Arthur Zabel: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Arthur Zabel''', * [[14. September]] [[1891]] in Wittenberge/Elbe, † [[6. Januar]] [[1954]] in Heikendorf bei Kiel. Metallarbeiter, Gewerkschaftssekretär. Verheiratet, eine Tochter; Dissident<ref>Keiner Religionsgemeinschaft angehörend</ref>. Mitglied der SPD seit [[1909]].
'''Arthur Zabel''', * [[14. September]] [[1891]] in Wittenberge/Elbe, † [[6. Januar]] [[1954]] in Heikendorf bei Kiel. Metallarbeiter, Gewerkschaftssekretär. Verheiratet, eine Tochter; Dissident<ref>Keiner Religionsgemeinschaft angehörend</ref>. Mitglied der SPD seit [[1909]]<ref>Vermutlich - vgl. Fentsahm: ''Landrat'', S. 4</ref>.


== Leben & Beruf ==
== Leben & Beruf ==
Arthur Zabel kam aus einer sozialdemokratischen Familie; sein Vater arbeitete als Maschinenaufseher in der örtlichen Nähmaschinenfabrik der Firma Singer.<ref>Lebenslauf in der Personalakte, LAS 761/1225, zit. bei Fendsahm, Landrat, S. 19.</ref> Er schloss die Bürgerschule in Wittenberge [[1905]] mit der Mittleren Reife ab, machte dann eine Ausbildung zum Mechaniker und Schlosser<ref>Woher die Information in der [https://www.kreis-rendsburg-eckernfoerde.de/unser-kreis/geschichtliche-entwicklung/gehorsam-und-widerstand/der-landrat-im-nationalsozialismus/landraete/arthur-zabel/ Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde] stammt, er habe vor seiner Lehre "in Kiel und Nürnberg" studiert, ist nicht ermittelt. Wie er als Mittelschüler dazu gelangte oder welcher Art das Studium war, wird nicht mitgeteilt.</ref> und ging ein Jahr auf Wanderschaft.  
Arthur Zabel kam aus einer sozialdemokratischen Familie; sein Vater arbeitete als Maschinenaufseher in der örtlichen Nähmaschinenfabrik der Firma Singer.<ref>Lebenslauf in der Personalakte, LAS 761/1225, zit. bei Fendsahm, Landrat, S. 19.</ref> Er schloss die Bürgerschule in Wittenberge [[1905]] mit der Mittleren Reife ab, machte dann eine Ausbildung zum Mechaniker und Schlosser<ref>Woher die Information in der Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde stammt, er habe vor seiner Lehre "in Kiel und Nürnberg" studiert, ist nicht ermittelt. Wie er als Mittelschüler dazu gelangte oder welcher Art das Studium war, wird nicht mitgeteilt.</ref> und ging ein Jahr auf Wanderschaft.  


Ab [[1909]] arbeitete er in Kiel, Nürnberg und Berlin als Mechaniker, Werkzeugmacher und Rundschleifer, ab [[1914]] wieder in Kiel als Torpedomechaniker bei der kaiserlichen Torpedowerkstatt in [[Ortsverein Holtenau|Friedrichsort]]. Er nahm am 1. Weltkrieg teil, ob als Freiwilliger oder Gezogener, ist nicht ermittelt.
Ab [[1909]] arbeitete er in Kiel, Nürnberg und Berlin als Mechaniker, Werkzeugmacher und Rundschleifer, ab [[1914]] wieder in Kiel als Torpedomechaniker bei der kaiserlichen Torpedowerkstatt in [[Ortsverein Holtenau|Friedrichsort]]. Er nahm am 1. Weltkrieg teil, ob als Freiwilliger oder Gezogener, ist nicht ermittelt.


