Ortsverein Suchsdorf - Traditionsfahne
Die Traditionsfahne der Ortsgruppe Suchsdorf entstand etwa 1924. Der Ortsverein Suchsdorf ist stolz auf seine Traditionsfahne, ist sie doch nicht nur ausgezeichnet erhalten, sondern auch das älteste Objekt aus der Geschichte des Ortsvereins und Ersatz für die Gründungsurkunde.
Die Informationen über ihre Geschichte wurden von Erwin Ratz gesammelt und aufgeschrieben. Er befragte dazu verschiedene ältere Genossinnen und Genossen.
Die Fahne ist ca. 1,50 m x 1,20 m groß und in mühsamer Handarbeit auf doppeltem rotem Inlettstoff gestickt. Die Vorderseite trägt die Parole "Durch Kampf zum Sieg!" und die Worte "SPD Ortsgruppe Suchsdorf, gegründet 1919", die Rückseite die Worte: "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!" - eine Zeile aus dem Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein von Georg Herwegh. Sie wurde der Überlieferung nach zwischen 1924 und 1926 von Frau Laß, Tochter von Familie Grothkop aus Suchsdorf, angefertigt, wahrscheinlicher aber von dieser umgestickt. Vermutlich handelt es sich um Christine Laß, die in den 1940er und 1950er Jahren dem Suchsdorfer Gemeinderat angehörte.
Bei einer näheren Betrachtung der Fahne anlässlich des 100. Jahrestages des Ortsvereins 2019 ergaben sich neue Erkenntnisse zu ihrer Gestaltung und Geschichte. Auf der Vorderseite wurde Schrift entfernt und mit neuer Schrift verdeckt: Die Inschrift lautete ursprünglich "USPD Ortsgruppe Kopperpahl". Dies legt nahe, dass sie vor der Wiedervereinigung von USPD und MSPD 1924 angefertigt und danach umgestickt wurde. Wahrscheinlich ist, dass USPD-Mitglieder sie beim Austritt bzw. bei der Wiedervereinigung mitbrachten und zur Verfügung stellten.
Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 musste die Fahne - wie viele andere Dokumente in Suchsdorf und reichsweit - versteckt werden. Zuerst stellte der Genosse Hugo Stührk sie zusammen mit seinem Tambourstab sicher. Er war nicht nur Mitglied im Ortsverein, sondern leitete auch als Tambourmajor den Spielmannzug des Reichsbanners im Ort. Er verweigerte mehrfach die Herausgabe seines Tambourstabes an die Nazis und zerbrach ihn schließlich vor ihren Augen.
Er war zu bekannt; auch die Fahne war bei ihm wegen der Kontrollen durch die Nazis nicht mehr sicher. Um sie zu retten, nahm der Genosse Hein Burmeister sie mit nach Schwartenbek. Er lebte als eine Art Knecht dort in der Kellerkate. Sie wurde in ein Kopfkissen eingenäht und überstand so die NS-Zeit. Die Familie Burmeister riskierte dafür ihr Leben. Später bewahrte der langjährige Vorsitzende des Ortsbeirats, Franz Hirath, die Fahne auf. Als dessen Sohn Herbert später sein Elternhaus räumte, fand er sie gut verpackt auf dem Dachboden und übergab sie Erwin Ratz, zu dieser Zeit Kassierer im Ortsverein. Dieser wandte sich 1998 an den Vorstand, beschrieb die Geschichte der Fahne und schrieb: "Zur Zeit ziert dieses Prunkstück mit Geschichte eine Kellerwand in meinem Haus. Ich bin der Meinung, dass die Fahne einen ehrenvolleren Ort verdient hat." Heute befindet sie sich beim jeweils amtierenden Ratsherrn, zunächst Thomas Wehner, nun Andreas Arend, und wird gerne bei Veranstaltungen des Ortsvereins gezeigt.
Reichsbanner
Es existiert auch noch eine Fahne des früheren Reichsbanner-Ortsvereins Kronshagen-Suchsdorf. In der NS-Zeit lag sie - in ein Kissen eingenäht - offen, aber unentdeckt auf dem Sofa der Familie von Karl Mückenheim, der im Suchsdorfer Weg wohnte. Danach bewahrte Wolfgang Weskamp aus Kronshagen sie auf. Heute hängt sie im Fraktionszimmer der SPD im Rathaus Kronshagen.