Karl Kaehding

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Karl Kaehding
Karl Kaehding
Karl Kaehding
Geboren: 16. März 1906
Gestorben: 18. September 1933

Hans Friedrich Karl Kaehding[1] * 16. März 1906 in Lübeck; † 18. September 1933 ebenda;[2] Lagerarbeiter. Mitglied der SPD seit 1924.

Leben

Karl Kaehding war Sohn des Hausmeisters Carl Kaehding und der Friseuse Anna Kaehding und besuchte zunächst die 1. St.-Gertrud-Schule in Lübeck. Aufgrund gesundheitlicher Probleme setzte er seine Schulausbildung für ein Jahr auf dem Land fort und arbeitete anschließend 1,5 Jahre bei einem Bauern.

1922 zog Karl Kaehding mit 16 Jahren nach Schönberg in Mecklenburg und lebte eine Zeit lang bei seinen Eltern in der Curtiusstraße, bevor er in Lüdersdorf und später in Boitin-Restorf tätig war. 1928 kehrte er nach Lübeck zurück und wohnte in der Meierstraße 32.

Bereits seit 1924 war er aktives Mitglied der SPD und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, dessen Technischer Abteilung er aufgrund seines Alters zugeteilt war. In dieser Funktion war er am Saalschutz und an Propagandafahrten beteiligt. Karl Kaehding nutzte auch seine Arbeit, um politische Ideen zu verbreiten und für die SPD zu werben. Er arbeitete als Lagerarbeiter und war zeitweise arbeitslos, fand jedoch immer wieder Anstellungen auf örtlichen Werften und bei verschiedenen Unternehmen.

"Meinen-Prozess"

Am 30. Juli 1933 wurde er zusammen mit Hans Fick von den Nazis verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Lübeck gebracht. Im Rahmen des sogenannten "Meinen-Prozesses" wurden beide am 16. September 1933 des Mordes an dem SA-Mann Willi Meinen angeklagt und zum Tode verurteilt.

Nur zwei Tage nach der Urteilsverkündung wurde Karl Kaehding am 18. September 1933 erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Der genaue Hergang seines Todes ist umstritten, da politische Häftlinge häufig unter Druck gesetzt wurden, und viele dieser Todesfälle unter unklaren Umständen als "Selbstmorde" galten. Seine Beisetzung fand am 22. September 1933 auf dem Vorwerker Friedhof statt, und 1946 wurde er in ein Familiengrab umgebettet. Er wurde nur 27 Jahre alt.

Karl Kaehding wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Opfer nationalsozialistischer Verfolgung anerkannt. Die Verurteilungen von ihm und seinem Mitangeklagten Hans Fick wurden in der Nachkriegszeit als politische Unrechtsurteile revidiert. Karl Kaehdings Schicksal steht beispielhaft für die Verfolgung von politischen Gegnern durch die Nationalsozialisten und die Instrumentalisierung der Justiz zur Einschüchterung und Bestrafung von Regimegegnern.

Ehrungen

Der Künstler Günter Demnig hat vor der Meierstraße 32 in Lübeck einen Stolperstein für Karl Kaehding verlegt.

Archive

  • Archiv der Hansestadt Lübeck (AHL)
  • 3 Behörden bis 1937
  • 3.9-3 Kirchhofs- und Begräbnisdeputation 1815-1936
  • Mg. II Reste Wiehmann, enthält Listen von KZ-Insassen
  • Akte X 8b Friedhofsamt, Listen der im Lazarett Cambrai-Kaserne verstorbenen Personen = KZ. Beerdigung auf dem israelischen Friedhof in Moisling. Liste der auf den hiesigen Friedhöfen beigesetzte Ascheurnen von Konzentrationären, enthält Sterbeurkunden
  • Akte X 9 Liste und Bestattungsanträge des auf den hiesigen Friedhöfen beigesetzten Ascheurnen von Konzentrationären. Liste der auf dem Vorwerker Friedhof Block 19-4 bestatteten KZ-Leichen Ehrenmal für Kriegsopfer
  • AHL Neues Senatsarchiv (NSA) VIII 219 Fall Fick/Kaehding
  • Adressbücher der Hansestadt Lübeck
  • Meldekartei des Ordnungsamtes der Hansestadt Lübeck
  • Lübecker General-Anzeiger vom 2.8.1933 - 9.3.1934
  • Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv (LAS) Abteilung 352 Staatsanwaltschaft beim Landgericht Strafakten, Nr. 1494, 1495, 1496

Literatur

  • Imberger, Elke: Widerstand von "unten". Widerstand und Dissenz aus den Reihen der Arbeiterbewegung und der Zeugen Jehovas in Lübeck und Schleswig-Holstein 1933 - 1945, Neumünster 1991.
  • Petrowsky, Werner und Arbeitskreis „Geschichte der Lübecker Arbeiterbewegung“: Lübeck - Eine andere Geschichte. Einblick in Widerstand und Verfolgung in Lübeck 1933-1945 sowie Alternativer Stadtführer zu den Stätten der Lübecker Arbeiterbewegung, des Widerstandes und der nationalsozialistischen Verfolgung, hrsg. vom Zentrum, Jugendamt der Hansestadt Lübeck, Lübeck 1986.
  • Wilke, Marianne und Günther: Lübeck unterm Hakenkreuz. Wegweiser zu den Stätten des Widerstandes und der Verfolgung in Lübeck 1933 - 1945, Hrsg. von der Vereinigung der Verfolgten des Nationalsozialismus – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), o.O., o.J. (Lübeck 2008).

Einzelnachweise

  1. Arolsen Archives: DE ITS 2.1.2.1 SH 009 4 UNB ZM
  2. Dieser Lebenslauf basiert auf den Recherchen, die für seinen Stolperstein angestellt wurde.