Lübecker Genossenschaftsbäckerei

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Die Lübecker Genossenschaftsbäckerei (LGB) (auch: "Vereinsbäckerei") war ein Unternehmen, das die Arbeiterbewegung in Lübeck mit günstigem Brot versorgte und ein wichtiges wirtschaftliches Standbein war.

Die Lübecker Arbeiterbewegung gründete die Vereinsbäckerei im Jahr 1889. Die Genossenschaftsbäckerei produzierte günstiges Brot und hatte ein eigenartiges Verteilungssystem, das aus 350-400 Personen, in der Regel Sozialdemokraten, bestand, von denen eine ganze Reihe neben der Brotauslieferung auch den Verkauf anderer Waren betrieb, sich somit als Einzelhändler betätigte. Von Anfang an war die Genossenschaft sehr erfolgreich.

"Die Genossenschaftsbäckerei verfügte von Anfang an über eine große Mitgliederzahl, die sich bis zum Zweiten Weltkrieg zwischen 1.200 und 1.500 Personen bewegte.14 Das ist erstaunlich für eine Produktivgenossenschaft, die üblicherweise nicht mehr als die in ihr Beschäftigten umfasst – in diesem Falle anfänglich etwa 20 und später 50-60. Und selbst wenn man die Brotverteiler hinzurechnet, wäre eine Zahl von nicht mehr als 400-450 Mitgliedern plausibel gewesen. Dass sich nun weitere, außerhalb des Produktions- und Verteilungsprozesses stehende Personen in erheblich größerem Umfang in der Genossenschaft engagierten, lässt den Schluss zu, dass offenbar von der Konsumentenseite her großes Interesse an der Beteiligung bestand. Denn solange ein Konsumverein noch nicht existierte, konnte die LGB durchaus partiell Funktionen eines Konsumvereins erfüllen, sozusagen eine Vorstufe bilden. So gesehen hätte man also die Genossenschaftsbäckerei als einen verkappten, auf ein einziges Produkt, nämlich Backwaren, bezogenen Konsumverein interpretieren können, allerdings mit dem Unterschied, dass sie auch bzw. überwiegend an Nicht-Mitglieder verkaufte."[1]

Die Vereinsbäckerei warf darüber hinaus so viel Geld ab, dass sie das Vereinshaus finanzierten konnte - einer Heimat für SPD und Gewerkschaften. Ab 1903 nahm die Genossenschaft auch Sparanlagen an. In den 1920er Jahren baute sie sogar Wohnungen.[1]

In der Jahresabschluss-Bilanz für 1932 heißt es, die Genossenschaft habe 1365 Mitglieder.[2] Die Weltwirtschaftskrise brachte die Vereinsbäckerei in wirtschaftliche Probleme.

Nazi-Zeit

In dieser wirtschaftlich bedrohlichen Situation gelangten die Nazis an die Macht und das Schicksal der Konsumvereine lag in der Hand ihrer Feinde. Um nicht direkt zerschlagen zu werden ließen die Konsumvereine Nazis in die Vorstände. Am 18. Mai 1933 übernahm der SS-Mann Friedrich Schöning die Führerrolle in oder Genossenschaft. Die stellvertretenden Vorsitzenden Sozialdemokraten Paul Löwigt und Otto Passarge mussten im Oktober 1933 weichen.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Bickelmann, Hartmut: Konsumverein und Konsumgenossenschaft Lübeck. Vom Lebensmittelversorger der Arbeiterbewegung zur regionalen Einzelhandelskette, in: Zeitschrift für Lübeckische Geschichte, Band 98 (2018)
  2. Lübecker Volksbote, Ausgabe vom 20. März 1933