Franz Hirath

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Franz Hirath
Geboren: 23. Oktober 1907
Gestorben: 21. Juli 1975

Franz Hirath, * 23. Oktober 1907 in Kscheutz (heute Kšice, Tschechien), † 21. Juli 1975 in Kiel; Volkswirt und Lehrer. Mitglied der SPD.

Leben & Beruf

Franz Hirath kam in Kscheutz, Kreis Mies, im Sudetenland (heute Kšice, Bezirk Tachov, Tschechien) zur Welt. Nach dem Studium der Pädagogik und Volkswirtschaft wurde er 1928 als Lehrer in den Dienst der Tschechoslowakei berufen, zu der das Sudetenland zu dieser Zeit gehörte. 1930 legte er die Prüfung zum Realschullehrer ab.[1] "Nach längerer Lehrtätigkeit in den deutschen Sprachgebieten seiner Heimat"[2] war er ab 1942 in Schleswig-Holstein "als Lehrkraft im Rahmen der Deutschen Wehrmacht" eingesetzt.[1] Was mit dieser Formulierung genau gemeint war, ist bisher nicht ermittelt, auch sonst nichts über sein Leben während der NS-Herrschaft.

Am 1. September 1947 wurde er "als Leiter an die Volksschule Suchsdorf versetzt"[1] - woher, und wer ihn versetzte, ist nicht ersichtlich. Möglicherweise erlebte er - wie so viele - das Ende der NS-Herrschaft und des Krieges in einem schleswig-holsteinischen Kriegsgefangenenlager und wurde mit Zustimmung der Besatzungsbehörden als Vertreter eines dringend benötigten Berufsstandes reaktiviert, oder er konnte die Gefangenschaft vermeiden und war im Mai 1945 als Lehrer tätig; aber dies ist Vermutung. Er blieb an der Schule, die er "zielstrebig und mit großer Mühe zu einer der fortschrittlichsten Schulen im Lande" aufbaute; zudem geht die Gründung des Vereins der Freunde der Volksschule Suchsdorf e.V. auf ihn zurück.[3]

Schuleinweihung 1954. Franz Hirath und Wilhelm Ewers stehen in der Mitte, links von der Tür.

Am 24. April 1954 konnte er gemeinsam mit Suchsdorfs Bürgermeister Wilhelm Ewers das neu erbaute Schulgebäude in Betrieb nehmen. Am 1. April 1958 wurde er offiziell zum Rektor ernannt.[4]

"Sein besonderes Interesse galt der geschichtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde Suchsdorf von den historischen Anfängen bis zur Gegenwart[; dies] hat seinen besonderen Ausdruck in dem von ihm verfaßten 'Heimatbuch Suchsdorf' gefunden, das vom Magistrat der Stadt Kiel und dem Ortsbeirat Suchsdorf herausgegeben wurde."[1]

Ende 1972 ging er in den Ruhestand. Um diese Zeit bescheinigte ihm die Schulaufsichtsbehörde Initiative und fachliches Können[2]; parallel dazu scheint es allerdings zu einem Disziplinarverfahren gegen ihn gekommen zu sein - aufgrund welcher Umstände, ergibt sich aus den bisher vorliegenden Unterlagen nicht. In einem Schreiben dazu äußerte der Ortsbeirat Suchsdorf - ohne auf die Inhalte einzugehen - seine Bestürzung über die

"außergewöhnlichen Vorgänge[...], die sich am 18. und 19. Dezember 1972 an der Schule Suchsdorf ereignet haben und die sich im besonderen gegen den Schulleiter Herrn Rektor Hirath richten.

Der Ortsbeirat bedauert, daß diese nach seiner Auffassung ungerechtfertigten und beleidigenden Vorwürfe, noch durch Veröffentlichungen von bestimmter Seite unterstützt, darauf hinzielen, das Ansehen eines Bürgers herabzuwürdigen, der sich um das Gemeinwohl unseres Stadtteils im allgemeinen und um das Schulwesen in Suchsdorf im besonderen verdient gemacht hat.

Die Mitglieder des Ortsbeirates haben ein berechtigtes Interesse daran, daß der gute Ruf dieses Mannes, der dem Ortsbeirat nach wie vor angehört, so bald und so vollständig wie möglich wiederhergestellt wird. [...] Herr Hirath hat weiterhin das volle Vertrauen des Ortsbeirats."[5]

Das Schreiben lässt erkennen, wie hoch Franz Hirath in Suchsdorf geschätzt wurde. Dasselbe drückt der Vorschlag aus, ihm die Freiherr-vom-Stein-Medaille für herausragende kommunalpolitische Leistungen zu verleihen, den der Elternbeirat der Suchsdorfer Schule machte, unterstützt von einer Unterschriftensammlung, der sich auch der Ortsbeirat anschloss.[6] Nach seinem Tod mehr als zwei Jahre später schalteten das Kollegium, die Eltern und Schüler sowie der Freundeskreis der Suchsdorfer Schule eine eigene Traueranzeige.[7]

In seinem Ruhestand schrieb Franz Hirath an einer Suchsdorfer Chronik, die er jedoch nicht fertigstellen konnte, und beteiligte sich "in der Volkshochschule an der Schulung der deutschen Aussiedler".[3] Er war seit 1934 verheiratet. Bis zuletzt wohnte er in Suchsdorf in der Eckernförder Straße 400. Ein Eintrag im Heiratsregister des Standesamtes legt nahe, dass seine Frau vor ihm starb.[8] Allerdings ist die Traueranzeige der Familie nach seinem plötzlichen Tod von Barbara Hirath, geb. Fischer, unterzeichnet, die den Verlust ihres lieben Mannes anzeigt.[9] Franz Hirath war katholisch; ein Requiem für ihn fand in der St. Nikolaus-Kirche an der Rathausstraße statt. Beigesetzt wurde er offenbar auf dem Parkfriedhof Eichhof.