Zurück in Kiel beteiligte er sich an der [[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand|Novemberrevolution 1918]]. Im April [[1919]] übernahm er - unterbrochen [[1920]]/[[1921|21]] von seiner kurzen Tätigkeit als Landrat in Bordesholm - die hauptamtliche Bezirksleitung des Eisenbahnerverbandes mit Sitz in Neumünster, ab [[1922]] in Stettin. [[1927]] wurde er Redakteur der Verbandszeitschrift ''Eisenbahner Echo'' und hatte einen Sitz im Landeseisenbahnrat. In Stettin war er auch Waisenrat, vermutlich eine ehrenamtliche soziale Tätigkeit. [[1932]] übernahm er die Bezirksleitung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) für Pommern und Mecklenburg-Strelitz.
Zurück in Kiel beteiligte er sich an der [[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand|Novemberrevolution 1918]]. Vermutlich [[1919]] heiratete er und wurde am [[30. März]] [[1920]] Vater einer Tochter<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 166 Anm. 45</ref>, Emma, später verheiratete Schargus, die offenbar noch in den 1990er Jahren in Heikendorf lebte.


Ab [[1918]] wohnte er bis zum Umzug nach Stettin in Heikendorf, wohin er nach Ende der NS-Diktatur wieder zurückkehrte. Möglicherweise besaß er dort ein Haus, und möglicherweise war seine Familie nicht mit nach Pommern gezogen.
Im April [[1919]] übernahm er - unterbrochen [[1920]]/[[1921|21]] von seiner kurzen Tätigkeit als Landrat in Bordesholm - die hauptamtliche Bezirksleitung des Eisenbahnerverbandes mit Sitz in Neumünster, ab [[1922]] in Stettin. [[1927]] wurde er auch Redakteur der Verbandszeitschrift ''Eisenbahner Echo'' und hatte einen Sitz im Landeseisenbahnrat. In Stettin war er auch Waisenrat, vermutlich eine ehrenamtliche soziale Tätigkeit. [[1932]] übernahm er die Bezirksleitung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) für Pommern und Mecklenburg-Strelitz.


=== NS-Diktatur ===
Ab [[1918]] wohnte er bis zum Umzug nach Stettin in [[Ortsverein Heikendorf|Heikendorf]], wohin er nach Ende der NS-Diktatur wieder zurückkehrte und bis zum Ende seines Lebens blieb<ref>Schröder: ''Zabel'' gibt als Sterbeort "Kiel" an. Es ist möglich, dass Arthur Zabel in einem Kieler Krankenhaus starb; sein Wohnort war aber Heikendorf.</ref>. Möglicherweise besaß er dort ein Haus, und möglicherweise war seine Familie nicht mit nach Pommern gezogen. 
[[1933]] musste Arthur Zabel seine Ämter niederlegen und wurde bis Jahresende in Schutzhaft genommen. Anschließend arbeitete er als Versicherungsfachmann. Während des 2. Weltkriegs wurde er als Torpedoarbeiter zum Marinewaffenbetrieb in Stettin eingezogen.  
 
== Partei & Politik ==
Am [[13.  November]] [[1918]] wurde Arthur Zabel vom Kieler Arbeiterrat zum Beigeordneten, sprich: Kontrolleur, des Landrats im Kreis Bordesholm bestellt<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 165</ref> - ein Amt, das allerdings mit wenig tatsächlicher Macht ausgestattet war; selbst das Rederecht im Kreistag erhielt er erst auf Beschluss des Gremiums.<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 154</ref> Im Dezember [[1918]] und im April [[1919]] nahm er als Delegierter an den Allgemeinen Kongressen der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin teil.<ref>Vgl. Schröder: ''Zabel''</ref>
 
=== Landrat ===
Am [[13. März]] [[1920]] wurde er auf Weisung von Oberpräsident [[Heinrich Kürbis]] zum stellvertretenden Landrat des Kreises Bordesholm ernannt und mit der Wahrnehmung der Amtsgeschäfte beauftragt. Innenminister [[Carl Severing]] hatte den amtierenden Landrat, dem Arthur Zabel beigeordnet gewesen war, wegen seiner Unterstützung des Kapp-Putsches vorläufig seines Amtes enthoben<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 154</ref>; daher benötigte man vermutlich jemanden, der mit den Verhältnissen vor Ort vertraut war. Der Vorschlag des Oberpräsidenten, Arthur Zabel zum kommissarischen Landrat zu ernennen, wurde vom mittlerweile mehrheitlich sozialdemokratischen Kreistag mit 11:8 Stimmen unterstützt - ein knappes Ergebnis, das zum Entschluss zum Rücktritt beitrug.<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 168</ref> Erst am [[1. Oktober]] erfolgte die Ernennung durch den Innenminister, und am [[16. Dezember]] [[1920]] wurde Arthur Zabel offiziell als Landrat vereidigt. Damit war auch verbunden, dass er als Deputierter für den Kreis Bordesholm Mitglied des schleswig-hol­steinischen Provinziallandtages in Kiel wurde.<ref>Fentsahm: ''Landrat'', S. 5</ref>
 
