Hans Flatterich

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Hans Flatterich
Geboren: 24. Oktober 1882
Gestorben: 4. März 1964

Hans Flatterich, * 24. Oktober 1882 in Winnert, † 4. März 1964 in Schleswig; Journalist bei der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung, Kommunalpolitiker. Mitglied der SPD, später Wechsel zum SSW.[1]

Leben & Beruf

Hans Flatterich war der Sohn von Johann Flatterich und dessen Ehefrau Anna. Er lernte in Husum Schriftsetzer und kam dabei mit der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften in Kontakt. Er ging auf Wanderschaft und arbeitete in verschiedenen Orten in Druckereien. In Bielefeld verweilte er etwas länger, bevor er wieder weiterzog. Als 1914 der Erste Weltkrieg begann, war Hans Flatterich 22 Jahre alt, verheiratet und Vater von mindestens dem 1912 geborenen Sohn Walter. Hans Flatterich wurde Soldat und zweimal verwundet.[1]

Nach der Rückkehr in den Zivilberuf bildete er sich fort und wechselte von der Setzerei in die Redaktion. Für die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung (VZ) berichtete er zunächst aus Husum; ab 1922 war er in der Schleswiger Lokalredaktion der VZ tätig, die ihren Sitz im Stadtteil Lollfuß hatte.

"Seinen Kampf für eine gerechtere Gesellschaft führte er namentlich auf publizistischem Felde. Mit spitzer Feder lieferte er sich manches Gefecht mit den bürgerlich-nationalen Schleswiger Nachrichten, die den Fehdehandschuh gern aufnahmen und ihrerseits zurückstänkerten. In die Lokalgeschichte eingegangen ist eine SN[2]-Attacke in Gedichtform aus dem Jahre 1924, überschrieben mit "Der rote Lollfuß-Redakteur". Darin heißt es einleitend: 'Er flattert hin, er flattert her,/der rote Lollfuß-Redakteur /Und seufzt und ächzt:/Herjemineh, dreimalverfluchte S.P.D.! /Du raubst mir Ruh und raubst mir Rast,/Bekleckerst mich mit Qualen,/Hervorgerufen durch die Hast/der nahen Reichstagswahlen'. Hermann Clausen, langjähriger Mitstreiter Flatterichs und erster Schleswiger Nachkriegsbürgermeister, ging in seinem Lebensbericht auch auf diese Auseinandersetzung ein und notierte: 'Diese beiden Zeitungen bekämpften sich auf das Schärfste. Der Ton, der manchmal persönlich wurde, war nicht schön.'"[1]

Noch vor dem Verbot der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung durch die Nationalsozialisten 1933 hatte Hans Flatterich seinen Redaktionsdienst quittiert, danach wurde er auch aus seinen politischen Ämtern vertrieben.

Seinen Lebensunterhalt bestritt er während der NS-Herrschaft mit den Einkünften aus seiner "Pension Flatterich", die er im Lollfuß betrieb.

Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er im Zusammenhang mit der als Aktion Gewitter bezeichneten Verhaftungswelle im August 1944 mit weiteren fünf Schleswigern, zu denen auch Hermann Clausen gehörte, festgenommen und in das KZ Neuengamme eingeliefert; er trug die Häftlingsnummer 43295. Später veröffentlichte er seine Erinnerungen an seine Leidenszeit mit der Schrift Die Hölle von Neuengamme:

"Diese ganze Umwelt und alles [...], was man sonst in diesem Lager sah und seelisch miterlebte, wurde für viele von uns zu einer ungeheuren Qual. Es war nicht verwunderlich, wenn sich mancher von uns oft tagelang mit dem Gedanken trug, durch Berührung mit der Stacheldrahtumzäunung dieser ganzen Qual und diesem erbärmlichen Dasein ein schnelles Ende zu machen. Manchen unserer Kameraden haben wir geradezu bewachen müssen, um ihn davor zu bewahren. Immer wieder galt es, Verzweifelnde aufzurichten, Hoffnungslosen Hoffnung zu machen und Kranken beizustehen. Man mußte, wenn man in dieser Hölle nicht untergehen wollte, alles von sich abschütteln, nicht nach rechts und links, sondern stur geradeaus blicken und immer wieder nur den einen Vorsatz fassen, am Leben zu bleiben. Wer hier seelisch erlag, war bei dem geschwächten Körper und dem dadurch bedingten Mangel an Widerstandskraft sehr schnell ein erledigter Mann und reif für den Schornstein."

Nach dem Krieg nahm er seine journalistische Tätigkeit wieder auf und berichtete nun für Flensborg Avis über lokale Themen.

Partei & Politik

Hans Flatterich gehörte dem Ortsverein Schleswig an und engagierte sich in der Kommunalpolitik; im Kreisausschuss und im Theater-Zweckverband. Um das Arbeitermilieu an das Theater heranzuführen, gründete er 1923 zusammen mit den Brüdern Franz und Ferdinand Grell die Schleswiger Volksbühne, eine Art Besucherverband, dessen Vorsitz er bis 1926 ausübte; die Volksbühne wurde 1933 verboten und der Bühnenvolksbund in der "Deutschen Bühne" gleichgeschaltet.[1]

1923 war er maßgeblich am Zustandekommen des Grenzabkommens zwischen der deutschen und der dänischen Sozialdemokratie (Wels-Stauning-Abkommen) beteiligt, mit dem beide Seiten die Grenze von 1920 als endgültig anerkannten.

1928 gab er im Auftrag seiner Partei die Festschrift 50 Jahre Schleswiger Sozialdemokratie heraus, die er mit folgenden feurigen Worten abschloss:

"Ueber unsere künftige Arbeit und unseren künftigen Kämpfen aber weht weiterhin leuchtend unsere neue Fahne, das rote Banner des Sozialismus, der eines Tages sich auf der ganzen Linie durchsetzen und der gequälten Menschheit Erlösung bringen wird."

Nach Ende der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich aktiv am politischen Neuaufbau, verließ die SPD jedoch aufgrund eines Richtungsstreits innerhalb der Partei und schloss sich dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW) an.

Als Stadtrat leitete er den Wohnungsausschuss.

Werke

  • 50 Jahre Schleswiger Sozialdemokratie 1878–1928; Festbuch zum Parteijubiläum und zur Fahnenweihe des Ortsvereins Schleswig d. SPD am 25. und 26. August 1928 (Schleswig 1928)
  • Die Hölle von Neuengamme (nicht datiert, Archiv der KZ‑Gedenkstätte Neuengamme, HB 271)

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Philipsen, Bernd: Ein Sozialdemokrat mit spitzer Feder, Schleswiger Nachrichten, 27.9.2011
  2. SN = Schleswiger Nachrichten