Carl Dietrich: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Skw (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
Skw (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
Zeile 34: Zeile 34:
Carl Dietrich wurde [[1873]] als fünftes von sechs Kindern des Viehhirten und Schäfers Johann Karl Gottfried Dietrich ([[1831]]-[[1913]]) und der Dienstmagd Johanna Christiane Dietrich (geb. Schwob, [[1835]]-[[1911]]) geboren. Seine Familie lebte in Armut und zog allein in seiner Schulzeit berufsbedingt mehrfach um. Sie erfuhr große Not und Ungerechtigkeit.<ref name=":0" /> Von [[1888]] bis [[1892]] machte er eine Ausbildung als Tischler und arbeitete danach in Görlitz in verschiedenen Betrieben.<ref name=":0" />
Carl Dietrich wurde [[1873]] als fünftes von sechs Kindern des Viehhirten und Schäfers Johann Karl Gottfried Dietrich ([[1831]]-[[1913]]) und der Dienstmagd Johanna Christiane Dietrich (geb. Schwob, [[1835]]-[[1911]]) geboren. Seine Familie lebte in Armut und zog allein in seiner Schulzeit berufsbedingt mehrfach um. Sie erfuhr große Not und Ungerechtigkeit.<ref name=":0" /> Von [[1888]] bis [[1892]] machte er eine Ausbildung als Tischler und arbeitete danach in Görlitz in verschiedenen Betrieben.<ref name=":0" />


Carl Dietrich trat in die [[Gewerkschaftsbewegung|Gewerkschaft der Holzarbeiter]] ein, engagierte sich für die Rechte der Arbeiter und brachte ihnen in Kursen Buchhaltung und Arbeitsrecht bei.<ref name=":0" />
Carl Dietrich trat in die [[:Kategorie:Gewerkschaftsbewegung|Gewerkschaft der Holzarbeiter]] ein, engagierte sich für die Rechte der Arbeiter und brachte ihnen in Kursen Buchhaltung und Arbeitsrecht bei.<ref name=":0" />


Er lernte in dieser Zeit die Arbeitertochter Martha Wünsch kennen. Die beiden heirateten am [[11. Juli]] [[1896]]. Er war 23 Jahre alt, seine Frau 18. Das Paar bekam drei Kinder, von denen eines mit nur fünf Jahren starb.<ref name=":0" />
Er lernte in dieser Zeit die Arbeitertochter Martha Wünsch kennen. Die beiden heirateten am [[11. Juli]] [[1896]]. Er war 23 Jahre alt, seine Frau 18. Das Paar bekam drei Kinder, von denen eines mit nur fünf Jahren starb.<ref name=":0" />

Version vom 1. Dezember 2022, 02:44 Uhr

Carl Dietrich
Carl Dietrich
Carl Dietrich
Geboren: 10. Oktober 1873
Gestorben: 13. Oktober 1953

Carl Otto Hermann Dietrich (auch Karl Dietrich oder Carl Dietrich-Liegnitz[Anm.: 1]); * 10. Dezember 1873 in Sächsisch Haugsdorf, Landkreis Lauban, † 13. Oktober 1953 in Bad Elster); Tischler, Gewerkschaftssekretär, Polizeipräsident von Kiel. Mitglied der SPD ab 1893.[1] Ab 1946 Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei (SED).

Leben & Beruf

Carl Dietrich wurde 1873 als fünftes von sechs Kindern des Viehhirten und Schäfers Johann Karl Gottfried Dietrich (1831-1913) und der Dienstmagd Johanna Christiane Dietrich (geb. Schwob, 1835-1911) geboren. Seine Familie lebte in Armut und zog allein in seiner Schulzeit berufsbedingt mehrfach um. Sie erfuhr große Not und Ungerechtigkeit.[2] Von 1888 bis 1892 machte er eine Ausbildung als Tischler und arbeitete danach in Görlitz in verschiedenen Betrieben.[2]

Carl Dietrich trat in die Gewerkschaft der Holzarbeiter ein, engagierte sich für die Rechte der Arbeiter und brachte ihnen in Kursen Buchhaltung und Arbeitsrecht bei.[2]

Er lernte in dieser Zeit die Arbeitertochter Martha Wünsch kennen. Die beiden heirateten am 11. Juli 1896. Er war 23 Jahre alt, seine Frau 18. Das Paar bekam drei Kinder, von denen eines mit nur fünf Jahren starb.[2]

1902 wurde Carl Dietrich zum hauptamtlichen Gauvorsteher des Holzarbeiterverbandes gewählt, für den er bis 1920 arbeitete. Auch in dieser Position war er streitbar: So verklagte er einen Vertreter des Arbeitgeberverbandes wegen Beleidigung.[3]

In der Weimarer Republik wurde er Landrat in Sprottau östlich von Görlitz.[2] 1925 bot ihm der preußische Innenminister Carl Severing das Amt des Polizeipräsidenten von Kiel an. Sein Vorgänger Wilhelm Poller war dort gerade in den Ruhestand gegangen. Als Gewerkschafter sei Carl Dietrich besonders geeignet, zwischen Polizei und Werftarbeitern in einem Arbeitskampf zu vermitteln, war das Argument. Er wechselte jedoch erst nach der Drohung des Ministeriums, ihn auf jeden Fall aus Sprottau weg zu versetzen.[2]

