhepunkte der Aktivitäten der Arbeitersport-Internationale waren die Arbeiter Olympiaden [[1925]] in Frankfurt am Main, [[1931]] in Wien und [[1937]] in Antwerpen.<ref>Teichler, Hans Joachim, Hauk, Gerhard, Illustrierte Geschichte des Arbeitersports, J.H.W. Dietz Nachf. GmbH Berlin Bonn, 1987, ISBN 3-8012-0127-9</ref> | Höhepunkte der Aktivitäten der Arbeitersport-Internationale waren die Arbeiter Olympiaden [[1925]] in Frankfurt am Main, [[1931]] in Wien und [[1937]] in Antwerpen.<ref>Teichler, Hans Joachim, Hauk, Gerhard, Illustrierte Geschichte des Arbeitersports, J.H.W. Dietz Nachf. GmbH Berlin Bonn, 1987, ISBN 3-8012-0127-9</ref> |
Version vom 9. Februar 2016, 18:50 Uhr
[[Datei:{{#setmainimage:Traditionsfahne Frisch Auf Moisling skw.jpg}}|thumb|right|280px|Vereinsfahne Frisch Auf Moisling mit den Buchstaben "FFST" für "Frisch, Frei, Stark, Treu"]] Arbeitersport ist die Sammelbezeichnung für die sportlichen Aktivitäten der Arbeiterbewegung. Der Arbeitersport war das Gegenstück zu den bürgerlichen Sportvereinen, die sich an "Turnvater" Jahn und seinem nationalistischen Gedankengut orientierten. Diese nahmen Sportler aus dem Arbeiterstand nur ungern auf; deshalb gründeten die Arbeitersportler ihre eigenen Vereine.
- "Viele der bürgerlichen Strukturen, besonders im Sport, wurden übernommen. Bis 1899 verwandten die Arbeiterturner den Turnergruß der Deutschen Turnerschaft „Gut Heil“. Danach entwickelte sich der Gruß „Frei Heil“. Auch das Emblem der Turnerschaft, die '4 F' für 'Frisch, fromm, fröhlich, frei', behielt der Arbeiter-Turnerbund bis 1907 bei. Dann änderten die Verantwortlichen das Abzeichen in 'Frisch, Frei, Stark, Treu' um".[1]
Der Arbeitersport hatte lange unter staatlicher Repression zu leiden, weil die staatlichen Organe in ihnen - besonders zur Zeit der Sozialistengesetze, aber auch noch danach - Tarnorganisationen für politische Betätigung sahen. Die Arbeitervereine durften die öffentlichen Turnhallen und Sportanlagen nicht benutzen und mit dem Reichsvereinsgesetz von 1908 durften keine Jugendlichen unter 18 Jahren mehr teilnehmen.
- "Das preußische Innenministerium formulierte bereits 1895 einen Erlaß, in dem Jugendlichen das Turnen und Sporttreiben in Arbeitersportvereinen verboten wurde. Da dieses Verbot nicht den gewünschten Erfolg hatte, wurde 1908 mit dem Inkrafttreten des Reichsvereinsgesetzes eine neue Hürde aufgebaut. Jetzt bezog sich das Verbot auf alle Arten politischer - insbesondere sozialdemokratischer - Organisationen. Diesen war von nun an verboten, Mitglieder unter 18 Jahren anzuwerben so wie sie an Veranstaltungen u.a. teilnehmen zulassen. Dieses Verbot bezog sich 'nur' auf politische Vereinigungen, doch mit Hilfe eines Kunstgriffes traf man auch alle Arbeitervereine, die sich den unterschiedlichsten Zielen widmeten. Die Behörden erklärten diese Vereine einfach zu politischen Organisationen, verboten die Jugendarbeit und glaubten so, die Vereine von ihrer Jugend abschneiden zu können"[2]
Vom Arbeiter- und Turnerbund ATB zum Arbeiter- Turn- und Sportbund ATSB
Trotz dieser Widrigkeiten wurde im Mai 1893 der bald Reichsweit tätige Arbeiter-Turnerbund, ATB, in Gera gegründet. Schleswig-Holstein war von Anfang an dabei und bildete gemeinsam mit Hamburg einen der ersten fünf Kreise des Arbeiter-Turnerbunds. In mehr und mehr Städten gründeten sich Freie Turnerschaften.1919 wurde der ATB umbenannt in Arbeiter- Turn- und Sportbund, ATSB. 190.000 Mitglieder zählten 1919 die Arbeitersportvereine. Diese Zahl stieg in den nächsten Jahren steil an und erreichte 1922 mit etwa 1,1 Millionen seinen Höchsstand, die mit leichtem Rückgang bis Ender der 1920 iger Jahre gehalten werden konnte. In Leipzig konnte der ATSB 1926 eine beeindruckende Bundesschule mit Geschäftsstelle und Druckerei einweihen. 1922 und 1929 veranstaltete der ATSB in Leipzig und Nürnberg große Bundesfeste.[3]
