Karl Langebeck: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Skw (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Skw (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 28: Zeile 28:
|Homepage =  
|Homepage =  
}}
}}
'''Karl Langebeck''', * [[2. Mai]] [[1884]] in Neuengamme (heute Hamburg), † [[12. Juni]] [[1967]] in Kiel; ungelernter Arbeiter. Mitglied der SPD seit ca. [[1903]].
'''Karl Langebeck''', * [[2. Mai]] [[1884]] in Neuengamme (heute Hamburg), † [[12. Juni]] [[1967]] in Kiel; ungelernter Arbeiter. Verheiratet, Kinder. Mitglied der SPD seit ca. [[1903]].


== Werdegang ==
== Werdegang ==
Der Sohn eines Landarbeiters blieb bis zu seinem 17. Lebensjahr in seinem Heimatort. [[1901]] zog er nach Kiel und besuchte dort erstmals Veranstaltungen der SPD. Nach Ableistung seines Militärdienstes fand er [[1907]] eine Beschäftigung als Werftarbeiter und wurde Mitglied im [[Deutscher Metallarbeiter-Verband|Deutschen Metallarbeiter-Verband]]. Er wurde auf der Kaiserlichen Werft zum Vertrauensmann gewählt, [[1912]] aber wegen seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit entlassen. Nach längerer Arbeitslosigkeit fand er eine Beschäftigung auf der Germaniawerft. Auch dort wurde er zum Vertrauensmann gewählt. Mit Kriegsbeginn militärisch erfasst, wurde er im März [[1915]] zu den Howaldtswerken kommandiert und auch dort zum Vertrauensmann gewählt. Dort wurde er nach der Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes zu Beginn der Weimarer Republik zum Betriebsrat - wie es jetzt hieß - gewählt und übernahm für zwei Jahre den Vorsitz des Gremiums. Im Zusammenhang mit den Streiks im Jahre [[1924]] wurde er von Howaldt entlassen und blieb für längere Zeit erwerbslos. Er musste in verschiedenen Berufen arbeiten; aufgrund seiner Kenntnisse in landwirtschaftlichen Fragen wählte ihn der [[Deutscher Landarbeiter-Verband|Deutsche Landarbeiter-Verband]] im Kreis Plön zum Kreisleiter. Von [[1929]] bis [[1933]] war er hauptamtlich als Parteisekretär in [[Kreisverband Ostholstein|Ostholstein]] tätig, verlor diese Arbeit aber mit Beginn der NS-Herrschaft. [[1939]] fand er offenbar eine Anstellung bei einer städtischen Behörde in Kiel<ref>Dies ist nicht gesichert.</ref>, [[1941]] dann in einem Marinebetrieb. Nach Ende der NS-Herrschaft wurde er [[1945]] im Landwirtschaftsministerium Referent für Siedlungsfragen, nach dem Regierungswechsel [[1950]] aber wieder entlassen. [[1951]] ging er in den Ruhestand. Er übernahm ehrenamtlich den Vorsitz des Kleingärtnervereins Kiel und behielt dieses Amt bis [[1955]].
Der Sohn eines Landarbeiters musste schon mit 11 Jahren seinen Lebensunterhalt selbst verdienen.<ref>''Karl Langebeck 70 Jahre'', ''[[VZ]]'', 1.5.1954</ref> Mit 17 Jahren zog er [[1901]] nach Kiel und besuchte dort erstmals Veranstaltungen der SPD. Nach Ableistung seines Militärdienstes - offenbar in Rendsburg<ref>Nach Auskunft des Einwohnermeldeamtes Kiel an das Stadtarchiv vom 15.11.1994 war er seit 9.9.1907 in Kiel gemeldet, zugezogen vom Militär aus Rendsburg. Siehe Zeitungsausschnittarchiv des Stadtarchivs, Karl Langebeck.</ref> - fand er [[1907]] eine Beschäftigung als Werftarbeiter und wurde Mitglied im [[Deutscher Metallarbeiter-Verband|Deutschen Metallarbeiter-Verband]]. Er wurde auf der Kaiserlichen Werft zum Vertrauensmann gewählt, [[1912]] aber wegen seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit entlassen. Nach längerer Arbeitslosigkeit beschäftigte ihn die Germaniawerft. Auch dort wurde er zum Vertrauensmann gewählt. Mit Kriegsbeginn militärisch erfasst, wurde er im März [[1915]] auf die Howaldtswerke kommandiert und auch dort zum Vertrauensmann gewählt.  


