1918: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Navigationsleiste Jahre}}SPD-Vorsitzende sind [[Friedrich Ebert]] und [[Philipp Scheidemann]]. [[Friedrich Bartels|Heinrich Kürbis]] ist Vorsitzender der SPD in Schleswig-Holstein. | {{Navigationsleiste Jahre}}SPD-Vorsitzende sind [[Friedrich Ebert]] und [[Philipp Scheidemann]]. [[Friedrich Bartels|Heinrich Kürbis]] ist Vorsitzender der SPD in Schleswig-Holstein. | ||
[[Novemberrevolution]]: Staatsoberhaupt Kaiser Wilhelm II dankt ab. Reichskanzler Prinz Max von Baden überträgt [[Friedrich Ebert]] die Regierungsgeschäfte. [[Philipp Scheidemann]] ruft in Berlin die Republik aus. | [[Novemberrevolution]]: Staatsoberhaupt Kaiser Wilhelm II dankt ab. Reichskanzler Prinz Max von Baden überträgt [[Friedrich Ebert]] die Regierungsgeschäfte. [[Philipp Scheidemann]] ruft in Berlin die Republik aus.<blockquote>"Der Sozialdemokratie wurde die Last der Verantwortung aufgebürdet, als die Not Deutschlands am größten war. Von den Fronten strömten die Soldaten zurück und forderten Arbeit und Brot. Ihnen folgten die noch lange zur Wiederaufbauarbeit in den Frontgebieten zurückgehaltenenen Kriegsgefangenen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sahen nach dem verlorenen Krieg unerfreulich aus. Besonders schwer war Schleswig-Holstein betroffen. Nach dem Ende der kaiserlichen Flotte hatte die übergroße Werftindustrie nur unzureichende Aufträge, was sich auch auf andere Wirtschaftszweige Kiels und der übrigen Provinz auswirkte. Die andauernde Blockade der Entente verewigt den Hungerzustand. | ||
Dennoch empfanden sich die arbeitenden Menschen im Aufgang einer neuen, helleren Zeit. Alte und neue politische Kräfte rangen, der Zeit ihr Gesicht zu geben. [[MSPD|Mehrheitssozialisten]], [[USPD|Unabhängige]] und [[KPD|Spartakisten]] kämpften um die Gefolgschaft der Massen für ihr Zukunftsbild. Von der äußersten Linken ging ein terroristischer Wille zur Machteroberung aus. In gewaltigen Kundgebungen wandte sich die Mehrheitssozialdemokratie in Schleswig-Holstein gegen Terror, Anarchie und Gewaltherraschaft und trat für die Aufrichtung der parlamentarischen Demokratie und ihre sozialistische Erfüllung ein."<ref>{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 63</ref></blockquote> | |||
==Januar== | ==Januar== |
Version vom 28. Dezember 2021, 14:10 Uhr
SPD-Vorsitzende sind Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann. Heinrich Kürbis ist Vorsitzender der SPD in Schleswig-Holstein.
Novemberrevolution: Staatsoberhaupt Kaiser Wilhelm II dankt ab. Reichskanzler Prinz Max von Baden überträgt Friedrich Ebert die Regierungsgeschäfte. Philipp Scheidemann ruft in Berlin die Republik aus.
"Der Sozialdemokratie wurde die Last der Verantwortung aufgebürdet, als die Not Deutschlands am größten war. Von den Fronten strömten die Soldaten zurück und forderten Arbeit und Brot. Ihnen folgten die noch lange zur Wiederaufbauarbeit in den Frontgebieten zurückgehaltenenen Kriegsgefangenen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sahen nach dem verlorenen Krieg unerfreulich aus. Besonders schwer war Schleswig-Holstein betroffen. Nach dem Ende der kaiserlichen Flotte hatte die übergroße Werftindustrie nur unzureichende Aufträge, was sich auch auf andere Wirtschaftszweige Kiels und der übrigen Provinz auswirkte. Die andauernde Blockade der Entente verewigt den Hungerzustand. Dennoch empfanden sich die arbeitenden Menschen im Aufgang einer neuen, helleren Zeit. Alte und neue politische Kräfte rangen, der Zeit ihr Gesicht zu geben. Mehrheitssozialisten, Unabhängige und Spartakisten kämpften um die Gefolgschaft der Massen für ihr Zukunftsbild. Von der äußersten Linken ging ein terroristischer Wille zur Machteroberung aus. In gewaltigen Kundgebungen wandte sich die Mehrheitssozialdemokratie in Schleswig-Holstein gegen Terror, Anarchie und Gewaltherraschaft und trat für die Aufrichtung der parlamentarischen Demokratie und ihre sozialistische Erfüllung ein."[1]
Januar
- 25. Januar - Die Streikbewegung gegen den Krieg, die sich vor allem in den Rüstungsbetrieben seit Anfang des Jahres entwickeln, erreichen Kiel. Die Belegschaft der Torpedowerkstatt legt die Arbeit nieder weil mehrere Vertrauensleute zum Militär einberufen worden sind.[2]
- 26. Januar - Auf dem Wilhelmplatz in Kiel wird ein Arbeiterrat gewählt. Lothar Popp von der USPD wird Vorsitzender.