Er legte sein Amt aber bereits im Januar [[1921]] entnervt nieder. Als Gründe führte er an: "Neben den offiziellen Beschwerden und Protesten setzte dann eine Hetze gegen mich ein, die mit den schamlosesten Mitteln unter der Oberfläche wühlte." Er sei nicht weiter imstande, "als Gegenstand aller möglichen und unmöglichen Verleumdungen und Anwerfungen durch den Kot gezogen zu werden."<ref>Aus dem Rücktrittsgesuch, zit. bei Fentsahm: ''Umgang'', S. 169</ref> Eine Bestätigung dieser Klagen findet sich darin, dass das ausführliche Rücktrittsgesuch - dem mit Datum vom [[21. Januar]] stattgegeben wurde - am [[20. Januar]] in vollem Wortlaut in der ''Kieler Zeitung'' abgedruckt wurde. Wer für diese Indiskretion verantwortlich war, wurde nie geklärt.<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 167 f.</ref>
 
Uwe Fentsahm hat sich mit den Hintergründen dieser Entwicklung näher beschäftigt. Aus seiner Sicht ist Arthur Zabel dem eigenen Anspruch, das Amt "unparteiisch zum Wohle der Gesamtheit"<ref>Aus einem Aufruf des Landrats, zit. bei Fentsahm: ''Landrat'', S. 7</ref> auszuüben, durchaus gerecht geworden, etwa durch seinen Einsatz für den Bau eines Krankenhauses im Kreis, seine Bemühungen um die Versorgung des Kreises in der Notzeit nach dem 1. Weltkrieg oder durch seinen Widerstand gegen überhöhte Preise für knappe Waren.<ref>Fentsahm: ''Landrat'', S. 7</ref>


Die Studie von Danker/Lehmann-Himmel stuft ihn unter den fünf möglichen Kategorien als "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'" ein.<ref>Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, Anhang II, S. 4. Die fünf Kategorien lauten "exponiert nationalsozialistisch", "systemtragend-karrieristisch", "ns-sozialisiert", "angepasst ambivalent" und "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'".</ref> "Er bewahrte während der NS-Zeit eine integre und antinationalsozialistische Haltung."<ref>So die Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde.</ref>
Sein Fazit:
: "Der Sozialdemokrat Zabel hat offen und ehrlich versucht, die ihm übertragene Position adäquat auszufüllen. Er ist dabei zum einen an den Intrigen der alten lokalen Autoritäten im Kreis Bordesholm gescheitert. Es mangelte ihm aber auch an einem ausgeprägten Machtbewußtsein und dem Mut zu unpopulären Entscheidungen. Das zwanghafte Bemühen um einen Ausgleich mit den bürgerlichen Kreisen und die übertriebene Vorstellung, ein standesgemäßes Ansehen bewahren zu müssen, haben nicht unwesentlich zu seinem Scheitern beigetragen. In diesen Punkten wird man ihm sein jugendliches Alter (1891 geboren) und die noch mangelnde Erfahrung im Umgang mit den politischen Gegnern zugute halten müssen. Mitentscheidend war aber auch die mangelhafte Unterstützung durch den Regierungspräsidenten [...] in Schleswig und die Parteifreunde im Preußischen Staatsministerium. Die in Berlin in der Regierungsverantwortung stehenden Genossen hatten ebenfalls keinen Mut zu unpopulären Entscheidungen und wollten zudem jeglichen Anschein einer Parteibuchpolitik vermeiden."<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 171</ref>