Am Ende seiner persönlichen Aufzeichnungen schreibt Karl Langebeck: "Diese meine Niederschrift ist lediglich für meine Nachkommen gedacht. Ich möchte hiermit nicht als Vorbild erscheinen. Die heutige Jugend könnte jedoch daran ermessen, welche Opfer erforderlich waren, um das zu erkämpfen, was sie in Anspruch nimmt."<ref>Unveröffentlichte Aufzeichnungen von Karl Langebeck, Abschrift durch Hans Hermann Voss (Ehemann einer Enkelin von K.L.), Archiv [[Jürgen Weber]]</ref>
Nach der Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes zu Beginn der Weimarer Republik wurde er dort zum Betriebsrat - wie es jetzt hieß - gewählt und übernahm für zwei Jahre den Vorsitz des Gremiums. Im Zusammenhang mit den Streiks im Jahre [[1924]] wurde er von Howaldt entlassen und blieb für längere Zeit erwerbslos. Er musste in verschiedenen Berufen arbeiten; aufgrund seiner Kenntnisse in landwirtschaftlichen Fragen wählte ihn [[1925]] der [[Deutscher Landarbeiter-Verband|Deutsche Landarbeiter-Verband]] im Kreis Plön zum Kreisleiter. 


== Partei & Politik ==
== Partei & Politik ==
Neben seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit war Karl Langebeck auch in der SPD aktiv. [[1921]] wurde er in den [[Provinziallandtagswahl 1921|Provinziallandtag]] gewählt. [[1924]]/[[1925|25]] war er Vorsitzender des [[Ortsverein Kiel-West|Distrikts West]] der Kieler SPD. [[1929]] übernahm er die Tätigkeit als Parteisekretär der SPD für den [[Kreisverband Ostholstein|Unterbezirk Ostholstein]] mit den Kreisen Plön, Oldenburg und Eutin. Dadurch stand er an der organisatorischen Spitze immer schärfer werdender Auseinandersetzungen mit der SA und der NSDAP. Mit dem Verbot der SPD wurde er arbeitslos und fand bis Kriegsbeginn keine neue Beschäftigung. Im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] wurde er verhaftet, wie viele andere auch zwei Nächte im "Arbeitserziehungslager" Russee festgehalten und von dort ins KZ Neuengamme gebracht. Nach dreiwöchiger Haft ließ man ihn frei, vermutlich auf Intervention seiner Arbeitgeber bei der Marine.  
Neben seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit war Karl Langebeck auch in der SPD aktiv. Von [[1921]] bis [[1925]] war er Vorsitzender des [[Ortsverein Kiel-West|Distrikts West]] der Kieler SPD. [[1929]] übernahm er als hauptamtlicher Parteisekretär die Zuständigkeit für den Unterbezirk Ostholstein, der mehr umfasste als der heutige [[Kreisverband Ostholstein]], nämlich die Kreise [[Kreisverband Plön|Plön]], [[Kreisverein Oldenburg|Oldenburg]] und [[Kreisverband Eutin|Eutin]]; dadurch gehörte er dem Bezirksvorstand an. Er stand somit an der organisatorischen Spitze immer schärfer werdender Auseinandersetzungen mit der NSDAP und ihrer SA. [[1930]] wurde er in den [[Provinziallandtagswahl 1921|Provinziallandtag]] gewählt.<ref>Martens, S. 555</ref>


Im Juni [[1945]] nahm er seine Arbeit für die SPD wieder auf, wurde im Oktober auf der ersten Bezirkskonferenz wieder zum Parteisekretär für Ostholstein gewählt.
=== NS-Herrschaft ===
Mit dem Verbot der SPD wurde er arbeitslos und fand bis Kriegsbeginn keine neue Beschäftigung. Er habe "keinen Hehl aus seiner Gegnerschaft zum Regime gemacht und mußte viele persönliche Nachteile für sich und seine Familie in Kauf nehmen".<ref>''Karl Langebeck 70 Jahre'', ''[[VZ]]'', 1.5.1954</ref> [[1939]] fand er offenbar eine Anstellung bei einer städtischen Behörde in Kiel<ref>Dies ist nicht gesichert.</ref>, [[1941]] dann in einem Marinebetrieb. Im Rahmen der [[Aktion Gewitter]] wurde er [[1944]] verhaftet, wie viele andere auch zwei Nächte im "Arbeitserziehungslager" Nordmark in Russee festgehalten und von dort ins KZ Neuengamme gebracht. Nach dreiwöchiger Haft ließ man ihn frei, vermutlich auf Intervention seiner Arbeitgeber bei der Marine.
 
