Hans Fick: Unterschied zwischen den Versionen

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}}'''Johannes "Hans" Martin Georg Fick''' * [[18. April]] [[1903]] in Lübeck, † [[8. März]] [[1934]] ebenda; Nieter, Kutscher. Mitglied der SPD.<ref>Dieser Lebenslauf basiert auf den [https://www.stolpersteine-luebeck.de/fileadmin/site-content/names/F/Fick_Johannes/FICK_JOHANNES.pdf Recherchen], die für seinen Stolperstein angestellt wurde.</ref>
}}'''Johannes "Hans" Martin Georg Fick''' * [[18. April]] [[1903]] in Lübeck, † [[8. März]] [[1934]] ebenda; Nieter, Kutscher. Mitglied der SPD.<ref>Dieser Lebenslauf basiert auf den [https://www.stolpersteine-luebeck.de/fileadmin/site-content/names/F/Fick_Johannes/FICK_JOHANNES.pdf Recherchen], die für seinen Stolperstein angestellt wurde.</ref>


Hans Fick wurde [[1903]] als Sohn der Witwe Minna Carola Catharina Fick (geb. Richter) in Lübeck geboren. Seine Mutter war Näherin, über seinen Vater ist bislang nichts bekannt. Ebenso wie über Kindheit und Jugend von Hans Fick. 1920 zog er mit 17 Jahren aus dem Dorf Ratzbek nach Lübeck-Moisling zu seinen Eltern. Er geriet mit dem Gesetz in Konflikt und musste sogar einige kürzere Gefängnisstrafen verbüßen. Er zog häufiger um; lebte 1923 ein paar Wochen in Bremen; 1928 einige Monate in Hamburg; Dann lebte er wieder bei seinen Eltern.
Geboren [[1903]] als Sohn der Näherin Minna Carola Catharina Fick, wuchs er unter schwierigen sozialen Verhältnissen auf. Sein Vater ist nicht bekannt, und auch über seine Kindheit und Jugend fehlen detaillierte Informationen. Schon in jungen Jahren geriet er in Konflikt mit dem Gesetz und verbüßte mehrmals kurze Haftstrafen. Seine Lebenssituation war unstet: Er zog oft um und lebte zeitweise in Bremen und Hamburg, bevor er wieder nach Lübeck zurückkehrte.


In dieser Zeit lernte er seine Ehefrau Doris Schubert (* [[31. Dezember]] [[1903]] in Lübeck) kennen. Sie bekamen zusammen zwei Söhne, Hans Theodor Ernst * [[30. Mai]] [[1926]] und Harald Franz Siegfried * [[20. Juli]] [[1932]]. Sie heirateten aber erst Anfang der 1930er Jahre und lebten zuletzt in der Margarethentraße 15.
Hans Ficks Leben änderte sich jedoch mit seiner Heirat mit Doris Schubert. Gemeinsam hatten sie zwei Söhne, Hans Theodor Ernst und Harald Franz Siegfried. Die Familie lebte in der Margarethentraße 15 in Lübeck, und Hans engagierte sich in der SPD und im [[Reichsbanner]]. Dies brachte ihn in direkte Opposition zu den aufstrebenden Nationalsozialisten.  


Hans Fick war Mitglied der SPD und des [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanners]]. Im Juli 1932 kam ein SA-Mann in Lübeck in Folge einer Handgreiflichkeit zu Tode. Ein Schuldiger wurde nicht ermittelt.  
Im Juli 1932 kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung in Lübeck, bei der ein SA-Mitglied zu Tode kam. Hans Fick und ein Bekannter, [[Karl Kaehding]], gerieten ins Visier der Ermittlungen, doch es konnte kein Schuldiger festgestellt werden.


Im Juli 1933 kam Hans Fick von der Wanderschaft zurück nach Lübeck. Die Nazis hatten auch in Lübeck die Macht übernommen. Jetzt verhafteten die Nazis Hans Fick und [[Karl Kaehding]] unter dem Tatverdacht des "Mordes mit Vorsatz und Überlegung" an dem SA-Mann und inszenierten einen Schauprozess. Jemand hatte die beiden denunziert.  
Im Juli 1933 kam Hans Fick von der Wanderschaft zurück nach Lübeck. Die Nazis hatten auch in Lübeck die Macht übernommen. Im Sommer desselben Jahres wurden Hans Fick und [[Karl Kaehding]] verhaftet und angeklagt, den SA-Mann vorsätzlich getötet zu haben. Der Prozess war ein Schauprozess, und die Anklage beruhte auf einer Denunziation.  