== Partei & Politik ==
Dazu kam, neben dienstlichen Differenzen mit dem nationalkonservativen Regierungspräsidenten, dass das Gehalt des Landrats für eine repräsentative Amtsführung, wie er sie offenbar von sich erwartet sah, nicht ausreichte. Die bisherigen Amtsinhaber waren aus dem Adel gekommen und auf das Gehalt nicht angewiesen. Arthur Zabels unmittelbarer Vorgänger hatte beim Auszug aus dem Kreishaus alle eigenen Möbel mitgenommen; es waren ein Tisch und ein Sofa verblieben.<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 169</ref> Für einen Ersatz in der repräsentativen Art, wie der neue Landrat sie wünschte - oder sich als angemessen einreden ließ - wollte der Staat nicht aufkommen.<ref>Fentsahm: ''Landrat'', S. 17 f.</ref>
Im November [[1918]] wurde Arthur Zabel zum Beigeordneten des Landrats in Bordesholm bestellt und nahm im Dezember [[1918]] und im April [[1919]] als Delegierter an den Allgemeinen Kongressen der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin teil.<ref>Vgl. Schröder: ''Zabel''</ref>


Im März [[1920]] wurde er auf Weisung von Oberpräsident [[Heinrich Kürbis]] zum stellvertretenden Landrat des Kreises Bordesholm ernannt. Der amtierende Landrat war am [[20. März]] wegen seiner Unterstützung des Kapp-Putsches vorläufig seines Amtes enthoben worden<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 154</ref>; daher benötigte man vermutlich jemanden, der mit den Verhältnissen vor Ort vertraut war. Im Dezember [[1920]] wurde Arthur Zabel offiziell als kommissarischer Landrat vereidigt.
Schließlich mag auch beigetragen haben, dass er - auf einer der Dienstfahrten, die in den Beschwerden über ihn angeführt wurden, weil ihn seine Frau und eine ihrer Freundinnen begleiteten - mit dem kreiseigenen Kraftwagen einen Unfall hatte. Die Staatsanwaltschaft verzichtete nach Anzeige des Unfalls auf Ermittlungen; am Steuer hatte ohnehin der vom Kreis angestellte Fahrer gesessen. Die Freundin seiner Frau starb allerdings an den erlittenen Verletzungen.<ref>Fentsahm: ''Umgang'', S. 170</ref>


Er legte sein Amt aber bereits im Januar [[1921]] nieder. Dabei beklagte er den fehlenden Rückhalt im Kreistag, negative Presseberichterstattung und Meinungsverschiedenheiten mit dem Regierungspräsidenten in Schleswig.  
Arthur Zabel übernahm erst in Pommern wieder politische Ämter. So war er Gaujugendleiter des [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold]] in Stettin und vertrat ab [[1928]] die SPD in der Landverordnetenversammlung in Stettin. Ab [[1932]] gehörte er dem pommerschen Provinziallandtag<ref>Jedoch war er nicht dessen Präsident, wie in der Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde angeführt.</ref> und der Stadtverordnetenversammlung in Stettin sowie für Pommern dem preußischen Landtag an.  


Danach übernahm er erst in Pommern wieder politische Ämter. So war er Gaujugendleiter des [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold]] in Stettin und vertratab [[1928]] die SPD in der Landverordnetenversammlung in Stettin. Im selben Jahr wurde er Präsident des pommerschen Provinziallandtages und gehörte ab [[1932]] der Stadtverordnetenversammlung in Stettin und für Pommern dem preußischen Landtag an.  
=== NS-Diktatur ===
Im Zuge der Machtübertragung an die Nazis verlor Arthur Zabel [[1933]] alle politischen Ämter und wurde bis Jahresende im KZ Esterwegen in "Schutzhaft" genommen. Anschließend arbeitete er als Versicherungsfachmann. Während des 2. Weltkriegs wurde er als Torpedoarbeiter zum Marinewaffenbetrieb in Stettin eingezogen.  


Im Zuge der Machtübertragung an die Nazis verlor er [[1933]] alle politischen Ämter.
Die Studie von Danker/Lehmann-Himmel stuft ihn unter den fünf möglichen Kategorien als "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'" ein.<ref>Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, Anhang II, S. 4. Die fünf Kategorien lauten "exponiert nationalsozialistisch", "systemtragend-karrieristisch", "ns-sozialisiert", "angepasst ambivalent" und "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'".</ref> "Er bewahrte während der NS-Zeit eine integre und antinationalsozialistische Haltung."<ref>So die Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde.</ref>


