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Am [[13. Dezember]] [[1919]] gehörte Louise Schroeder zu den Mitbegründerinnen der [[Arbeiterwohlfahrt]], deren Landesvorsitz in Schleswig-Holstein sie dann elf Jahre lang innehatte. Sie lehrte in Berlin an der von ihr [[1925]] ebenfalls mitbegründeten Wohlfahrtsschule der [[Arbeiterwohlfahrt (AWO)|AWO]] und am Sozialpolitischen Seminar der Deutschen Hochschule für Politik (heute Otto-Suhr-Institut) über sozialpolitische Themen. | |||
Ab [[1946]] war sie auch in Berlin wieder eine der Vorsitzenden (der Vorsitz war auf drei offenbar gleichberechtigte Vorsitzende verteilt) der wiedergegründeten [[AWO]].<ref>Weber: ''[https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967541.html#ndbcontent Schroeder]'', S. 569 ff.</ref> | |||
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[[1933]] fordert sie öffentlich dazu auf, Hitlers "Ermächtigungsgesetz" abzulehnen. Auch verweigerte sie den "Hitlergruß". Sie verlor alle Ämter und wurde durch die Gestapo überwacht.<ref>[https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/louise-schroeder/?no_cache=1 Gedenkstätte Deutscher Widerstand]</ref> Außerdem erhielt sie ein Berufsverbot für ihre Lehrtätigkeit. | |||
: "Da sie des Hochverrats verdächtig war, wurde ihr eine polizeiliche Meldepflicht auferlegt und ihre Wohnung in Altona mehrmals durchsucht. Nachdem ihr die NS-Machthaber die Arbeitslosenunterstützung verweigerten, eröffnete sie [[1934]] in Hamburg die Filiale einer Brotfirma und arbeitete seit [[1939]] als Sekretärin und Sozialarbeiterin in der Sozialabteilung einer Berliner Tiefbaufirma."<ref>Weber: ''[https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967541.html#ndbcontent Schroeder]'', S. 569 ff.</ref> | |||
== Politik und Partei == | |||
Louise Schroeder trat [[1910]] in die SPD ein und blieb auch, trotz ihrer ablehnenden Haltung zur "Burgfriedenspolitik" im 1. Weltkrieg.<ref>Weber: ''[https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967541.html#ndbcontent Schroeder]'', S. 569</ref> Von [[1915]]<ref>[http://zhsf.gesis.org/biosop_db/biosop_db.php BIOSOP]</ref> bis zum Verbot [[1933]] war sie Mitglied im Vorstand der [[Ortsverein Altona|SPD Altona-Ottensen]], wo sie [[1920]] zur Stadtverordneten gewählt wurde. Schon [[1919]] war sie als eines der jüngsten Mitglieder in die Verfassunggebende deutsche Nationalversammlung gewählt worden, dann von [[1920]] bis [[1933]] in den Reichstag. | |||
Von [[1924]] bis [[1933]] gehörte sie dem [[Landesvorstand|Bezirksvorstand der SPD]] an. | |||
Sie trat für die Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben, in Ehe und Familie ein. Besonders engagierte sie sich für Mutterschutz, Säuglingsfürsorge, Kinder- und Arbeiterinnenschutz, Jugendgerichtsbarkeit und Gesundheitspflege, Invaliden- und Unfallfürsorge sowie Jugendwohlfahrtgesetzgebung.<ref>Schulz: ''Einleitung''</ref> Auch vor heiklen Themen wie die Gleichbehandlung lediger Mütter und unehelicher Kinder<ref>[https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/louise-schroeder/?no_cache=1 Gedenkstätte Deutscher Widerstand]</ref> oder der Situation von Prostituierten schreckte sie nicht zurück.<ref>Weber: ''[https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967541.html#ndbcontent Schroeder]'', S. 569 ff.</ref> | |||
== Bundesrepublik == | === Bundesrepublik === | ||
Von [[1947]] bis [[1956]] gehörte Louise Schroeder dem Bundesvorstand der SPD an, war von [[1949]] bis [[1957]] auch Mitglied des Bundestages und zeitweise Delegierte im Europarat<ref>Schulz: ''Einleitung''</ref>. | Von [[1947]] bis [[1956]] gehörte Louise Schroeder dem Bundesvorstand der SPD an, war von [[1949]] bis [[1957]] auch Mitglied des Bundestages und zeitweise Delegierte im Europarat<ref>Schulz: ''Einleitung''</ref>. | ||
=== Berlin === | === Berlin === | ||
Nach [[1945]] verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin, | Nach [[1945]] verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin und wurde [[1946]] stellvertretende Landesvorsitzende der SPD. Im selben Jahr wurde sie in die Stadtverordnetenversammlung, zur Bürgermeisterin und zur 3. Stellvertreterin des Regierenden Bürgermeisters gewählt. | ||
