Informationsfahrt der Kieler SPD nach Rostock 1984: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Fahrt nach Rostock I 11 1984.jpg|350px|thumb|right|Informationsgespräch über Stadtplanung und Stadtentwicklung in Rostock]] Die Kieler SPD suchte, als kommunalen Beitrag zu der von der Regierung [[Willy Brandt]] Ende der [[1960]]-iger Jahre eingeleiteten Entspannungspolitik, den Kontakt zur Stadt Rostock in der DDR. Kiel und Rostock haben eine Reihe von Gemeinsamkeiten, es sind Hafenstädte an der Ostsee, etwa gleiche Größe, bedeutende Werftindustie. Schon Oberbürgermeister [[Günther Bantzer]] und Stadtpräsidentin [[Ida Hinz]] bemühten sich zu Beginn der [[1970]]-iger Jahre um nähere Kontakte zwischen den Städten. Zuletzt weilte [[1975]] eine offizielle Delegation der Stadt Kiel u.a. mit [[Claus Möller]] und [[Achim Barow]] in Rostock. Zur Kieler Woche besuchte fast regelmäßig eine Delegation aus Rostock die Landeshauptstadt.  


Organisiert durch das ''Informations- und Bildungszentrum e.V.'' der DDR in Ost-Berlin, Dimitroffstraße 163, hatten vom 24. - 28. November [[1984]] 29 Kieler Genossinen und Genossen die Gelegenheit an einem von den DDR-Verantwortlichen so genannten ''Studienaufenthalt'' teilzunehmen. Die Fahrt wurde vom Ministerium für Innerdeutsche Beziehungen bezuschußt.  
Organisiert durch das ''Informations- und Bildungszentrum e.V.'' der DDR in Ost-Berlin, Dimitroffstraße 163, heute Danziger Straße, hatten vom 24. - 28. November [[1984]] 29 Kieler Genossinnen und Genossen die Gelegenheit an einem von den DDR-Verantwortlichen so genannten ''Studienaufenthalt'' teilzunehmen. Die Fahrt wurde vom Ministerium für Innerdeutsche Beziehungen bezuschußt.  
[[Datei:{{#setmainimage:Fahrt nach Rostock II 11 1984.jpg}}|180px|thumb|left|Karl-Heinz Luckhardt im Gespräch mit Prof. Ewe, Stadtarchiv Stralsund]]  
[[Datei:Fahrt nach Rostock II 11 1984.jpg|180px|thumb|left|Karl-Heinz Luckhardt im Gespräch mit Prof. Ewe, Stadtarchiv Stralsund]]  
Untergebracht wurden die Teilnehmer im Gästehaus ''Franz Franik'' in Kühlungsborn. Auf dem Programm standen  
Untergebracht wurden die Teilnehmer im Gästehaus ''Franz Franik'' in Kühlungsborn. Auf dem Programm standen  
* Gespräch zur Friedens- und Sicherheitspolitik der DDR mit Vertretern der SED,
* Gespräch zur Friedens- und Sicherheitspolitik der DDR mit Vertretern der SED,
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Die Kieler SPD sah ihre Gespräche als Fortsetzung der Kontakte zwischen dem SPD-Landesvorstand und der SED. Bei allen ideologischen Gegensätzen zwischen SPD und SED wurden in der Abrüstungs- und Friedenspolitik auch Übereinstimmungen festgestellt, so in der Forderung nach einem sofortigen Stationierungsstopp für weitere Mittelstreckenraketen in Ost und West, um Voraussetzungen für konkrete Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion für den Bereich der Mittelstreckenraketen zu schaffen.  
Die Kieler SPD sah ihre Gespräche als Fortsetzung der Kontakte zwischen dem SPD-Landesvorstand und der SED. Bei allen ideologischen Gegensätzen zwischen SPD und SED wurden in der Abrüstungs- und Friedenspolitik auch Übereinstimmungen festgestellt, so in der Forderung nach einem sofortigen Stationierungsstopp für weitere Mittelstreckenraketen in Ost und West, um Voraussetzungen für konkrete Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion für den Bereich der Mittelstreckenraketen zu schaffen.  


