Ortsverein Kellinghusen: Unterschied zwischen den Versionen
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Auch [[Otto Ralfs]] und [[Otto Linke]] starben aufgrund der [[Liste der sozialdemokratischen Todesopfer 1933-1945|Verfolgung durch die Nazis]]. | Auch [[Otto Ralfs]] und [[Otto Linke]] starben aufgrund der [[Liste der sozialdemokratischen Todesopfer 1933-1945|Verfolgung durch die Nazis]]. |
Version vom 15. Juni 2020, 00:32 Uhr
Ortsverein Kellinghusen |
Gegründet: 1901 |
Vorsitzende/r: Wiebke Tischler |
Homepage: https://www.spd-kellinghusen.de |
Der Ortsverein Kellinghusen ist eine Gliederung im Kreisverband Steinburg. Er wurde mindestens 1901 gegründet.
Geschichte
Anlässlich der Einführung der "vollen Städteordnung" in Kellinghusen berichtete der Bürgermeister 1909 dem Regierungspräsidenten:
- "Meines Erachtens hat die Einführung der vollen Städteordnung hier keinerlei Wirkung in politischer Beziehung. Wie aus der Übersicht hervorgeht, haben die Sozialdemokraten für die letzten beiden Jahre keinen Kandidaten für die Stadtverordnetenwahlen aufgestellt. Seit 1901 sind nur bei 4 Wahlen für sozialdemokratische Kandidaten Stimmen abgegeben.
- 1903 wurden 258 Stimmen abgegeben. Hiervon entfielen 31 Stimmen auf den sozialdemokratischen Kandidaten.
- 1905 wurden 129 Stimmen abgegeben. Hiervon entfielen 37 Stimmen auf den sozialdemokratischen Kandidaten, also gegen 1903 eine Zunahme von 6 Stimmen.
- 1906 wurden bei der Wahl im November 514 Stimmen abgegeben. Hiervon entfielen 60 Stimmen auf die sozialdemokratischen Kandidaten und zwar 16 Stimmen für einen Ratmann und 44 Stimmen für 2 Stadtverordnete. Bei der Stadtverordnetenwahl gegen 1905 eine Zunahme von 7 sozialdemokratischen Stimmen. 1906 bei einer Ersatzwahl wählten 91 Bürger. Es wurden für den sozialdemokratischen Kandidaten 18 Stimmen abgegeben, also eine Abnahme von 26 Stimmen.
- Falls die volle Städteordnung hier eingeführt wird, kann durch die Präsentation der Magistratskandidaten dahin gewirkt werden, daß ein Sozialdemokrat hier schwerlich Magistratsmitglied wird. [...] Nach meinen Erfahrungen wird hier schwer ein Sozialdemokrat ins Stadtverordnetenkollegium kommen, wenn die bürgerlichen Parteien einig sind und beliebte Persönlichkeiten als Kandidaten aufstellen."[1]
Unter den am 14. Juli 1910 verpflichteten neugewählten Mitgliedern des Stadtverordnetenkollegiums waren aber doch - wie fast triumphierend vermerkt wird - zwei Sozialdemokraten.[2] Welche der neun Mitglieder dies waren, ist nicht ersichtlich, da fast alle Namen neu sind und auch hier die Parteizugehörigkeit nicht angeführt ist.[3]
Novemberrevolution & Weimarer Republik
Auch in Kellinghusen wurde im November 1918 ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Sein Vorsitzender nahm bis zur Neuwahl der Stadtvertretungen an allen Sitzungen teil. Eine - für die Stadt kostenpflichtige - Militärwache "zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung" wurde bald als überflüssig angesehen und nach Verhandlungen mit dem Soldatenrat ins Lockstedter Lager zurückgeschickt. Den Arbeiterrat beauftragte die Stadtvertretung mit der Bekämpfung des Schleichhandels; aber auch dies war bald geschehen. Abschließend wird vermerkt: "Die Kosten für den Arbeiter- und Soldatenrat einschl. Militärwache und den Beitrag für den Aktionsausschuß der Provinz betrugen 2393,42 Mark."[4]
