Marie Carstens: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Skw (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
 
Zeile 28: Zeile 28:
|Homepage =  
|Homepage =  
}}
}}
'''Marie Carstens''' ''(geb. Ehlers)'', * [[1. März]] [[1861]] in Fitzbek, † August [[1956]]<ref group="Anm.">Sie wurde am [[24. August]] [[1956]] in Nemünster begraben, laut SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): ''125 Jahre SPD in Neumünster'' (o.O. o.J. [1992])</ref> in Neumünster; Erste Frau in der Stadtverordnetenversammlung von Neumünster. Mitglied der SPD seit dem [[1. März]] [[1885]].<ref name=":0">Winkler, Heide: ''[https://www.neumuenster.de/verwaltung-politik/verwaltung/gleichstellungsstelle/frauen-in-neumuenster/marie-carstens/ Marie Carstens (1861 – 1956)]'', März 2021</ref>
'''Marie Carstens''' (geb. Ehlers), * [[1. März]] [[1861]] in Fitzbek, † August [[1956]] in Neumünster; erste Frau in der Stadtverordnetenversammlung von Neumünster. Mitglied der SPD seit dem [[1. März]] [[1885]].
 
==Leben & Beruf==
==Leben & Beruf==
Geboren wurde Marie Ehlers [[1861]] in Fitzbek im Kreis Steinburg. Sie war nach der Schulzeit zunächst in der Landwirtschaft beschäftigt. Im Februar [[1883]], mit noch nicht ganz 22 Jahren, heiratet Marie Ehlers den Maurer [[Hinrich Carstens]] und zog mit ihm nach [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]]. Gemeinsam bekamen sie zwei Söhnen, August und Wilhelm Carstens.
Geboren wurde Marie Ehlers [[1861]] in Fitzbek im Kreis Steinburg. Sie war nach der Schulzeit zunächst in der Landwirtschaft beschäftigt. Im Februar [[1883]], mit noch nicht ganz 22 Jahren, heiratete sie den Maurer [[Hinrich Carstens]] und zog mit ihm nach [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]]. Gemeinsam bekamen sie zwei Söhne, August und Wilhelm Carstens.


Mit 96 Jahren starb sie im August [[1956]]. Begraben wurde sie am [[24. August]].<ref name=":1">SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): ''125 Jahre SPD in Neumünster'' (o.O. o.J. [1992])</ref>
Mit 96 Jahren starb sie im August [[1956]]; das genaue Todesdatum ist bisher nicht ermittelt. Beigesetzt wurde sie am [[24. August]].<ref name=":1">SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): ''125 Jahre SPD in Neumünster'' (o.O. o.J. [1992])</ref>


==Partei & Politik==
==Partei & Politik==
Ihr Mann [[Hinrich Carstens]] führt Marie Carstens an die Sozialdemokratie heran, als die SPD unter dem [[Sozialistengesetz]] verboten ist und [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Frauen]] noch kein Wahlrecht haben und sich noch nicht einmal in Parteien einbringen dürfen.  
Marie Carstens wurde durch ihren Mann [[Hinrich Carstens]] an die Sozialdemokratie herangeführt, zu einer Zeit, als die SPD unter dem [[Sozialistengesetz]] verboten war und [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Frauen]] weder das Wahlrecht hatten noch sich in die (partei)politische Arbeit einbringen durften.  


Sie engagiert sich schon vor ihrem Parteieintritt als Leiterin im Bildungsverein für Frauen und Mädchen für [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] und Umgegend. Illegal verteilte sie mit anderen Frauen, vor anstehenden Wahlen Flugblätter zur Unterstützung von Kandidaten der Arbeiterbewegung. Sie beteiligte sich mit Aufklärungsarbeit in Streiksituationen - beispielsweise, als es in Neumünster zu einem großen Bauarbeiterstreik kam und die Arbeitgeber italienische Bauarbeiter als Streikbrecher einsetzen wollten. Marie Carstens verteilt an die eintreffenden Arbeiter am Bahnhof Flugzettel und klärte sie über die Situation auf. Daraufhin fuhren die Italiener weiter nach Kiel.<ref name=":1" /> Das war gefährlich, verboten und mit empfindlichen Strafen bewährt.
Sie engagierte sich schon vor ihrem Parteieintritt am [[1. März]] [[1885]]<ref name=":0">Winkler, Heide: ''[https://www.neumuenster.de/verwaltung-politik/verwaltung/gleichstellungsstelle/frauen-in-neumuenster/marie-carstens/ Marie Carstens (1861 – 1956)]'', März 2021</ref> als Leiterin im Bildungsverein für Frauen und Mädchen für [[Kreisverband Neumünster|Neumünster und Umgegend]]. Illegal verteilte sie mit anderen Frauen vor anstehenden Wahlen Flugblätter zur Unterstützung von Kandidaten der Arbeiterbewegung. Sie beteiligte sich an der Aufklärungsarbeit in Streiksituationen. Als es beispielsweise in Neumünster zu einem großen Bauarbeiterstreik kam und die Arbeitgeber italienische Bauarbeiter als Streikbrecher einsetzen wollten, verteilte sie an die eintreffenden Arbeiter am Bahnhof Flugzettel und klärte sie über die Situation auf. Daraufhin fuhren die Italiener weiter nach Kiel.<ref name=":1" /> Solche Aktionen waren gefährlich, verboten und mit empfindlichen Strafen bewährt.


Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] organisiert sie als Vertreterin des sozialdemokratischen Frauenvereins in [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] die Kriegsfürsorge. Sie betreute dafür im Bereich Fabrikstraße und Linienstraße einen eigenen Bezirke und engagierte sich für die Volksküchen.
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] organisierte Marie Carstens als Vertreterin des sozialdemokratischen Frauenvereins in [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] die Kriegsfürsorge. Sie betreute im Bereich Fabrikstraße und Linienstraße einen eigenen Bezirk und engagierte sich für die Volksküchen.


Mit der [[Novemberrevolution]] enden [[1918]] Krieg und Kaiserreich. Die Weimarer Republik bringt den Frauen endlich das Wahlrecht. Im März [[1919]] wird Marie Carstens in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Für zwei Wahlperioden bis [[1929]] bleibt sie Ratsfrau - zuletzt in der Funktion als Alterspräsidentin. Sie setzte sich in der Kommunalpolitik u.a. der Wohlfahrts-, Kinder- und Jugendarbeit ein. Machte sich stark für das Krankenhaus - Das ''Friedrich-Ebert-Krankenhaus'' wurde dann [[1930]] eröffnet. Außerdem kümmerte sie sich um die Arbeitszeiten und die Entlohnungen der Kochfrauen und Arbeiterinnen in den Volksküchen.<ref name=":0" />
Mit der [[Novemberrevolution]] endeten [[1918]] Krieg und Kaiserreich. Eins der ersten Gesetze, die der Rat der Volksbeauftragten erließ, war die Ausweitung des Wahlrechts auf die Frauen. Im März [[1919]] wurde Marie Carstens in die Stadtverordnetenversammlung von Neumünster gewählt. Für zwei Wahlperioden - bis [[1929]] - blieb sie Stadtverordnete, zuletzt in der Funktion als Alterspräsidentin. Die Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit waren Wohlfahrts-, Kinder- und Jugendarbeit. Sie machte sich stark für ein eigenes städtisches Krankenhaus; das [[Friedrich Ebert|Friedrich-Ebert-Krankenhaus]] wurde [[1930]] eröffnet. Außerdem kümmerte sie sich um die Arbeitszeiten und die Entlohnungen der Kochfrauen und Arbeiterinnen in den Volksküchen.<ref name=":0" />


Mit 68 Jahren schied sie aus der Kommunalpolitik aus.
Mit 68 Jahren schied sie aus der Kommunalpolitik aus.
Zeile 47: Zeile 48:
== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
[[Datei:Kirsten Eickhoff-Weber Marie-Carstens-Straße 2021.jpeg|mini|Kirsten Eickhoff-Weber in der Marie-Carstens-Straße, 2021]]
[[Datei:Kirsten Eickhoff-Weber Marie-Carstens-Straße 2021.jpeg|mini|Kirsten Eickhoff-Weber in der Marie-Carstens-Straße, 2021]]
 
[[2016]] wurde im [[Ortsverein Neumünster-Faldera|Stadtteil Faldera]] eine neu angelegte Straße nach Marie Carstens benannt.<ref name=":0" /> [[Kirsten Eickhoff-Weber]] würdigte zum [[8. März]] [[2021]] ihre Lebensleistung:
* [[2016]] wurde im Stadtteil Faldera eine neu angelegte Straße nach Marie Carstens benannt.<ref name=":0" />
"[Ich stehe] hier in [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] in der Marie-Carstens-Straße und verneige mich vor ihrem Einsatz. Es waren mutige, engagierte Frauen wie Marie Carstens die den Weg bereitet haben. Ohne sie wäre unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft nicht möglich."<ref>Eickhoff-Weber, Kirsten: ''[https://www.eickhoff-weber.de/2021/03/08/internationaler-frauentag-danke-marie-carstens/ Internationaler Frauentag: Danke, Marie Carstens!]'', 8.3.2021</ref>
 
== Stimmen ==
 
* "[Ich stehe] hier in [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] in der Marie-Carstens-Straße und verneige mich vor ihrem Einsatz. Es waren mutige, engagierte Frauen wie Marie Carstens die den Weg bereitet haben. Ohne sie wäre unserer freiheitlich-demokratische Gesellschaft nicht möglich." - Kirsten Eickhoff-Weber, [[2021]]<ref>Eickhoff-Weber, Kirsten: ''[https://www.eickhoff-weber.de/2021/03/08/internationaler-frauentag-danke-marie-carstens/ Internationaler Frauentag: Danke, Marie Carstens!]'', 8. März 2021</ref>
 
