Johannes Stelling
Johannes Stelling |
Johannes Stelling, * 12. Mai 1877 in Hamburg, † 22. Juni 1933 in Berlin; Handlungsgehilfe, Redakteur. Verheiratet. Mitglied der SPD seit 1895.
Leben & Beruf
Johannes Stelling war der Sohn eines Hamburger Schneiders und einer Köchin. Die Volksschule beendete er mit der Selekta, der zusätzlichen Klasse für begabte Kinder. Ab 1892 machte er eine kaufmännische Lehre mit dem Abschluss als Handlungsgehilfe, war in diesem Beruf jedoch nur wenige Jahre tätig. In dieser Zeit trat er in die Gewerkschaft ein.
1901 zog er nach Lübeck, das damals noch nicht zu Schleswig-Holstein gehörte. Er wurde Redakteur des Lübecker Volksboten, was er bis 1919 blieb, und Vorsitzender des Lübecker Handels- und Transportarbeitervereins. Außerdem heiratete er offenbar im Dezember.[1] Seit 1905 gehörte er auch der Lübecker Bürgerschaft an.
Als Redakteur einer sozialdemokratischen Zeitung im Kaiserreich musste er mehrfach mit Verhaftungen leben.
Partei & Politik
Nach seinem Eintritt in die SPD 1895 war Johannes Stelling bald als Redner auf Partei- und Gewerkschaftsversammlungen in den Bezirken Wasserkante und Mecklenburg bekannt.
Als 1914 die SPD auf ihre Burgfriedenspolitik umschwenkte, unterstützte Johannes Stelling diese Linie. Seit 1916 gehörte er der Kriegshilfe und dem Landesversorgungsamt Lübeck an. In der Novemberrevolution von 1918, die als Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand begonnen und zuerst auf Lübeck übergegriffen hatte, wird Johannes Stelling als Mitglied des Arbeiterrates[2] bezeichnet.
1919 wurde er in die Weimarer Nationalversammlung gewählt, dann zum Innenminister des nach der Beseitigung der Monarchie neu geschaffenen Freistaates Mecklenburg-Schwerin berufen. Von 1921 bis 1924 war er dessen Ministerpräsident. Gleichzeitig gehörte er dem Deutschen Reichstag an.
Bereits seit 1920 war er für den Parteivorstand in Berlin tätig; 1924 wurde er dessen hauptamtlicher Sekretär und Mitglied. 1925 wurde er Gauvorsitzender des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold für Berlin-Brandenburg. Seit 1928 gehörte er der Exekutive der Sozialistischen Arbeiter-Internationale an. Ende der zwanziger Jahre verteidigte er die Große Koalition der SPD mit bürgerlichen Parteien und die anschließende Tolerierung der Regierung Brüning und deren Notverordnungspolitik.
Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 zog er sich den Hass der Nazis zu, weil er vehement die Überzeugung vertrat, sie selbst seien die Urheber gewesen.[3] Am 19. Juni 1933 wurde er noch kurz vor dem Verbot der SPD Mitglied des Parteivorstands. Als dieser in die Tschechoslowakei emigrierte, schloss sich Johannes Stelling dem trotz der persönlichen Gefahr, in der er schwebte, nicht an. Er wollte als Kontaktstelle zu den in Deutschland verbliebenen Mitgliedern dienen.
Ermordung
Zwei Tage später, am 21. Juni, wurde Johannes Stelling von SA-Leuten während der "Köpenicker Blutwoche" aus seiner Wohnung in das ehemalige Amtsgerichtsgefängnis Köpenick verschleppt, wo sie ihn bestialisch ermordeten.
- "Stelling wurde so grausam gefoltert, dass die SA-Männer ihn bereits für tot hielten und in einen Leinensack einschnürten. Als sie bemerkten, dass er noch lebte, erschossen sie Stelling und warfen ihn in die Dahme."[4]
Die eingenähte Leiche wurde Anfang Juli aus der Dahme geborgen.
Ehrungen
Links
- Wikipedia: Johannes Stelling
- Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde: Gedenkstätte der Sozialisten
- Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche
Quellen
- ↑ Bund der Antifaschisten Köpenick: Verfolgte und Widerstandskämpfer, abgerufen 6.8.2017
- ↑ Vgl. Wikipedia, abgerufen 6.8.2017
- ↑ ?
- ↑ Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche, abgerufen 6.8.2017