Carl Ullrich

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Carl Ullrich
Geboren: 22. April 1889
Gestorben: 31. Oktober 1944

Carl Ullrich, * 22. April 1889 in Hamburg, † 31. Oktober 1944 im KZ Neuengamme; Maurer. Mitglied der SPD.

Leben & Beruf

Carl Ullrich kam aus einer Handwerkerfamilie; sein Vater war Zimmermann. Er machte eine Maurerlehre und arbeitete sich nach der Teilnahme am 1. Weltkrieg zum Polier hoch. Er war Mitglied der Gewerkschaft, vermutlich des Maurerverbandes, und wurde in den 1920er Jahren Vorsitzender des regionalen Gewerkschaftskartells.[1]

Er baute sich in Eigenarbeit ein Haus, verlor jedoch Ende der 1920er Jahre seinen Arbeitsplatz.

"Auslöser ist eine arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung, in der sich Ullrich für andere erfolgreich gegen seinen eigenen Arbeitgeber einsetzt. Trotz seiner beruflichen Qualifikation findet er keine Arbeit in Eutin und muss täglich nach Kiel pendeln."[1]

Partei & Politik

Carl Ullrich gehörte der SPD an und trat 1924 auch in das Reichsbanner ein. Ab 1930 vertrat er mit vier weiteren Genossen die SPD in der Eutiner Stadtvertretung.[1] Eutin war früh eine Nazi-Hochburg.[2] Mehrfach geriet Carl Ullrich in körperliche Auseinandersetzungen mit der örtlichen SA und wurde wiederholt krankenhausreif geschlagen.[3]

Nach der Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde er zwar überwacht, behielt aber seinen Arbeitsplatz in Kiel. Aber nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde er wie viele andere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Rahmen der Aktion Gewitter verhaftet und ins Konzentrationslager Neuengamme deportiert.[3]

Stolperstein für Carl Ullrich in Eutin
Stolperstein für Carl Ullrich in Eutin

Dort starb er unvermutet am 31. Oktober 1944, angeblich an einer Lungenentzündung. Mithäftlinge konnten sich jedoch an keine schwere Erkrankung erinnern, wie der Historiker Lawrence D. Stokes herausfand. Zu jener Zeit ermordete ein SS-Mann aus Eutin ca. 300 Häftlinge des KZ Neuengamme, die er als nicht mehr arbeitsfähig einstufte, durch Spritzen von Benzin.[4] Carl Ullrich könnte eines seiner Opfer gewesen sein.[5] Zu beweisen ist dies nicht mehr.

In der Liste sozialdemokratischer Todesopfer, die Franz Osterroth zusammengestellt hat, findet sich der Name "Karl Ulrich, Eutin", bei dem es sich wohl um Carl Ullrich handelt.

Ehrungen

  • Am Geburtshaus von Carl Ullrich in der Klaus-Groth-Straße 3 wurde am 8. Mai 1985 eine Gedenktafel angebracht. Sie trug die Inschrift: "In Gedenken an Carl Ullrich. Sein Opfer steht für viele von uns! SPD-Ostholstein, 8. Mai 1985". Die Tafel wurde kurz nach der Enthüllung gestohlen.[6]
  • Am 15. April 1986 wurde zum zweiten Mal eine Gedenktafel mit gleicher Inschrift angebracht.[6]
  • Am 20. Mai 2019 setzte der Künstler Gunther Demnig einen Stolperstein für Carl Ullrich in der Klaus-Groth-Straße 9 in Eutin.[7]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Jepp, Regine, Büro für Eutiner Stadtgeschichte, zit. von Regina Poersch in Den Opfern ihren Namen zurückgeben, 26.1.2021, abgerufen 1.2.2021
  2. Stokes, Lawrence D.: The Social Composition of the Nazi Party in Eutin. in: International Review of Social History, Vol. 23, No. 1 (1978), pp. 1-32
  3. 3,0 3,1 Benthien, Ulrich: Künstler setzt drei Stolpersteine in Eutin, Lübecker Nachrichten, 21.5.2019
  4. Garbe, Detlef: Konzentrationslager Neuengamme. Geschichte - Nachgeschichte - Erinnerungen, Band 2 (Hamburg 2014), S. 85
  5. Stokes, Lawrence D.: „Meine kleine Stadt steht für tausend andere …“. Studien zur Geschichte von Eutin in Holstein, 1918–1945 (Eutin 2004) ISBN 3-923457-72-3, S. ?
  6. 6,0 6,1 Puvogel, Ulrike / Stankowski, Martin: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Band I (Bonn 1996), Seite 729.
  7. Benthien, Ulrike: Künstler setzt drei Stolpersteine in Eutin], Lübecker Nachrichten, 21.5.2019