Per Verordnung wurden für den 2. März 1919 Neuwahlen der Gemeindevertretungen nach dem allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht angeordnet. In Kellinghusen ergab sich eine Pattsituation - neun bürgerliche Mitglieder standen neun SozialdemokratInnen gegenüber: Lagerhalter Albin Strobel, Maurer August Rose, Gerbereiarbeiter Franz Pietzner, Ehefrau Helene Stüben, Bote Heinrich Albers, Arbeiter Friedrich Sell, Händler Hinrich Strüven, Zimmerer Johannes Homfeldt und Pantoffelmacher Claus Stieper.[5]
1919 mussten auch die unbesoldeten Magistratsmitglieder der Städte auf Grund eines Gesetzes neu gewählt werden. Sie wurden am 7. Oktober vereidigt. Man darf davon ausgehen, dass im nunmehr sechsköpfigen Magistrat Sozialdemokraten saßen: neben Albin Strobel, der Beigeordneter, d.h. Stellvertreter des Bürgermeisters wurde, und August Rose vermutlich der Tischler Karl Kucharzowski und der Gerbereiarbeiter Hermann Klauser; bei einem Gastwirt und einem Klempnermeister ist dies weniger wahrscheinlich.[6]
1920 stand eine Bürgermeisterwahl an. Dazu heißt es:
- "Bei der am 26. September 1920 stattgefundenen Neuwahl wurde der damalige Beigeordnete A. Strobel auf die Dauer von 12 Jahren zum Bürgermeister gewählt und am 25. Oktober desselben Jahres vom Herrn Regierungspräsidenten bestätigt. Ein gegen die Wahl eingelegter Protest wurde als unbegründet zurückgewiesen."[7]
Albin Strobel war der erste Sozialdemokrat im Amt des Kellinghusener Bürgermeisters. Seine Amtszeit endete am 25. Oktober 1932.
1924 gab es wieder nur vier unbesoldete Magistratsmitglieder, neben einem Buchdruckereibesitzer und einem Oberbahnmeister vermutlich zwei Sozialdemokraten, den Güterbodenvorarbeiter Hans Raabe und den Lagerhalter Willi Rusch.[8] Auch die Stadtvertretung wurde auf 12 Mitglieder reduziert; für sie sind ebenfalls keine Parteizugehörigkeiten angegeben, aber man darf davon ausgehen, dass neben Claus Stieper und Karl Kucharzowski auch der Arbeiter Heinrich Dau (Stadtverordnetenvorsteher), der Maurer Hermann Nau, der Eisenbahnarbeiter August Nicolai und der Angestellte Heinrich Albers Sozialdemokraten waren. Ihnen standen ein Fahrradhändler, ein Lehrer, ein Uhrmacher, ein Kaufmann, ein Buchdruckereibesitzer und ein Landmann gegenüber, die vermutlich dem bürgerlichen Lager angehörten. Somit läge wieder ein Patt vor.[9]
NS-Zeit
Am Abend der Reichstagswahl vom 5. März 1933 griff ein SA-Trupp den Arbeitersportler Otto Fabian bei einem Spaziergang auf der Straße an und erschoss den Fliehenden.[10]
Auch Otto Ralfs und Otto Linke starben aufgrund der Verfolgung durch die Nazis.
Literatur
- Kellinghusen. 50 Jahre Stadt - 1877-1927 (Kellinghusen 1927)
- Walter Vietzen: Kellinghusen unter dem Hakenkreuz: Zeitgeschichtliche Betrachtungen einer Kleinstadt in Mittelholstein, 2018, ISBN 978-3746060606
Quellen
- ↑ Schreiben des Bürgermeisters vom 23.7.1909, zit. in: Kellinghusen, S. 30 f.
- ↑ Kellinghusen, S. 32
- ↑ Kellinghusen, S. 54
- ↑ Kellinghusen, S. 45 f.
- ↑ Kellinghusen, S. 54 f.
- ↑ Kellinghusen, S. 53
- ↑ Kellinghusen, S. 52
- ↑ Kellinghusen, S. 53
- ↑ Kellinghusen, S. 55 f.
- ↑ Möller, Reimer: Widerstand und Verfolgung der organisierten Arbeiterschaft im Kreis Steinburg (1933-1935). Ein Überblick. In: Paetau, Rainer / Rüdel, Holger (Hrsg.): Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert (Neumünster 1987) ISBN 3-529-02913-0, S. 399 f.
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