=== Wiederaufbau ===
=== Neuanfang ===
Nach Ende der NS-Diktatur kehrte Arthur Zabel nach Schleswig-Holstein zurück. Er übernahm zunächst die Leitung des Flensburger, noch [[1945]] dann des Kieler Arbeitsamtes. Von Juli [[1946]] bis zu seinem Ruhestand im April [[1947]] war er Präsident des Landesarbeitsamtes Schleswig-Holstein.
Nach Ende der NS-Diktatur kehrte Arthur Zabel nach Schleswig-Holstein zurück. Er übernahm zunächst die Leitung des Flensburger, noch [[1945]] dann die des Kieler Arbeitsamtes. Von Juli [[1946]] bis zu seinem Ruhestand im April [[1947]] war er Präsident des Landesarbeitsamtes Schleswig-Holstein. Zugleich betätigte er sich in [[Ortsverein Heikendorf|Heikendorf]] in der Kommunalpolitik.


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
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* Fentsahm, Uwe: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_08/Demokratische_Geschichte_Band_08_Essay05.pdf Der schwierige Umgang mit der Demokratie im Jahre 1920. Die Bordesholmer Landräte Adolf von Heintze und Arthur Zabel]'', in: ''Demokratische Geschichte'' 8(1993), S. 153-172
* Fentsahm, Uwe: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_08/Demokratische_Geschichte_Band_08_Essay05.pdf Der schwierige Umgang mit der Demokratie im Jahre 1920. Die Bordesholmer Landräte Adolf von Heintze und Arthur Zabel]'', in: ''Demokratische Geschichte'' 8(1993), S. 153-172
* Fentsahm, Uwe: ''[http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Mitteilungen/M2_2_Fentsahm_Zabel_DAMOS.pdf Sozialdemokraten im Kampf gegen den Faschismus: Arthur Zabel und sein Lebensgefährte DAMOS (1931–1933)]'', in: ''Mitteilungen des Geschichtsvereins für das ehemalige Amt Bordesholm e.V.'', Heft 2 (Mai 1994)
* Fentsahm, Uwe: ''[http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Mitteilungen/M2_2_Fentsahm_Zabel_DAMOS.pdf Sozialdemokraten im Kampf gegen den Faschismus: Arthur Zabel und sein Lebensgefährte DAMOS (1931–1933)]'', in: ''Mitteilungen des Geschichtsvereins für das ehemalige Amt Bordesholm e.V.'', Heft 2 (Mai 1994)
*Fentsahm, Uwe: ''[http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J01_7_Fentsahm_Zabel.pdf Arthur Zabel: Ein sozialdemokratischer Landrat und sein gescheitertes Bemühen um einen poli­tischen Neuanfang im Kreis Bordesholm 1920/21. Eine Lokalstudie zum Kampf gegen die SPD in den ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins während der Weimarer Republik]'', in: Geschichtsverein für das ehemalige Amt Bordesholm e.V.: ''Jahrbuch 1999''
*Fentsahm, Uwe: ''[http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J01_7_Fentsahm_Zabel.pdf Arthur Zabel: Ein sozialdemokratischer Landrat und sein gescheitertes Bemühen um einen poli­tischen Neuanfang im Kreis Bordesholm 1920/21. Eine Lokalstudie zum Kampf gegen die SPD in den ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins während der Weimarer Republik]'', in: Geschichtsverein für das ehemalige Amt Bordesholm e.V.: ''Jahrbuch 1999'', S. 1-19 (digitale Version)
*''Handbuch für Schleswig-Holstein'' (Ausgaben 1949, 1950/51, 1953)
*Kienast, Ernst (Hrsg.): ''Handbuch für den Preußischen Landtag'' (Ausgabe für die 5. Wahlperiode, Berlin 1933). Arthur Zabel ist erwähnt auf S. 401
*Kienast, Ernst (Hrsg.): ''Handbuch für den Preußischen Landtag'' (Ausgabe für die 5. Wahlperiode, Berlin 1933). Arthur Zabel ist erwähnt auf S. 401
*Mielke, Siegfried / Heinz, Stefan: ''Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat : Verfolgung – Widerstand – Emigration (1933–1945)'' (Berlin 2017), ISBN 978-3-86331-353-1. Arthur Zabel ist erwähnt auf S. 378, 718 (Kurzbiografie)
*Mielke, Siegfried / Heinz, Stefan: ''Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat : Verfolgung – Widerstand – Emigration (1933–1945)'' (Berlin 2017), ISBN 978-3-86331-353-1. Arthur Zabel ist erwähnt auf S. 378, 718 (Kurzbiografie)
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[[Kategorie:Kreisverband Rendsburg-Eckernförde|Zabel, Arthur]]
[[Kategorie:Kreisverband Rendsburg-Eckernförde|Zabel, Arthur]]
[[Kategorie:Mitglied des preußischen Landtags|Zabel, Arthur]]
[[Kategorie:Mitglied des Provinziallandtags|Zabel, Arthur]]
[[Kategorie:Mitglied des Preußischen Landtages|Zabel, Arthur]]
[[Kategorie:Widerstand|Zabel, Arthur]]
[[Kategorie:Widerstand|Zabel, Arthur]]

