Heinrich Boschen
Heinrich Boschen |
Heinrich Boschen, * 21. August 1884 in Bremen-Hastedt, † 4. Oktober 1944 in Pinneberg; Maurer, Verwaltungsangestellter. Verheiratet, ein Sohn. SPD-Mitglied seit 1906.
Leben & Beruf
Heinrich Boschen lernte den Beruf des Maurers und leistete danach seinen Militärdienst. Später zog er nach Pinneberg. Seine Ehefrau war die Fabrikarbeiterin Emilie, geb. Bobka. 1907 kam sein Sohn Heinrich zur Welt.
Am 6. August 1914 wurde er als Soldat zum 1. Weltkrieg eingezogen und kämpfte in Belgien. Vier Jahre Kriegsdienst machten aus Heinrich Boschen einen überzeugten Pazifisten.
Während der Weimarer Republik war er stellvertretender Geschäftsführer der Ortskrankenkasse Pinneberg.
NS-Herrschaft
Nach der Machtübernahme durch die Nazis 1933 entließ ihn sein Arbeitgeber, offiziell wegen "Nachträglichkeit national gesinnter Personen gegenüber"[1], in Wirklichkeit aber wohl wegen seiner bekannten politischen Gesinnung. Die Familie war in den nächsten Jahren auf Wohlfahrt angewiesen. Erst im September 1939 wurde Heinrich Boschen als Hilfsangestellter erneut von der Ortskrankenkasse beschäftigt, da nach Beginn des 2. Weltkriegs Personalmangel herrschte. Sein Sohn, selbst Vater von vier Kindern, wurde als Soldat an die Ostfront strafversetzt, nachdem ihm jemand seine Waffe gestohlen hatte, und fiel 1944.
Heinrich Boschen wurde am 23. August 1944 im Verlauf der Aktion Gewitter verhaftet, zusammen mit anderen ehemaligen Stadtverordneten von SPD und KPD. Vier Tage später kam er ins Konzentrationslager Neuengamme, wo man ihn schwer misshandelte. Als er am 19. September entlassen wurde, konnte er nicht mehr gehen und sein Gesicht war entstellt. Er starb an diesen Misshandlungen am 4. Oktober 1944.
Partei & Politik
Zur Kommunalwahl am 2. März 1919 trat Heinrich Boschen als Kandidat für die SPD an, offenbar aber erfolglos. Erst 1921 wurde er Stadtverordneter und blieb es bis 1929.[2]
Ehrungen
Ende der 1980er Jahre wurde auf dem Platz vor dem Rathaus ein Gedenkstein für Heinrich Boschen, Wilhelm Schmitt und Heinrich Geick aufgestellt, der vorher am Stadtfriedhof in Thesdorf stand.
Nach Heinrich Boschen ist in Pinneberg seit einigen Jahren eine Straße in der Nachbarschaft eines schon länger nach Widerstandskämpfern benannten Viertels benannt.
Im Dezember 2000 vergab die Pinneberger SPD den Boschen-Schmitt-Geick-Preis für Zivilcourage, der nach Heinrich Boschen, Wilhelm Schmitt und dem Kommunisten Heinrich Geick benannt wurde.[3]
Im November 2009 wurde vor seinem letzten Wohnsitz in der Bahnhofstraße 13 in Pinneberg ein Stolperstein gesetzt.[4]
Literatur & Links
- Kadach, Hildegard / Schlichting, Dieter: Drei Leben gegen die Diktatur. Die Pinneberger Nazigegner Heinrich Geick, Heinrich Boschen und Wilhelm Schmitt (Pinneberg 1988)
- Korte, Detlef: "Aktion Gewitter" in Schleswig-Holstein. In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 521-526
- Spurensuche Kreis Pinneberg: Stolperstein gegen das Vergessen für Heinrich Boschen
- Wikipedia: Liste der Stolpersteine in Pinneberg - Recherchen zur Lebensgeschichte von Heinrich Boschen von Schüler*innen der Integrierten Gesamtschule Pinneberg-Thesdorf. Deren Text bildet im Wesentlichen die Grundlage für diesen Eintrag.
Einzelnachweise
- ↑ Korte, Aktion "Gewitter", S. 523
- ↑ Korte, Aktion "Gewitter", S. 523
- ↑ SPD ehrte Klaus Wegener mit dem Boschen-Schmitt-Geick-Preis, Hamburger Abendblatt, 5.12.2000
- ↑ Stolperstein gegen das Vergessen für Heinrich Boschen