Karl Rickers

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Karl Rickers
Karl Rickers
Karl Rickers
Geboren: 20. Februar 1905
Gestorben: 28. September 1999

Karl Otto Rickers, * 20. Februar 1905 in Neukirchen (bei Malente), † 28. September 1999 in Kiel, Künstler und Journalist. Zweimal verheiratet, zuletzt mit Susanne Materleitner.

Werdegang

Karl Rickers war der jüngere Sohn des Malergesellen Johannes Rickers und seiner Frau Elisabeth.[1] Sein älterer Bruder war der Maler Hans Rickers.

Karl Rickers machte an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Kiel eine Ausbildung zum Holzbildhauer. Von 1926 bis zu ihrem Verbot 1933 war er Mitarbeiter der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung (VZ).

1933 siedelte er in das anonymere Berlin über, wo er unter Andreas Gayk an der subversiven Wochenzeitung Blick in die Zeit mitarbeitete und Redakteur des begleitenden Blattes Kurze Pause war, bis die Blätter 1935 verboten wurden. Danach war er hauptsächlich als Kartograph tätig, bis er 1941 zur Wehrmacht eingezogen und an die Ostfront geschickt wurde.

Schleswig-Holsteinische Volkszeitung

1946 holten Andreas Gayk und Karl Ratz Karl Rickers zurück an die wieder erscheinende VZ, zunächst als Lokalredakteur. Gegen seine Neigung wurde er von 1954 bis 1968 ihr letzter Chefredakteur. Über seine Zeit bei der VZ hat er in seinen Erinnerungen[2] ausführlich berichtet. Seine Frau Susanne Materleitner nahm in der VZ als Kulturredakteurin ebenfalls eine herausragende Rolle ein.

Stimmen

Der spätere Chefredakteur des Vorwärts, Gerd Gründler, erinnert sich an Karl Rickers:

"'Volontieren wollen Sie?', fragte er den Germanistikstudenten mit den journalistischen Ambitionen, der hinter die Geheimnisse der Lokalberichterstattung zu kommen suchte. 'Hier volontiert nur', befand er, 'wer einen Beruf gelernt oder sein Studium beendet hat.' - 'Der redet wie meine Mutter', dachte ich, ging zu den Juristen, zum Repetitor vor allem, machte mit Ach und Krach mein Staatsexamen und saß eines Tages tatsächlich am Redaktionstisch und sortierte dpa und upi. Daß ich vorher in die SPD einzutreten hätte, das hat der Chefredakteur der alten Kieler Volks-Zeitung von seinem neuen Volontär nicht verlangt. Nicht zuletzt deshalb, weil er es nicht verlangt hatte, bin ich später eingetreten.
Karl Rickers und sein Bruder Hans im Herbst 1969, verm. im Innenhof Theater des Westens am Wilhelmplatz, heute Niederdt. Bühne Kiel.
Karl Rickers war viel liberaler als die meisten, die sich liberal nennen. Ich kam bald dahinter, weil er den Sprachregelungen aus der Bonner 'Baracke' nur mäßigen Glauben schenkte. Die wurden in den fünfziger Jahren vom Parteisprecher Fritz Heine und seinen Zuarbeitern an die damals ja noch nicht durchweg todkranken SPD-Blätter auf deren Kosten per Telex zwangsverteilt. Wahlniederlagen der Sozialdemokraten in relative Erfolge umzudeuten, mit dieser Praxis seines Vorgängers Fritz Przytulla hatte Rickers umgehend gebrochen. In seine eigenen Leitartikel hat er niemals die Formeln der Funktionärssprache übernommen. Die eigene Sprache zu behaupten, das war für ihn das Grundgebot journalistischer Unabhängigkeit. Auf dieses Gebot versuchte er seine Redaktion zu verpflichten und insofern war für ihn und alle, die ihm darin folgten, der 'Parteijournalismus' eine durchaus respektable Sache.
Feierstunde zum 80. Geburtstag Karl Rickers im Stadtmuseum Warleberger Hof
Später, als ich begleitet von seiner berechtigten Skepsis, die Chefredaktion des Vorwärts übernahm, war es für mich selbstverständlich, daß auch bei einer Parteizeitung der Akzent nur auf Zeitung liegen konnte. Das hatte ich von ihm gelernt. Aber leider, das bißchen, was man lernt, garantiert ja nicht den Erfolg. Mit dem Vorwärts wie schon zuvor mit der Kieler Volks-Zeitung und anderen SPD-Blättern ist es schief gegangen, weil man selbst wohl nicht genug und weil einige SPD-Pressefunktionäre in puncto Liberalität und Leserinteresse gar nichts gelernt hatten. Auch 'Kalli' Rickers hat zwar den Gesinnungsjournalismus stets hochgehalten, aber zugleich darauf bestanden, daß auch Gesinnung und politische Urteile, die sich auf Gesinnung berufen, vernünftig, argumentativ begründet werden.
In den fünfziger Jahren neigte ich - wie die 'Ohne-mich-Generation' überhaupt - zu einem starken gefühlsmäßigen Nein zur Wiederbewaffnung. Rickers aber warnte vor einer emotionalen Gegnerschaft zu einem westdeutschen Wehrbeitrag. Unter dem Einfluß von Gedanken der Bürgermeister Max Brauer (Hamburg) und Andreas Gayk (Kiel) sagte er immer wieder, es käme doch sehr auf die Umstände einer Wiederbewaffnung an. Eine von ihm geleitete Zeitung schreibe gegen Adenauers Pläne nur deshalb, weil die Wege zu einer Wiederherstellung der deutschen Einheit nicht weiter verbaut werden dürften, aber keineswegs aus einer grundsätzlichen Gegnerschaft zum Militär. Sollte es trotz aller Vorbehalte zur Wiederbewaffnung kommen, dürfe die Sozialdemokratie doch nicht noch einmal - wie in der Weimarer Republik - in einen Dauergegensatz zur bewaffneten Macht geraten, sie müsse vielmehr darauf hinwirken, dass die neuen Streitkräfte von allen Volksschichten getragen und dem Primat der Politik unterworfen würden.
In solchen Diskussionen schärfte er unseren Sinn für eine möglichst unideologische Betrachtung. Zugleich entwickelte dieser Lehrmeister bei seinen jungen Redakteuren ein paar Sicherungen gegen die dem Journalismus eigene Versuchung der Überheblichkeit. Ob ich denn, so die überraschende Frage des Chefredakteurs, meinen im Kommentar erhobenen Vorwurf, der Plan von X oder der Vorschlag von Y seien nicht gerade neu, schon gar nicht originell, für einen ernsthaften Einwand hielte? Ich habe ihn entgeistert angeschaut. Er aber blieb dabei: Was denn, bitte, sei wirklich neu oder originell in der Politik? Die große politische Leistung [bestehe] zumeist nicht im Produzieren neuer Ideen, sondern in der beharrlichen Verfolgung und Durchsetzung dessen, was schon lange als vernünftig und notwendig, aber leider als nicht oder kaum durchsetzbar galt. Unbequeme Belehrung, damals nur widerwillig geschluckt, erst viel später als goldene Regel verinnerlicht."[3]

