Wilhelm Schweizer

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Wilhelm Schweizer
Wilhelm Schweizer
Wilhelm Schweizer
Geboren: 27. Juni 1890
Gestorben: 8. Dezember 1958

Wilhelm Schweizer, * 27. Juni 1890 in Harschbach/Kreis Neuwied, † 8. Dezember 1958 in Neuwied. Polizeikommissar[1]. 1910 Eintritt in die SPD in Kiel. 1917 übertritt zur USPD. Später kehrt er wieder zur SPD zurück.[2]

Leben & Werdegang

Er war verheiratet mit der Arbeiterin Lydia Martha Klara Rust. Zwei Kinder verstarben früh.

SPD-Kommunalpolitiker, zeitweise ehrenamtlicher Stadtrat. 1927-1932 Vorsitzender des Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel und Vorsitzender der Ratsfraktion. Anneliese Raabke erinnert sich an den 12. März 1933 - der Tag der Kommunalwahl 1933, kurz nach der Übergabe der Macht an die Nazis:

"Wilhelm Spiegel, der Fraktionsvorsitzende der Kieler SPD-Ratsherrenfraktion, war in der Nacht zuvor von den Nazis in seiner Wohnung ermordet worden. Es war Unruhe in der Stadt, und man mußte ja sehen, was die SA machte. Wir haben immer versucht, dies zu beobachten und uns ein Bild zu machen.

Abends im Restaurant des Gewerkschaftshauses waren unser Onkel Wilhelm Schweizer und seine Frau auch dort. Schweizer war als hauptamtlicher Stadtrat für die SPD im Kieler Magistrat; seine Frau und Walters [Raabke] Mutter waren Schwestern. Also, auf einmal gab es Unruhe im Gewerkschaftshaus, und SA kam herein. Plötzlich hieß es, Wilhelm Schweizers Wohnung sei aufgebrochen und verwüstet worden.

Wir also hin; die Wohnung war in der Schillerstraße. Es stimmte. Schweizer ging in die Wohnung hinein, das Telefon war abgeschnitten. Kein Kontakt möglich. Wir sind wieder hinausgegangen, bis zur Synagoge. Die lag neben dem Parksanatorium am Schrevenpark. Dort kamen SA- und SS-Leute und haben uns zusammen getrieben. An diesem Abend sind auch Kalli Ratz und Willi Verdieck [sic!] und mehrere andere im Gewerkschaftshaus zusammen getrieben und im Rathaus eingesperrt worden.

Sieben oder acht Mann sind in der Nacht dann von dort in die, 'Blume', ins Polizeipräsidium in der Gartenstraße/ Ecke Blumenstraße, gebracht worden. Und dort haben Walter, unsere Tante und ich Wilhelm Schweizer besucht. Er hatte dicke blaue Augen, das ganze Gesicht war zerschlagen. Es war schlimm. Einige Tage später kamen allein die Faeschstraße ins Untersuchungsgefängnis. Da gab es noch einige Leute von uns, Genossen, die als Polizisten dort Wache hatten, auch auf der Abteilung, wo die politischen Gefangenen saßen. Und so bin ich auch dort bei Schweizer in der Zelle gewesen. Abends um neun bin ich hingegangen. Ein befreundeter Polizist hatte Wache und ließ mich hinein.

Die Zellen waren in der ersten Etage. Es waren immer vier Mann in einer Zelle. Dann habe ich mich mit Schweizer unterhalten. Ich bin später nicht mehr in der Zelle gewesen. Aber wir haben jeden Tag Kaffee zum Gefängnis gebracht. Den haben wir unten bei den Wachleuten abgegeben, und am nächsten Tag haben wir die leere Thermosflasche wieder mitgenommen. Das ging bis etwa Ende Juni, bis die Gefangenen nach Lichtenburg[3] kamen. 'Schutzhaft' hieß das damals noch."[4]

Nach 1945 ist Wilhelm Schweizer nach Neuwied gezogen.

Wilhelm Schweizer 1953

Am 18. Mai 1945 wurde er von der amerikanischen Militätverwaltung zum Hauptmann der Schutzpolizei von Neuwied ernannt. Zum Bürgermeister von Neuwied wurde er knapp einen Monat später am 8. Juni 1945 ebenfalls von der amerikanischen Militärverwaltung ernannt. Die Stadtverordnetenversammlung Neuwieds wählte ihn dann am 22. September 1946 zum ehrenamtlichen Bürgermeister. Am 30. Dezember 1948 erfolgte die Ernennung zum hauptamtlichen Bürgermeister. Dieses Amt übte er bis zum Erreichen der Altersgrenze am 1. Juli 1955 aus.

Ehrung

In Neuwied wurde eine Straße nach Wilhelm Schweizer benannt.

Literatur

  • Wilhelm Brecour: Die Sozialdemokratische Partei in Kiel. Ihre geschichtliche Entwicklung (Kiel o. J. [1932]) (Neudruck in Zur Geschichte der Kieler Arbeiterbewegung, Kiel 1983)

Quellen

  1. Brecour, Sozialdemokratische Partei, S. I-95
  2. Wolfram Sauerbrei, Wilhelm Schweizer - ein demokratisches Urgestein. Unveröffentlichtes Manuskript
  3. Das Konzentrationslager Lichtenburg – auch Sammellager Lichtenburg – befand sich von Juni 1933 bis Mai 1939 im Schloss Lichtenburg in Prettin/Sachsen.
  4. Schunck, Karl-Werner: Anneliese Raabke und Martin Krebs – Zwei Emigrantenschicksale. Zur sozialdemokratischen Emigration nach Skandinavien, in: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 237-290