Hans-Werner Tovar

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Hans-Werner Tovar
Hans-Werner Tovar
Hans-Werner Tovar
Geboren: 29. Juli 1948

Hans-Werner Tovar, * 29. Juli 1948 in Köln; Jurist, verheiratet mit Ingeborg Tovar, drei Kinder. Mitglied der SPD seit dem 14. Februar 1973

Werdegang

Hans-Werner Tovar studierte in Köln und Kiel Jura. Seit 1980 betreibt er in Kiel eine eigene Kanzlei, zeitweise zusammen mit Gernot Starke. 1988 erfolgte die Ernennung zum Notar. Er qualifizierte sich zum Familien- und Wirtschaftsmediator.

In seiner Freizeit spielt er in der Theatergruppe die Brillianten Dilettanten der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Dietrichsdorf Theater.

Partei

Kommunalpolitik

  • Seit 1986 ist er ununterbrochen Mitglied der Ratsversammlung der Landeshauptstadt Kiel. In seinem Wahlkreis in Neumühlen-Dietrichsdorf, in dem er auch wohnt, wurde er immer direkt gewählt.
  • Von 1990-1994 war er ehrenamtlicher Stadtrat für Wohnungsbau- und Wohnungswesen.
  • Viele Jahre war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender und von 1994-1996 Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion und in dieser Funktion ehrenamtlicher Stadtrat ohne Sachgebiet und 2. Allgemeiner Stellvertreter des Oberbürgermeisters.
  • Seit 2013 ist er Stadtpräsident.

Im Kandidatenbrief von Hans-Werner Tovar zur Kommunalwahl 1986 formulierte er: "Dem Wohle der ganzen Stadt verpflichtet, werde ich mein besonderes Augenmerk unserem Stadtteil widmen, damit bald keiner mehr sagen kann: Kiel hört an der Schwentine auf". In seiner langen kommunalpolitischen Karriere mit Höhen und Tiefen hat er dieses besondere Augenmerk - ausgedehnt auf das gesamte Ostufer der Stadt - zeitweise bis an die Schmerzgrenze der Kieler SPD ausgereizt.

Das Kieler Ostufer erlebte in den 80-iger und 90-iger Jahren des letzten Jahrhunderts einen tiefgreifenden Strukturwandel, der bis heute nicht abgeschlossen ist. 1983 wurde der Werftbetrieb von den damaligen Howaldtwerke Deutsche Werft AG (HDW) in Dietrichdorf eingestellt. Andere Unternehmen, wie Lynotype-Hell, verlagerten ihren Firmensitz auf das Westufer. Die Arbeitslosigkeit nahm zu, die sozialen Probleme wurden größer.

Der Kandidatenbrief von Hans-Werner Tovar zur Kommunalwahl 2018

Angeführt von Hans-Werner Tovar beklagten mehrere Ostufer-Ratsmitglieder, dass das Ostufer gegenüber dem Westufer auch durch Entscheidungen der SPD-Fraktion permanent benachteiligt werde. Ausgelöst durch eine Entscheidung der SPD-Ratsfraktion zur ärztlichen Notfallversorgung auf dem Ostufer eskalierte 1988 der Konflikt. Vertreter der Ostufer-SPD drohten: "Dieses Mal geben wir nicht klein bei." Der Kieler SPD drohte die Spaltung. Es kursierte der Entwurf eines Schreibens an den SPD-Landesvorstand, in dem die Einrichtung eines neuen Kreisverbandes Kiel-Ost beantragt wurde. Die Erwägung einen neuen Kreisverband Ost zu gründen "ist ein Akt der Notwehr, aber nicht ohne Reiz" kommentierte Hans-Werner Tovar.[1]Viele Ostufer-Funktionäre in Rat, Ortsvereinen und Ortsbeiräten protestierten mit dem Papier gegen ihre Rolle in der Ratsfraktion, wo sie seit Jahren lediglich als Mehrheitsbeschaffer betrachtet, in ihren politischen Forderungen aber nicht ernst genommen würden - so zumindest ihre Empfindung.