=== Neuanfang ===
Nach Ende der NS-Herrschaft nahm er schon im Juni [[1945]] seine Arbeit für die SPD wieder auf und wurde im Oktober auf der ersten [[Bezirksparteitag 1945, Kiel (inoffiziell)|Bezirkskonferenz]] zum Bezirkssekretär gewählt und wohl ab [[1. November]] beschäftigt.<ref>Vgl. Martens, S. 89 f.</ref>
Außerdem wurde er mit der vorläufigen Leitung des Agrarausschusses beauftragt. [[1946]] erhielt er im Landwirtschaftsministerium eine Stelle als Referent für Siedlungsfragen, wurde nach dem Regierungswechsel [[1950]] aber wieder entlassen und vom Bezirksvorstand als hauptamtlicher Agrarsekretär beschäftigt. [[1951]] ging er in den Ruhestand. Danach führte er die Arbeit als Agrarsekretär beim [[Landesvorstand|Bezirksvorstand]] ehrenamtlich weiter.<ref>Martens, S. 555</ref>
 
Außerdem übernahm er den Vorsitz des Kleingärtnervereins Kiel und behielt dieses Amt bis [[1955]].
 
Karl Langebeck hinterließ unveröffentlichte persönliche Aufzeichnungen. An deren Ende schrieb er: "Diese meine Niederschrift ist lediglich für meine Nachkommen gedacht. Ich möchte hiermit nicht als Vorbild erscheinen. Die heutige Jugend könnte jedoch daran ermessen, welche Opfer erforderlich waren, um das zu erkämpfen, was sie in Anspruch nimmt."<ref>Unveröffentlichte Aufzeichnungen von Karl Langebeck, Abschrift durch Hans Hermann Voss (Ehemann einer Enkelin von K.L.), Archiv [[Jürgen Weber]]</ref>


== Literatur & Links ==
== Literatur & Links ==
*[[Holger Martens|Martens, Holger]]: ''Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 bis 1959'' (2 Bde., Malente 1998) ISBN 3-933862-24-8
*''Karl Langebeck 70 Jahre'', ''[[VZ]]'', 1.5.1954
*''Karl Langebeck 70 Jahre'', ''[[VZ]]'', 1.5.1954
*''Karl Langebeck †'', [[VZ]]'', 15.6.1967
*''Karl Langebeck †'', [[VZ]]'', 15.6.1967

Version vom 29. September 2019, 23:51 Uhr

Karl Langebeck
Karl Langebeck
Karl Langebeck
Geboren: 2. Mai 1884
Gestorben: 12. Juni 1967

Karl Langebeck, * 2. Mai 1884 in Neuengamme (heute Hamburg), † 12. Juni 1967 in Kiel; ungelernter Arbeiter. Verheiratet, Kinder. Mitglied der SPD seit ca. 1903.

Werdegang

Der Sohn eines Landarbeiters musste schon mit 11 Jahren seinen Lebensunterhalt selbst verdienen.[1] Mit 17 Jahren zog er 1901 nach Kiel und besuchte dort erstmals Veranstaltungen der SPD. Nach Ableistung seines Militärdienstes - offenbar in Rendsburg[2] - fand er 1907 eine Beschäftigung als Werftarbeiter und wurde Mitglied im Deutschen Metallarbeiter-Verband. Er wurde auf der Kaiserlichen Werft zum Vertrauensmann gewählt, 1912 aber wegen seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit entlassen. Nach längerer Arbeitslosigkeit beschäftigte ihn die Germaniawerft. Auch dort wurde er zum Vertrauensmann gewählt. Mit Kriegsbeginn militärisch erfasst, wurde er im März 1915 auf die Howaldtswerke kommandiert und auch dort zum Vertrauensmann gewählt.

