Hermann Andritzki
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Hermann Andritzki |
Hermann Andritzki, * 26. März 1892 in Kiel, † 1. Mai 1955 in Kronshagen; Gärtner. SPD-Mitglied seit 1916.
Leben & Beruf
Hermann Andritzki hatte Gärtner gelernt; nach dem II. Weltkrieg arbeitete er als Bohrer. Er war verheiratet und hatte wohl zwei Kinder.[1] Die Familie wohnte in Kronshagen in der Kopperpahler Allee 27. Ein Sohn, Hans Andritzki, gehörte in der Weimarer Zeit den Roten Falken an.
1919 beteiligten sich Hermann Andritzki und Eduard Markowski an der Gründung des Kronshagener Männergesangsvereins. Es ist zu vermuten, dass er auch 1921 bei der Gründung des gemischten Arbeiter-Gesangvereins Kronshagen-Kopperpahl dabei war.
Über sein Leben während der NS-Diktatur ist wenig ermittelt. Allerdings enthält ein Gutachten zum Verhalten des damaligen Bürgermeisters Paul Drews[2] einen Beleg, dass Hermann Andritzki nicht zu den Duckmäusern gehörte: Für ein Bauprojekt
"setzte Drews umstrittene Grundstücksenteignungen zulasten Einheimischer durch und verknüpfte dies mit seiner anhaltenden Protektion des hiesigen Architekten und Parteigenossen Arnold Bruhn. Dem ehrenamtlichen Bausachverständigen hatte er ohne Grundlage jahrelang die Letztentscheidung über die Ausgestaltung neuer Bauprojekte in Kronshagen zugespielt. Erst 1939 widerstand ein privater Bauherr (Hermann Andritzki, bis 1933 ein hoher SPD-Funktionär am Ort) mit Erfolg dem gemeinsamen Druck von Drews, Bruhn und dem Landesleiter der Reichskammer der Bildenden Künste.[3] Ein entsprechend drohender Brief des Bürgermeisters hat sich in den Gemeindeakten anstelle des üblichen Durchschlags mit seinem Signaturkürzel bezeichnenderweise nur als Abschrift von dritter Hand erhalten."[4]
Nachteilige Folgen sind Hermann Andritzki aus seiner Gegenwehr, soweit bekannt, nicht erwachsen. Dazu mag beigetragen haben, dass sich die Beteiligten aus der früheren politischen Arbeit gut kannten und dass es um persönliche Willkür ging, nicht um Anordnungen der Partei.
Nach der NS-Diktatur engagierte er sich von 1946 bis 1958 als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt OV Kronshagen.
Partei & Politik
Hermann Andritzki war ein sehr aktives Mitglied der sozialdemokratischen Bewegung. So war er vor dem Verbot der Partei durch die Nazis stellvertretender Vorsitzender der SPD Kronshagen.
Von 1919 bis 1924 vertrat er sie in der Wirtschaftskommission der Gemeindevertretung, von 1929 bis 1933 in der Gesundheits- und Wohlfahrtskommission. Im einem Protokoll wird er zudem als Vertreter des Kulturkartells erwähnt.[5]
Bereits vor der ersten Versammlung nach dem 2. Weltkrieg am 16. Dezember 1945 trat er wieder in die SPD ein und wurde im März 1946 erneut zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Bei der Wahl zur Gemeindevertretung am 15. September 1946 ließ er sich für den Reservestock aufstellen. (Bei der Gemeindewahl 1946 wurden zwölf Gemeindevertreter direkt in vier Wahlkreisen gewählt. Sechs weitere - aus dem sogenannten "Reservestock", ähnlich den heutigen Listen - kamen entsprechend der Stimmverteilung für die Parteien innerhalb der Gemeinde Kronshagen in die Gemeindevertretung.)
Einzelnachweise
- ↑ Die Gesundheits- und Wohlfahrtskommission gewährte am 15.1.1927 für zwei Kinder Andritzki einen Zuschuss "für die Verschickung von Kindern der 'Kindergemeinschaft Kronshagen' ins Zeltlager".
- ↑ Auge, Oliver / Erdmann, Ulrich: Gutachten zur Frage der Strassenbenennung nach dem Ehrenbürger und ehem. Bürgermeister von Kronshagen Paul Drews (Kiel 2023), S. 9
- ↑ Erdmann, Ulrich: Kronshagen zwischen Revolution und nationaler Erhebung. In: Auge, Oliver (Hrsg.): Kronshagen. Von der agrarischen Siedlung im Mittelalter zur Gartenstadt der Gegenwart (Nordelbische Ortsgeschichten, Bd. 6, Husum 2021), S. 184
- ↑ Gemeindearchiv Kronshagen, GAK 3-685 (Private Bauprojekte, Eichkamp)
- ↑ Protokoll der Gesundheits- und Wohlfahrtskommission vom 16.11.1931, Gemeindearchiv Kronshagen