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Die Liberalisierung des politischen Klimas nach dem Thronwechsel machte einen Neubeginn für die deutsche Arbeiterbewegung durch die Gründung des ADAV möglich. | ==Gründung== | ||
Die Liberalisierung des politischen Klimas nach dem Thronwechsel zu König (später Kaiser) Wilhelm I. machte einen Neubeginn für die deutsche Arbeiterbewegung durch die Gründung des ADAV möglich. Der ADAV sah sich als Erbe der [[1848]] gescheiterten [[Vorgeschichte der Arbeiterbewegung|Märzrevolution]]. | |||
<blockquote>"Am Gründungskongreß des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins am [[23. Mai|23.5.]][[1863]], dem Ausgangspunkt der organisierten Sozialdemokratie in Deutschland, nahmen drei Delegierte aus Hamburg teil - dort hatte sich bereits [[1862]] ein Arbeiterkommitee gegründet. Die Hamburger Gemeinde des ADAV brachte [[Ferdinand Lassalle|lassalleanische]] Ideen nach Schleswig-Holstein."<ref>[[Uwe Danker|Danker, Uwe]]: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay03.pdf Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg" Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'' Band 3(1988), S. 31</ref></blockquote> | |||
Von Anfang an spielten Hamburger und bald auch schleswig-holsteinische Sozialdemokraten in der Gesamtorganisation eine Rolle. Auf der 10. Generalversammlung des [[ADAV]] in Berlin ([[5. Januar|5.]]-[[10. Januar]] [[1870]]) gehörten zu den 39 Delegierten, die rund 8 000 Mitglieder vertraten<ref>{{Osterroth-Chronik-Band1}}, S. ?</ref>, auch [[Dieter Plambeck]] aus [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]], [[Georg Winter]] für [[Ortsverein Glückstadt|Glückstadt]], die Genossen [[Genosse Lehder|Lehder]] für [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]], [[Genosse Löffler|Löffler]] und [[Genosse Dedtlow|Dedtlow]] für [[Ortsverein Altona|Altona]]<ref>''[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06001&page=2 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 1.1.1870</ref> und [[Genosse Richter|Richter]] für [[Ortsverein Wandsbek|Wandsbek]]<ref>''[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06005&page=0 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 12.1.1870</ref>. Die [[Kreisverband Neumünster|Neumünsteraner]] schickten ein Gruß-Telegramm.<ref>''[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06007&page=1 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 16.1.1870</ref> [[Dieter Plambeck]] wurde in den Vorstand des [[ADAV]] gewählt.<ref>''[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06008&page=3 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 19.1.1870</ref> | |||
Nach der Generalversammlung ernannte Präsident [[Johann Baptist von Schweitzer]] auf Vorschläge aus den ADAV-Gemeinden am [[17. Februar]] Bevollmächtigte, Beitragssammler und Revisoren für die Gemeinden, in Schleswig-Holstein für [[Ortsverein Altona|Altona]], [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]], [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]], [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]], [[Ortsverein Glückstadt|Glückstadt]], [[Ortsverein Ottensen|Ottensen]], [[Ortsverein Großenaspe|Großenaspe]], [[Ortsverein Itzehoe|Itzehoe]] und [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] sowie für das selbstständige [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]].<ref>''[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06021&page=1 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 18.2.1870</ref> | |||
Am [[29. Mai]] meldete ''[[Der Social-Demokrat]]'', die Mitglieder des [[ADAV]] würden in ganz Schleswig-Holstein polizeilich verfolgt, "auf die Behauptung hin, sie bildeten Zweigvereine".<ref>''[http://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06062&page=3 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 29.5.1870, Seite 3</ref> Daraufhin ordnete der Präsident an: <blockquote>"Alle Mitglieder in Schleswig-Holstein sind bis auf weitere Anordnung von ihrem Beiträgen an die Vereinskasse dispensiert. Berlin, [[27. Mai]] 1870 - [[Johann Baptist von Schweitzer|Schweitzer]]."<ref>''[http://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC06062&page=1 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 29.5.1870, Seite 1</ref></blockquote> | |||