Nach der Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes zu Beginn der Weimarer Republik wurde er dort zum Betriebsrat - wie es jetzt hieß - gewählt und übernahm für zwei Jahre den Vorsitz des Gremiums. Im Zusammenhang mit den Streiks im Jahre 1924 wurde er von Howaldt entlassen und blieb für längere Zeit erwerbslos. Er musste in verschiedenen Berufen arbeiten; aufgrund seiner Kenntnisse in landwirtschaftlichen Fragen wählte ihn 1925 der Deutsche Landarbeiter-Verband im Kreis Plön zum Kreisleiter.

Partei & Politik

Neben seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit war Karl Langebeck auch in der SPD aktiv. Von 1921 bis 1925 war er Vorsitzender des Distrikts West der Kieler SPD. 1929 übernahm er als hauptamtlicher Parteisekretär die Zuständigkeit für den Unterbezirk Ostholstein, der mehr umfasste als der heutige Kreisverband Ostholstein, nämlich die Kreise Plön, Oldenburg und Eutin; dadurch gehörte er dem Bezirksvorstand an. Er stand somit an der organisatorischen Spitze immer schärfer werdender Auseinandersetzungen mit der NSDAP und ihrer SA. 1930 wurde er in den Provinziallandtag gewählt.[3]

NS-Herrschaft

Mit dem Verbot der SPD wurde er arbeitslos und fand bis Kriegsbeginn keine neue Beschäftigung. Er habe "keinen Hehl aus seiner Gegnerschaft zum Regime gemacht und mußte viele persönliche Nachteile für sich und seine Familie in Kauf nehmen".[4] 1939 fand er offenbar eine Anstellung bei einer städtischen Behörde in Kiel[5], 1941 dann in einem Marinebetrieb. Im Rahmen der Aktion Gewitter wurde er 1944 verhaftet, wie viele andere auch zwei Nächte im "Arbeitserziehungslager" Nordmark in Russee festgehalten und von dort ins KZ Neuengamme gebracht. Nach dreiwöchiger Haft ließ man ihn frei, vermutlich auf Intervention seiner Arbeitgeber bei der Marine.

Neuanfang

Nach Ende der NS-Herrschaft nahm er schon im Juni 1945 seine Arbeit für die SPD wieder auf und wurde im Oktober auf der ersten Bezirkskonferenz zum Bezirkssekretär gewählt und wohl ab 1. November beschäftigt.[6] Außerdem wurde er mit der vorläufigen Leitung des Agrarausschusses beauftragt. 1946 erhielt er im Landwirtschaftsministerium eine Stelle als Referent für Siedlungsfragen, wurde nach dem Regierungswechsel 1950 aber wieder entlassen und vom Bezirksvorstand als hauptamtlicher Agrarsekretär beschäftigt. 1951 ging er in den Ruhestand. Danach führte er die Arbeit als Agrarsekretär beim Bezirksvorstand ehrenamtlich weiter.[7]

Außerdem übernahm er den Vorsitz des Kleingärtnervereins Kiel und behielt dieses Amt bis 1955.

Karl Langebeck hinterließ unveröffentlichte persönliche Aufzeichnungen. An deren Ende schrieb er: "Diese meine Niederschrift ist lediglich für meine Nachkommen gedacht. Ich möchte hiermit nicht als Vorbild erscheinen. Die heutige Jugend könnte jedoch daran ermessen, welche Opfer erforderlich waren, um das zu erkämpfen, was sie in Anspruch nimmt."[8]

Literatur & Links

  • Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 bis 1959 (2 Bde., Malente 1998) ISBN 3-933862-24-8
  • Karl Langebeck 70 Jahre, VZ, 1.5.1954
  • Karl Langebeck †, VZ, 15.6.1967

Quellen

  1. Karl Langebeck 70 Jahre, VZ, 1.5.1954
  2. Nach Auskunft des Einwohnermeldeamtes Kiel an das Stadtarchiv vom 15.11.1994 war er seit 9.9.1907 in Kiel gemeldet, zugezogen vom Militär aus Rendsburg. Siehe Zeitungsausschnittarchiv des Stadtarchivs, Karl Langebeck.
  3. Martens, S. 555
  4. Karl Langebeck 70 Jahre, VZ, 1.5.1954
  5. Dies ist nicht gesichert.
  6. Vgl. Martens, S. 89 f.
  7. Martens, S. 555
  8. Unveröffentlichte Aufzeichnungen von Karl Langebeck, Abschrift durch Hans Hermann Voss (Ehemann einer Enkelin von K.L.), Archiv Jürgen Weber