[[Karl Kaehding]] wurde nach der Urteilsverkündung am [[18. September]] [[1933]] im Untersuchungsgefängnis Lübeck erhängt in seiner Zelle gefunden. Hans Fick versuchte den weiteren Rechtsweg - wurde aber auch vom Hanseatische Oberlandesgericht Hamburg verurteilt und am [[8. März]] [[1934]] morgens um 6:30 Uhr im Gefängnishof des Lübecker Strafgefängnisses mit dem Fallbeil enthaupte. Auch ein Gnadengesuch hatte der Reichsjustizminister abgelehnt.
[[Karl Kaehding]] wurde nach der Urteilsverkündung am [[18. September]] [[1933]] im Untersuchungsgefängnis Lübeck erhängt in seiner Zelle gefunden. Hans Fick versuchte den weiteren Rechtsweg - wurde aber auch vom Hanseatische Oberlandesgericht Hamburg verurteilt und am [[8. März]] [[1934]] morgens um 6:30 Uhr im Gefängnishof des Lübecker Strafgefängnisses mit dem Fallbeil enthaupte. Auch ein Gnadengesuch hatte der Reichsjustizminister abgelehnt.


Nach heutiger Rechtsauffassung hätte es sich um Totschlag gehandelt, die Zuchthausstrafe wäre wohl aufgrund des angetrunkenen Zustands der Täter gemildert worden. Das Urteil wurde tatsächlich nach dem Ende des Krieges revidiert. Seine Angehörigen wurden mit einer bescheidenen Geldsumme entschädigt.<ref name=":0">Fiebig, Sebastian: ''[https://www.luebeckermaertyrer.de/de/geschichte/dokumente/post.html Feier für die Opfer des Faschismus 1945]'' Online-Anmerkungen zum Artikel aus der ''Lübecker Post'' vom 19.9.1945</ref>
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Urteil gegen Hans Fick als ungerecht erkannt und schließlich revidiert. Seine Familie erhielt eine Entschädigung, wenngleich diese bescheiden ausfiel.<ref name=":0">Fiebig, Sebastian: ''[https://www.luebeckermaertyrer.de/de/geschichte/dokumente/post.html Feier für die Opfer des Faschismus 1945]'' Online-Anmerkungen zum Artikel aus der ''Lübecker Post'' vom 19.9.1945</ref>  


Doris Fick heiratete [[1940]] den Arbeiter Hans Gusenberg. Der fiel noch im selben Jahr an der Westfront. Sie selbst starb 1953 im Alter von gerade einmal 50 Jahren.  
Doris, seine Frau, heiratete 1940 erneut, verlor ihren zweiten Mann jedoch im selben Jahr an der Front und verstarb 1953 im Alter von 50 Jahren. Die Söhne Hans und Harald führten unterschiedliche Leben: Hans wanderte nach Großbritannien aus, wo er eine Engländerin heiratete, während Harald eine Ausbildung als Klempner absolvierte und später im Bergbau tätig war.  


Ihr ältester Sohn Hans zog [[1943]] aus dem elterlichen Hause aus. Er wurde nach Abschluss seiner Elektrikerlehrer zunächst am [[15. Januar]] [[1944]] zum Reichsarbeitsdienst, dann am [[15. Mai]] zur Wehrmacht eingezogen und geriet noch im selben Jahr in britische Kriegsgefangenschaft. Dort heiratete er zu Weihnachten [[1948]] die Engländerin Miriam Edith Williams und ließ sich in Großbritannien nieder.
==Ehrungen==
 
Der Künstler Günter Demnig hat vor der Margarethentraße 15 in Lübeck einen [[Stolperstein]] für Hans Fick verlegt.
Der minderjährige Sohn Harald bekam nach dem Kriege zunächst eine Waisenrente. Nach einer Klempnerausbildung zog er [[1949]] nach Bochum, wo er im Bergbau tätig wurde.


==Archive==
==Archive==

Aktuelle Version vom 28. Oktober 2024, 22:15 Uhr

Hans Fick
Hans Fick
Hans Fick
Geboren: 18. April 1903
Gestorben: 8. März 1934

Johannes "Hans" Martin Georg Fick * 18. April 1903 in Lübeck, † 8. März 1934 ebenda; Nieter, Kutscher. Mitglied der SPD.[1]

Geboren 1903 als Sohn der Näherin Minna Carola Catharina Fick, wuchs er unter schwierigen sozialen Verhältnissen auf. Sein Vater ist nicht bekannt, und auch über seine Kindheit und Jugend fehlen detaillierte Informationen. Schon in jungen Jahren geriet er in Konflikt mit dem Gesetz und verbüßte mehrmals kurze Haftstrafen. Seine Lebenssituation war unstet: Er zog oft um und lebte zeitweise in Bremen und Hamburg, bevor er wieder nach Lübeck zurückkehrte.

