1928
Aus SPD Geschichtswerkstatt
In der Reichstagswahl vom Mai wird die SPD stärkste Partei und geht eine Große Koalition mit Zentrum, DDP und DVP ein; Hermann Müller wird Reichskanzler. Von der SPD gehören der Regierung außerdem Rudolf Hilferding, Carl Severing und Rudolf Wissell an. Sie ist die letzte Reichsregierung, die sich auf eine parlamentarische Mehrheit stützen kann.
Parteivorsitzende sind Arthur Crispien, Hermann Müller und Otto Wels, Distriktsvorsitzender in Schleswig-Holstein ist Willy Verdieck.
Die Uraufführung der Dreigroschenoper von Bert Brecht und Kurt Weill - mit Ernst Busch noch in einer Nebenrolle - wird zur erfolgreichsten Theaterpremiere der Weimarer Republik.
Januar
Februar
März
- 23. März - Jutta Seeger, später Kommunalpolitikerin in Reinbek, wird geboren.
April
- 1. April - Rudolf Donath tritt in die SPD ein.
- 6. April - Der Bezirksparteitag 1928 findet im Kieler Gewerkschaftshaus statt.
Mai
- 20. Mai - Reichstags- und Landtagswahlen. In der Reichstagswahl erhält die SPD mit 29,8% die weitaus höchste Stimmenzahl und bildet in der Folge eine Große Koalition. Die Kielerin Nanny Kurfürst wird für den Wahlkreis Mecklenburg in den Reichstag gewählt. Die SPD Bredstedt erreicht mit 32% das beste Ergebnis im Ort. Auch in der Landtagswahl in Schleswig-Holstein wird die SPD mit 29,0% stärkste Kraft und stellt wieder die Regierung. Bei der Wahl zum Oldenburgischen Landtag und damit im Landesteil Lübeck wir die SPD wieder stärkste Kraft mit 28,86 % und einem Zugewinn von sechs Sitzen.
Juni
- 1. Juni - In der Süderstraße 46 in Harrislee nimmt die Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld ihren Bildungsbetrieb auf.
Juli
- 1. Juli - In Büdelsdorf wird ein Denkmal für den verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert eingeweiht, das wesentlich auf die Initiative des örtlichen Reichsbanners zurückgeht.
- 13. Juli - Hans Gerhard Ramler kommt in Kiel zur Welt.
- 21.+22. Juli - In Büdelsdorf findet das Provinzial-Arbeiter-Sportfest Schleswig–Holstein statt.
August
- 25.-26. August - Fahnenweihe der SPD Schleswig anlässlich des 50jährigen Bestehens des Ortsvereins. Ebenfalls zum Jubiläum gibt der OV das von Hans Flatterich verfasste Buch 50 Jahre Schleswiger Sozialdemokratie 1878–1928; Festbuch zum Parteijubiläum und zur Fahnenweihe des Ortsvereins Schleswig d. SPD am 25. und 26. August 1928 heraus.
September
- 2. September - Manfred Hansen wird in Schleswig geboren.
- 29. September - Die Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld wird mit einer Festrede von Reichskanzler Hermann Müller offiziell eröffnet.
Oktober
- 29. Oktober - Willy Busch gründet mit 17 Mitstreitern den OV Klausdorf.
November
- 15. November - Als "Kandidat der Jüngeren" wird Ernst Teßloff aus Hamburg zum hauptamtlichen Parteisekretär gewählt.
Dezember
- 2. Dezember - Die großen Gutsbezirke wurden in ca. 90 Gemeinden aufgelöst[1], um die demokratische Selbstverwaltung zu stärken. Die 322 Gutsbezirke waren bisher immer besonders konservativ gewesen. Mit dem Gemeindewahlrecht bekamen die Landarbeiter endlich mehr Rechte, was sich in hervorragenden SPD-Wahlergebnissen bei der Kommunalwahl 1929 niederschlug. Vielerorts gab es SPD-Mehrheiten oder zumindest starke Minderheiten.[2]
- 23. Dezember - Alfred Schulz kommt in Altona (Holstein) zur Welt.