Version vom 26. September 2019, 02:38 Uhr

Arthur Zabel
Arthur Zabel
Arthur Zabel
Geboren: 14. September 1891
Gestorben: 6. Januar 1954

Arthur Zabel, * 14. September 1891 in Wittenberge/Elbe, † 6. Januar 1954 in Heikendorf bei Kiel. Metallarbeiter, Gewerkschaftssekretär. Verheiratet, eine Tochter; Dissident[1]. Mitglied der SPD seit 1909[2].

Leben & Beruf

Arthur Zabel kam aus einer sozialdemokratischen Familie; sein Vater arbeitete als Maschinenaufseher in der örtlichen Nähmaschinenfabrik der Firma Singer.[3] Er schloss die Bürgerschule in Wittenberge 1905 mit der Mittleren Reife ab, machte dann eine Ausbildung zum Mechaniker und Schlosser[4] und ging ein Jahr auf Wanderschaft.

Ab 1909 arbeitete er in Kiel, Nürnberg und Berlin als Mechaniker, Werkzeugmacher und Rundschleifer, ab 1914 wieder in Kiel als Torpedomechaniker bei der kaiserlichen Torpedowerkstatt in Friedrichsort. Er nahm am 1. Weltkrieg teil, ob als Freiwilliger oder Gezogener, ist nicht ermittelt.

Zurück in Kiel beteiligte er sich an der Novemberrevolution 1918. Vermutlich 1919 heiratete er und wurde am 30. März 1920 Vater einer Tochter[5], Emma, später verheiratete Schargus, die offenbar noch in den 1990er Jahren in Heikendorf lebte.

Im April 1919 übernahm er - unterbrochen 1920/21 von seiner kurzen Tätigkeit als Landrat in Bordesholm - die hauptamtliche Bezirksleitung des Eisenbahnerverbandes mit Sitz in Neumünster, ab 1922 in Stettin. 1927 wurde er auch Redakteur der Verbandszeitschrift Eisenbahner Echo und hatte einen Sitz im Landeseisenbahnrat. In Stettin war er auch Waisenrat, vermutlich eine ehrenamtliche soziale Tätigkeit. 1932 übernahm er die Bezirksleitung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) für Pommern und Mecklenburg-Strelitz.

Ab 1918 wohnte er bis zum Umzug nach Stettin in Heikendorf, wohin er nach Ende der NS-Diktatur wieder zurückkehrte und bis zum Ende seines Lebens blieb[6]. Möglicherweise besaß er dort ein Haus, und möglicherweise war seine Familie nicht mit nach Pommern gezogen.

Partei & Politik

Am 13. November 1918 wurde Arthur Zabel vom Kieler Arbeiterrat zum Beigeordneten, sprich: Kontrolleur, des Landrats im Kreis Bordesholm bestellt[7] - ein Amt, das allerdings mit wenig tatsächlicher Macht ausgestattet war; selbst das Rederecht im Kreistag erhielt er erst auf Beschluss des Gremiums.[8] Im Dezember 1918 und im April 1919 nahm er als Delegierter an den Allgemeinen Kongressen der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin teil.[9]

