Arbeiterwohlfahrt OV Kronshagen
Arbeiterwohlfahrt OV Kronshagen |
Gegründet: 1926 |
Wiedergegründet: 1946 |
Vorsitzende/r: Wolfgang Weskamp |
Homepage: https://awo-kronshagen.de |
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO), Ortsverein Kronshagen, ist Teil der gleichnamigen Arbeiterwohlfahrt. Der Ortsverein gehört zum Kreisverband Rendsburg-Eckernförde innerhalb des Landesverbandes Schleswig-Holstein.
Anfänge
Nach der Gründung des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt in der SPD 1919 "wurde die AWO auch in Schleswig-Holstein in den 1920er Jahren als Teil der Arbeiterbewegung auf- und ausgebaut.[1] Für die Existenz der Arbeiterwohlfahrt Kronshagen in der Weimarer Zeit gibt es nur wenige Belege.
Ida Petersen berichtet, die Tätigkeiten der AWO
"beginnen etwa 1927 mit Erinnerungen daran, daß eine Frau im Namen der Arbeiterwohlfahrt einer hungernden Familie ein Lebensmittelpaket verschaffte oder einem Kind ein Paar Schuhe".[2]
Da die Arbeiterwohlfahrt als Teil der Sozialdemokratischen Partei keine separate Mitgliedschaft oder eigene Mitgliedsbeiträge kannte, sondern nur freiwillige Helferinnen und Helfer, gab es für sie keine dokumentierten Organisationsstrukturen.[3] 1926 wurde die Arbeiterwohlfahrt erstmals in den Protokollen des Wohlfahrtsausschusses der Gemeinde Kronshagen erwähnt[4]. 1931 wurde Sophie Hempel namentlich als Vertreterin der AWO aufgeführt. Die Arbeiterwohlfahrt engagierte sich bei der "Winterhilfe". Weiter steht im Protokoll des Wohlfahrtsausschusses:
"Arbeiterwohlfahrt und Frauenunion wollen sich bemühen Mittagstische für bedürftige Kinder zu erhalten."[5]
Für das Jahr 1929 ist belegt, dass die Gemeinde Kronshagen die bis heute durchgeführten AWO-Strandfahrten für Kinder in den Schulferien nach Falckenstein finanziell unterstützte. In der Liste der unterstützten Kinder finden sich auch viele Namen von damaligen Genossinnen und Genossen wieder.
Mit Beginn der NS-Herrschaft 1933 wurde die Arbeiterwohlfahrt verboten und ihr Besitz beschlagnahmt, wie die Notiz oben veranschaulicht.
Wiedergründung
Die Besatzungsmächte forderten, dass Wohlfahrtsvereine parteiungebunden sein mussten. Daher erfolgte die Wiedergründung der Arbeiterwohlfahrt als eigenständiger Wohlfahrtsverein. 1946 waren etwa zehn Männer und Frauen bei der AWO Kronshagen aktiv, unter ihnen Ida Petersen und Else Kuklinski, Franz Piehozki und Hermann Andritzki.
Ida Petersen erinnerte sich:
"Da war der Bauer Wolff - das ist so ein alter Bauernhof gewesen, der setzte sich vorne auf den Kutschbock, und dann sind wir mit Pferd und Wagen nach Russee gefahren zu den Mennoniten, um einen Sack Grütze und Rosinen zu holen, und dann wurde das in der Schule gekocht."[6]
Bereits 1946 fanden wieder die ersten Strandfahrten nach Falckenstein statt, daneben wurden auch einige Kinder ins Zeltlager nach Bordesholm geschickt. In dieser Zeit fuhren die Kinder und ihre Betreuer und Betreuerinnen mit dem Dampfer vom Hauptbahnhof nach Falckenstein. Alle Aktivitäten fanden direkt am Strand statt und mittags gab es Milch oder Kakao und ein Brötchen.
Die interessierten Kinder benötigten Tagestickets für 1,50 DM, um teilnehmen zu können. Bei schlechtem Wetter konnten die Karten auch für einen Besuch im Kino verwendet werden. Eine der Verkaufsstellen war eine Baracke hinter dem Laden von Ludwig Flick, die zweite versorgte Kopperpahl und lag direkt an der Ecke Kopperpahler Allee und Eckernförder Straße.
In den 1950er Jahren wurden überwiegend CARE-Pakete aus dem Ausland an Bedürftige verteilt. Seit 1958 packte die Arbeiterwohlfahrt Kronshagen in Eigenregie Weihnachtspakete und verteilte sie. Diese Aufgabe hat sich bis in die heutigen Tage erhalten. Aus den alten Rechnungsbüchern des Ortsvereins geht hervor, dass z.B. 1961 43% der Einnahmen durch Haussammlungen und den Verkauf von Wohlfahrtsmarken erzielt wurden. Bis zu 16 Helferinnen und Helfer klingelten zweimal im Jahr an fast jeder Haustür in Kronshagen. 50% des Sammlungsergebnisses gingen an den Kreis- und an den Landesverband. Bei den Ausgaben dominierten die Aufwendungen für Kindererholungsmaßnahmen und Beihilfen für kranke Mitmenschen.
Im Lauf der Jahre erweiterte sich das Angebot der AWO Kronshagen immer mehr. 1980 konnte endlich auch eine Spieliothek eröffnet werden. Später kam noch ein Essens-Angebot für Grundschüler und Grundschülerinnen dazu. Die Angebote der AWO richteten sich immer an dem jeweiligen Bedarf aus. So wurde z.B. die Schülerspeisung wieder eingestellt, als alle Kronshagener Schulen mit Mensen ausgestattet waren.
Als Marta Sakmirda 1993 den Vorsitz des Ortsvereins an Traute Roscher übergab, umschrieb sie diese Aufgabe so:
"Sie [die Vorsitzende] muß zwei kräftige Arme haben, um etwas zu schleppen, und Schreibmaschine schreiben können." Denn ständig seien Zuschüsse zu beantragen und Nachweise über deren Verwendung zu führen.[7]
Vorstand
Einzelnachweise
- ↑ Liebler, Karoline: Vom Parteiausschuss zum Mitgliedsverband mit eigener Unternehmensgruppe - die Organisationsstruktur der AWO Schleswig-Holstein. In: Auge, Oliver (Hrsg.): Mit Herz! 100 Jahre Arbeiterwohlfahrt in Schleswig-Holstein 1919-2019 (Kiel/Hamburg 2019) ISBN 978-3-529-05029-9, S. 11
- ↑ Petersen, Ida: Soziale Einrichtungen. In: Gemeinde Kronshagen (Hrsg): Kronshagen. Beginn | Entwicklung | Gegenwart (Kronshagen 1971), S.123
- ↑ Liebler, Karoline: Vom Parteiausschuss zum Mitgliedsverband mit eigener Unternehmensgruppe - die Organisationsstruktur der AWO Schleswig-Holstein. In: Auge, Oliver (Hrsg.): Mit Herz! 100 Jahre Arbeiterwohlfahrt in Schleswig-Holstein 1919-2019 (Kiel/Hamburg 2019) ISBN 978-3-529-05029-9, S. 14
- ↑ Protokoll Wohlfahrtsausschuss vom 14. Dezember 1926; Gemeindearchiv Kronshagen
- ↑ Protokoll Wohlfahrtsausschuss vom 16. November 1931; Gemeindearchiv Kronshagen
- ↑ Klatt, Inge: Streiflichter aus der Geschichte der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Rendsburg-Eckernförde (Hrsg. Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Rendsburg-Eckernförde 1986), S. 60
- ↑ Kieler Nachrichten, 2.4.1993