== Tod Lassalles und Spaltung == | |||
[[Ferdinand Lassalle]] starb schon ein Jahr nach der Gründung. | |||
<blockquote>"Lassalle will Helene von Dönniges heiraten, eine junge Frau, in die er sich während eines Kuraufenthaltes verliebt hatte. Ihr Vater ist jedoch dagegen, woraufhin die Tochter die Verlobung mit Lassalle wieder löst. Dieser verlangt Satisfaktion und fordert den Vater zum Duell auf. Der Vater beauftragt den von ihm gewünschten Verlobten, Janko von Racowitza, mit dem Duell. Dieser trifft Lassalle mit einem durch eine Pistole abgefeuerten Schuss in den Unterleib, woraufhin der Sozialdemokrat drei Tage später seinen Verletzungen erliegt."<ref>Jordan, Jonas: ''[https://vorwaerts.de/artikel/spd-gruender-ferdinand-lassalle-nur-39-jahren-stirbt Warum SPD-Gründer Ferdinand Lassalle mit nur 39 Jahren stirbt]'', vorwaerts.de, 17.4.2023</ref></blockquote> | |||
== Abspaltung / SDAP == | |||
Im Streit um seine Nachfolge entstand [[1869]] in Eisenach die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei]]. Auch die Anhänger dieser anderen Wurzel der SPD gründeten einige Vereine - allerdings deutlich weniger.<ref>''Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927'' (o.O.u.J [Kiel 1927])</ref> Die "[[Ferdinand Lassalle|Lassalleaner]]" prägten die sich bildenden sozialdemokratischen Vereine mehr als die "[[Eisenacher]]". [[Datei:Gedenkstein zur Gründung des ADAV.JPG|thumb|right|350px|Gedenkstein zur Gründung des ADAV in Leipzig. Er wurde 2013 von der SPD in der Dresdner Straße Ecke Gerichtsstraße aufgestellt, am Ort des 1933 abgerissenen "Pantheon", der Gaststätte, in der die Gründungsversammlung des ADAV stattfand.]] | |||
== Vereinigung == | |||
[[1875]] vereinigte sich die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zur [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] (SAPD), die sich im Jahre [[1890]], nach der Aufhebung der [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetze]], schließlich in SPD umbenannte. | [[1875]] vereinigte sich die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zur [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] (SAPD), die sich im Jahre [[1890]], nach der Aufhebung der [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetze]], schließlich in SPD umbenannte. | ||
== | ==Literatur== | ||
*''[http://library.fes.de/pdf-files/historiker/01705-cover.pdf 140 Jahre Gründung von Lassalles Allgemeinem Deutschen Arbeiterverein 1863 in Leipzig - zur Frühgeschichte der deutschen Sozialdemokratie - Dokumentation einer Veranstaltung am 19. Mai 2003 in der Alten Handelsbörse in Leipzig]'', Bonn (2003) | |||
==Links== | |||
*[[Übersicht der Parteien der Arbeiterbewegung]] | *[[Übersicht der Parteien der Arbeiterbewegung]] | ||
*Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeiner_Deutscher_Arbeiterverein Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein] | *Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeiner_Deutscher_Arbeiterverein Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein] | ||
== Einzelnachweise == | ==Einzelnachweise== | ||
<references /> | <references /> | ||
[[Kategorie:Organisation]] | [[Kategorie:Organisation]] |
Aktuelle Version vom 17. November 2024, 01:52 Uhr
Der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) ist die älteste Wurzel der SPD. Auf seinen Gründungstag, den 23. Mai 1863, beruft sich die SPD als Gründungstag der deutschen Sozialdemokratie. Maßgeblicher Gründer war Ferdinand Lassalle.
Gründung
Die Liberalisierung des politischen Klimas nach dem Thronwechsel zu König (später Kaiser) Wilhelm I. machte einen Neubeginn für die deutsche Arbeiterbewegung durch die Gründung des ADAV möglich. Der ADAV sah sich als Erbe der 1848 gescheiterten Märzrevolution.
