Rosemarie Fleck
Rosemarie Fleck |
Dr. Rosemarie Fleck (geb. Sachse), * 5. September 1921 in Halle/Saale, † 13. Januar 2019 in Rendsburg; Diplom-Kaufmann, Wirtschafts- und Politikwissenschaftlerin. Mitglied der SPD seit 1965.
Werdegang
Ihr Abitur machte Rosemarie Sachse an der Höheren Mädchenschule in Leipzig, studierte dann von 1940 bis 1943 Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Handels-Hochschule und an der Universität Leipzig. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Kaufmann war sie bis 1948 Assistentin am Institut für Weltwirtschaft in Leipzig. Dort lernte sie ihren Mann, den promovierten Juristen Rudolf Fleck[1] kennen. 1948 begann sie als Promotions-Stipendiatin am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel; 1950 wurde sie mit einer Dissertation über die Frage der amerikanischen Stahlkapazität zum Dr. der politischen Wissenschaft promoviert. Im selben Jahr wechselte ihr Mann an die Fachhochschule Kiel. Die Familie lebte im Forstweg 82. Bis 1953 arbeitete sie als freie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Ab 1953 war sie Hausfrau, 1954 wurde ihr Sohn Andreas geboren. Daneben führte sie bis zu ihrem Eintritt in den Landtag ihre freie wirtschaftspublizistische Tätigkeit fort, etwa für die Internationalen Wirtschafts-Briefe. Sie war evangelisch.
Zur SPD kam sie nach eigener Aussage über die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Fritz Baade, der bis 1965 auch Bundestagsabgeordneter war.[2]. Sie trat 1965[3] in die SPD ein, wurde von Jochen Steffen gefördert und war eine enge Weggefährtin. Auch mit seiner Frau Ilse und seinem Sohn Jens-Peter war sie befreundet.
Während ihrer Zeit im Landtag hatte sie zeitweise den stellvertretenden Vorsitz des Landesfrauenrates Schleswig-Holstein. Ehrenamtlich tätig war sie außerdem etwa beim DRK Schleswig-Holstein und beim Kieler Stadtkloster.
Ihr Mann starb 1985. Ihr Sohn Andreas Fleck ist politisch im Kreisverband Rendsburg-Eckernförde aktiv. Sie lebte nach ihrer politischen Laufbahn in der Umgebung von Kiel, zuletzt in einem Pflegeheim in Fockbek[4], und starb während eines Krankenhausaufenthaltes in Rendsburg.
Partei & Politik
1968/69 war sie Beisitzerin im Kreisvorstand der Kieler SPD, von 1969 bis 1971 Beisitzerin im Landesvorstand. 1972 wurde sie Beisitzerin im Vorstand eines neu gebildeten Kieler Ortsvereins; welcher, ist noch nicht ermittelt.[5] Um dieselbe Zeit gehörte sie auch zu den Begründerinnen der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) in Schleswig-Holstein und wurde Mitglied in deren Landesvorstand.[6]
Landtag
Von 1967 bis 1975 gehörte Rosemarie Fleck als Abgeordnete dem Landtag an, immer über die Landesliste. Sie war aktiv in den Ausschüssen für Heimatvertriebene, Justiz, Jugend und Sport, Volkswohlfahrt, Wirtschaft, Finanzen, Landesplanung, im Ausschuss Kommunaler Investitionsfonds sowie im Untersuchungsausschuss zur Universitäts-Frauenklinik.
Untersuchungsausschuss "Universitäts-Frauenklinik"
Von ihr ging die Initiative zur Einrichtung des Untersuchungsausschusses zu Missständen in der Kieler Universitäts-Frauenklinik im Juni 1973 aus. Zum Abschluss legte sie ein Minderheitenvotum vor, da ihr der mehrheitlich beschlossene Bericht den ermittelten Fakten nicht gerecht zu werden schien. Sie erwarte,
"daß die Klinik so schnell wie möglich den Grundanforderungen menschenwürdiger Behandlung angepaßt wird. Schließlich habe die Beweiserhebung auch ergeben, daß zum Zeitpunkt der Zeugenaussagen die Forschung und Lehre in dem Krankenhaus in einem nicht vertretbaren Ausmaß eingeengt war. Wenn auch die meisten der von der SPD angeführten sachlichen Mängel zunächst behoben worden seien, so blieben doch berechtigte Zweifel daran bestehen, ob die Universitätsfrauenklinik zu Kiel auf die Dauer voll funktionsfähig sein könne. Man erwarte jetzt mit Spannung die Parlamentsdebatte über den Bericht der Ausschußmehrheit, der noch nicht veröffentlicht wurde, und das SPD-Protokoll."[7]
Ehrungen
Auf einen Orden verzichtete sie lt. Eintrag im Landtagsinformationssystem. Es heißt, sie habe die Verleihung von Orden und Ehrungen an Hauptamtliche in Politik und Verbänden kritisch gesehen.[8]
2010 führte der NDR für eine Sendung über Politikerinnen in Schleswig-Holstein ein ausführliches Interview mit ihr.[9]
2016 wurde ihr von der SPD Schleswig-Holstein die Willy-Brandt-Medaille verliehen; diese lehnte sie nicht ab.
Veröffentlichungen
- Zur Frage der amerikanischen Stahlkapazität (Dissertation, 1950)
- Beiträge zur deutschen Kapitalinvestitionsförderung in Entwicklungsländern in Internationale Wirtschafts-Briefe (1955-1967)
- "Die Frau Abgeordnete hat das Wort!" Parlamentarisches und Unparlamentarisches in Selbsterkenntnissen wie auch unziemlichen Bemerkungen - vorwiegend heiter ausgeplaudert (Kiel, 1975) Das kleine Buch nimmt die menschlichen Schwächen und Stärken im Politikbetrieb aufs Korn, will aber auch deutlich machen, was Frauen zu dieser Zeit, als sie noch Exotinnen im Politikgeschäft sind, zu erwarten haben. (Eindruck einer Leserin von 2013: Zwar sind jetzt erheblich mehr Frauen politisch aktiv, aber der Umgang mit ihnen hat sich in mancher Hinsicht kaum verändert!)
Literatur
- Burchardt, Rainer: Hygiene mit Bürste. Die SPD-Abgeordnete Rosemarie Fleck nennt Mißstände beim Namen, DIE ZEIT, 13.12.1974
Links
- Landtagsinformationssystem: Rosemarie Fleck
- Wikipedia: Rosemarie Fleck
Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeige Prof. Dr. Rudolf Fleck, September 1985
- ↑ Vgl. den Eintrag im Landtagsinformationssystem, der auf ihren eigenen Informationen beruht. Damit erledigt sich die unbelegte Information in Wikipedia: Rosemarie Fleck, abgerufen 10.2.2017, sie sei "über die politischen Verbindungen ihres Ehemanns Rudolf Fleck" zur Politik gekommen.
- ↑ Traueranzeige des Landesverbandes, Kieler Nachrichten, 19.1.2019
- ↑ Traueranzeige der Familie, Kieler Nachrichten, 19.1.2019
- ↑ Zwei neue SPD-Ortsvereine, Kieler Nachrichten, 19.2.1972. Die Nennung des Ortsvereins unterblieb dort offenbar versehentlich.
- ↑ Genaue Daten noch nicht ermittelt.
- ↑ Burchardt, Rainer: Hygiene mit Bürste, DIE ZEIT, 13.12.1974
- ↑ Vgl. Wikipedia: Rosemarie Fleck, abgerufen 10.2.2017
- ↑ Gesendet am 12.5.2010 auf N3