Paul Dölz: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 33: | Zeile 33: | ||
Paul Dölz wurde [[1887]] in Auma/Thüringen in Thüringen geboren. Er behielt den dortigen Dialekt auch noch lange, nachdem er dort weggezogen ist<ref>Klatt, Inge: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_01/Demokratische_Geschichte_Band_01_Essay10.pdf Karl Noack – eine (auto)biographische Skizze]'', In: Demokratische Geschichte, Band: 1 (1986)</ref>. Paul Dölz lernt von [[1902]] bis [[1905]] in Weida/Thüringen das Tischlerhandwerk, besuchte neben der Berufsschule die Baugewerkschule. Bereits als Lehrling wird er Mitglied der SPD. Er arbeitet in der Folge in Kiel, Duisburg, Köln, Karlsruhe, Solingen, Genf, Zürich, Bern u.a. - vermutlich im Rahmen seiner Wanderjahre. | Paul Dölz wurde [[1887]] in Auma/Thüringen in Thüringen geboren. Er behielt den dortigen Dialekt auch noch lange, nachdem er dort weggezogen ist<ref>Klatt, Inge: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_01/Demokratische_Geschichte_Band_01_Essay10.pdf Karl Noack – eine (auto)biographische Skizze]'', In: Demokratische Geschichte, Band: 1 (1986)</ref>. Paul Dölz lernt von [[1902]] bis [[1905]] in Weida/Thüringen das Tischlerhandwerk, besuchte neben der Berufsschule die Baugewerkschule. Bereits als Lehrling wird er Mitglied der SPD. Er arbeitet in der Folge in Kiel, Duisburg, Köln, Karlsruhe, Solingen, Genf, Zürich, Bern u.a. - vermutlich im Rahmen seiner Wanderjahre. | ||
Als Paul Dölz als Tischler an einer Werft in [[Ortsverein Tönning|Tönning]] anfängt zu arbeiten, hilft er maßgeblich bei der Gründung eines Ortsvereins der [[USPD]]<ref>Sörensen, Christian M.: ''Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt, 1918-1933'', Neumünster, Wachholtz Verlag, (1995), S. 70</ref>. | Als Paul Dölz als Tischler an einer Werft in [[Ortsverein Tönning|Tönning]] anfängt zu arbeiten, hilft er maßgeblich bei der Gründung eines Ortsvereins der [[USPD]]<ref>Sörensen, Christian M.: ''Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt, 1918-1933'', Neumünster, Wachholtz Verlag, (1995), S. 70</ref>. Als sich [[1920]] ein großer Teil der USPD mit der SPD wiedervereinigt, wechselt er wieder auch zurück zur SPD. | ||
[[1919]]-[[1921]] ist Paul Dölz Stadtverordnetenvorsteher in [[Ortsverein Tönning|Tönning]]<ref>Peters, Hermann: ''125 Jahre Sozialdemokratie in [[Ortsverein Tönning|Tönning]]'' (Tönning 1996)</ref>. | [[1919]]-[[1921]] ist Paul Dölz Stadtverordnetenvorsteher in [[Ortsverein Tönning|Tönning]]<ref>Peters, Hermann: ''125 Jahre Sozialdemokratie in [[Ortsverein Tönning|Tönning]]'' (Tönning 1996)</ref>. |
Version vom 23. April 2019, 17:07 Uhr
Paul Dölz |
Paul Richard Dölz (* 19. September 1887 in Auma/Thüringen; † 22. Mai 1975 in Ortsverein Tönning); Gelernter Tischler, Parteisekretär. Mitglied der SPD seit seiner Lehrlingszeit.
Leben & Beruf
Paul Dölz wurde 1887 in Auma/Thüringen in Thüringen geboren. Er behielt den dortigen Dialekt auch noch lange, nachdem er dort weggezogen ist[1]. Paul Dölz lernt von 1902 bis 1905 in Weida/Thüringen das Tischlerhandwerk, besuchte neben der Berufsschule die Baugewerkschule. Bereits als Lehrling wird er Mitglied der SPD. Er arbeitet in der Folge in Kiel, Duisburg, Köln, Karlsruhe, Solingen, Genf, Zürich, Bern u.a. - vermutlich im Rahmen seiner Wanderjahre.
Als Paul Dölz als Tischler an einer Werft in Tönning anfängt zu arbeiten, hilft er maßgeblich bei der Gründung eines Ortsvereins der USPD[2]. Als sich 1920 ein großer Teil der USPD mit der SPD wiedervereinigt, wechselt er wieder auch zurück zur SPD.
1919-1921 ist Paul Dölz Stadtverordnetenvorsteher in Tönning[3].
1920, mit 33 Jahren wird Paul Dölz Parteisekretär der SPD in dem Unterbezirk I, der den Kreisverein Südtondern, Kreisverein Husum, Kreisverein Eiderstedt, Kreisverein Norderdithmarschen und Kreisverein Flensburg-Stadt. Als Parteisekretär war Paul Dölz auch Mitglied im Bezirksvorstand. 1922 wird er Vorsitzender des Ortsverein Tönning. Mit einer Unterbrechung von 1933-1945 behält er das Amt bis 1966.[4]
Seit etwa 1924 ist er Vertrauensmann und Vorsitzender der SPD Eiderstedt. 1929 wird er SPD-Kreisdeputierter in Norderdithmarschen und ist dem Terror der Nazis ausgesetzt. Zur Kommunalwahl im März 1933 tritt Paul Dölz als Sitzenkandidat an.