Alle Bemühungen der Stadt Kiel, die Kontakte in die DDR zu intensivieren, scheiterten in der Vergangenheit an der politischen Großwetterlage oder am Fehlen eines Kulturabkommens zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Als Voraussetzung für ein Kulturabkommen machte die DDR-Führung eine Einigung über die Elbgrenze, die Abschaffung der Erfassungsstelle Salzgitter, Respektierung der Staatsangehörigkeit der DDR und Einigung über den Status der ständigen Vertretungen. Der SPD-Kreisvorstand hielt Verhandlungen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik und der DDR über diese Fragen für überfällig und im Interesse der Menschen in beiden Staaten für nützlicher als das Gerede über die angeblich noch offene Deutsche Frage. [[Karl-Heinz Luckhardt]] schlug in Gesprächen mit dem Oberbürgermeister von Rostock und Vertretern des Rates der Stadteinen Kultur- und Sportaustausch unterhalb eines Kulturabkommens vor.<ref>Kieler SPD besuchte Rostock, Claus Möller, Kreisvorsitzender, Bericht für das Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen vom 31. Januar 1985</ref>   
Alle Bemühungen der Stadt Kiel, die Kontakte in die DDR zu intensivieren, scheiterten in der Vergangenheit an der politischen Großwetterlage oder am Fehlen eines Kulturabkommens zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Als Voraussetzung für ein Kulturabkommen machte die DDR-Führung eine Einigung über die Elbgrenze, die Abschaffung der Erfassungsstelle Salzgitter, Respektierung der Staatsangehörigkeit der DDR und Einigung über den Status der ständigen Vertretungen. Der SPD-Kreisvorstand hielt Verhandlungen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik und der DDR über diese Fragen für überfällig und im Interesse der Menschen in beiden Staaten für nützlicher als das Gerede über die angeblich noch offene Deutsche Frage. [[Karl-Heinz Luckhardt]] schlug in Gesprächen mit dem Oberbürgermeister von Rostock und Vertretern des Rates der Stadt einen Kultur- und Sportaustausch unterhalb eines Kulturabkommens vor.<ref>Kieler SPD besuchte Rostock, Claus Möller, Kreisvorsitzender, Bericht für das Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen vom 31. Januar 1985</ref>   


Der lockere und unkomplizierte Umgang innerhalb der Kieler Gruppe stellte gelegentlich erkennbar eine Herausforderung für die DDR-Offiziellen dar. [[Eckehard Raupach]] überreichte bei einem Gespräch Ina Deters Platte ''Neue Männer braucht das Land'' als Gastgeschenk. Oberbürgermeister [[Karl-Heinz Luckhardt]] griff beim Mittagessen in der Gaststätte ''Zur Kogge'' in Rostock spontan zur Gitarre.  
Der lockere und unkomplizierte Umgang innerhalb der Kieler Gruppe stellte gelegentlich erkennbar eine Herausforderung für die DDR-Offiziellen dar. [[Eckehard Raupach]] überreichte bei einem Gespräch Ina Deters Platte ''Neue Männer braucht das Land'' als Gastgeschenk. Oberbürgermeister [[Karl-Heinz Luckhardt]] griff beim Mittagessen in der Gaststätte ''Zur Kogge'' in Rostock spontan zur Gitarre.  
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Durch eine Entscheidung aus Ost-Berlin und Bonn wurden [[1987]] nicht Rostock sondern Stralsund und Kiel Partnerstädte, die auch nach der politischen Wende [[1990]] fortbesteht.                   
Durch eine Entscheidung aus Ost-Berlin und Bonn wurden [[1987]] nicht Rostock sondern Stralsund und Kiel Partnerstädte, die auch nach der politischen Wende [[1990]] fortbesteht.                   
    
    
== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
   
   

Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 21:55 Uhr

Informationsgespräch über Stadtplanung und Stadtentwicklung in Rostock

Die Kieler SPD suchte, als kommunalen Beitrag zu der von der Regierung Willy Brandt Ende der 1960-iger Jahre eingeleiteten Entspannungspolitik, den Kontakt zur Stadt Rostock in der DDR. Kiel und Rostock haben eine Reihe von Gemeinsamkeiten, es sind Hafenstädte an der Ostsee, etwa gleiche Größe, bedeutende Werftindustie. Schon Oberbürgermeister Günther Bantzer und Stadtpräsidentin Ida Hinz bemühten sich zu Beginn der 1970-iger Jahre um nähere Kontakte zwischen den Städten. Zuletzt weilte 1975 eine offizielle Delegation der Stadt Kiel u.a. mit Claus Möller und Achim Barow in Rostock. Zur Kieler Woche besuchte fast regelmäßig eine Delegation aus Rostock die Landeshauptstadt.

