Ortsverein Kopperpahl und Umgebung: Unterschied zwischen den Versionen

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Bereits bei den Demonstrationen am [[21. Januar]] [[1906]] gegen das Dreiklassenwahlrecht wurde auch eine Veranstaltung in Kpperpahl zitiert:  
Bereits bei den Demonstrationen am [[21. Januar]] [[1906]] gegen das Dreiklassenwahlrecht wurde auch eine Veranstaltung in Kpperpahl zitiert:  
"Arbeiter und Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein aber wollten sich natürlich das Recht auf ihre Protestversammlungen nicht nehmenlassen. Aber sie verhielten sich vollkommen ruhig und diszipliniert. Nirgendwo, ob nun in Ratzeburg, Tönning, Kiel, Neumünster, Heide, Büsum, Eckernförde, Kopper-
:"Arbeiter und Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein aber wollten sich natürlich das Recht auf ihre Protest- versammlungen nicht nehmen lassen. Aber sie verhielten sich vollkommen ruhig und diszipliniert. Nirgendwo, ob nun in Ratzeburg, Tönning, Kiel, Neumünster, Heide, Büsum, Eckernförde, Kopperpahl (Kreis Bordesholm), Apenrade, Elmschenhagen, Pinneberg, Bad Segeberg oder Flensburg, wo in zahlreichen Saalveranstaltungen gegen das Dreiklassenwahlrecht demonstriert wurde, kam es zu Ausschreitungen."<ref>Matthias Schartl "Die Masse auf der Straße", Demokratische Geschichte, Band 5, S.160</ref>
pahl (Kreis Bordesholm), Apenrade, Elmschenhagen, Pinneberg, Bad Segeberg oder Flensburg, wo in zahlreichen Saalveranstaltungen gegen das Dreiklassenwahlrecht demonstriert wurde, kam es zu Ausschreitungen."<ref>Matthias Schartl "Die Masse auf der Straße", Demokratische Geschichte Band 5, S.160</ref>


Seit [[1908]] ist ein Ortsverein in Kopperpahl und Umgebung innerhalb dieses Amtsbezirks nachweisbar. [[1910]] hatte Kronshagen (mit Kopperpahl) gerade einmal 973 Einwohner.<ref>Detlef Gäde: ''Aus der Geschichte Kronshagens'', Hrsg. Gemeinde Kronshagen: ''Kronshagen Beginn * Entwicklung * Gegenwart'' (1971), S. 20ff</ref> Deshalb ist nachvollziehbar und anzunehmen, dass ein Teil der 198 Mitglieder, die der Ortsverein Kopperpahl und Umgebung in dieser Zeit hatte, aus der Umgebung stammte, vornehmlich wohl dem ebenfalls ländlich geprägten, dünn besiedelten Gebiet des Amtes Richtung Kanal mit den Dörfern Ottendorf, Suchsdorf und Schwartenbek.
Seit [[1908]] ist ein Ortsverein in Kopperpahl und Umgebung innerhalb dieses Amtsbezirks nachweisbar. [[1910]] hatte Kronshagen (mit Kopperpahl) gerade einmal 973 Einwohner.<ref>Detlef Gäde: ''Aus der Geschichte Kronshagens'', Hrsg. Gemeinde Kronshagen: ''Kronshagen Beginn * Entwicklung * Gegenwart'' (1971), S. 20ff</ref> Deshalb ist nachvollziehbar und anzunehmen, dass ein Teil der 198 Mitglieder, die der Ortsverein Kopperpahl und Umgebung in dieser Zeit hatte, aus der Umgebung stammte, vornehmlich wohl dem ebenfalls ländlich geprägten, dünn besiedelten Gebiet des Amtes Richtung Kanal mit den Dörfern Ottendorf, Suchsdorf und Schwartenbek.

Version vom 24. Juni 2019, 17:22 Uhr

Der Ortsverein Kopperpahl und Umgebung war eine Gliederung des Sozialdemokratischen Zentralvereins für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis. Er bestand spätestens seit 1908 und bis 1933. 1908 wies er bereits 130 Mitglieder auf. 1945 wurde er als Ortsverein Kronshagen wiedergegründet. Ob auch der Ortsverein Suchsdorf eine Nachfolgegliederung ist, konnte bisher nicht geklärt werden, darf aber als wahrscheinlich gelten.

Gründung & Kaiserzeit

Seit dem 1. Oktober 1889 bestand der Amtsbezirk Kronshagen. Dieser umfasste die Dörfer Kronshagen, Kopperpahl (1893 nach Kronshagen eingemeindet), Suchsdorf, Ottendorf, Hassee mit Winterbek (bis 1910) und Hasseldieksdamm (bis 1910), Russee und Wik (bis 1893) samt den Gütern Schwartenbek und Projensdorf (bis 1896).[1] Die städtebauliche Entwicklung begann in den 1890er Jahren in Kopperpahl mit größeren Mietshäusern entlang der Eckernförder Chaussee, erst danach wurde der alte Dorfkern in Kronshagen entwickelt.