"Am Gründungskongreß des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins am 23.5.1863, dem Ausgangspunkt der organisierten Sozialdemokratie in Deutschland, nahmen drei Delegierte aus Hamburg teil - dort hatte sich bereits 1862 ein Arbeiterkommitee gegründet. Die Hamburger Gemeinde des ADAV brachte lassalleanische Ideen nach Schleswig-Holstein."[1]
Von Anfang an spielten Hamburger und bald auch schleswig-holsteinische Sozialdemokraten in der Gesamtorganisation eine Rolle. Auf der 10. Generalversammlung des ADAV in Berlin (5.-10. Januar 1870) gehörten zu den 39 Delegierten, die rund 8 000 Mitglieder vertraten[2], auch Dieter Plambeck aus Neumünster, Georg Winter für Glückstadt, die Genossen Lehder für Lübeck, Löffler und Dedtlow für Altona[3] und Richter für Wandsbek[4]. Die Neumünsteraner schickten ein Gruß-Telegramm.[5] Dieter Plambeck wurde in den Vorstand des ADAV gewählt.[6]
Nach der Generalversammlung ernannte Präsident Johann Baptist von Schweitzer auf Vorschläge aus den ADAV-Gemeinden am 17. Februar Bevollmächtigte, Beitragssammler und Revisoren für die Gemeinden, in Schleswig-Holstein für Altona, Pinneberg, Kiel, Rendsburg, Glückstadt, Ottensen, Großenaspe, Itzehoe und Neumünster sowie für das selbstständige Lübeck.[7]
Am 29. Mai meldete Der Social-Demokrat, die Mitglieder des ADAV würden in ganz Schleswig-Holstein polizeilich verfolgt, "auf die Behauptung hin, sie bildeten Zweigvereine".[8] Daraufhin ordnete der Präsident an:
"Alle Mitglieder in Schleswig-Holstein sind bis auf weitere Anordnung von ihrem Beiträgen an die Vereinskasse dispensiert. Berlin, 27. Mai 1870 - Schweitzer."[9]
Tod Lassalles und Spaltung
Ferdinand Lassalle starb schon ein Jahr nach der Gründung.
"Lassalle will Helene von Dönniges heiraten, eine junge Frau, in die er sich während eines Kuraufenthaltes verliebt hatte. Ihr Vater ist jedoch dagegen, woraufhin die Tochter die Verlobung mit Lassalle wieder löst. Dieser verlangt Satisfaktion und fordert den Vater zum Duell auf. Der Vater beauftragt den von ihm gewünschten Verlobten, Janko von Racowitza, mit dem Duell. Dieser trifft Lassalle mit einem durch eine Pistole abgefeuerten Schuss in den Unterleib, woraufhin der Sozialdemokrat drei Tage später seinen Verletzungen erliegt."[10]
Abspaltung / SDAP
Im Streit um seine Nachfolge entstand 1869 in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Auch die Anhänger dieser anderen Wurzel der SPD gründeten einige Vereine - allerdings deutlich weniger.[11] Die "Lassalleaner" prägten die sich bildenden sozialdemokratischen Vereine mehr als die "Eisenacher".
Vereinigung
1875 vereinigte sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), die sich im Jahre 1890, nach der Aufhebung der Sozialistengesetze, schließlich in SPD umbenannte.
Literatur
Links
Einzelnachweise
- ↑ Danker, Uwe: Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg" Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918. In: Demokratische Geschichte Band 3(1988), S. 31
- ↑ Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. (2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975). Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001, S. ?
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 1.1.1870
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 12.1.1870
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 16.1.1870
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 19.1.1870
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 18.2.1870
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 29.5.1870, Seite 3
- ↑ Social-Demokrat - Tagesausgabe, 29.5.1870, Seite 1
- ↑ Jordan, Jonas: Warum SPD-Gründer Ferdinand Lassalle mit nur 39 Jahren stirbt, vorwaerts.de, 17.4.2023
- ↑ Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927 (o.O.u.J [Kiel 1927])