Ehrungen

Der Preis wurde Rosa Wallbaum von Cathy Kietzer und Rolf Fischer überreicht.
  • Karl Rickers erhielt 1985 den jährlich verliehenen Kulturpreis der Landeshauptstadt Kiel.
  • In den Jahren 2000 und 2001 verlieh der Kreisverband Kiel den Karl-Rickers-Preis. Er wurde im Auftrag des Kreisvorstandes von Günther Martens, Karl Rickers' ehemaligem Kollegen bei der VZ, und Rolf Fischer entwickelt, um an den engagierten Autor, Intellektuellen und Sozialdemokraten zu erinnern. Gleichzeitig sollten Beispiele von Zivilcourage und Förderung der Demokratie gewürdigt werden. Der Preis bestand in einer Plexiglas-Skulptur der bekannten Künstlerin Angelika Bartel-Muhlack.[4] Erste Preisträgerin war Rosa Wallbaum für ihren lebenslangen Einsatz für Kommunal- und Bildungspolitik; der Preis wurde ihr im September 2000 im Rahmen einer Feier im Warleberger Hof verliehen. Zweite Preisträgerin war die Theaterpädagogin Idun Hübner für ihr Zirkusprojekt mit Straßenkindern in Südafrika.

Zitate

  • "Was denn, bitte, ist wirklich neu oder originell in der Politik? Die große politische Leistung liegt zumeist nicht im Produzieren neuer Ideen, sondern in der beharrlichen Verfolgung und Durchsetzung dessen, was schon lange als vernünftig und notwendig, aber leider als nicht oder kaum durchsetzbar galt."

Veröffentlichungen

Links

Einzelnachweise

  1. Vgl. Wikipedia: Hans Rickers
  2. Karl Rickers: Erinnerungen eines Kieler Journalisten 1920 – 1970 (Neumünster 1992). ISBN 3-529-02723-5
  3. Gerhard E. Gründler über Karl Rickers, Version vom 9.4.2009
  4. Informationen zur Entstehung des Preises per eMail von Rolf Fischer am 27.2.2013