- 25. Dezember - Alma Wartenberg stirbt mit 57 Jahren in Altona (Holstein).
Nicht datiert
- Walter Damm kommt in die Gemeindevertretung von Bramfeld (Holstein).
- Nach einer Wanderschaft, die ihn durch halb Europa führt, lässt sich Otto Engel in Kiel nieder.
- Karl Feldmann kommt in die Stadtvertretung von Neumünster.
- Friedel Felst wird Mitarbeiterin im Büro der Hamburger Arbeiterjugend.
- Emil Hartung löst Sophie Lützen im Vorsitz der Kieler AWO ab.
- August Haut wird Senator in Lübeck.
- Ida Hinz schließt sich dem Arbeiter-Turn- und Sportbund Kiel an.
- Hermann Köster, Hans Müthling sowie Alfred Schlüter aus Tungendorf schließen sich der SPD an.
- Hermann Lüdemann wird zum Oberpräsidenten von Niederschlesien berufen.
- Sophie Lützen zieht mit ihrem Mann Amandus Lützen nach Harrislee und setzt sich dort für die Gründung eines AWO-Ortsausschusses und einer SPD-Frauengruppe ein.
- Friedrich Mandelkow fängt bei der Stadt Kiel als Jugendpfleger an.
- 'Jack' Meitmann übernimmt den Bezirksvorsitz der SPD in Hamburg.
- Franz Osterroth wird Partei- und Jugendsekretär in Magdeburg und Jugendredakteur der Zeitschrift Das Reichsbanner.
- Hilde Paulsen wird im Sozialistischen Schüler- und Studentenbund aktiv.
- Karl Ratz, Gertrud Völcker und Theodor Werner kommen in die Kieler Stadtverordnetenversammlung; ersterer gibt deswegen den Vorsitz der SAJ Schleswig-Holstein ab. Letzterer wird gleichzeitig Mitglied des schleswig-holsteinischen Provinziallandtages.
- Siegfried Reimer, später Wahlstedt, wird geboren.
- Emma Schmidt wird zur 2. Vorsitzenden der Kieler AWO gewählt.
- Wilhelm Schmitt, Stadtverordneter der KPD in Pinneberg, wechselt zur SPD, behält aber sein Mandat. Auch Heinrich Sellmann ist Stadtvertreter, aber noch nicht Mitglied der Pinneberger SPD.
- Wilhelm Schweizer übernimmt den Vorsitz des Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel von Otto Eggerstedt.
- Johannes Stelling wird Vertreter der SPD in der Exekutive der Sozialistischen Arbeiter-Internationale.
- Arthur Zabel kommt in die pommersche Landverordnetenversammlung.
- Die im Vorjahr mit der Kinderrepublik Seekamp begonnene Arbeit wird in wesentlich kleinerem Rahmen mit der Kinderrepublik Estetal fortgesetzt. Herbert Frahm und Rosa Obloch nehmen an ihr teil.
- Die Kinderrepublik Seekamp wird in einem ca. halbstündigen Film sowie mit dem Buch von Andreas Gayk / Niels Brodersen / Richard Grune: Die rote Kinderrepublik. Ein Buch von Arbeiterkindern für Arbeiterkinder (Berlin 1928, 2. Aufl. Kiel 1929) dokumentiert. Mit ihnen werben die Kinderfreunde für ihre Idee, etwa auf einer einwöchigen Tour durch das Ruhrgebiet, an der auch Rosa Obloch teilnimmt.
- Die SPD Kopperpahl schließt das Jahr mit 134 Mitgliedern ab.
- Durch die enge Verzahnung zwischen der SPD Schacht-Audorf und dem Arbeitersport im Ort kann die Gemeinde beim Schulneubau gleichzeitig eine Turnhalle errichten.
- Die SPD Travemünde ist bis zu diesem Jahr die stärkste politische Kraft im Ort. Sie setzt durch, dass Bauland angekauft wird, das unentgeltlich an arme Familien abgegeben werden soll.
- Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in Breslau beschäftigt Max Kukielczynski als hauptamtlichen Sekretär.
Einzelnachweise
- ↑ Lübecker Volksbote vom 7. Oktober 1929
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 94