Joachim Lohmann

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Joachim Lohmann
Joachim Lohmann
Joachim Lohmann
Geboren: 18. Juni 1935

Dr. Joachim Lohmann, * 18. Juni 1935 in Berlin; Politologe und Pädagoge. Verheiratet, 2 Kinder. Mitglied der SPD seit 1962, zur Zeit im Kreisverband Kiel.

Werdegang

Joachim Lohmann studierte in Göttingen und Würzburg Philosophie, Politik und Mathematik. An der Universität Würzburg promovierte er 1964 über Das Problem der Ganztagsschule und war dort bis 1966 als Wissenschaftlicher Assistent tätig. Im selben Jahr wechselte er zurück nach Berlin, zunächst als Gesamtschulreferent an das Pädagogische Zentrum, dann bis 1970 als Planungsreferent zum Senator für Schulwesen.

In diese Jahre fallen seine Veröffentlichungen und die Mitwirkung an bildungspolitischen Konzepten der SPD. Schon 1963 beteiligte er sich auf Bundesebene an der "Arbeitsgruppe Schulpolitik", gehörte so zu den Verfassern der Bildungspolitischen Leitsätze der SPD von 1964. 1969, zur Zeit der ersten sozialliberalen Bundesregierung unter Willy Brandt, schrieb er mit am Modell für ein demokratisches Bildungswesen.

Zwischen 1976 und 1978 gehörte er der "Kommission für Bildungspolitik" im Bundesvorstand der SPD an. Anschließend war er, von 1981 bis 1986, stellvertretender Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Bildungsbereich (AfB). Er ist Mitglied der GEW, 1972 auch im Vorstand.[1]

Joachim Lohmann und seine Frau Christa leben in Schilksee und sind im OV Schilksee aktiv.

Kommunale Bildungspolitik

1970 wurde Joachim Lohmann - von Beginn an umstrittener - Stadtschulrat in Kiel. Insbesondere seinem Engagement ist die Einrichtung der ersten integrierten Gesamtschule in Kiel, der heutigen Gemeinschaftsschule Friedrichsort, zu verdanken. Von 1974 bis 1980 fungierte er privat als Bundesvorsitzender der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule e.V., ein Umstand, der von Gesamtschulgegnern in den Kieler Kontroversen gegen ihn verwendet wurde.[2] Mit seinem Eintreten für diese Schulform war er ein würdiger Nachfolger für Kiels erste Stadtschulrätin der Nachkriegszeit, Toni Jensen.

Landtag und Regierung

Flyer zur Landtagswahl 1979
Flyer zur Landtagswahl 1983

Ab 1979 vertrat Joachim Lohmann als direkt gewählter Landtagsabgeordneter zunächst den Wahlkreis 27 (Kiel-West), ab 1983 den Wahlkreis 25 (später 17, Kiel-Nord). Aktiv war er vorwiegend im Ausschuss für Kultur, Jugend und Sport, später stärker im Finanzausschuss, außerdem zeitweise im Ausschuss Kommunaler Investitionsfonds, Landeswahlausschuss, Verständigungsausschuss gemeinsames Hochschulgesetz und in der Enquete-Kommission zur Verbesserung der Effizienz der öffentlichen Verwaltung.

1993 wechselte er als Staatssekretär im Finanzministerium in die Landesregierung. Am 30. November 1998 wurde er in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

"Lohmann-Affäre"

Erst 2002 wurde offenbar, dass er während seiner Amtszeit als Staatssekretär an einem Fall von problematischer Vergabepraxis beteiligt war, für den allerdings sein Minister, Claus Möller, die politische Verantwortung übernahm. Die Tatsache, dass er wenige Monate nach seinem Eintritt in den Ruhestand mit den in dieser Vergabe erfolgreichen Firmen Beraterverträge schloss, trug ihm ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit ein, das jedoch mangels ausreichenden Tatverdachts eingestellt wurde. Dagegen musste er einen Strafbefehl wegen Betruges hinnehmen, da er die Nebeneinkünfte aus diesen Beraterverträgen nicht pflichtgemäß der Landeskasse angezeigt hatte.

Diese sogenannte Lohmann-Affäre wurde im Rahmen des Zweiten Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu den Aktivitäten des ehemaligen Landesmitarbeiters Dr. Karl Pröhl mit durchleuchtet. Allerdings gelang es nicht einmal der ZEIT, die Nation zu überzeugen, dass diese "Lohmann-Affäre" der eigentliche Skandal sei.[3]

Stimmen

"Staatssekretär Joachim Lohmann [...] galt im Finanzministerium als peinlich korrekter Erbsenzähler und unter Kieler Sozialdemokraten als aufrechter Genosse."[4]

Veröffentlichungen

Joachim Lohmann 2015
  • Das Problem der Ganztagsschule. Eine historisch-vergleichende und systematische Untersuchung (Ratingen 1965)
  • Pädagogische Provokationen. Teil 2. Die Ganztagsschule. Aufgaben und Möglichkeiten (mit Christa Lohmann, Weinheim/Berlin 1966)

Als Herausgeber:

  • Die Ganztagsschule (Bad Heilbrunn/Obb. 1967)
  • Gesamtschule, Diskussion und Planung: Texte und Berichte (Weinheim/Berlin 1968, 2. Aufl. Weinheim/Berlin/Basel 1969)

Als Mitautor:

  • Die Gesamtoberstufe. Materialien zur Reform der Sekundarstufe II (Hrsg. Günter Bechert, Weinheim/Basel 1973), darin den Abschnitt Strukturmodelle für die obere Sekundarstufe in der Bundesrepublik Deutschland, S. 55-85

Links

Einzelnachweise

  1. Vermutlich im Bundesvorstand; eindeutig lässt sich dies aus der Eintragung im Landtagsinformationssystem nicht ablesen.
  2. Lt. Flyer zur Landtagswahl 1979, hg. vom SPD-Landesverband Schleswig-Holstein.
  3. Frank Drieschner: Im Keller des Ministers. Unter den vielen Kieler Lapalien liegt ein Skandal begraben, DIE ZEIT, 25.4.2002
  4. Frank Drieschner: Im Keller des Ministers. Unter den vielen Kieler Lapalien liegt ein Skandal begraben, DIE ZEIT, 25.4.2002