Ortsverein Husum: Unterschied zwischen den Versionen

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== Vorsitz ==
== Vorsitz ==
*[[2021]] - [[Susanne Rignanese]] (kommissarisch)
*[[2021]] - [[Susanne Rignanese]] (kommissarisch)
*März [[2019]] - [[Andreas Schmidt]]<ref>hn: ''SPD Husum mit neuem Chef'', ''Husumer Nachrichten'', 8.3.2019</ref>
*[[2020]] - [[Susanne Rignanese]], [[Jürgen Laage]]
*Oktober [[2017]] - [[Torsten Schumacher]]<ref>hn: ''SPD Husum mit neuem Chef'', ''Husumer Nachrichten'', 8.3.2019</ref>
*März [[2019]] - [[Andreas Schmidt]]
*[[2017]] - [[Matthias Ilgen]] (bis [[30. September]])<ref>Berg, Jörg von: ''[https://www.shz.de/lokales/husumer-nachrichten/matthias-ilgen-legt-parteiaemter-nieder-id17973796.html Mathias Ilgen legt Parteiämter nieder]'', ''Husumer Nachrichten'', 2.10.2017</ref>
*Oktober [[2017]] - [[Torsten Schumacher]]
*[[2017]] - [[Matthias Ilgen]] (bis [[30. September]])
*?
*ab [[1945]] [[Meinhard Albrecht]]
*bis [[1933]] [[Meinhard Albrecht]]
Weitere Vorstände siehe [[Ortsverein Husum - Vorstände]]
Weitere Vorstände siehe [[Ortsverein Husum - Vorstände]]



Version vom 6. Juni 2021, 03:14 Uhr

Der Ortsverein Husum ist eine Gliederung im Kreisverband Nordfriesland. Er wurde 1869 gegründet.

Er gibt die Bürgerzeitung Wir in Husum heraus.

Mitglied im OV Husum ist u.a. Carsten Zimmermann.

Vorsitz

Weitere Vorstände siehe Ortsverein Husum - Vorstände

Geschichte

"April 1869 [...] unternahm ein Schneidergeselle namens Hermann Kühn den Versuch in Husum eine Ortsgruppe des ADAV ins Leben zu rufen. Die Genossen hatten es in Husum nicht leicht. War Husum doch keine Stadt mit Fabriken mit vielen Arbeitern. Der größte Betrieb war damals wohl die Husumer Bierbrauerei, die etwa 20 Menschen beschäftigte. So waren es also in Husum zunächst die freien Handwerker, die versuchten die lassalleanischen Ideen zu verbreiten. Doch das war gar nicht so leicht. Die Genossen galten als "vaterlandslose Gesellen" und wurden vom Bürgertum misstrauisch beäugt und verachtet. Auch der königlichen Regierung zu Schleswig war die Bewegung ein Dorn im Auge, Versammlungen waren anzumelden und konnten nur unter polizeilicher Beobachtung durchgeführt werden. Über die Versammlungen war der königlichen Regierung innerhalb von acht Tagen Bericht zu erstatten. In der Amtszeit von Emanuel Gurlitt als Husumer Bürgermeister observierte dieser eine Reihe von Versammlungen in der Husumer Centralhalle höchstpersönlich, unermüdlich auf der Suche nach Gründen diese Versammlungen aufzulösen, um dann über seine Erfolge diesbezüglich Bericht an die Regierung zu erstatten. Den Aufforderungen, die Versammlungen zu beenden, leisteten die Genossen zwar Folge, nicht ohne aber die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen, noch einmal lautstark die Arbeitermarseillaise zum Besten zu geben. [...]

Wie schwer das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie von 1878 es der Arbeiterbewegung auch machte, die Idee als solche war nicht aufzuhalten. Bismarcks Sozialgesetzgebung Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts wäre nicht ohne den Druck der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung denkbar gewesen.
Die erste sozialdemokratische Repräsentation im Stadtparlament gab es erst im Jahr 1912, als der Schneidermeister Fritz Klußmann überraschend gewählt wurde.
Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs zählte die SPD im Reichstagswahlkreis 4.381 Mitglieder. 83 von ihnen waren Frauen. Die SPD war die einzige Partei, die sich im Reichstag schon 1895 für das Wahlrecht von Frauen eingesetzt hatte. [...] zur Stadtverordnetenwahl im März 1919 zieht erstmals eine Frau für die SPD in das Stadtparlament in Husum ein. Dies war Christine Petersen.
[...] Vorsitzende des Reichsbanners waren [ab 1924] der Maurer Fritz Carstens und der SAJ-Vorsitzende Walter Lurgenstein, beide Sozialdemokraten. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold macht mit vielen Veranstaltungen in Husum auf die Gefahr von rechts aufmerksam.
Trotz unermüdlichem Einsatz für den Erhalt der jungen Demokratie endet sie am 30. Januar 1933."[1]