Vom [[8. Mai]] [[1947]] bis [[7. Dezember]] [[1948]] versah sie - offiziell als Stellvertreterin - das Amt des Regierenden Bürgermeisters: Sie vertrat den bisherigen Amtsinhaber [[Otto Ostrowski]] nach dessen Rücktritt bis zur Wahl eines Nachfolgers, anschließend den gewählten [[Ernst Reuter]], der wegen des Vetos der sowjetischen Seite in der Alliierten Kommandantur sein Amt erst Ende [[1948]] antreten konnte. Allerdings musste sie die von der sowjetischen Blockade betroffene Stadt ab August [[1948]] aus Krankheitsgründen für drei Monate verlassen.<ref>Weber: ''[https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967541.html#ndbcontent Schroeder]'', S. 569 ff</ref> | |||
Bis zum [[18. Januar]] [[1951]] war sie als Bürgermeisterin dann weiterhin Ernst Reuters Stellvertreterin. Sie trat unermüdlich für die Selbstständigkeit der SPD in den Berliner Westsektoren ein.<ref>Schulz: ''Einleitung''</ref> | |||
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*Schulz, Horst-Peter: [http://library.fes.de/awo/awo-einleitung.pdf Einleitung zur Online-Edition der Zeitschrift ''Arbeiterwohlfahrt'' in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung], 23.4.2008 | *Schulz, Horst-Peter: [http://library.fes.de/awo/awo-einleitung.pdf Einleitung zur Online-Edition der Zeitschrift ''Arbeiterwohlfahrt'' in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung], 23.4.2008 | ||
*Schumacher, Martin (Hrsg.): ''M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933 – 1945. Eine biographische Dokumentation'' (3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage, Düsseldorf 1994) | *Schumacher, Martin (Hrsg.): ''M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933 – 1945. Eine biographische Dokumentation'' (3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage, Düsseldorf 1994) | ||
*Weber, Petra: ''[https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967541.html#ndbcontent Schroeder, | *Weber, Petra: ''[https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967541.html#ndbcontent Schroeder, Louise Dorothea Sophie]'', in: ''Neue Deutsche Biographie'' 23 (2007), S. 569-571 [Online-Version] | ||
*{{Wikipedia}} | *{{Wikipedia}} | ||
*[http://zhsf.gesis.org/biosop_db/biosop_db.php Datenbank sozialdemokratischer Parlamentarier in den deutschen Reichs– und Landtagen 1867–1933 (BIOSOP)] | |||
*[https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/louise-schroeder/?no_cache=1 Gedenkstätte Deutscher Widerstand] | *[https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/louise-schroeder/?no_cache=1 Gedenkstätte Deutscher Widerstand] | ||
Version vom 11. November 2018, 12:44 Uhr
Louise Schroeder |
Louise Dorothea Sophie Schroeder, * 2. April 1887 in Altona/Holst.; † 4. Juni 1957 in Berlin; Privatsekretärin. Unverheiratet; evangelisch. Mitglied der SPD ab 1910.
Werdegang
Louise Schroeder wuchs als jüngstes von vier Kindern in einem Arbeiterhaushalt auf; ihr Vater Karl war Bauhilfsarbeiter, ihre Mutter Dorothea Verkäuferin. Nach Abschluss der Mädchen-Mittelschule konnte sie dank finanzieller Unterstützung von Verwandten 1901/02 noch die Gewerbeschule für Mädchen besuchen. Bis 1918 war sie zunächst als Stenotypistin, dann als Privatsekretärin bei einer europäischen Versicherungsgesellschaft tätig, wo sie unter anderem umfassende Fremdsprachenkenntnisse erwarb. Danach wechselte sie ins Fürsorgeamt Altona[1], dessen Vorsteherin sie vom Dezember 1923 bis März 1925 war. 1918 übernahm sie auch die Leitung der von ihr mitbegründeten "Notgemeinschaft Altona".[2]
Am 13. Dezember 1919 gehörte Louise Schroeder zu den Mitbegründerinnen der Arbeiterwohlfahrt, deren Landesvorsitz in Schleswig-Holstein sie dann elf Jahre lang innehatte. Sie lehrte in Berlin an der von ihr 1925 ebenfalls mitbegründeten Wohlfahrtsschule der AWO und am Sozialpolitischen Seminar der Deutschen Hochschule für Politik (heute Otto-Suhr-Institut) über sozialpolitische Themen.
Ab 1946 war sie auch in Berlin wieder eine der Vorsitzenden (der Vorsitz war auf drei offenbar gleichberechtigte Vorsitzende verteilt) der wiedergegründeten AWO.[3]
NS-Herrschaft
1933 fordert sie öffentlich dazu auf, Hitlers "Ermächtigungsgesetz" abzulehnen. Auch verweigerte sie den "Hitlergruß". Sie verlor alle Ämter und wurde durch die Gestapo überwacht.[4] Außerdem erhielt sie ein Berufsverbot für ihre Lehrtätigkeit.