Nach vielen Gesprächen und einer offenen Diskussion im Kreisverband Kiel - Kreisausschuss erklärten Hans-Werner Tovar und Jürgen Silz, dass sie eine Verselbständigung der SPD-Mitglieder des Kieler Ostufers nicht anstrebten.[2] Der Konflikt war damit vorerst eingedämmt.

von links nach rechts: Der Vorstand der SPD Ratsfraktion: Stadtpräsidentin Silke Reyer, Eckehard Raupach, Hans-Werner Tovar, die Fraktionsvorsitzende Waltraut Siebke, der frühere Fraktionsvorsitzende Holger Ipsen, Bernd Löwner, Uschi Schuckenböhmer, Ewald Breitkopf, Rolf Johanning

Zum Ende der Wahlperiode 1989 meldete Hans-Werner Tovar gegenüber dem Vorstand der SPD-Ratsfraktion seine Forderungen für die kommende Ratsperiode an:

  • Stellvertretender Fraktionsvorsitz und ehrenamtliches Magistratsmitglied.
  • Sollte das Ostufer bei den Haushaltsberatungen für 1990 - dem Wahljahr - nicht entsprechend berücksichtigt werden, müssten daraus Konsequenzen für den Wahlkampf gezogen werden.[3]

Die Kommunalwahl 1990 gewann die SPD, sie erreichte die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen und Mandate.

Hans-Werner Tovar wurde stellvertretender Fraktionsvorsitzender und ehrenamtlicher Stadtrat für Wohnungsbau- und Wohnungswesen. Dieses Amt nahm er mit großem Engagement wahr. Vom Land forderte er die Förderung von 2.000 Sozialwohnungen bis zum Jahre 2000. Die festgefahrenen Verhandlungen über einen Mitspiegel schob er erfolgreich wieder an.[4]Aber die Arbeit als Wohnungdezernent verlief nicht ohne Konflikte. Er übte öffentlich Kritik an den Plänen des Baudezernats zum Straßenausbau am Joachimsplatz und dem damit verbundenen Abriss der sog. Konsumhäuser mit 37 Wohneinheiten, denen die SPD-Fraktion mehrheitlich zugestimmt hatte.[5] An anderer Stelle geriet er in Konflikt mit Kleingärtnern um Flächen für den Wohnungsbau. In der Summe führte das 1991 zu einem von Ewald Breitkopf eingebrachten Abwahlantrag als stellvertretender Fraktionsvorsitzenden. Der Abwahl entging er nur knapp mit einer Stimme Mehrheit in der Ratsfraktion.[6]

Bei der Kommunalwahl 1994 verlor die SPD ihre absolute Mehrheit in der Ratsversammlung, blieb aber stärkste Partei in Kiel.

Die Fraktionsvorsitzende Waltraut Siebke verzichtete auf eine erneute Kandidatur. Sie begründete diese Entscheidung nicht nur mit dem schlechten Wahlergebnis, sondern auch damit, dass es in den letzten Monaten in der Ratsfraktion im Umgang miteinander an Solidarität gefehlt habe.[7]

Kranzniederlegung auf dem Eichhoffriedhof am 22.06.2021 durch Hans-Werner Tovar mit Vertretern des russischen Generalkonsulats Hamburg anlässlich der 80-jährigen Wiederkehr des Überfalls Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion

Zum neuen Vorsitzenden wählte die Fraktion Hans-Werner Tovar.[8]Bereits zwei Jahre später verlor er dieses Amt wieder. Grund war ein Beratervertrag zwischen den städtischen Hafen- und Verkehrsbetrieben (HVB) und der Anwaltskanzlei Tovar und Partner, der auch der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Gernot Starke und das SPD-Kreisvorstandsmitglied Ingeborg Tovar angehörten. [9]Diese rechtlich nicht zu beanstandende Beratertätigkeit war politisch nicht zu vermitteln. Der SPD-Kreisparteitag am 13. Januar 1996 forderte Hans-Werner Tovar zum Rücktritt auf. Der Kreisvorsitzende Rolf Fischer: "Es geht nicht um juristische Fragen, es geht hier um Vertrauen, um Vertrauen das die Partei ihren Mandatsträgern entgegenbringt, und das Vertrauen in diese Partei. Ihr wisst alle, dass wir in Kiel Probleme haben, Vertrauen zurückzugewinnen." Er zitierte aus den Verhaltensregeln der Bundespartei: "Wir müssen bereit sein, für uns strenge Maßstäbe walten zu lassen, wenn es um das Verhältnis von politischer Verantwortung und geschäftlichen Interessen geht." [10]Hans-Werner Tovar kam der Aufforderung zum Rücktritt nicht nach. In der auf den Kreisparteitag folgenden Fraktionssitzung wurde er abgewählt. [11] Zu seinem Nachfolger wählte die Fraktion Eckehard Raupach. [12]