- 27. Januar - Lothar Popp wird am nächsten Tag verhaftet und muss zwei Monate Gefängnis in Neumünster absitzen.
Februar
- 1. Februar - Ende des Januarstreiks
März
April
Mai
- 24. Mai - Der Kieler Stadtverordnete Wilhelm Brecour wird zum unbesoldeten (d.h. ehrenamtlichen) Stadtrat gewählt und bleibt dies bis 1929.
Juni
- Franz Osterroth wird noch im Sommer des letzten Kriegsjahres zum Militärdienst einberufen.
Juli
- 24. Juli - Siegfried Berger wird in Sebnitz/Sachsen geboren.
August
September
Oktober
- 4. Oktober - Sozialdemokraten beteiligen sich an der Regierung des Prinzen Max von Baden.
November
- Fritz Baade wird Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates in Essen (bis 1919).
- 3. November - Beginn des Kieler Matrosenaufstandes, der zur Novemberrevolution 1918, zur Beendigung des 1. Weltkrieges und zur ersten Demokratie in Deutschland führt, aber auch zur endgültigen Spaltung der Arbeiterbewegung. Zu den aktiv Beteiligten gehören Otto Eggerstedt und Heinrich Kürbis, der dem Kieler Arbeiter- und Soldatenrat angehört und zum Reichsrätekongress delegiert wird, der ihn in den Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik wählt. Zudem wird Kürbis Beigeordneter des Oberpräsidenten für die Provinz Schleswig-Holstein.
- 5. November - Der Kieler Arbeiterrat konstituierte sich im heutigen "Garbesaal" des Kieler Gewerkschaftshauses. Gustav Garbe wird zum Vorsitzenden gewählt. Die Arbeiter der Kieler Großbetriebe treten in einen Sympathiestreik, die Streikbewegung greift auf ganz Deutschland über.
- 9. November - Prinz Max von Baden überträgt Friedrich Ebert die Regierungsgeschäfte. Philipp Scheidemann ruft in Berlin die Republik aus.
- 9. November - In Bad Bramstedt gründet sich unter Beteiligung von Franz Gustav Schatz ein Arbeiterrat.
- 10. November - Revolutionsregierung des Rates der Volksbeauftragten aus MSPD (Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann, Otto Landsberg) und USPD (Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Emil Barth). Vollzugsrat der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte.
- 10. November - Husum wird von der Revolution erreicht. Paul Dölz gehört zu den Rednern der Volksversammlung zur Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates.
- 12. November - Der Rat der Volksbeauftragten verkündet, "das sozialistische Programm zu verwirklichen". Friedrich Ebert nimmt das Angebot der Obersten Heeresleitung zur Zusammenarbeit an.
- 15. November - Eduard Adler wird Beigeordneter des in Schleswig amtierenden Regierungspräsidenten der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
Carl Legien und andere handeln für die Gewerkschaften mit Vertretern der Arbeitgeberverbände - Stinnes, Siemens, Borsig, Rathenau - das "Legien/Stinnes-Abkommen" aus. Es beinhaltet u.a. den Achtstundentag bei vollem Lohnausgleich, die Anerkennung der freien Gewerkschaften als Tarifpartei und Arbeiterausschüsse in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten. Damit ist die Grundlage für das gelegt, was wir heute als Tarifautonomie und Mitbestimmung kennen. Das preußische Revolutionskabinett aus MSPD und USPD löst das Preußische Abgeordnetenhaus auf. - 16. November - Eduard Adler ruft auf dem Stadtfeld in Schleswig die Republik aus.
Dezember
- Hermann Lüdemann wird Fraktionsvorsitzender der SPD im Arbeiter- und Soldatenrat Berlin (bis 1919).
- 29. Dezember - Bezirksparteitag der MSPD und USPD Provinzkonferenz zur Vorbereitung der Wahl zur Nationalversammlung 1919.
- 30. Dezember - Gründungsparteitag der KPD. Die Kommunistische Partei entsteht aus dem linken Flügel der USPD - dem Spartakusbund. Ab jetzt gibt es mit MSPD, USPD und KPD drei Parteien der Arbeiterbewegung.
Nicht datiert
- Die Republik, das Organ der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) Schleswig-Holsteins, wird gegründet; es besteht bis 1922.
Einzelnachweise
- ↑ Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 63
- ↑ Kuhl, Klaus: "Januarstreik 1918", 14. Januar 2018