Als Kieler Polizeipräsident war ihm auch die Landespolizei unterstellt. Er selbst war dem Innenminister verantwortlich, nicht dem Oberpräsidenten Heinrich Kürbis. Auch wenn die bürgerlichen Kieler Neuesten Nachrichten gegen ihn als einen der "Gebieter auf den roten Polizeithronen Preußens" hetzten, setzte er sich in seiner Amtzeit, so gut er konnte, gegen die Umtriebe der Nazis ein.[2]

Im Zuge des "Preußenschlags" 1932 verlor er seinen Posten und wurde - wie viele in ähnlichen Positionen - in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Ihm wurde aber noch der Umzug nach Görlitz bezahlt. Seine Beziehung zu Kiel endete damit.

1933 strichen die Nazis Carl Dietrich die Pension und stellten ihn unter Polizeiaufsicht. Damals war er 60 Jahre alt. Er eröffnet einen kleinen Papier- und Tabakwarenladen im heute polnischen Teil von Görlitz. Wie viele andere war auch dieser Tabakwarenladen ein Treffpunkt für Andersdenkende in der Nazi-Zeit.[2]

Ob er in dieser Zeit verhaftet wurde oder nicht, ist nicht ganz klar. Das Bundesarchiv dokumentiert Verhaftungen 1937, 1944 und 1945 - er selbst sagte, dass sie nur angeordnet, aber nicht umgesetzt worden seien.[2]

Als die Rote Armee Görlitz befreite, war für ihn klar, dass er mithelfen wollte, das Land neu aufzubauen, obwohl er offenbar von betrunkenen Rotarmisten zunächst schwer misshandelt wurde.[4] Er meldete sich bei der Kommandantur und wurde 1945 mit 72 Jahren - offenbar jeweils für kurze Zeit - als Leiter des Arbeitsamtes, Landrat von Görlitz und Landrat von Großenhain eingesetzt.

1947 wurde er Kurdirektor in Bad Elster. Dort setzte er sich dafür ein, dass auch Arbeiter vernünftige Erholungskuren machen konnten. Zwei Jahre später ging er endgültig in den Ruhestand.

1953 starb Carl Dietrich mit 80 Jahren in Bad Elster.[2]

Partei & Politik

In seiner Ausbildung kam Carl Dietrich mit sozialistischen Ideen in Berührung. Mit 17 Jahren erlebte er August Bebel bei einer Veranstaltung in Görlitz und war fasziniert. Er nahm Kontakt zu ihm auf, trat in die SPD ein, und sie bleiben einander politisch-freundschaftlich bis zu Bebels Tod verbunden.[2]

Zur Reichstagswahl 1907 trat Carl Dietrich das erste Mal für den Wahlkreis Liegnitz-Goldberg-Hainau an[5] und konnte das SPD-Wahlergebnis verbessern. In dieser und der nächsten Reichstagswahl kam er in die Stichwahl. 1919 wurde er in die Nationalversammlung gewählt.[2]

Nach Ende der NS-Herrschaft beteiligte sich Carl Dietrich am 23. Juni 1945 an der Neugründung der SPD in Görlitz. Es waren auch Kommunisten dabei, und die Einheit der Arbeiterbewegung wurde beschworen. Allerdings konnte die Görlitzer SPD in der Folgezeit mehr als doppelt so viele Mitglieder binden wie die KPD.[4] Als die SPD zur Vereinigung mit der KPD gezwungen wurde, trat Carl Dietrich in die SED ein.

Literatur

  • Martin, Sandra: Dietrich (Liegnitz), Carl. Szenen aus dem Leben eines Kieler Polizeipräsidenten (1925–1933). Zur Erinnerung an den Urgroßvater. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 90, Heft 6 (2022), S. 339–357
  • Schumacher, Martin (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage (Droste, Düsseldorf 1994) ISBN 3-7700-5183-1, S. 90

Archive

Links

Einzelnachweise

  1. Biogramm von Carl Dietrich, Bundesarchiv, abgerufen 30.11.2022
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 Martin, Sandra: Dietrich (Liegnitz), Carl. Szenen aus dem Leben eines Kieler Polizeipräsidenten (1925–1933). Zur Erinnerung an den Urgroßvater. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte Band 90, Heft 6 (2022), S. 339–357
  3. Vorwärts, 26.02.1909, Nummer: 48, Jahrgang: 26
  4. 4,0 4,1 Kabus, Ronny: "...weine ich täglich um meinen Vater" - In der Gewalt Stalins und der SED (Book on Demand, 2011) ISBN 3842331029, S. ?
  5. Vorwärts, 30.12.1906, Nummer: 303, Jahrgang: 23

Anmerkungen

  1. Bei Nachnamensgleichheit wurden Abgeordnete durch Anhängen ihres Wahlkreises an den Namen unterschieden.