- "Da sie des Hochverrats verdächtig war, wurde ihr eine polizeiliche Meldepflicht auferlegt und ihre Wohnung in Altona mehrmals durchsucht. Nachdem ihr die NS-Machthaber die Arbeitslosenunterstützung verweigerten, eröffnete sie 1934 in Hamburg die Filiale einer Brotfirma und arbeitete seit 1939 als Sekretärin und Sozialarbeiterin in der Sozialabteilung einer Berliner Tiefbaufirma."[5]
Politik und Partei
Louise Schroeder trat 1910 in die SPD ein und blieb auch, trotz ihrer ablehnenden Haltung zur "Burgfriedenspolitik" im 1. Weltkrieg.[6] Von 1915[7] bis zum Verbot 1933 war sie Mitglied im Vorstand der SPD Altona-Ottensen, wo sie 1920 zur Stadtverordneten gewählt wurde. Schon 1919 war sie als eines der jüngsten Mitglieder in die Verfassunggebende deutsche Nationalversammlung gewählt worden, dann von 1920 bis 1933 in den Reichstag.
Von 1924 bis 1933 gehörte sie dem Bezirksvorstand der SPD an.
Sie trat für die Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben, in Ehe und Familie ein. Besonders engagierte sie sich für Mutterschutz, Säuglingsfürsorge, Kinder- und Arbeiterinnenschutz, Jugendgerichtsbarkeit und Gesundheitspflege, Invaliden- und Unfallfürsorge sowie Jugendwohlfahrtgesetzgebung.[8] Auch vor heiklen Themen wie die Gleichbehandlung lediger Mütter und unehelicher Kinder[9] oder der Situation von Prostituierten schreckte sie nicht zurück.[10]
Bundesrepublik
Von 1947 bis 1956 gehörte Louise Schroeder dem Bundesvorstand der SPD an, war von 1949 bis 1957 auch Mitglied des Bundestages und zeitweise Delegierte im Europarat[11].
Berlin
Nach 1945 verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin und wurde 1946 stellvertretende Landesvorsitzende der SPD. Im selben Jahr wurde sie in die Stadtverordnetenversammlung, zur Bürgermeisterin und zur 3. Stellvertreterin des Regierenden Bürgermeisters gewählt.
Vom 8. Mai 1947 bis 7. Dezember 1948 versah sie - offiziell als Stellvertreterin - das Amt des Regierenden Bürgermeisters: Sie vertrat den bisherigen Amtsinhaber Otto Ostrowski nach dessen Rücktritt bis zur Wahl eines Nachfolgers, anschließend den gewählten Ernst Reuter, der wegen des Vetos der sowjetischen Seite in der Alliierten Kommandantur sein Amt erst Ende 1948 antreten konnte. Allerdings musste sie die von der sowjetischen Blockade betroffene Stadt ab August 1948 aus Krankheitsgründen für drei Monate verlassen.[12]
Bis zum 18. Januar 1951 war sie als Bürgermeisterin dann weiterhin Ernst Reuters Stellvertreterin. Sie trat unermüdlich für die Selbstständigkeit der SPD in den Berliner Westsektoren ein.[13]
Literatur & Links
- Dertinger, Antje: Frauen der ersten Stunde. Aus den Gründerjahren der Bundesrepublik (Bonn 1989) S. 167 ff.
- Koerfer, Marthina: Louise Schroeder. Eine Frau in den Wirren deutscher Politik. In: Presse- und Informationsamt des Landes Berlin (Hrsg.): Berliner Forum 4/87 (Berlin 1987)
- Koerfer, Marthina: Louise Schroeder (Sozialpädagogisches Institut Berlin 1987) ISBN 3-924061-15-7
- Martens, Holger: Die Geschichte der SPD in Schleswig-Holstein 1945 - 1958 (Malente 1998) ISBN 3-933862-24-8
- Schulz, Horst-Peter: Einleitung zur Online-Edition der Zeitschrift Arbeiterwohlfahrt in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 23.4.2008
- Schumacher, Martin (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933 – 1945. Eine biographische Dokumentation (3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage, Düsseldorf 1994)
- Weber, Petra: Schroeder, Louise Dorothea Sophie, in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 569-571 [Online-Version]
- Wikipedia: Louise Schroeder
- Datenbank sozialdemokratischer Parlamentarier in den deutschen Reichs– und Landtagen 1867–1933 (BIOSOP)
- Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Quellen
- ↑ Weber: Schroeder, S. 569
- ↑ BIOSOP
- ↑ Weber: Schroeder, S. 569 ff.
- ↑ Gedenkstätte Deutscher Widerstand
- ↑ Weber: Schroeder, S. 569 ff.
- ↑ Weber: Schroeder, S. 569
- ↑ BIOSOP
- ↑ Schulz: Einleitung
- ↑ Gedenkstätte Deutscher Widerstand
- ↑ Weber: Schroeder, S. 569 ff.
- ↑ Schulz: Einleitung
- ↑ Weber: Schroeder, S. 569 ff
- ↑ Schulz: Einleitung