Wilhelm Geusendam: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wilhelm 'Willi' Geusendam''', * [[4. September]] [[1911]] in Bremen, † [[13. August]] [[1987]] in Hamburg; Verlagsleiter. Eintritt in die SPD [[1959]].
'''Wilhelm Gerhard 'Willi' Geusendam''', * [[4. September]] [[1911]] in Bremen, † [[13. August]] [[1987]] in Hamburg; Verlagsleiter. Eintritt in die SPD [[1959]].


== Werdegang ==
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Schon bald zogen die Eltern, enttäuscht von der kommunistischen Realität, zurück nach Holland. [[1934]] verließ auch der Sohn, nach innerer Abwendung von der Sowjetunion, das Land. Um ausreisen zu können, willigte er in die illegale Einreise nach Deutschland zum Transport sowjetischer Propagandaschriften ein. Er wurde durch einen Spitzel verraten und erhielt fünf Jahre Haft wegen "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens unter erschwerenden Umständen". <ref>Oddey u.a.: ''Ich bleibe Optimist – trotz allem''. ''Demokratische Geschichte'' 17 (2006), S. 37 ff.</ref> [[1940]] wurde er nach Verbüßung der Haft im KZ Flossenbürg gefangen gehalten und musste später im Außenlager Pottenstein Schwerstarbeit verrichten. Als Lagerältester verhinderte er vor der Befreiung die Erschießung der verbliebenen 300 - 400 Häftlinge durch die SS.<ref>''Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD'' (Kiel 1985), S. 7</ref>
Schon bald zogen die Eltern, enttäuscht von der kommunistischen Realität, zurück nach Holland. [[1934]] verließ auch der Sohn, nach innerer Abwendung von der Sowjetunion, das Land. Um ausreisen zu können, willigte er in die illegale Einreise nach Deutschland zum Transport sowjetischer Propagandaschriften ein. Er wurde durch einen Spitzel verraten und erhielt fünf Jahre Haft wegen "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens unter erschwerenden Umständen". <ref>Oddey u.a.: ''Ich bleibe Optimist – trotz allem''. ''Demokratische Geschichte'' 17 (2006), S. 37 ff.</ref> [[1940]] wurde er nach Verbüßung der Haft im KZ Flossenbürg gefangen gehalten und musste später im Außenlager Pottenstein Schwerstarbeit verrichten. Als Lagerältester verhinderte er vor der Befreiung die Erschießung der verbliebenen 300 - 400 Häftlinge durch die SS.<ref>''Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD'' (Kiel 1985), S. 7</ref>


Aus seiner Zeit in der Sowjetunion brachte Willi Geusendam Interesse an innerparteilicher Organisation und eine Schulung im Einsatz von Werbe- und Propagandaarbeit mit, die seiner Arbeit als stellvertretender Landesvorsitzender (der traditionell für die Organisation der Partei verantwortlich ist) zugute kamen.<ref>Oddey u.a.: ''Ich bleibe Optimist – trotz allem''. ''Demokratische Geschichte'' 17 (2006), S. 38</ref> Die Organisation von Wahlkämpfen lernte er außerdem während seiner Tätigkeit bei der ''Frankfurter Rundschau''.<ref>Oddey u.a.: ''Ich bleibe Optimist – trotz allem''. ''Demokratische Geschichte'' 17 (2006), S. 41</ref>  
Am [[1. Mai]] [[1959]] trat Willi Geusendam in die SPD ein.<ref>Lt. seinem Parteibuch, das in der [[Gustav-Heinemann-Bildungsstätte]] verwahrt wird.</ref> Aus seiner Zeit in der Sowjetunion brachte er Interesse an innerparteilicher Organisation und eine Schulung im Einsatz von Werbe- und Propagandaarbeit mit, die seiner Arbeit als stellvertretender Landesvorsitzender (der traditionell für die Organisation der Partei verantwortlich ist) zugute kamen.<ref>Oddey u.a.: ''Ich bleibe Optimist – trotz allem''. ''Demokratische Geschichte'' 17 (2006), S. 38</ref> Die Organisation von Wahlkämpfen lernte er außerdem während seiner Tätigkeit bei der ''Frankfurter Rundschau''.<ref>Oddey u.a.: ''Ich bleibe Optimist – trotz allem''. ''Demokratische Geschichte'' 17 (2006), S. 41</ref>  


