Hamburger Echo

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Version vom 4. Oktober 2020, 21:29 Uhr von Kaffeeringe (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „==Quellen==“ durch „== Einzelnachweise ==“)
Hamburger Echo von 28. Februar 1933

Das Hamburger Echo war eine sozialdemokratische Tageszeitung, die – mit Unterbrechungen und unter wechselndem Titel – von 1875 bis 1966 erschien und auch im Hamburger Umland viel gelesen wurde.

Geschichte

Die Zeitung wurde 1875 als Hamburg-Altonaer Volksblatt unter der Leitung von Wilhelm Hasenclever und Carl Hillmann gegründet und erschien anfangs im Verlag J. H. W. Dietz,[1] später im parteieigenen Verlag Auerdruck. In der Zeit des Sozialistengesetzes führte sie die unverfänglichen Titel Gerichtszeitung (18781881)[2], dann Bürgerzeitung (18811887).[3] Ab Oktober 1887 hieß sie schließlich Hamburger Echo. Mit einer Auflage von mehr als 76.000 Exemplaren galt das Echo vor dem Ersten Weltkrieg als zweitgrößte sozialdemokratische Tageszeitung in Deutschland.[4]

NS-Herrschaft

Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten war das Echo verboten. Zunächst bot jedoch der Hamburger NS-Gauleiter Kaufmann an, die Zeitung unter nationalsozialistischer Führung wieder erscheinen zu lassen. Dafür sollte der Reichstagsabgeordnete und Echo-Redakteur Gustav Dahrendorf gewonnen werden. Dieser ließ Kaufmann wissen, dass ein solches Angebot in einem größeren Kreis diskutiert werden müsse, und erhielt dazu die Genehmigung.

Am 16. Juni 1933 nutzte die Hamburger SPD-Führung in dem als "Echo-Versammlung" bekannt gewordenen Treffen im Redaktionsgebäude an der Fehlingstraße die Gelegenheit, zum letzten Mal in einem größeren Kreis die politische Lage zu diskutieren. Neben den beiden Hamburger SPD-Reichstagsabgeordneten Hans Staudinger und Gustav Dahrendorf nahmen die Bürgerschaftsmitglieder Heinrich Eisenbarth, Hans Podeyn, Walter Schmedemann, Adolph Schönfelder und Grete Zabe teil. Darüber hinaus waren etwa 15 Distriktsvorsitzende oder deren Stellvertreter sowie einige Parteiangestellte und Echo-Mitarbeiter anwesend. Der Landesvorsitzende Karl Meitmann stellte ein vierseitiges Papier zur Diskussion.

Um 22.30 Uhr drangen Polizei und SA in das Redaktionsgebäude ein und verhafteten 30 der Anwesenden, die ins Stadthaus (Polizeipräsidium) gebracht und dort schikaniert und misshandelt wurden. Die meisten Verhafteten wurden in der zweiten Juli-Hälfte wieder entlassen.[5] Karl Meitmann kam erst Ende Oktober frei, unter der Auflage, Hamburg binnen 24 Stunden zu verlassen.

Neubeginn

Das Hamburger Echo erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine erneute Blüte; zu den Mitarbeitern gehörte der in Hamburg lebende Herbert Wehner[6]. Kurz nach der Währungsreform 1948 erreichte das Blatt seine höchste Auflage von 244.000 Exemplaren.[7] Wenig später brach der Verkauf allerdings ein, nicht zuletzt durch die Konkurrenz des 1948 von Axel Springer gegründeten Hamburger Abendblattes und anderer mittlerweile erscheinender Zeitungen.

Da die Auflage bis Anfang der 1960er Jahre kontinuierlich weiter sank und schließlich auf 25.000 zurückgegangen war, sollte die Zeitung zum Jahresende 1963 eingestellt werden.[8] Nach Protesten aus der Hamburger Öffentlichkeit wurde das Ende jedoch hinausgezögert und zum 1. Oktober 1964 ein Nachfolgeprojekt als nunmehr parteiunabhängige Tageszeitung gestartet. Die Zeitung wurde (wie das Hamburger Abendblatt) im Zustell-Abonnement und im freien Verkauf sechsmal pro Woche ab mittags angeboten, zunächst unter dem Namen Hamburger Abendecho, ab 31. Juli 1966 verkürzt zu Abendecho. Mit inhaltlich eher linksliberaler Tendenz – ähnlich der Hamburger Morgenpost aus gleichem Hause, deren Chefredakteur Heinrich Braune einigen allerdings als "erbittertster Feind" des Echo galt[9] – konnte es sich jedoch langfristig nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen und stellte mit der Silvesterausgabe vom 30. Dezember 1966 ihr Erscheinen endgültig ein.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hasenclever, Wilhelm: Hamburg-Altonaer Volksblatt. abgerufen am 8. Juni 2019
  2. Gerichtszeitung: Tageblatt für Hamburg, Altona und Umgebung abgerufen 8. Juni 2019
  3. Bürgerzeitung. abgerufen 8. Juni 2019
  4. Haake, Kirsten: Helma Steinbach 1847–1918 - Eine Vorkämpferin für Gewerkschaft, Genossenschaft und Partei (Norderstedt 2018), ISBN 978-3-7528-2318-9, S. 38.
  5. Holger Martens: Auf dem Weg in den Widerstand: Die "Echo"-Versammlung der Hamburger SPD 1933, Seite 25 (online). 1. Aufl. 2010.
  6. K.H.: Das "Echo" soll nicht sterben., DIE ZEIT, 15.11.1963.
  7. Tormin, Walter: Die Geschichte der SPD in Hamburg 1945 bis 1950 (Hamburg 1994) S. 220 ff.
  8. K.H.: Das "Echo" soll nicht sterben., DIE ZEIT, 15.11.1963.
  9. K.H.: Das "Echo" soll nicht sterben., DIE ZEIT, 15.11.1963.