Georg Winter

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Georg Winter (geboren in Ottensen[1]). Zigarrenmacher, Agitator, Reichstagskandidat und Gewerkschafter. Mitglied von ADAV und SDAP.

Er war ursprünglich Demokrat, Mitglied der Landespartei und war begeistert von der Dithmarscher Bauernrepublik. Er beteiligte sich an der Schleswig-Holsteinischen Erhebung.[1] Nach deren Scheitern wandte er sich der Sozialdemokratie. Er trat zunächst dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein bei.

Mit der Gründung der Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) 1869 trat er in Erscheinung und übernahm er deren Führung in Altona.[2] Er wurde Vorsitzender des Tabak- und Zigarrenarbeitergewerkschaft in Altona und schrieb regelmäßig Ankündigungen für Mitgliederversammlungen und Berichte über das Parteileben und die Gewerkschaftsarbeit im "Social-Demokrat".

1870 begab er sich auf Agitationsreise an die Westküste und kam nach Glückstadt am 18. Februar, Heide am 19. Februar und Itzehoe am 24. Februar.[3] Bei seinem Auftritt in Heide belebte er den dortigen ADAV nicht nur wieder neu - inklusive neuer Mitglieder. Er überzeugte auch den örtlichen Verein der Zigarrenarbeiter, sich der Tabak- und Zigarrenarbeitergewerkschaft anzuschließen.

Bei solche Agitationsreisen hatte er den Vorteil, dass er aus der Region kam und die Geschichte kann. Andere Agitatoren wurden gerne als "Reisejünger" und "Wanderapostel" belächelt. Georg Winter kannte sich aus - vor allem auch mit der Geschichte Dithmarschens.[2] "Mit großem Geschick knüpfte er an die Nachteile an, welche die Einverleibung in Preußen der Provinz brachte, wußte er die positiven Forderungen Lassalles herauszuheben und die von diesem an der Fortschrittspartei geübte Kritik durch eine Kritik an der Politik der Herrschenden der Provinz zu ersetzen."[1] Dabei war er ein gemäßigter und gewitzter Redner.[2] Neben ihm galt Otto Reimer als weiterer hervorragender Agitator dieser Zeit.[1]

"In einem seiner zahlreichen Prozesse erschien er kranker Füße wegen in Pantoffeln; auf die erstaunte Frage des Richters, was Winter wohl sagen würde, wenn er, der Richter, in Pantoffeln im Gerichtssale erschiene, erfolgte die prompte Antwort: Ich würde Sie ebenso achten wie in Uniform."[1]

Er war Mitglied im Wahlcomité, verlässt es aber im Juni 1870.[4] Bei der Reichstagswahl 1874 kandidiert Georg Winter erfolglos in den Wahlkreise 1 Hadersleben, Sonderburg, 2 Apenrade, Flensburg, 5 Norderdithmarschen, Süderdithmarschen, Steinburg und 6 Pinneberg, Segeberg.[5]

Er wohnte "Am Felde 22" in Ottensen.[6]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Laufenberg, Heinrich: Geschichte der Arbeiterbewegung in Hamburg, Altona und Umgebung (1911, Neudruck Hamburg 1977), Seite 408f
  2. 2,0 2,1 2,2 Hirt, Gunter: Soziale Probleme und Sozialismus in Dithmarschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrunderts, in: Dithmarschen - Zeitschrift für Landeskunde und Heimatpflege, Heft 4, Westholsteinische Verlagsanstalt Boysens & Co. (Heide 1971), Seite 93
  3. Social-Demokrat - Tagesausgabe, 04.03.1870
  4. Social-Demokrat - Tagesausgabe, 19.06.1870
  5. Neuer Social-Demokrat - Tagesausgabe, 11.02.1874
  6. Social-Demokrat - Tagesausgabe, 24.09.1869