Aktion Gitter: Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Aktion Gitter''', auch Gewitteraktion oder Aktion Gewitter genannt, war eine Verhaftungswelle nach dem misslungenen Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Allerdings war sie keine "Vergeltung" für das Attentat, das lediglich den Auslöser für dieses längst geplante Vorgehen bildete.<ref>Vgl. Sebastian Haffner: ''Anmerkungen zu Hitler'' (München 1978), S. 188</ref> Neben den eigentlichen Mittätern wurden ca. 6000 Personen im ganzen Reich inhaftiert. Damit sollten die verdeckten Gegnerinnen und Gegner des Regimes beseitigt werden. Betroffen waren neben Sozialdemokraten und Kommunisten auch Geistliche. | Die '''Aktion Gitter''', auch Gewitteraktion oder Aktion Gewitter genannt, war eine Verhaftungswelle nach dem misslungenen Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Allerdings war sie keine "Vergeltung" für das Attentat, das lediglich den Auslöser für dieses längst geplante Vorgehen bildete.<ref>Vgl. Sebastian Haffner: ''Anmerkungen zu Hitler'' (München 1978), S. 188</ref> Neben den eigentlichen Mittätern wurden ca. 6000 Personen im ganzen Reich inhaftiert. Damit sollten die verdeckten Gegnerinnen und Gegner des Regimes beseitigt werden. Betroffen waren neben Sozialdemokraten und Kommunisten auch Geistliche. | ||
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Aus Schleswig-Holstein kamen die meisten Verhafteten ins KZ Neuengamme. Viele wurden nach einiger Zeit wieder entlassen oder überlebten bis zum Ende der Naziherrschaft. Nach Auflösung des KZ kurz vor Ende des Krieges wurden die verbleibenden Gefangenen auf Todesmärsche gen Lübeck geschickt. Um die Spuren der Naziverbrechen in dem KZ zu verwischen, brachte man die Gefangenen auf Schiffe in der Lübecker Bucht, die möglicherweise versenkt werden sollten.<ref>Es gibt mehrere Theorien dazu, was die Nazis mit den Schiffen planten. Für eine Übersicht vgl. [http://de.wikipedia.org/wiki/Cap_Arcona_%28Schiff,_1927%29 Wikipedia]</ref> Zwei der Schiffe, die "Cap Arcona" und die "Thielbek", wurden am [[3. Mai]] [[1945]] von alliierten Fliegern für Truppentransporter gehalten und versenkt. Ein großer Teil der Menschen an Bord kam ums Leben, darunter [[Max Richter]] und [[Willy Verdieck]]; von ca. 7.000 Häftlingen überlebten nur etwa 600. Die anderen kamen im Feuer um, ertranken oder erfroren in der kalten Ostsee, oder sie fielen den Schüssen zum Opfer, die von Rettungsbooten und vom Ufer auf sie abgegeben wurden. | |||
[[Hermann Lüdemann]] lebte damals in Berlin. Er gehörte zu den ganz wenigen, die vom Volksgerichtshof aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden; allerdings wurde er anschließend sofort ins KZ Sachsenhausen gebracht, überlebte später den Todesmarsch nach Mecklenburg und wurde [[1947]] Schleswig-Holsteins erster gewählter Ministerpräsident.<ref>[[Rolf Fischer|Fischer, Rolf]]: ''Hermann Lüdemann und die deutsche Demokratie'' (Neumünster 2006), S. 118 ff.</ref> | |||
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Version vom 16. Oktober 2014, 01:28 Uhr
Die Aktion Gitter, auch Gewitteraktion oder Aktion Gewitter genannt, war eine Verhaftungswelle nach dem misslungenen Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Allerdings war sie keine "Vergeltung" für das Attentat, das lediglich den Auslöser für dieses längst geplante Vorgehen bildete.[1] Neben den eigentlichen Mittätern wurden ca. 6000 Personen im ganzen Reich inhaftiert. Damit sollten die verdeckten Gegnerinnen und Gegner des Regimes beseitigt werden. Betroffen waren neben Sozialdemokraten und Kommunisten auch Geistliche.
Betroffene
Auch Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wurden wegen "politischer Unzuverlässigkeit" verhaftet oder zum Wehrdienst eingezogen, darunter:
Verhaftet
- Johannes Feddersen, der Genosse Hansen und Wilhelm Schnoor aus Bredstedt
- Marie Clasing aus Elmshorn
- Auguste Ebeling, Thord Jibsen und Emil Schmekel aus Heide
- Willy Verdieck und Gertrud Völcker aus Kiel
- Max Richter aus Neumünster
- Heinrich Boschen, Emilie Helm, Anna Ipsen, Richard Köhn, Heinrich Lempfert, Peter Lohmann und Wilhelm Schmitt aus Pinneberg
- Hermann Clausen, Peter Krey, Johannes Weiss, Wilhelm Ott, Ernst Möller und Hans Flatterich aus Schleswig
- Hermann Lüdemann
Eingezogen
Weiteres Schicksal
Aus Schleswig-Holstein kamen die meisten Verhafteten ins KZ Neuengamme. Viele wurden nach einiger Zeit wieder entlassen oder überlebten bis zum Ende der Naziherrschaft. Nach Auflösung des KZ kurz vor Ende des Krieges wurden die verbleibenden Gefangenen auf Todesmärsche gen Lübeck geschickt. Um die Spuren der Naziverbrechen in dem KZ zu verwischen, brachte man die Gefangenen auf Schiffe in der Lübecker Bucht, die möglicherweise versenkt werden sollten.[2] Zwei der Schiffe, die "Cap Arcona" und die "Thielbek", wurden am 3. Mai 1945 von alliierten Fliegern für Truppentransporter gehalten und versenkt. Ein großer Teil der Menschen an Bord kam ums Leben, darunter Max Richter und Willy Verdieck; von ca. 7.000 Häftlingen überlebten nur etwa 600. Die anderen kamen im Feuer um, ertranken oder erfroren in der kalten Ostsee, oder sie fielen den Schüssen zum Opfer, die von Rettungsbooten und vom Ufer auf sie abgegeben wurden.
Hermann Lüdemann lebte damals in Berlin. Er gehörte zu den ganz wenigen, die vom Volksgerichtshof aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden; allerdings wurde er anschließend sofort ins KZ Sachsenhausen gebracht, überlebte später den Todesmarsch nach Mecklenburg und wurde 1947 Schleswig-Holsteins erster gewählter Ministerpräsident.[3]
Links
Quellen
- ↑ Vgl. Sebastian Haffner: Anmerkungen zu Hitler (München 1978), S. 188
- ↑ Es gibt mehrere Theorien dazu, was die Nazis mit den Schiffen planten. Für eine Übersicht vgl. Wikipedia
- ↑ Fischer, Rolf: Hermann Lüdemann und die deutsche Demokratie (Neumünster 2006), S. 118 ff.