Gewerkschaftshaus Kiel

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Das Gewerkschaftshaus in Kiel wurde in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts an der Fährstraße errichtet und am 26. Juli 1907 vom Gewerkschaftsführer und langjährigen SPD-Reichstagsabgeordneten für den Wahlkreis Kiel, Carl Legien, eröffnet. Es war sowohl großzügig als auch zweckmäßig ausgestattet und "galt als eines der schönsten seiner Art in ganz Deutschland"[1]. Finanziert hatten den Bau zum großen Teil die Gewerkschafter selbst: "Ein Teil der Baukosten war durch den Ankauf von Anteilsscheinen zum Preis von 5,- Reichsmark das Stück bestritten worden - ein Werftarbeiter verdiente damals zwischen 28 und 40 Pfennige pro Stunde."[2]

Die VZ machte den Zweck des Hauses deutlich: „Das Kieler Gewerkschaftshaus soll für die Kieler Arbeiterschaft der Ort sein, an dem sie nach des Tages Arbeit Erholung und Unterhaltung, Aufklärung und Bildung finden. Aber es soll auch eine Waffenschmiede sein. Hier in diesen Räumen sollen die Waffen geschmiedet und geschärft werden, die das Kieler Proletariat für seine Kämpfe bedarf und die es nie, nie einrosten lassen wird." [3]

1923, drei Jahre nach Carl Legiens Tod, wurde die Fährstraße umbenannt in Legienstraße.

Nationalsozialismus

Das Gewerkschaftshaus war bis 1933 auch Sitz der Geschäftsstelle der Kieler SPD. [4] Als es am 13. März 1933 von Nationalsozialisten besetzt wurde, fielen ihnen daher die Mitgliederkarteien nicht nur der Gewerkschaften, sondern auch der Partei in die Hände. Dies hatte zahlreiche Verhaftungen zur Folge. Während der Nazizeit wurde das Haus von der "Deutschen Arbeitsfront" genutzt, von den Arbeitern aber, wo es möglich war, gemieden.[5]

Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg

Am 2. Mai 1945 besetzte ein Komitee aus ehemaligen Gewerkschaftsfunktionären Sozialdemokraten und Gewerkschafter das Gewerkschaftshaus, noch bevor britische Truppen Kiel erreicht hatten und der Krieg in Schleswig-Holstein beendet war.[6] Sie hatten sich seit dem 1./2. Mai in verschiedenen Betrieben organisiert. Die Britische Militärregierung lehnte jedoch Verhandlungen mit dem Komitee ab[7], beschlagnahmte das Gewerkschaftshaus und verbot die Gewerkschaftsaktivitäten - politische Betätigung war zu dieser Zeit noch untersagt.[8] Erst am 1. Mai 1947 konnten die Kieler Gewerkschaften ihr Haus wieder übernehmen: "Während der Rede des Oberbürgermeisters Andreas Gayk schlugen Maurer die Naziinschrift "Haus der Arbeit" und die Hakenkreuze ab und der alte Name "Gewerkschaftshaus" wurde wieder angebracht.[9]

Im Gewerkschaftshaus haben heute der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und zahlreiche seiner Einzelgewerkschaften ihren Sitz. Auch für die Kieler SPD bildet es bis heute einen selbstverständlichen Treffpunkt, in dem Kreisvorstand, Kreisausschuss und Arbeitskreise tagen und öffentliche Veranstaltungen wie die bundesweite Auftaktfeier zum 150jährigen Parteijubiläum 2013 stattfinden.

Zum hundertjährigen Bestehen wurde das Haus aufwendig renoviert; seitdem gibt es nicht nur den Garbesaal und den Andreas-Gayk-Saal, sondern auch im Erdgeschoss das Emma-Sorgenfrei-Forum, benannt nach einer Genossin und Gewerkschafterin aus ärmsten Verhältnissen, die sich zeit ihres Lebens energisch für Bildungsarbeit und gewerkschaftliche Organisation einsetzte.

Gastronomie

Die Gaststätte im Gewerkschaftshaus heißt "Legienhof" nach Carl Legien bzw. nach der Legienstraße. Oft wird auch das ganze Haus als "Legienhof" bezeichnet.

Quellen