Rudolf Lüdemann: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Rudolf Lüdemann''', *[[1885]] in Billwärder, †[[20. April]] [[1943]]; Tischler. Mitglieder der SPD seit [[1905]].
'''Rudolf Lüdemann''', * [[1885]] in Billwärder, † [[20. April]] [[1943]]; Tischler, Beamter. Mitglied der SPD seit [[1905]].


== Leben & Beruf ==
== Leben & Beruf ==
Rudolf Lüdemann war gelernter Tischler. Als solcher fand er Kontakt zur Arbeiterbewegung und trat [[1905]] der SPD bei. Bildung war seit der Gründung der SPD immer eines ihrer Kernthemen, "Aufstieg durch Bildung" spielte auch im Leben Lüdemanns eine wichtige Rolle. Er nutzte Fortbildungsangebote der Partei und seiner Gewerkschaft, förderte das Volkshochschulwesen. Er lebte im Haus "Am Pulverhof 46" in Rahlstedt, das vor dem Groß-Hamburg-Gesetz von [[1937]] noch ein Teil des [[Kreisverband Stormarn|Kreises Stormarn]] war.
Rudolf Lüdemann wuchs bei Pflegeeltern in Billwärder (heute Billwerder) und Schiffbek als typisches Arbeiterkind auf. Nach seiner Konfirmation begann er am [[17. April]] [[1900]] seine Lehre als Tischler. Bestimmend für seinen weiteren Lebensweg war, dass er Anschluss an die Arbeiterbewegung fand, die in Schiffbek sehr stark vertreten war.<ref>So schreibt es sein Sohn in seinen Aufzeichnungen.</ref> [[1905]] trat er in die SPD ein, [[1909]] wurde er Leiter des "Jugendbundes". Hier lernte er seine spätere Ehefrau [[Frida Lüdemann|Frida Giersdorf]] kennen; aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. 
 
Ein Leitgedanke der SPD, "Aufstieg durch Bildung", spielte auch im Leben Rudolf Lüdemanns eine wichtige Rolle. Er bildete sich über Partei und Gewerkschaft weiter, förderte seinerseits das Volkshochschulwesen, gründete Arbeiterbibliotheken und Erwachsenenbildungsstätten. Daraus entwickelte sich um [[1918]] der erste Kreisverband der Volkshochschulen im Kreis Stormarn.
 
Die Familie lebte Am Pulverhof 46 in Rahlstedt, das zu dieser Zeit noch zu Schleswig-Holstein gehörte.


== Partei & Politik ==
== Partei & Politik ==
[[1918]] wurde Lüdemann zum Beigeordneten des Stormarner Landrats gewählt, wurde Kreistagsabgeordneter und Mitglied des Kreisausschusses. Er gab seinen Beruf als Tischler auf, wurde Beamter und leitete in der Folge das Wohnungs-, Arbeits- und Wohlfahrtsamt des Kreises Stormarn.
Ende [[1918]] wurde Rudolf Lüdemann gewählt vom Arbeiter- und Soldatenrat – Beigeordneter des Landrates und wollte "die Kreisverwaltung mit neuem Geiste durchdringen". Seinen Beruf als Tischler gab er auf, als ihm im Oktober [[1919]] die hauptberufliche Leitung des neuen Arbeitsamtes und des neuen Wohnungsamtes, zudem im September [[1920]] die Leitung des Wohlfahrtsamtes übertragen wurde. Er war damit Beamter und zweiter Mann nach dem Landrat, in gewisser Weise – durch die Verknüpfung seiner vielen Ämter – auch sein eigener Vorgesetzter.


Doch [[1933]] ergreifen die Nationalsozialisten sich die Macht in Deutschland, in Stormarn setzen sie den Landrat Constantin Bock von Wülfingen ein. Dieser entlässt den Sozialdemokraten Rudolf Lüdemann. Es sei nicht gewährleistet, dass dieser die Regierung Hitler unterstütze. Die SA "verhört" Lüdemann, er wird in "Schutzhaft" genommen. Sein Haus muss er verkaufen, um seine Familie ernähren zu können. [[1943]] stirbt Lüdemann mit 58 Jahren.
Er blieb politisch aktiv, wurde in den Gemeinderat von [[Ortsverein Rahlstedt|Rahlstedt]] und in den Kreistag des [[Kreisverband Stormarn|Kreises Stormarn]] gewählt und gehörte dem Kreisausschuss an. In der [[Kreisverband Stormarn|SPD Stormarn]] war er zeitweise als 2. Vorsitzender Stellvertreter von [[Louis Biester]].


== Würdigungen ==
Doch [[1933]] setzten die Nationalsozialisten in Stormarn Constantin Bock von Wülfingen zum Landrat ein. Er entließ Rudolf Lüdemann, denn es sei nicht gewährleistet, dass dieser die Regierung Hitler unterstütze. Von der SA wurde Rudolf Lüdemann mit ihren Methoden verhört und in "Schutzhaft" genommen. Das hinterlässt Spuren - er verbrachte danach viel Zeit im Krankenhaus und in Kureinrichtungen. Gesellige Kontakte und Unterhaltung mied er, zu Scherzen und Lachen war er nicht mehr aufgelegt. Sein Haus musste er verkaufen und als Versicherungsvertreter arbeiten, um seine Familie ernähren zu können.
Im Herbst [[2010]] wurde auf Initiative des Hamburger SPD-Bürgerschaftsabgeordneten [[Ole Thorben Buschhüter]] in Rahlstedt ein [[Stolperstein]] zum Gedenken an Rudolf Lüdemann verlegt.<ref>buschhueter.de: [http://www.buschhueter.de/themen/stolperstein-rudolf-luedemann/ Stolperstein für Rudolf Lüdemann]</ref>
 
[[1943]] starb Rudolf Lüdemann mit 58 Jahren. Seine Frau Frida, die nach der NS-Herrschaft viele Jahre bei SPD und [[Arbeiterwohlfahrt|AWO]] in Rahlstedt aktiv war, ließ die Worte "gütig, treu, selbstlos" auf seinen Grabstein meißeln.
 