Hans Ficks Leben änderte sich jedoch mit seiner Heirat mit Doris Schubert. Gemeinsam hatten sie zwei Söhne, Hans Theodor Ernst und Harald Franz Siegfried. Die Familie lebte in der Margarethentraße 15 in Lübeck, und Hans engagierte sich in der SPD und im Reichsbanner. Dies brachte ihn in direkte Opposition zu den aufstrebenden Nationalsozialisten.

Im Juli 1932 kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung in Lübeck, bei der ein SA-Mitglied zu Tode kam. Hans Fick und ein Bekannter, Karl Kaehding, gerieten ins Visier der Ermittlungen, doch es konnte kein Schuldiger festgestellt werden.

Im Juli 1933 kam Hans Fick von der Wanderschaft zurück nach Lübeck. Die Nazis hatten auch in Lübeck die Macht übernommen. Im Sommer desselben Jahres wurden Hans Fick und Karl Kaehding verhaftet und angeklagt, den SA-Mann vorsätzlich getötet zu haben. Der Prozess war ein Schauprozess, und die Anklage beruhte auf einer Denunziation.

Karl Kaehding wurde nach der Urteilsverkündung am 18. September 1933 im Untersuchungsgefängnis Lübeck erhängt in seiner Zelle gefunden. Hans Fick versuchte den weiteren Rechtsweg - wurde aber auch vom Hanseatische Oberlandesgericht Hamburg verurteilt und am 8. März 1934 morgens um 6:30 Uhr im Gefängnishof des Lübecker Strafgefängnisses mit dem Fallbeil enthaupte. Auch ein Gnadengesuch hatte der Reichsjustizminister abgelehnt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Urteil gegen Hans Fick als ungerecht erkannt und schließlich revidiert. Seine Familie erhielt eine Entschädigung, wenngleich diese bescheiden ausfiel.[2]

Doris, seine Frau, heiratete 1940 erneut, verlor ihren zweiten Mann jedoch im selben Jahr an der Front und verstarb 1953 im Alter von 50 Jahren. Die Söhne Hans und Harald führten unterschiedliche Leben: Hans wanderte nach Großbritannien aus, wo er eine Engländerin heiratete, während Harald eine Ausbildung als Klempner absolvierte und später im Bergbau tätig war.

Ehrungen

Der Künstler Günter Demnig hat vor der Margarethentraße 15 in Lübeck einen Stolperstein für Hans Fick verlegt.

Archive

  • Archiv der Hansestadt Lübeck (AHL)
  • AHL Neues Senatsarchiv (NSA) VIII Nr. 219
  • Archiv der Hansestadt Lübeck (AHL), Bestand Kreissonderhilfsausschuss, Akte Nr. 577 FICK, Harald.
  • Adressbücher und Meldekartei
  • Lübecker General-Anzeiger vom 2.8.1933 - 9.3.1934
  • Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv (LAS) Abteilung 352
  • Staatsanwaltschaft am Landgericht Lübeck Akte Nr. 1495, 1496, 1497

Literatur

  • Imberger, Elke: Widerstand von "unten". Widerstand und Dissenz aus den Reihen der Arbeiterbewegung und der Zeugen Jehovas in Lübeck und Schleswig-Holstein 1933 - 1945, Neumünster 1991.
  • Petrowsky, Werner und Arbeitskreis „Geschichte der Lübecker Arbeiterbewegung“: Lübeck - Eine andere Geschichte. Einblick in Widerstand und Verfolgung in Lübeck 1933-1945 sowie Alternativer Stadtführer zu den Stätten der Lübecker Arbeiterbewegung, des Widerstandes und der nationalsozialistischen Verfolgung, hrsg. vom Zentrum, Jugendamt der Hansestadt Lübeck, Lübeck 1986.
  • Wilke, Marianne und Günther: Lübeck unterm Hakenkreuz. Wegweiser zu den Stätten des Widerstandes und der Verfolgung in Lübeck 1933 - 1945, Hrsg. von der Vereinigung der Verfolgten des Nationalsozialismus – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), o.O., o.J. (Lübeck 2008).

Einzelnachweise

  1. Dieser Lebenslauf basiert auf den Recherchen, die für seinen Stolperstein angestellt wurde.
  2. Fiebig, Sebastian: Feier für die Opfer des Faschismus 1945 Online-Anmerkungen zum Artikel aus der Lübecker Post vom 19.9.1945