Von der Luzerner Sportinternationale LSI zur Sozialistischen Arbeitersport- Internationale SASI
Arbeiterturnvereine waren nicht auf Deutschland beschränkt. Auch in anderen europäischen Ländern organisierten sich Arbeiter und Arbeiterinnen in eigenen Vereinen. Bereits 1913 kam es in Gent mit der Gründung der Zentrale der internationalen Arbeiterschaft für Turnen und Sportbewegung zu einer länderübergreifenden Zusammenarbeit. Der Kongreß wurde von der Sozialistischen Internationale veranstaltet. Die Arbeit kam während des 1. Weltkriegs zum erliegen. Aber bereits 1919 fand in Seraing (Belgien) ein 2. Kongreß zur Rekonstruktion der internationalen Arbeitersportbewegung statt. Ein Jahr später wurde dann in Luzern die "Luzerner Sportinternationale gegründet. Daraus wurde 1925 bei einem 3. Kongreß in Paris der "Internationale sozialistischer Verband für Sport und Körperpflege" und 1928 bei einer Verbandssitzung in Leipzig 1928 die "Sozialistische Arbeitersport Internationale" SASI. Höhepunkte der Aktivitäten der Arbeitersport-Internationale waren die Arbeiter Olympiaden 1925 in Frankfurt am Main, 1931 in Wien und 1937 in Antwerpen.[4]
"Um die Jahrhundertwende wurde auf Bundesebene immer wieder eine mögliche Zentralisation von mehreren Arbeiterturnvereinen an bzw. in einem Ort diskutiert. Die Gewerkschaften spielten in dieser Diskussion eine entscheidende Rolle. Hier löste eine gemeinschaftliche Interessenvertretung die vielen kleinen selbständigen Einzelverbände ab, um eine größere politische Wirkungskraft zu bekommen. Diese Entwicklung diente den Arbeiterturnern als Vorbild für die Gründung von Arbeitersportkartellen. Mit der Wahl des Begriffs 'Kartell' für die neue Organisationsstruktur betonten die Arbeitersportler die kollektiven und solidarischen Elemente in ihrer Bewegung."[1]
Im Jahr 1928 veranstalteten das schleswig-holsteinische Kartell der Arbeiter-Turnvereine ein Arbeiter-Sportfest in Büdelsdorf.
Siehe auch
Literatur
- Detlefs, Birte und Löhndorf, Rolf: Festschrift 100 Jahre Freie Turnerschaft Eiche v. 1901 e.V.
- Döhring, Rolf: Die Anfänge der Freien Turnerschaft Neumünster, in: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 173-179
- Erinnerungsschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der Freien Turnerschaft an der Kieler Förde, 1902-1926, herausgegeben vom Vereinsvorstand im November 1926, Buchdruckerei Chr. Haase & Co., Kiel, Bergstr. 11
- Freie Turnerschaft ADLER von 1893 e.V., Festschrift zum 75jährigen Bestehen, Druck: Martin Clausen, Kiel
- Heed, Levke: Arbeitersport in Kiel. In: Demokratische Geschichte 13(2000), S. 147-198
- Körner, Gustav: Radsportgemeinschaft Kiel von 1896 e.V., Chronik der 100 Jahre, Mai 1996, Nr. 248, Jubiläumssonderheft
- Rickers, Karl: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. Der Vorabend des Ersten Weltkrieges in den Leitartikeln der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 83-121
- 75 Jahre Segler-Vereinigung Kiel e.V., Jubiläumsband 1994
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Heed, Levke: Arbeitersport in Kiel. In: Demokratische Geschichte 13(2000), S. 147-198. Für ein Beispiel vgl. Foto rechts. Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „Heed“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Döhring, Rolf: Die Anfänge der Freien Turnerschaft Neumünster, in: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 173-179
- ↑ Krüger, Michael, 150 Jahre SPD - 150 Jahre Arbeiterturn- und Sportbewegung, Bundeszentrale für politische Bildung, 16.12.2013
- ↑ Teichler, Hans Joachim, Hauk, Gerhard, Illustrierte Geschichte des Arbeitersports, J.H.W. Dietz Nachf. GmbH Berlin Bonn, 1987, ISBN 3-8012-0127-9