== Ehrungen ==
Im Herbst [[2010]] wurde auf Initiative des Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten [[Ole Thorben Buschhüter]] in Rahlstedt vor dem Haus Am Pulverhof 46 ein [[Stolperstein]] für Rudolf Lüdemann verlegt.  


== Links ==
== Links ==
* buschhueter.de: [http://www.buschhueter.de/themen/stolperstein-rudolf-luedemann/ Stolperstein für Rudolf Lüdemann]
* buschhueter.de: [http://www.buschhueter.de/themen/stolperstein-rudolf-luedemann/ Stolperstein für Rudolf Lüdemann], auf dem dieser Eintrag maßgeblich beruht.
== Quellen ==
* ''[https://www.spd-geschichtswerkstatt.de/images/b/b4/2010-12_2011-01_Vorwaerts.pdf VorwärtsExtra - Wir in Schleswig-Holstein]'', 12/2010-01/2011, S. IV
 
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Widerstand]]
[[Kategorie:Widerstand]]
[[Kategorie:Kreisverband Stormarn]]
[[Kategorie:Kreisverband Stormarn]]
[[Kategorie:Stolperstein]]

Aktuelle Version vom 12. April 2023, 16:07 Uhr

Rudolf Lüdemann
Rudolf Lüdemann
Rudolf Lüdemann
Geboren: 24. November 1885
Gestorben: 20. April 1943

Rudolf Lüdemann, * 1885 in Billwärder, † 20. April 1943; Tischler, Beamter. Mitglied der SPD seit 1905.

Leben & Beruf

Rudolf Lüdemann wuchs bei Pflegeeltern in Billwärder (heute Billwerder) und Schiffbek als typisches Arbeiterkind auf. Nach seiner Konfirmation begann er am 17. April 1900 seine Lehre als Tischler. Bestimmend für seinen weiteren Lebensweg war, dass er Anschluss an die Arbeiterbewegung fand, die in Schiffbek sehr stark vertreten war.[1] 1905 trat er in die SPD ein, 1909 wurde er Leiter des "Jugendbundes". Hier lernte er seine spätere Ehefrau Frida Giersdorf kennen; aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Ein Leitgedanke der SPD, "Aufstieg durch Bildung", spielte auch im Leben Rudolf Lüdemanns eine wichtige Rolle. Er bildete sich über Partei und Gewerkschaft weiter, förderte seinerseits das Volkshochschulwesen, gründete Arbeiterbibliotheken und Erwachsenenbildungsstätten. Daraus entwickelte sich um 1918 der erste Kreisverband der Volkshochschulen im Kreis Stormarn.

Die Familie lebte Am Pulverhof 46 in Rahlstedt, das zu dieser Zeit noch zu Schleswig-Holstein gehörte.

Partei & Politik

Ende 1918 wurde Rudolf Lüdemann – gewählt vom Arbeiter- und Soldatenrat – Beigeordneter des Landrates und wollte "die Kreisverwaltung mit neuem Geiste durchdringen". Seinen Beruf als Tischler gab er auf, als ihm im Oktober 1919 die hauptberufliche Leitung des neuen Arbeitsamtes und des neuen Wohnungsamtes, zudem im September 1920 die Leitung des Wohlfahrtsamtes übertragen wurde. Er war damit Beamter und zweiter Mann nach dem Landrat, in gewisser Weise – durch die Verknüpfung seiner vielen Ämter – auch sein eigener Vorgesetzter.

Er blieb politisch aktiv, wurde in den Gemeinderat von Rahlstedt und in den Kreistag des Kreises Stormarn gewählt und gehörte dem Kreisausschuss an. In der SPD Stormarn war er zeitweise als 2. Vorsitzender Stellvertreter von Louis Biester.

Doch 1933 setzten die Nationalsozialisten in Stormarn Constantin Bock von Wülfingen zum Landrat ein. Er entließ Rudolf Lüdemann, denn es sei nicht gewährleistet, dass dieser die Regierung Hitler unterstütze. Von der SA wurde Rudolf Lüdemann mit ihren Methoden verhört und in "Schutzhaft" genommen. Das hinterlässt Spuren - er verbrachte danach viel Zeit im Krankenhaus und in Kureinrichtungen. Gesellige Kontakte und Unterhaltung mied er, zu Scherzen und Lachen war er nicht mehr aufgelegt. Sein Haus musste er verkaufen und als Versicherungsvertreter arbeiten, um seine Familie ernähren zu können.

1943 starb Rudolf Lüdemann mit 58 Jahren. Seine Frau Frida, die nach der NS-Herrschaft viele Jahre bei SPD und AWO in Rahlstedt aktiv war, ließ die Worte "gütig, treu, selbstlos" auf seinen Grabstein meißeln.

Ehrungen

Im Herbst 2010 wurde auf Initiative des Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten Ole Thorben Buschhüter in Rahlstedt vor dem Haus Am Pulverhof 46 ein Stolperstein für Rudolf Lüdemann verlegt.

Links

Einzelnachweise

  1. So schreibt es sein Sohn in seinen Aufzeichnungen.