Hans-Werner Tovar behielt sein Ratsmandat. Bereits wenige Monate später, im April 1996 wurde er wirtschaftspolitischer Sprecher der Ratsfraktion. Die Kieler Nachrichten titelten. "Ein Mann will (wieder) nach oben.[13]Das erreichte er auch:

Seit 2013 ist Hans-Werner Tovar Stadtpräsident. Vor seiner Wiederwahl 2018 für eine zweite Amtszeit durch die Ratsversammlung trat bei einer fraktionsinternen Abstimmung Hans-Friedrich Traulsen gegen ihn an - und verlor. Hans-Werner Tovar erklärte, dass dies seine letzte Wahlperiode sei. Seine wichtigste Aufgabe beschrieb er folgendermaßen: "Ich bin dafür zuständig, die demokratischen Rechte der Fraktionen zu sichern, und ich werde das auch tun." Darüber hinaus sind für ihn die internationalen Beziehungen der Stadt zu ihren Partnerstädten, die Pflege von Kontakten zu den Religionsgemeinschaften und der Bevölkerung von großer Wichtigkeit.[14] Ebenso die Friedens- und Abrüstungspolitik. So trat er am 22. Januar 2022 auf einer Veranstaltung vor dem Kieler Rathaus auf, um das einjährige Bestehen des Atomwaffenverbotsvertrages zu feiern, den er als "wichtigen Schritt in eine atomwaffenfreie Welt" betrachtet. [15] Das verheerende Erdbeben in Syrien und der Türkei am 6. Februar 2023 mit zehntausenden Toten, von dem auch Kiels Partnerregion Hatay betroffen ist, löste auch in Kiel eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Stadtpräsident Hans-Werner Tovar: "Seit Beginn unserer Partnerschaft haben sich viele enge freundschaftliche Verbindungen zwischen Kiel und Hatay entwickelt. Ich bin erschüttert über die Zerstörung und das Leid vor Ort." Er versprach den Freunden und Freundinnen in der Türkei und der türkischen Gemeinde die ganze Unterstützung und Solidarität der Stadt. [16]

Ehrungen

Im Jahre 2000 wurde ihm die Freiherr-Vom-Stein-Medaille verliehen.[17]

Links

Einzelnachweise

  1. Kieler Nachrichten vom 02.01.1988
  2. Pressemitteilung der SPD-Kiel vom 04.11.1988
  3. SPD-Ratsfraktion, Protokoll der Sitzung vom 07.11.1989
  4. Kieler Nachrichten vom 13.06.1990
  5. Kieler Nachrichten vom 31.08.1990
  6. Kieler Nachrichten vom 31.11.1991
  7. Kieler Nachrichten vom 22.03.1994
  8. Kieler Nachrichten vom 22.03.1994
  9. Kieler Nachrichten vom 13.01.1996
  10. Kieler Nachrichten vom 15.01.1996
  11. Kieler Nachrichten vom 16.01.1996
  12. Kieler Nachrichten vom 23.01.1996
  13. Kieler Nachrichten vom 17.04.1996
  14. Kieler Nachrichten vom 11.05.2018
  15. Kieler Nachrichten vom 24.01.2022
  16. LH Kiel, Meldungen und Medienservice Kiel gedenkt der Erdbebenopfer - Spendenaktion für Partnerregion Hatay, 07.02.2023
  17. Kieler Nachrichten vom 14.10.2000