Landrat

Am 13. März 1920 wurde er auf Weisung von Oberpräsident Heinrich Kürbis zum stellvertretenden Landrat des Kreises Bordesholm ernannt und mit der Wahrnehmung der Amtsgeschäfte beauftragt. Innenminister Carl Severing hatte den amtierenden Landrat, dem Arthur Zabel beigeordnet gewesen war, wegen seiner Unterstützung des Kapp-Putsches vorläufig seines Amtes enthoben[10]; daher benötigte man vermutlich jemanden, der mit den Verhältnissen vor Ort vertraut war. Der Vorschlag des Oberpräsidenten, Arthur Zabel zum kommissarischen Landrat zu ernennen, wurde vom mittlerweile mehrheitlich sozialdemokratischen Kreistag mit 11:8 Stimmen unterstützt - ein knappes Ergebnis, das zum Entschluss zum Rücktritt beitrug.[11] Erst am 1. Oktober erfolgte die Ernennung durch den Innenminister, und am 16. Dezember 1920 wurde Arthur Zabel offiziell als Landrat vereidigt. Damit war auch verbunden, dass er als Deputierter für den Kreis Bordesholm Mitglied des schleswig-hol­steinischen Provinziallandtages in Kiel wurde.[12]

Er legte sein Amt aber bereits im Januar 1921 entnervt nieder. Als Gründe führte er an: "Neben den offiziellen Beschwerden und Protesten setzte dann eine Hetze gegen mich ein, die mit den schamlosesten Mitteln unter der Oberfläche wühlte." Er sei nicht weiter imstande, "als Gegenstand aller möglichen und unmöglichen Verleumdungen und Anwerfungen durch den Kot gezogen zu werden."[13] Eine Bestätigung dieser Klagen findet sich darin, dass das ausführliche Rücktrittsgesuch - dem mit Datum vom 21. Januar stattgegeben wurde - am 20. Januar in vollem Wortlaut in der Kieler Zeitung abgedruckt wurde. Wer für diese Indiskretion verantwortlich war, wurde nie geklärt.[14]

Uwe Fentsahm hat sich mit den Hintergründen dieser Entwicklung näher beschäftigt. Aus seiner Sicht ist Arthur Zabel dem eigenen Anspruch, das Amt "unparteiisch zum Wohle der Gesamtheit"[15] auszuüben, durchaus gerecht geworden, etwa durch seinen Einsatz für den Bau eines Krankenhauses im Kreis, seine Bemühungen um die Versorgung des Kreises in der Notzeit nach dem 1. Weltkrieg oder durch seinen Widerstand gegen überhöhte Preise für knappe Waren.[16]

Sein Fazit:

"Der Sozialdemokrat Zabel hat offen und ehrlich versucht, die ihm übertragene Position adäquat auszufüllen. Er ist dabei zum einen an den Intrigen der alten lokalen Autoritäten im Kreis Bordesholm gescheitert. Es mangelte ihm aber auch an einem ausgeprägten Machtbewußtsein und dem Mut zu unpopulären Entscheidungen. Das zwanghafte Bemühen um einen Ausgleich mit den bürgerlichen Kreisen und die übertriebene Vorstellung, ein standesgemäßes Ansehen bewahren zu müssen, haben nicht unwesentlich zu seinem Scheitern beigetragen. In diesen Punkten wird man ihm sein jugendliches Alter (1891 geboren) und die noch mangelnde Erfahrung im Umgang mit den politischen Gegnern zugute halten müssen. Mitentscheidend war aber auch die mangelhafte Unterstützung durch den Regierungspräsidenten [...] in Schleswig und die Parteifreunde im Preußischen Staatsministerium. Die in Berlin in der Regierungsverantwortung stehenden Genossen hatten ebenfalls keinen Mut zu unpopulären Entscheidungen und wollten zudem jeglichen Anschein einer Parteibuchpolitik vermeiden."[17]

Dazu kam, neben dienstlichen Differenzen mit dem nationalkonservativen Regierungspräsidenten, dass das Gehalt des Landrats für eine repräsentative Amtsführung, wie er sie offenbar von sich erwartet sah, nicht ausreichte. Die bisherigen Amtsinhaber waren aus dem Adel gekommen und auf das Gehalt nicht angewiesen. Arthur Zabels unmittelbarer Vorgänger hatte beim Auszug aus dem Kreishaus alle eigenen Möbel mitgenommen; es waren ein Tisch und ein Sofa verblieben.[18] Für einen Ersatz in der repräsentativen Art, wie der neue Landrat sie wünschte - oder sich als angemessen einreden ließ - wollte der Staat nicht aufkommen.[19]

