Volksverein

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Volksverein oder (zuletzt wohl seltener) Wahlverein war eine bis zum Verbot der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands durch das Sozialistengesetz 1878 übliche Bezeichnung für eine lokale sozialdemokratische Organisation.

Diese Organisationsform war nötig geworden, weil bereits 1870 in Schleswig-Holstein die lokalen Gemeinden/Sektionen des ADAV als “Zweigvereine“ verboten worden waren.[1]

Volksvereine gab es in Schleswig-Holstein u.a. in Wandsbek[2], Ottensen, Altona[3], Flensburg[4], Neumünster[5] und Kiel[6], einen Wahlverein zum Beispiel in Rendsburg[7]. Diese Vereine waren formell unabhängig, da (noch bis 1899) ein überörtliches Verbindungsverbot für politische Vereine bestand. Ihre politische Ausrichtung war jedoch jedermann bekannt und wurde auch in der bürgerlichen Presse genannt. Sie stellten (erfolglos) Kandidaten für die Kommunalwahlen auf, z.B. 1877 in Altona und Kiel.[8] Auch die liberalen und konservativen Parteien waren auf diese Art organisiert, sie wurden allerdings nicht so streng hinsichtlich möglicher Verstöße überwacht.

Nach 1890 nannten sich die örtlichen Organisationen meist Sozialdemokratischer Verein, aber mancherorts schienen weiterhin „beschönigende“ Bezeichnungen angeraten, weil dort der Repressionsdruck besonders hoch war, beispielsweise der Allgemeine Arbeiterverein für Glückstadt und Umgegend.

Die Volks- oder Wahlvereine können als direkte Vorläufer der heutigen Ortsvereine (bzw. in den kreisfreien Städten der Kreisverbände) betrachtet werden.

Einzelnachweise

  1. Altonaer Mercur, 20.5.1870, S. 3
  2. Hamburg-Altonaer Volksblatt, 22.7.1877, S. 4
  3. z.B. Bergedorfer Zeitung und Anzeiger 16.06.1878, S. 1
  4. Harburger Anzeigen und Nachrichten, 28.10.1878, S. 1
  5. Harburger Anzeigen und Nachrichten 12.11.1878, S. 1
  6. Hamburgischer Correspondent, 12.10.1878, S. 3
  7. Harburger Anzeigen und Nachrichten, 28.10.1878, S. 1
  8. Hamburg-Altonaer Volksblatt, 6.11.1877, S. 3, Sp. 4