Organisiert durch das Informations- und Bildungszentrum e.V. der DDR in Ost-Berlin, Dimitroffstraße 163, heute Danziger Straße, hatten vom 24. - 28. November 1984 29 Kieler Genossinnen und Genossen die Gelegenheit an einem von den DDR-Verantwortlichen so genannten Studienaufenthalt teilzunehmen. Die Fahrt wurde vom Ministerium für Innerdeutsche Beziehungen bezuschußt.

Karl-Heinz Luckhardt im Gespräch mit Prof. Ewe, Stadtarchiv Stralsund

Untergebracht wurden die Teilnehmer im Gästehaus Franz Franik in Kühlungsborn. Auf dem Programm standen

  • Gespräch zur Friedens- und Sicherheitspolitik der DDR mit Vertretern der SED,
  • Informationen zur Stadtentwicklung im Modellsaal des Rathauses Rostock,
  • Stadtrundgang in Rostock,
  • Informationsgespräch zu kommunalpolitischen Fragen,
  • Besuch der Stadt Stralsund mit Besichtigung des Stadtkerns,
  • Besichtigung der Volkswerft,
  • Gespräch mit Gewerkschaftern zur Rolle und Aufgaben der Gewerkschaften im sozialistischen Großbetrieb,
  • Besichtigung des Stadtarchivs Stalsunds,
  • Besuch des Hauses der Pioniere Karl Liebknecht in Rostock,
  • Besuch des Kinderheims Egon Schultz in Rostock,
  • Besuch der Poliklinik Salvadore Allende in Rostock.

Zur Delegation gehörten der Kreisvorsitzende und Stadtrat Claus Möller, Oberbürgermeister Karl-Heinz Luckhardt, MdB Norbert Gansel, MdL Rolf Selzer, MdL Leo Langmann, Vertreter der Kreispartei und der SPD-Ratsfraktion.

Über die Hälfte der Teilnehmer besuchte zum ersten Mal die DDR. Vorurteile wurden teilweise bestätigt - Grenzabfertigung, Funktionärsstaat, Warenangebot -, wurden aber auch abgebaut bei Themen wie Stadtplanung, Leistungsfähigkeit der Werft in Stralsund, Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und beim Standard der Gesundheits- und Sozialvorsorge in Rostock.

Die Kieler SPD sah ihre Gespräche als Fortsetzung der Kontakte zwischen dem SPD-Landesvorstand und der SED. Bei allen ideologischen Gegensätzen zwischen SPD und SED wurden in der Abrüstungs- und Friedenspolitik auch Übereinstimmungen festgestellt, so in der Forderung nach einem sofortigen Stationierungsstopp für weitere Mittelstreckenraketen in Ost und West, um Voraussetzungen für konkrete Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion für den Bereich der Mittelstreckenraketen zu schaffen.

Alle Bemühungen der Stadt Kiel, die Kontakte in die DDR zu intensivieren, scheiterten in der Vergangenheit an der politischen Großwetterlage oder am Fehlen eines Kulturabkommens zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Als Voraussetzung für ein Kulturabkommen machte die DDR-Führung eine Einigung über die Elbgrenze, die Abschaffung der Erfassungsstelle Salzgitter, Respektierung der Staatsangehörigkeit der DDR und Einigung über den Status der ständigen Vertretungen. Der SPD-Kreisvorstand hielt Verhandlungen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik und der DDR über diese Fragen für überfällig und im Interesse der Menschen in beiden Staaten für nützlicher als das Gerede über die angeblich noch offene Deutsche Frage. Karl-Heinz Luckhardt schlug in Gesprächen mit dem Oberbürgermeister von Rostock und Vertretern des Rates der Stadt einen Kultur- und Sportaustausch unterhalb eines Kulturabkommens vor.[1]

Der lockere und unkomplizierte Umgang innerhalb der Kieler Gruppe stellte gelegentlich erkennbar eine Herausforderung für die DDR-Offiziellen dar. Eckehard Raupach überreichte bei einem Gespräch Ina Deters Platte Neue Männer braucht das Land als Gastgeschenk. Oberbürgermeister Karl-Heinz Luckhardt griff beim Mittagessen in der Gaststätte Zur Kogge in Rostock spontan zur Gitarre.

Für 1985 war eine weitere Informationsfahrt der Kieler SPD nach Rostock geplant, die aber nicht zustande kam.

Durch eine Entscheidung aus Ost-Berlin und Bonn wurden 1987 nicht Rostock sondern Stralsund und Kiel Partnerstädte, die auch nach der politischen Wende 1990 fortbesteht.

Einzelnachweise

  1. Kieler SPD besuchte Rostock, Claus Möller, Kreisvorsitzender, Bericht für das Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen vom 31. Januar 1985