Am 5. April 1933 wird er zusammen mit 24 Linken aus Tönning und Lunden von den Nazis verhaftet und nach Husum gebracht[5]. Kurz darauf verbieten die Nazis die SPD. Im November 1933 wir Paul Dölz wegen Haftunfähigkeit aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.
Paul Dölz eröffnet in Flensburg ein Tabakwaren-Geschäft. Dies war in den "illegalen" Zeiten bei SPD und KPD eine häufig anzutreffende Tätigkeit. Die Funktion von Tabakläden beim Aufbau eines illegalen Netzes erläuterte ein Stasi-Offizier so:
- "[…] da steckt man sich erstmal einen Glimmstengel an, und zu einem Schwatz ist auch noch Zeit. Man hört dies und das. Es trifft sich Hinz und Kunz. Und wenn dann der Kunz dein Mann ist, weil, du hast es erkannt, er eine Zigarettensorte verlangte, die es gar nicht gibt, es war dein Stichwort, dann kannst du ihm mit der Schachtel, die du ihm nun empfiehlst, jeden Kassiber mit rüberschieben, und wenn noch zehn andere im Laden rumstehen und paffen und quatschen, kein Aas merkt was."[6]
Die Nazis schließen das Geschäft dann auch am 15. April 1943, weil sie dort einen illegalen Treffpunkt von Sozialdemokraten vermuten. Nach dem Attentat auf Hitler 1944 verhaften die Nazis Paul Dölz im Rahmen der Aktion Gewitter und inhaftieren ihn bis Dezember 1944 im Konzentrationslager Neuengamme.
Partei & Politik
Nach der Befreiung von der Nazi-Diktatur ist Paul Dölz 57 Jahre und er bewirbt sich als Landrat im Kreis Eiderstedt, unterlag aber am 21. Februar 1946 gegen Johannes Rickerts, gegen den aber kurz danach die Militärregierung Einwände erhebt. Zunächst gibt es Forderungen Paul Dölz einfach nachrücken zu lassen. Die Militärregierung schlug aber Claus-Henning Boyens vor. Nach Protest des Kreistags wird der aber gewählt.[7] Paul Dölz wird stellvertretender Landrat und als 1. Repräsentant nach englischer Kommunalverfassung 1946-1950 Bürgermeister in Tönning. Danach ist er von 1950-1970 Bürgervorsteher in Tönning[8].
Paul Dölz hilft auch bei der Wiedergründung der SPD Schleswig-Holstein. Er wird wieder Parteisekretär und betreut die Kreise, die er auch vor dem Krieg betreut hat. Wie es in der Weimarer Republik üblich war, wird er in dieser Funktion auch in den ersten offiziellen Landesvorstand gewählt. Bis 1949 bleibt er dort Beisitzer.
Die Britische Militärregierung beruft ihn ab der 3. Sitzung[9] in den 1. und dann in den 2. ernannten Landtag als Abgeordneten. Ab November 1946 ist er Kreisausschussmitglied in Eiderstedt. Bei der Landtagswahl 1947 wird der direkt für den Wahlkreis 10 in den Landtag gewählt. 1953 rückt er für Max Kukil nach.
Er wird Vorsitzender des Landtagsausschusses für Innere Verwaltung und Vorsitzender des Landesausschusses für die Opfer des Nationalsozialismus.
Ehrungen
Paul Dölz wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet.
Zu seinem 80. Geburtstag macht die Stadt Tönning Paul Dölz 1967 zum Ehrenbürger. Die Paul-Dölz-Straße in Tönning ist nach ihm benannt.
Am 14. September 1968 macht der Kreisverein Eiderstedt Paul Dölz zu seinem Ehrenvorsitzenden.
Literatur
- Heldt, Perke: "Die politische Macht liegt in unserer Hand": Paul Dölz und die USPD in Tönning 1918-1922. In: Grenzfriedenshefte 4 (1989), S. 199-247.
- Peters, Hermann: Die Ehrenbürger der Stadt Tönning: Paul Dölz. In: Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte 7 (1988), S. 18-36.
Links
Quellen
- ↑ Klatt, Inge: Karl Noack – eine (auto)biographische Skizze, In: Demokratische Geschichte, Band: 1 (1986)
- ↑ Sörensen, Christian M.: Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt, 1918-1933, Neumünster, Wachholtz Verlag, (1995), S. 70
- ↑ Peters, Hermann: 125 Jahre Sozialdemokratie in Tönning (Tönning 1996)
- ↑ Peters, Hermann: 125 Jahre Sozialdemokratie in Tönning (Tönning 1996)
- ↑ Sörensen, Christian M.: Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt, 1918-1933, Neumünster, Wachholtz Verlag, (1995), S. 463
- ↑ Pierre Boom / Gerhard Haase-Hindenberg: Der fremde Vater. Der Sohn des Kanzlerspions Guillaume erinnert sich (Berlin 2005), S. 102
- ↑ Seggern, Jessica von: Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein (2005) Franz Steiner. S. 84 ISBN 978-3-515-08801-5
- ↑ Peters, Hermann: 125 Jahre Sozialdemokratie in Tönning (Tönning 1996)
- ↑ Seggern, Jessica von: Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein (2005) Franz Steiner. ISBN 978-3-515-08801-5