Partei & Politik

Wann und wo Franz Hirath in die SPD eintrat, ist bisher nicht bekannt. Spätestens seit Ende der 1950er Jahre gehörte er (mit zweijähriger Unterbrechung) bis zu seinem Tod dem Vorstand des Ortsvereins Suchsdorf an.

Er soll freilich schon „in jungen Jahren politisch gebunden“ gewesen sein[10], was vor dem Hintergrund, dass der Text von einem anderen Sozialdemokraten geschrieben wurde, für eine Mitgliedschaft in einer sozialdemokratischen Partei auch vor der NS-Herrschaft sprechen könnte.[11]

Er war von 1962 bis zu seinem Tod Mitglied im Ortsbeirat Suchsdorf[12] und vom 1. April 1966 bis zu seinem 65. Geburtstag 1972, an dem er den Vorsitz von sich aus aufgab, dessen Vorsitzender. Als seine Verdienste wurden für die angestrebte Ehrung durch die Freiherr-vom-Stein-Medaille angeführt:

"Auch hier setzte er sich ganz besonders für die Belange der Kinder und Jugendlichen ein. Auf seine Initiative wurden mit dem verstärkten Wohnungsbau in Suchsdorf die Folgeeinrichtungen vorangetrieben, die den Kindern und Jugendlichen sowie deren Entwicklung und Förderung dienten. Schulerweiterung, Bau von 2 Kindertagesheimen, Anlegung von Kinderspielplätzen, Vorbereitung für ein Jugendheim und Sportplatzbau wurden zügig durchgeführt. Die Stadtplanung wurde systematisch erweitert. Die besonderen Schwerpunkte waren der Ausbau des Naherholungsgebietes der Stadt Kiel am Nord-Ostsee-Kanal, die Schaffung von Dauerkleingärten und die Planung eines Sportzentrums."[1]

Er bewahrte die Traditionsfahne des OV Suchsdorf bei sich auf. Als sein Sohn Herbert Hirath später das Elternhaus ausräumte, fand er sie gut verstaut auf dem Dachboden und übergab sie Erwin Ratz zur weiteren Verwahrung.

Veröffentlichungen

  • Heimatbuch Suchsdorf (Kiel 1959, hg. vom Magistrat der Stadt Kiel und Ortsbeirat Suchsdorf)

Ehrungen

Es ist nicht ermittelt, ob und - wenn ja - wann die Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Medaille, für die der Ortsbeirat und der Elternbeirat der Suchsdorfer Schule Franz Hirath Anfang 1973 vorschlugen[1], erfolgte.

Literatur & Links

  • Mappe Persönliches über Mitglieder des Ortsbeirats [Suchsdorf], Stadtarchiv Kiel, ohne Aktenzeichen
  • Protokoll der Kieler Ratsversammlung, 28.7.1975

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Ergänzendes Schreiben zum Vorschlag zur Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Medaille vom 13.4.1973, Mappe Persönliches über Mitglieder des Ortsbeirats [Suchsdorf], Stadtarchiv Kiel, ohne Aktenzeichen
  2. 2,0 2,1 Franz Hirath tritt in den Ruhestand, Kieler Nachrichten, xx.xx.1972
  3. 3,0 3,1 Franz Hirath ehrend gedacht, Kieler Nachrichten, 6.8.1975
  4. http://kiel-wiki.de/Grundschule_Suchsdorf
  5. Schreiben des Ortsbeirats Suchsdorf an das Schulamt der Stadt Kiel vom 7.2.1973, Mappe Persönliches über Mitglieder des Ortsbeirats [Suchsdorf], Stadtarchiv Kiel, ohne Aktenzeichen
  6. Vorschlag zur Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Medaille vom 18.1.1973, Mappe Persönliches über Mitglieder des Ortsbeirats [Suchsdorf], Stadtarchiv Kiel, ohne Aktenzeichen
  7. Traueranzeige der Schule, Kieler Nachrichten, xx.7.1975
  8. Lt. Heiratsregister Standesamt Kiel, Nr. ?. Information vom Stadtarchiv Kiel 2020.
  9. Traueranzeige der Familie, Kieler Nachrichten, xx.7.1975
  10. Der Suchsdorfer Nr. 1/1972
  11. Zum Beispiel in der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei (in der Tschechoslowakischen Republik)
  12. Traueranzeige des Ortsbeirats, unterzeichnet von Pogge und Ratz, Kieler Nachrichten, xx.7.1975