Bereits bei den Demonstrationen am 21. Januar 1906 gegen das Dreiklassenwahlrecht wurde auch eine Veranstaltung in Kpperpahl zitiert:

"Arbeiter und Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein aber wollten sich natürlich das Recht auf ihre Protest- versammlungen nicht nehmen lassen. Aber sie verhielten sich vollkommen ruhig und diszipliniert. Nirgendwo, ob nun in Ratzeburg, Tönning, Kiel, Neumünster, Heide, Büsum, Eckernförde, Kopperpahl (Kreis Bordesholm), Apenrade, Elmschenhagen, Pinneberg, Bad Segeberg oder Flensburg, wo in zahlreichen Saalveranstaltungen gegen das Dreiklassenwahlrecht demonstriert wurde, kam es zu Ausschreitungen."[2]

Seit 1908 ist ein Ortsverein in Kopperpahl und Umgebung innerhalb dieses Amtsbezirks nachweisbar. 1910 hatte Kronshagen (mit Kopperpahl) gerade einmal 973 Einwohner.[3] Deshalb ist nachvollziehbar und anzunehmen, dass ein Teil der 198 Mitglieder, die der Ortsverein Kopperpahl und Umgebung in dieser Zeit hatte, aus der Umgebung stammte, vornehmlich wohl dem ebenfalls ländlich geprägten, dünn besiedelten Gebiet des Amtes Richtung Kanal mit den Dörfern Ottendorf, Suchsdorf und Schwartenbek.

Weimarer Republik & Ende

Auch in Kopperpahl wurde 1918 ein Arbeiterrat gegründet. So schreibt die Volks-Zeitung:

Volks-Zeitung, Febr. 1919

:"Kopperpahl und Umgebung, 15. November. Einsetzung eines Arbeiterrates Eine am Donnerstag nach längerer Pause wieder einmal tagende Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Ortsvereins war außerordentlich stark besucht, auch von geladenen Gästen. Nach kurzen Ansprachen des Genossen Fröhlich vom Arbeiterrat und des Genossen Götze vom Soldatenrat Kiel wurde für den hiesigen Vereinsbezirk ein aus zehn Personen zusammengesetzter Arbeiterrat gebildet, der sich demnächst konstituieren und näheres noch bekannt geben wird. Nach Aufnahme von 27 neuen Mitgliedern wurde Genosse Bolow und die Genossin Frey in den Vorstand gewählt, der nunmehr vollständig ist. Die Versammlungen werden nunmehr wieder allmonatlich abgehalten."[4]

"Im Einzugsgebiet der großen Orte gab es zahlreiche und starke Ortsvereine, wie [...] in der Umgebung von Kiel [...] Kopperpahl [zum Jahresende 1928 mit] 134 [Mitgliedern] [...]."[5]

Der Ortsverein gehörte spätestens ab 1924, vielleicht schon ab 1919[6], dem zweiten Unterbezirk des Bezirksverbandes Schleswig-Holstein an.[7] Zu diesem gehörten die Gliederungen in den Kreisen Eckernförde, Rendsburg, Bordesholm und den kreisfreien Städten Kiel und Neumünster.

In der Weimarer Republik entstand eine örtliche Gliederung Kronshagen-Suchsdorf des Reichsbanners. Es existiert auch noch eine Fahne. In der NS-Zeit lag sie - in ein Kissen eingenäht - offen, aber unentdeckt auf dem Sofa der Familie von Karl Mückenheim, die im Suchsdorfer Weg wohnte. Danach bewahrte Wolfgang Weskamp aus Kronshagen sie auf. Heute hängt sie im Fraktionszimmer der SPD im Rathaus Kronshagen.

Reichsbanner-Fahne

1933 wurde der Ortsverein wie die gesamte SPD von den Nazis verboten.

Zum Neubeginn nach der NS-Herrschaft 1946 heißt es in der Chronik des OV Kronshagen:

"Die in der Gemeindevertretung aktiven Sozialdemokraten und einige weitere wie z.B. Franz Piehotzki und Hermann Andritzki bildeten den kleinen Kreis derer, die im März 1946 den SPD Ortsverein Kronshagen-Suchsdorf wieder gründeten. [...] Der erste Vorstand nach dem Krieg ist identisch mit den letzten vor 1933: Vorsitz Franz Piehotzki, Stellvertreter Hermann Andritzki, Kassierer Emil Struck, Schriftführer Walter Weskamp." Die insgesamt mangelhafte spezifische Quellenlage zu Suchsdorf enthält keinerlei Informationen über eine Zusammengehörigkeit vor oder nach der NS-Unrechtsherrschaft. Aus Kronshagen liegen allerdings Hinweise vor (Mitgliederkartei 1945 bis 1950), dass 1945 zunächst ein gemeinsamer Ortsverein neu gegründet wurde.[8]

Quellen

  1. Arthur Gloy: Das alte Amt Kronshagen, S.94f
  2. Matthias Schartl "Die Masse auf der Straße", Demokratische Geschichte, Band 5, S.160
  3. Detlef Gäde: Aus der Geschichte Kronshagens, Hrsg. Gemeinde Kronshagen: Kronshagen Beginn * Entwicklung * Gegenwart (1971), S. 20ff
  4. VZ, 15.11.1918
  5. Jens-Christian Jacobsen: "Der Stolz der Gesamtpartei?" Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933, S. 216
  6. Möglicherweise war er in diesen ersten Jahren auch dem dritten Unterbezirk zugeordnet.
  7. Jens-Christian Jacobsen: "Der Stolz der Gesamtpartei?" Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933, S. 220
  8. Information Ingrid Weskamp, Ortsverein Kronshagen vom Juni 2019