== Anmerkungen ==
<references group="Anm." />


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
<references />
<references />
[[Kategorie:Kreisverband Neumünster]]
[[Kategorie:Kreisverband Neumünster]]
[[Kategorie:Kommunalpolitik]]

Aktuelle Version vom 21. März 2022, 23:01 Uhr

Marie Carstens
Marie Carstens
Marie Carstens
Geboren: 1. März 1861
Gestorben: 24. August 1956

Marie Carstens (geb. Ehlers), * 1. März 1861 in Fitzbek, † August 1956 in Neumünster; erste Frau in der Stadtverordnetenversammlung von Neumünster. Mitglied der SPD seit dem 1. März 1885.

Leben & Beruf

Geboren wurde Marie Ehlers 1861 in Fitzbek im Kreis Steinburg. Sie war nach der Schulzeit zunächst in der Landwirtschaft beschäftigt. Im Februar 1883, mit noch nicht ganz 22 Jahren, heiratete sie den Maurer Hinrich Carstens und zog mit ihm nach Neumünster. Gemeinsam bekamen sie zwei Söhne, August und Wilhelm Carstens.

Mit 96 Jahren starb sie im August 1956; das genaue Todesdatum ist bisher nicht ermittelt. Beigesetzt wurde sie am 24. August.[1]

Partei & Politik

Marie Carstens wurde durch ihren Mann Hinrich Carstens an die Sozialdemokratie herangeführt, zu einer Zeit, als die SPD unter dem Sozialistengesetz verboten war und Frauen weder das Wahlrecht hatten noch sich in die (partei)politische Arbeit einbringen durften.

Sie engagierte sich schon vor ihrem Parteieintritt am 1. März 1885[2] als Leiterin im Bildungsverein für Frauen und Mädchen für Neumünster und Umgegend. Illegal verteilte sie mit anderen Frauen vor anstehenden Wahlen Flugblätter zur Unterstützung von Kandidaten der Arbeiterbewegung. Sie beteiligte sich an der Aufklärungsarbeit in Streiksituationen. Als es beispielsweise in Neumünster zu einem großen Bauarbeiterstreik kam und die Arbeitgeber italienische Bauarbeiter als Streikbrecher einsetzen wollten, verteilte sie an die eintreffenden Arbeiter am Bahnhof Flugzettel und klärte sie über die Situation auf. Daraufhin fuhren die Italiener weiter nach Kiel.[1] Solche Aktionen waren gefährlich, verboten und mit empfindlichen Strafen bewährt.

Im Ersten Weltkrieg organisierte Marie Carstens als Vertreterin des sozialdemokratischen Frauenvereins in Neumünster die Kriegsfürsorge. Sie betreute im Bereich Fabrikstraße und Linienstraße einen eigenen Bezirk und engagierte sich für die Volksküchen.

Mit der Novemberrevolution endeten 1918 Krieg und Kaiserreich. Eins der ersten Gesetze, die der Rat der Volksbeauftragten erließ, war die Ausweitung des Wahlrechts auf die Frauen. Im März 1919 wurde Marie Carstens in die Stadtverordnetenversammlung von Neumünster gewählt. Für zwei Wahlperioden - bis 1929 - blieb sie Stadtverordnete, zuletzt in der Funktion als Alterspräsidentin. Die Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit waren Wohlfahrts-, Kinder- und Jugendarbeit. Sie machte sich stark für ein eigenes städtisches Krankenhaus; das Friedrich-Ebert-Krankenhaus wurde 1930 eröffnet. Außerdem kümmerte sie sich um die Arbeitszeiten und die Entlohnungen der Kochfrauen und Arbeiterinnen in den Volksküchen.[2]

Mit 68 Jahren schied sie aus der Kommunalpolitik aus.

Ehrungen

Kirsten Eickhoff-Weber in der Marie-Carstens-Straße, 2021

2016 wurde im Stadtteil Faldera eine neu angelegte Straße nach Marie Carstens benannt.[2] Kirsten Eickhoff-Weber würdigte zum 8. März 2021 ihre Lebensleistung: "[Ich stehe] hier in Neumünster in der Marie-Carstens-Straße und verneige mich vor ihrem Einsatz. Es waren mutige, engagierte Frauen wie Marie Carstens die den Weg bereitet haben. Ohne sie wäre unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft nicht möglich."[3]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 SPD-Kreisverband Neumünster (Hrsg.): 125 Jahre SPD in Neumünster (o.O. o.J. [1992])
  2. 2,0 2,1 2,2 Winkler, Heide: Marie Carstens (1861 – 1956), März 2021
  3. Eickhoff-Weber, Kirsten: Internationaler Frauentag: Danke, Marie Carstens!, 8.3.2021