1933 kam es in Husum zu einem Akt des Widerstandes gegen das neue Regime der Nazis: Ein Maurer, ein Schlosser, ein Angestellter der Stadtwerke und der Schmied und Eisenbahner Rudolf Schütze holten eines Tages im Morgengrauen die Nazifahne vom Schornstein der Husumer Möbelfabrik und hissten statt dessen die rote Fahne der "Eisernen Front". Die Nazis "korrigierten" dies am nächsten Tag, aber die Männer überlebten ihre Aktion. Rudolf Schütze, Mitglied der SPD seit dem 1. Juli 1922, war 1979 allerdings als einziger noch am Leben.[2]

Unterlagen des Ortsvereins wurden zu Beginn des "Dritten Reichs" beschlagnahmt und befinden sich heute im Bestand des Landesarchivs Abt. 384.1[3]

"Doch wie haben die Husumer Genossen das dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte erlebt? Darüber wissen wir nur wenig, aber [trotz Behinderungen und Presseverbot zur Kommunalwahl im März] gelingt es, drei Mandate in Husum zu erringen. Ihr Mandat ausüben, das können die drei SPD-Vertreter nicht. Nachdem ihnen auf der Sitzung des Stadtparlaments am 11.4.1933 von Seiten der NSDAP-Vertreter offen gedroht wird, legen sie ihre Mandate nieder. Schon am Tag nach Inkrafttreten des Ermächtigungsgesetzes [ 25. März ] waren beim Ortsvereinsvorsitzenden Meinhard Albrecht in der Rosenstraße und bei Walter Lurgenstein Hausdurchsuchungen vorgenommen worden, beide werden anschließend in Schutzhaft genommen.

1944 kommt es zu weiteren Verhaftungen unter den Husumer Genossen. Christine Petersen entkommt dem Transport ins KZ nur weil der Transportzug unter Tieffliegerbeschuß gerät und zurück nach Kiel fährt. Kurz nach dem Attentat des 20. Juli 1944 wird der Fischer Mathias Jacobsen verhaftet und ins KZ Neuengamme gebracht. Sein Sohn wendet sich in einem Brief an Heinrich Himmler persönlich, bittet um die Freilassung des Vaters und lässt sich selbst an die Front versetzen. Daraufhin wird Mathias Jacobsen am 26. September wieder freigelassen. Auch Meinhard Albrecht wird 1944 wieder verhaftet und muss den Gang ins KZ antreten.

Nach dem 2. Weltkrieg setzt die SPD in Husum ihre Arbeit dort fort, wo sie 1933 geendet hatte. [...] Meinhard Albrecht wird zum Ortsvereinsvorsitzenden gewählt, Fritz Carstens wird stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender. Im Januar 1946 kommt das von den Briten ernannte Stadtparlament im Thomas Hotel erstmals zusammen. Es sind sieben Sozialdemokraten unter den Stadtverordneten, unter ihnen Meinhard Albrecht, Walter Lurgenstein, Fritz Carstens und Fritz Lorenzen."[4]

Während einer öffentlichen Kundgebung in Husum erklärte am 7. Juli 1946 der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher den Sozialdemokratischen Verein Flensburg für aufgelöst. Dies führte zur Gründung der Sozialdemokratischen Partei Flensburgs.

Am 10. August 2019 feierte die Husumer SPD mit vielen Gästen ihr 150-jähriges Bestehen.[5] Auch Landesvorsitzende Serpil Midyatli würdigte den ältesten Ortsverein in Nordfriesland in einem Grußwort.

Links

Einzelnachweise

  1. Auszüge aus der Festrede von Susanne Rignanese zur Feier zum 150- jährigen Bestehen des SPD Ortsvereins Husum am 10.8.2019
  2. "Soll er sich doch nasse Füße holen", DER SPIEGEL, 27.8.1979
  3. Schreiben 395/2016 des Leitenden Archivdirektors Prof. Dr. Dr. Rainer Hering an den SPD-Landesverband, Ralf Stegner, vom 10.2.2016
  4. Auszüge aus der Festrede von Susanne Rignanese zur Feier zum 150- jährigen Bestehen des SPD Ortsvereins Husum am 10.8.2019
  5. Susanne Rignanese: Festrede zur Feier zum 150-jährigen Bestehen des SPD Ortsvereins Husum am 10.8.2019