Ortsverein Heide
Der Ortsverein Heide ist der größte Ortsverein im Kreisverband Dithmarschen. Er wurde 1869 gegründet.
Gründung
Die vielen Heider Handwerker, insbesondere das lederverarbeitende Gewerbe, waren schon früh an der Arbeiterbewegung in Deutschland beteiligt, auch als die Stadt offiziell noch dänisch war. Bereits am 18. April 1861 gründete sich der Arbeiterbildungsverein Heide, der es sich zur Aufgabe machte, die Bildung einer freien politischen Meinung zu fördern. Es gab eine kleine Bibliothek, und in Lesekreisen wurden nach Feierabend überregionale Zeitungen vorgelesen. Im selben Jahr gründeten sich der Arbeitergesangsverein Harmonia und der Arbeiterturnverein "frei heil", der sich deutlich von den nationalistisch gesinnten Turnern des Turnvaters Jahn abhob. Diese recht unpolitisch klingenden Vereine waren die Wiege der Heider Sozialdemokratie, denn vom dänischen König wurde jegliche offizielle politische Aktivität verboten.
Deutliche Bewegungen zum Deutschen Reich und die spätere preußische Herrschaft in Schleswig-Holstein waren hilfreich bei der Entwicklung der Arbeitervereine. So wurde im Mai 1869 vom Lohgerbermeister Brüning die Ortsgruppe Heide des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins (ADAV) gegründet, aus dem später die SPD hervorging.
Weimarer Republik
In der Weimarer Republik war die NSDAP in Dithmarschen besonders erfolgreich - bei der Provinziallandtagswahl 1929 wurde sie in Norder- und Süderdithmarschen jeweils stärkste Partei.[1] Es begannen harte Zeiten für die Sozialdemokraten. Letzter SPD-Vorsitzender vor dem Verbot 1933 war Peter Kuskopf.[2]
NS-Herrschaft
Nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 führten die Nazis umfangreiche Verhaftungen durch, auch in Heide. Hier traf es unter anderen die SPD-Mitglieder Auguste Ebeling, Thord Jibsen und Emil Schmekel. Emil Schmekel starb kurz darauf im KZ Bergen-Belsen - offiziell an "Lungentuberkulose".
Nach der NS-Herrschaft
Die SPD gehörte zu den ersten Parteien, die nach der NS-Diktatur in Heide wieder politisch aktiv wurden. Vorsitzender war zunächst wieder Peter Kuskopf, ab etwa 1948 dann Arnold Wulf.[2]
Auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) wurde reaktiviert. Dort engagierte sich Auguste Ebeling, die die Gefangenschaft bei den Nazis überlebt hatte.[3]
In seinen Berichten an die britische Militärregierung schreibt der "Resident Officer" des Kreises Norderdithmarschen, Sir Ronald Sinclair, dass die SPD in Heide sich 1950 sogar an den Bundespräsidenten gewandt habe, als im Kreis rechtsradikale Aktivitäten wieder massiver wurden:
- "'Wie überall im Land, hat auch hier im Kreis der Fall Hedler für Aufregung gesorgt. Er hatte einige recht erfolgreiche Veranstaltungen hier, vor seiner Verurteilung', berichtet Sir Ronald über den rechtsradikalen DP-Mann Wolfgang Hedler, der mit seinen Angriffen auf Gegner des Nationalsozialismus und mit antisemitischen Parolen für Schlagzeilen sorgt und nach einem Prozeß deswegen aus der Partei ausgeschlossen wird [...]. Mit einem Telegramm an den Bundespräsidenten drückt die Heider SPD-Ortsgruppe ihre Befürchtungen um die Zukunft der Nation aus. Und einzelne SPD-Vertreter wiederholen ihre Befürchtung, daß sich das Jahr 1933 wiederholen könnte."[4]
Gleichzeitig machten sich die Kommunisten an die Heider Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten heran:
- "Eine Aktion der Heider KP jedoch zeigt ein klares Ziel: Es geht darum, die linken Sozialdemokraten anzusprechen. Sir Ronald berichtet: 'Am 13. Dezember 1950 gab es ein Treffen der 'Sozialdemokratischen Aktion' in der 'Traube'. Handzettel mit Einladungen waren auf der Straße verteilt worden, und ungefähr 50 Leute waren gekommen. Anscheinend war der Heider SPD-Vorstand eingeladen worden, aber niemand war erschienen.
- Ein Friedrich Klug, der behauptete, ein SPD-Kreistagsmitglied aus Offenbach zu sein, war der Hauptredner, und er und andere Sprecher nutzten die Abwesenheit des Vorstandes für Angriffe auf die SPD-Führung und deren Verrat an den Zielen von Marx und Bebel. Der Sprecher betonte, er sei kein Kommunist, sondern wolle Sozialdemokrat bleiben mit dem Ziel, die Sozialdemokratie von ihren Verstrickungen mit dem Kapitalismus und der Reaktion zu befreien. Dann folgte die übliche SED- und KPD-Propaganda mit der Verherrlichung der Zustände in der Sowjetunion und in Ostdeutschland, für Klassenkampf und Diktatur des Proletariats.
- Drei von der SPD deswegen Ausgeschlossene berichteten von ihrem Besuch in Ostdeutschland, und es stellte sich heraus, daß im Oktober 16 Leute aus Heide an Kursen in Ostdeutschland teilgenommen hatten. Während der Diskussion wurde klar, daß etwa 15 Anwesende die Meinung der Veranstalter nicht teilten. Die SDA will künftig jeden Freitagabend um 20 Uhr Diskussionsabende abhalten.'"[5]
Links
- Homepage:spd-heide.de
Quellen
- ↑ Omland, Frank: Der Provinziallandtag in Schleswig-Holstein 1919-1933 Entstehung, Aufgaben, Funktion, Sonderveröffentlichung des AKENS e.V., 2010
- ↑ 2,0 2,1 Rehn, Marie-Elisabeth: "Enclosed please find monthly report..." : Die Lageberichte Sir Ronald Sinclairs aus Heide von 1948 bis 1951, Teil 1 Dithmarschen 1991, 2, S. 14-20
- ↑ Rehn, Marie-Elisabeth: "Enclosed please find monthly report..." : Die Lageberichte Sir Ronald Sinclairs aus Heide von 1948 bis 1951, Teil 2 Dithmarschen 1991, 2, S. 46
- ↑ Zitiert nach: Rehn, Marie-Elisabeth: "Enclosed please find monthly report..." : Die Lageberichte Sir Ronald Sinclairs aus Heide von 1948 bis 1951, Teil 3 Dithmarschen 1991, 2, S. 46
- ↑ Rehn, Marie-Elisabeth: "Enclosed please find monthly report..." : Die Lageberichte Sir Ronald Sinclairs aus Heide von 1948 bis 1951, Teil 3 Dithmarschen 1991, 2, S. 46
Ortsverein Heide |
Gegründet: 1869 |
Wiedergegründet: 1945 |
Vorsitzende/r: Norbert Drengk |
Homepage: http://www.spd-heide.de/ |
Personen
- Ortsvereinsvorsitzende: Norbert Drengk (seit 2012) | Monika Jürgens (????-????) | Peter Hannemann (1994-1998) | Peter Moorfeld (1992-1994) | Siegfried Strinkau (1984-1992) | Sönke Diedrich (1982-1984) |Stadtrat Reimers (196?-197?) | Arnold Wulf (ca. 1948-19??) | Peter Kuskopf (1945-19??) | Peter Kuskopf (19??-1933)
- BürgermeisterInnen: Oliver Schmidt-Gutzat (ab 1.12.2018) |