Ein Mandat durfte er, da er an der niederländischen Nationalität seines Vaters festhielt, zu dieser Zeit in Deutschland nicht bekleiden.
Ein Mandat durfte er, da er an der niederländischen Nationalität seines Vaters festhielt, zu dieser Zeit in Deutschland nicht bekleiden.
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* [[1959]]-[[1976]] Verlagsleiter des SPD-eigenen "Wullenwewer-Druck" in Lübeck
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* [[1959]]-[[1969]] Geschäftsführer der Zeitung ''Lübecker Freie Presse'', später in ''[[Lübecker Morgen]]'' umbenannt.
* [[1959]]-[[1969]] Geschäftsführer der Zeitung ''Lübecker Freie Presse'', später in ''[[Lübecker Morgen]]'' umbenannt.
* [[1967]]-[[1977]] Kreisvorsitzender des [[Kreisverband Lübeck|Kreisverbandes Lübeck]]
* [[1967]]-[[12. Februar|12.2.]][[1977]] Kreisvorsitzender des [[Kreisverband Lübeck|Kreisverbandes Lübeck]] als Nachfolger von [[Paul Bromme]] und Vorgänger von [[Rüdiger Möbusz]].<ref>''Rüdiger Möbusz an der Spitze der Lübecker SPD'', ''Lübecker Nachrichten'', 15.2.1977</ref>
* [[1967]]-[[1973]] Mitglied des [[Landesvorstand|Landesvorstandes]]
* [[1967]]-[[1973]] Mitglied des [[Landesvorstand|Landesvorstandes]]
* [[1969]]-[[1973]] stellvertretender Landesvorsitzender
* [[1969]]-[[1973]] stellvertretender Landesvorsitzender
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== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==
*''Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD'' (Kiel 1985)
*''Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD'' (Kiel 1985)
:In seinen gleich nach dem Krieg niedergeschriebenen Erinnerungen zeichnete Geusendam seinen Lebensweg bis zum Kriegsende nach. Anfang der 80er Jahre überarbeitete und ergänzte er diese Notizen auf Bitten von politischen WeggefährtInnen wie [[Gisela Böhrk]] und [[Gert Börnsen]]<ref>''Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD'' (Kiel 1985), S. 10</ref>. Sie erschienen [[1985]] im Neuen Malik Verlag als erste Veröffentlichung des [[Beirat für Geschichte|Beirats für die Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein]].
:In seinen gleich nach der NS-Zeit niedergeschriebenen Erinnerungen zeichnete Geusendam seinen Lebensweg bis zum Kriegsende nach. Anfang der 80er Jahre überarbeitete und ergänzte er diese Notizen auf Bitten von politischen WeggefährtInnen wie [[Gisela Böhrk]] und [[Gert Börnsen]]<ref>''Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD'' (Kiel 1985), S. 10</ref>. Sie erschienen [[1985]] im Neuen Malik Verlag als erste Veröffentlichung des [[Beirat für Geschichte|Beirats für die Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein]].
*''Sozialistische Volkspartei oder Partei der liberalen Reformen. Ein Beitrag zur Diskussion um das neue Grundsatzprogramm der SPD'' (Kiel o.J. [verm. 1986]), möglicherweise posthum vom Landesverband veröffentlicht.


== Stimmen ==
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*[http://www.grund-der-ausweisung.de/2009/index.html Projekt der Bremer Shakespeare Company zu Johann Geusendam]
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== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Landesvorstand XIV|Geusendam, Wilhelm]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1967-1969]]
[[Kategorie:Landesvorstand XV|Geusendam, Wilhelm]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1969-1971]]
[[Kategorie:Landesvorstand XVI|Geusendam, Wilhelm]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1971-1973]]
[[Kategorie:Widerstand|Geusendam, Wilhelm]]
[[Kategorie:Widerstand]]
[[Kategorie:JournalistIn|Geusendam, Wilhelm]]
[[Kategorie:JournalistIn]]
[[Kategorie:LandesgeschäftsführerIn|Geusendam, Wilhelm]]
[[Kategorie:Kreisverband Lübeck]]
[[Kategorie:Kreisverband Lübeck|Geusendam, Wilhelm]]
[[Kategorie:VZ]]

Aktuelle Version vom 29. September 2024, 07:22 Uhr

Wilhelm Geusendam
Wilhelm Geusendam
Wilhelm Geusendam
Geboren: 4. September 1911
Gestorben: 13. August 1987

Wilhelm Gerhard 'Willi' Geusendam, * 4. September 1911 in Bremen, † 13. August 1987 in Hamburg; Verlagsleiter. Eintritt in die SPD 1959.

