ParteisekretärIn: Unterschied zwischen den Versionen
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Der '''Parteisekretär''' oder die '''Parteisekretärin''' waren ab Anfang des 20. Jahrhunderts bezahlte Funktionärinnen und Funktionäre in der SPD. | [[Datei:Max Kukil 1951.png|thumb|right|200px|Max Kukil, Sekretär der Landes-SPD 1948-51]][[Datei:Albert Schulz 1932.jpg|thumb|right|200px|Albert Schulz, Sekretär der Landes-SPD 1951-62]][[Datei:Gerhard Strack.jpg|thumb|right|200px|Gerhard Strack, Landesgeschäftsführer 1962-72]]Der '''Parteisekretär''' oder die '''Parteisekretärin''' waren ab Anfang des 20. Jahrhunderts bezahlte Funktionärinnen und Funktionäre in der SPD. | ||
Nach dem Ende des [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetzes]] [[1890]] und der Erlaubnis | Nach dem Ende des [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetzes]] [[1890]] und der Erlaubnis, dass Frauen Mitglied in Parteien werden durften ([[1908]]), wuchs die SPD. Das alte, lose System der [[Vertrauensperson|Vertrauenspersonen]] stieß an seine Grenzen. Die Partei organisierte sich neu und bildete um [[1905]] die auch heute noch übliche Gliederung in [[Ortsverein]]e, [[Kreisverband|Kreisverbände]] und [[Bezirk]]e aus. | ||
Für dieses System waren hauptamtliche Funktionäre - damals in der Regel Männer - nötig, die auch bezahlt werden mussten.<ref>Beschluss auf dem [[Provinzialparteitag 1904, Neumünster]] und dem [[SPD-Parteitag 1905, Jena]]</ref> Diese Hauptamtlichen wurden zunächst gewählt. Sie übten in Personalunion Vorsitz und Geschäftsführung aus, Funktionen, die heute auf Kreis- bzw. Landesvorsitz und Kreis- bzw. Landesgeschäftsführung aufgeteilt sind. Der ''[[Lübecker Volksbote]]'' berichtete bei der Anstellung des ersten Parteisekretärs in Schleswig-Holstein, dass dieser nicht ohne Genehmigung für politische Ämter kandidieren dürfe. Als Redner dürfe er nur noch auftreten, wenn es der Arbeit nicht im Wege stehe. Nebentätigkeiten waren verboten. Dafür erhielt er 2400 Mark jährlich, alle zwei Jahre um 200 Mark steigend bis zur Höchstsumme von 3600 Mark.<ref>''[http://library.fes.de/luebeck/pdf/1905/1905-244.pdf Parteitag der Provinz Schleswig-Holstein ]'', ''[[Lübecker Volksbote]]'', 18.10.1905, S. 2</ref> | |||
Das hatte für die SPD den Vorteil, dass ihre herausragendsten Personen, | Das hatte für die SPD den Vorteil, dass ihre herausragendsten Personen, auch wenn sie keine Abgeordneten waren, wirtschaftlich unabhängig waren. Denn auch nach dem Ende des [[Sozialistengesetz]]es konnten immer noch allzu laute Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ihre Stelle verlieren, wenn es dem Arbeitgeber nicht passte. [[Wilhelm Poller]] zum Beispiel hatte deswegen seine Anstellung als Metallformer verloren und wurde dann zunächst als Redakteur bei der ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]]'' angestellt, später als Kieler Parteisekretär. In dieser Position nahm er einen herausragende Rolle in der [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kieler SPD]] ein. | ||
Vermutlich mit der [[Satzung des Landesverbandes|Satzungsreform]] von [[1968]] wurde die Trennung von Hauptamt und Ehrenamt eingeführt. Seither sind alle Funktionen in der SPD Schleswig-Holstein unbezahlt | [[1964]] kam die Umbenennung auf das modernere [[LandesgeschäftsführerIn|Landes-]] bzw. Kreisgeschäftsführer*in. Vermutlich mit der [[Satzung des Landesverbandes|Satzungsreform]] von [[1968]] wurde dann die Trennung von Hauptamt und Ehrenamt eingeführt. Seither sind alle Funktionen in der [[Landesverband|SPD Schleswig-Holstein]] unbezahlt, während ihre bezahlten Beschäftigten gehalten sind, sich nicht zugleich ehrenamtlich auf der Ebene zu betätigen, für die sie zuständig sind. | ||
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Version vom 5. März 2024, 11:51 Uhr
Der Parteisekretär oder die Parteisekretärin waren ab Anfang des 20. Jahrhunderts bezahlte Funktionärinnen und Funktionäre in der SPD.
Nach dem Ende des Sozialistengesetzes 1890 und der Erlaubnis, dass Frauen Mitglied in Parteien werden durften (1908), wuchs die SPD. Das alte, lose System der Vertrauenspersonen stieß an seine Grenzen. Die Partei organisierte sich neu und bildete um 1905 die auch heute noch übliche Gliederung in Ortsvereine, Kreisverbände und Bezirke aus.
Für dieses System waren hauptamtliche Funktionäre - damals in der Regel Männer - nötig, die auch bezahlt werden mussten.[1] Diese Hauptamtlichen wurden zunächst gewählt. Sie übten in Personalunion Vorsitz und Geschäftsführung aus, Funktionen, die heute auf Kreis- bzw. Landesvorsitz und Kreis- bzw. Landesgeschäftsführung aufgeteilt sind. Der Lübecker Volksbote berichtete bei der Anstellung des ersten Parteisekretärs in Schleswig-Holstein, dass dieser nicht ohne Genehmigung für politische Ämter kandidieren dürfe. Als Redner dürfe er nur noch auftreten, wenn es der Arbeit nicht im Wege stehe. Nebentätigkeiten waren verboten. Dafür erhielt er 2400 Mark jährlich, alle zwei Jahre um 200 Mark steigend bis zur Höchstsumme von 3600 Mark.[2]
Das hatte für die SPD den Vorteil, dass ihre herausragendsten Personen, auch wenn sie keine Abgeordneten waren, wirtschaftlich unabhängig waren. Denn auch nach dem Ende des Sozialistengesetzes konnten immer noch allzu laute Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ihre Stelle verlieren, wenn es dem Arbeitgeber nicht passte. Wilhelm Poller zum Beispiel hatte deswegen seine Anstellung als Metallformer verloren und wurde dann zunächst als Redakteur bei der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung angestellt, später als Kieler Parteisekretär. In dieser Position nahm er einen herausragende Rolle in der Kieler SPD ein.
1964 kam die Umbenennung auf das modernere Landes- bzw. Kreisgeschäftsführer*in. Vermutlich mit der Satzungsreform von 1968 wurde dann die Trennung von Hauptamt und Ehrenamt eingeführt. Seither sind alle Funktionen in der SPD Schleswig-Holstein unbezahlt, während ihre bezahlten Beschäftigten gehalten sind, sich nicht zugleich ehrenamtlich auf der Ebene zu betätigen, für die sie zuständig sind.
Einzelnachweise
- ↑ Beschluss auf dem Provinzialparteitag 1904, Neumünster und dem SPD-Parteitag 1905, Jena
- ↑ Parteitag der Provinz Schleswig-Holstein , Lübecker Volksbote, 18.10.1905, S. 2