Schließlich mag auch beigetragen haben, dass er - auf einer der Dienstfahrten, die in den Beschwerden über ihn angeführt wurden, weil ihn seine Frau und eine ihrer Freundinnen begleiteten - mit dem kreiseigenen Kraftwagen einen Unfall hatte. Die Staatsanwaltschaft verzichtete nach Anzeige des Unfalls auf Ermittlungen; am Steuer hatte ohnehin der vom Kreis angestellte Fahrer gesessen. Die Freundin seiner Frau starb allerdings an den erlittenen Verletzungen.[20]

Arthur Zabel übernahm erst in Pommern wieder politische Ämter. So war er Gaujugendleiter des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Stettin und vertrat ab 1928 die SPD in der Landverordnetenversammlung in Stettin. Ab 1932 gehörte er dem pommerschen Provinziallandtag[21] und der Stadtverordnetenversammlung in Stettin sowie für Pommern dem preußischen Landtag an.

NS-Diktatur

Im Zuge der Machtübertragung an die Nazis verlor Arthur Zabel 1933 alle politischen Ämter und wurde bis Jahresende im KZ Esterwegen in "Schutzhaft" genommen. Anschließend arbeitete er als Versicherungsfachmann. Während des 2. Weltkriegs wurde er als Torpedoarbeiter zum Marinewaffenbetrieb in Stettin eingezogen.

Die Studie von Danker/Lehmann-Himmel stuft ihn unter den fünf möglichen Kategorien als "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'" ein.[22] "Er bewahrte während der NS-Zeit eine integre und antinationalsozialistische Haltung."[23]

Neuanfang

Nach Ende der NS-Diktatur kehrte Arthur Zabel nach Schleswig-Holstein zurück. Er übernahm zunächst die Leitung des Flensburger, noch 1945 dann die des Kieler Arbeitsamtes. Von Juli 1946 bis zu seinem Ruhestand im April 1947 war er Präsident des Landesarbeitsamtes Schleswig-Holstein. Zugleich betätigte er sich in Heikendorf in der Kommunalpolitik.

Ehrungen

Im Dezember 1995 beschloss die Gemeindevertretung von Bordesholm, eine Straße nach Arthur Zabel zu benennen.[24]

Literatur & Links

Quellen

  1. Keiner Religionsgemeinschaft angehörend
  2. Vermutlich - vgl. Fentsahm: Landrat, S. 4
  3. Lebenslauf in der Personalakte, LAS 761/1225, zit. bei Fendsahm, Landrat, S. 19.
  4. Woher die Information in der Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde stammt, er habe vor seiner Lehre "in Kiel und Nürnberg" studiert, ist nicht ermittelt. Wie er als Mittelschüler dazu gelangte oder welcher Art das Studium war, wird nicht mitgeteilt.
  5. Fentsahm: Umgang, S. 166 Anm. 45
  6. Schröder: Zabel gibt als Sterbeort "Kiel" an. Es ist möglich, dass Arthur Zabel in einem Kieler Krankenhaus starb; sein Wohnort war aber Heikendorf.
  7. Fentsahm: Umgang, S. 165
  8. Fentsahm: Umgang, S. 154
  9. Vgl. Schröder: Zabel
  10. Fentsahm: Umgang, S. 154
  11. Fentsahm: Umgang, S. 168
  12. Fentsahm: Landrat, S. 5
  13. Aus dem Rücktrittsgesuch, zit. bei Fentsahm: Umgang, S. 169
  14. Fentsahm: Umgang, S. 167 f.
  15. Aus einem Aufruf des Landrats, zit. bei Fentsahm: Landrat, S. 7
  16. Fentsahm: Landrat, S. 7
  17. Fentsahm: Umgang, S. 171
  18. Fentsahm: Umgang, S. 169
  19. Fentsahm: Landrat, S. 17 f.
  20. Fentsahm: Umgang, S. 170
  21. Jedoch war er nicht dessen Präsident, wie in der Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde angeführt.
  22. Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, Anhang II, S. 4. Die fünf Kategorien lauten "exponiert nationalsozialistisch", "systemtragend-karrieristisch", "ns-sozialisiert", "angepasst ambivalent" und "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'".
  23. So die Biografie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde.
  24. Vgl. Fentsahm: Landrat, S. 1, der auch auf Reaktionen auf diesen Beschluss eingeht.