Werdegang

Wilhelm Geusendam, Sohn von Johann Geusendam, einem eingewanderten Niederländer, und seiner vermutlich deutschen Ehefrau, wuchs in einer vierköpfigen Familie im Bremer Arbeitermilieu auf. Er betätigte sich früh und viel in der kommunistischen Arbeiterjugend (KJVD), die ihn "antimilitaristisch und emanzipatorisch prägt"[1]. Der Vater war meist arbeitslos und wurde 1931 wegen kommunistischer Überzeugung ausgewiesen. Die Familie siedelte in die Sowjetunion über.

Schon bald zogen die Eltern, enttäuscht von der kommunistischen Realität, zurück nach Holland. 1934 verließ auch der Sohn, nach innerer Abwendung von der Sowjetunion, das Land. Um ausreisen zu können, willigte er in die illegale Einreise nach Deutschland zum Transport sowjetischer Propagandaschriften ein. Er wurde durch einen Spitzel verraten und erhielt fünf Jahre Haft wegen "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens unter erschwerenden Umständen". [2] 1940 wurde er nach Verbüßung der Haft im KZ Flossenbürg gefangen gehalten und musste später im Außenlager Pottenstein Schwerstarbeit verrichten. Als Lagerältester verhinderte er vor der Befreiung die Erschießung der verbliebenen 300 - 400 Häftlinge durch die SS.[3]

Am 1. Mai 1959 trat Willi Geusendam in die SPD ein.[4] Aus seiner Zeit in der Sowjetunion brachte er Interesse an innerparteilicher Organisation und eine Schulung im Einsatz von Werbe- und Propagandaarbeit mit, die seiner Arbeit als stellvertretender Landesvorsitzender (der traditionell für die Organisation der Partei verantwortlich ist) zugute kamen.[5] Die Organisation von Wahlkämpfen lernte er außerdem während seiner Tätigkeit bei der Frankfurter Rundschau.[6]

Ein Mandat durfte er, da er an der niederländischen Nationalität seines Vaters festhielt, zu dieser Zeit in Deutschland nicht bekleiden.

Parteifunktionen und Tätigkeiten für die Partei

Veröffentlichungen

  • Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD (Kiel 1985)
In seinen gleich nach der NS-Zeit niedergeschriebenen Erinnerungen zeichnete Geusendam seinen Lebensweg bis zum Kriegsende nach. Anfang der 80er Jahre überarbeitete und ergänzte er diese Notizen auf Bitten von politischen WeggefährtInnen wie Gisela Böhrk und Gert Börnsen[8]. Sie erschienen 1985 im Neuen Malik Verlag als erste Veröffentlichung des Beirats für die Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein.
  • Sozialistische Volkspartei oder Partei der liberalen Reformen. Ein Beitrag zur Diskussion um das neue Grundsatzprogramm der SPD (Kiel o.J. [verm. 1986]), möglicherweise posthum vom Landesverband veröffentlicht.

Stimmen

"Willi Geusendam war eine der politischen Persönlichkeiten, die hinter dem Rampenlicht der Tagespolitik stetig den Versuch unternehmen, Ideen weiterzuentwickeln und gleichzeitig praktische Organisationspolitik zu leisten vermögen. Seine Lebens- und Leidensgeschichte [...] hat ihn, seine Idee des demokratischen Sozialismus und seine Arbeit geprägt."[9]

"Er hat sich wie kaum ein anderer den Grundwerten des demokratischen Sozialismus verpflichtet gefühlt. Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität waren für ihn die Richtschnur und Maßstab des politischen Handelns."[10]

Links

Einzelnachweise

  1. Oddey u.a.: Ich bleibe Optimist – trotz allem. Demokratische Geschichte 17 (2006), S. 36
  2. Oddey u.a.: Ich bleibe Optimist – trotz allem. Demokratische Geschichte 17 (2006), S. 37 ff.
  3. Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD (Kiel 1985), S. 7
  4. Lt. seinem Parteibuch, das in der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte verwahrt wird.
  5. Oddey u.a.: Ich bleibe Optimist – trotz allem. Demokratische Geschichte 17 (2006), S. 38
  6. Oddey u.a.: Ich bleibe Optimist – trotz allem. Demokratische Geschichte 17 (2006), S. 41
  7. Rüdiger Möbusz an der Spitze der Lübecker SPD, Lübecker Nachrichten, 15.2.1977
  8. Herausforderungen. KJVD-UdSSR-KZ-SPD (Kiel 1985), S. 10
  9. Hans-Ulrich Klose: Zum Tode von Wilhelm Geusendam, Service der SPD für Presse, Funk, TV, 17.8.1987
  10. Aus der Todesanzeige der Landespartei, abgedruckt in Oddey u.a.: Ich bleibe Optimist – trotz allem. Demokratische Geschichte 17 (2006), S. 112