Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf''' gehört seit der Eingemeindung des Ortes [[1924]] dem [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel]] bzw. seiner Nachfolgeorganisation, dem [[Kreisverband Kiel]] der SPD Schleswig-Holstein an. Es gibt ihn jedoch mindestens seit [[1919]].
Der '''Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf''' gehört seit der Eingemeindung des Ortes [[1924]] dem [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel]] bzw. seiner Nachfolgeorganisation, dem [[Kreisverband Kiel]] der SPD Schleswig-Holstein an. Der Ortsverein gehört auch zu denjenigen, die über eine Traditionsfahne verfügen.
 
== Spaltung 1917 ==
Durch Abspaltung von der SPD hatte sich, so wie im gesamten Reich, in Neumühlen-Dietrichsdorf im April [[1917]] ein Ortsverein der USPD gegründet. Im Oktober [[1920]] (in Dietrichsdorf am [[29. Oktober]]<ref>''Republik'' vom 1.11.1920 und [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]] vom 2.11.1920</ref>) spalteten sich von dieser die kommunistisch orientierten Parteimitglieder ab. In der USPD verblieb nur noch eine kleinere Anhängerschar. Der Parteifunktionär und Gemeindeverordnete [[Karl Suhling]] versuchte noch ein knappes Jahr lang, mit einigen anderen die USPD vor Ort weiterzuführen. Als sich aber allgemeine Auflösungstendenzen zeigten, kehrte er am [[1. Juni]] [[1921]] zu seinem alten SPD-Ortsverein zurück.<ref>[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]] vom 1.6.1921</ref> Er war eine prominente Persönlichkeit in Dietrichsdorf, seit [[1907]] Vorsitzender der "Neumühlener Rosengilde von 1821", einer der größten örtlichen Organisationen. Auch wirkte er über Jahrzehnte als Schiedsmann.  


== Traditionsfahne ==
== Traditionsfahne ==
Der Ortsverein gehört zu denjenigen, die über eine Traditionsfahne verfügen. Den Abriss über ihre Geschichte ([[2003]], ergänzt [[2013]]) stellte uns [[Sönke Petersen]] zur Verfügung.
Auf der Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Vereins Neumühlen-Dietrichsdorf am [[13. Oktober]] [[1919]], wurde die Bildung eines Fahnenfonds zur Anschaffung einer Parteifahne verkündet. Es ist anzunehmen, dass die dafür erforderlichen Geldmittel durch Spenden zusammengebracht werden sollten.<ref>[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]] vom 16.10.1919</ref> Ein halbes Jahr später, auf der Jahreshauptversammlung am [[19. April]] [[1920]], wurde berichtet, dass sich im Fahnenfonds 472,70 Mark angesammelt hätten. Ortsvereinsvorsitzender war damals [[W. Troost]] (wohnhaft Schönberger Straße 17, die spätere Schönkirchener Straße). Der Ortsverein hatte damals 1009 Mitglieder!<ref>''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]]'', 21.4.1920</ref>
==== Beschreibung ====
Größe: 140 X 110 cm


Vorderseite: Roter Baumwollstoff, aus einem größeren und zwei kleineren Teilen zusammengesetzt. Schriftzug im oberen Teil:  "S.P.D." (Ursprünglich stand dort U.S.P.; die Einstiche der Stickfäden sind noch deutlich zu erkennen.) In der Mitte steht eine symbolisierte Fackel, links davon "Neumühlen-", rechts davon "-Dietrichsdf." (Offensichtlich reichte der Platz zur vollständigen Ausschreibung von Dietrichsdorf nicht aus.)
In der Zeit danach sind keine weiteren Hinweise zur Fahne zu finden. Im Bericht über die Jahreshauptversammlung am [[12. April]] [[1921]], wurde der Fahnenfonds nicht mehr erwähnt.<ref>''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]]'', 14.4.1921</ref> 


Rückseite: Roter Wollstoff, in der Mitte eine aufgehende Sonne mit Strahlenkranz aus goldenen Stickfäden.
Es ist ganz offensichtlich, dass die 140 X 110 cm große Traditionsfahne<ref>Den Abriss über ihre Geschichte ([[2003]], ergänzt [[2013]]) stellte uns [[Sönke Petersen]] zur Verfügung.</ref> aus den beiden Fahnen des ehemaligen Ortsvereins der [[USPD]] und des SPD-Ortsvereins zusammengefügt wurde. Über den Grund dieser Zusammenfügung gibt es keine Erkenntnisse. Es ließe sich aber denken, dass die SPD-Fahne noch nicht existierte oder erst in Arbeit war, als Karl Suhling zum Ortsverein zurückkehrte. Vielleicht wurden beide Fahnen als Symbol der "Wiedervereinigung" miteinander verbunden, vielleicht wollte man auch einfach nur Kosten sparen.
Darüber im Halbkreis: "Durch Nacht zum Licht!" (Ein alter Freidenkerspruch.)
==== Vorderseite (ehem. USPD-Fahne) ====
Alle Zeichen sind mit schwarzem Baumwollfaden gestickt und goldumrandet.
Beschreibung: Roter Baumwollstoff, aus einem größeren und zwei kleineren Teilen zusammengesetzt. Schriftzug im oberen Teil: "S.P.D." (Ursprünglich stand dort "U.S.P."; die Einstiche der Stickfäden sind noch deutlich zu erkennen.) In der Mitte steht eine symbolisierte Fackel, links davon "Neumühlen-", rechts davon "-Dietrichsdf." (Offensichtlich reichte der Platz zur vollständigen Ausschreibung von Dietrichsdorf nicht aus.)
==== Geschichte ====
Es ist ganz offensichtlich, dass die Traditionsfahne aus den beiden Fahnen des ehemaligen U.S.P.-Ortsvereins und des SPD-Ortsvereins zusammengefügt wurde.


Vorderseite: Die Fahnenweihe der U.S.P.-Fahne fand anlässlich des [[1. Mai]]-Feiertages [[1919]] auf dem Marktplatz (heute Probsteier Platz) in Dietrichsdorf statt.<ref>''Republik'' vom 30.4.1919</ref> Die neue Fahne wurde wahrscheinlich erst im letzten Moment fertiggestellt, denn im gemeinsamen Aufruf der U.S.P.-Ortsvereine Neumühlen-Dietrichsdorf, Mönkeberg und Schönkirchen am [[26. April]] wurde nur zu einer öffentlichen Volksversammlung in den "Krug zum grünen Kranze" am Vormittag und zu einem Familienausflug zum Restaurant Heuk in Schönkirchen am Nachmittag eingeladen.<ref>''Republik'' vom 26.4.1919</ref> Erst am [[30. April]] erfolgte eine "Ergänzung zum Maifeier-Programm" in der Zeitung ''Die Republik''. Darin wurde zur Teilnahme an der Fahnenweihe aufgefordert mit dem Hinweis, dass die Fahne von den Genossinnen des Ortsvereins gestiftet sei. Nach erfolgter Weihe sollte "mit voller Marschmusik" der Abmarsch nach Schönkirchen erfolgen. An die Kinder sollten zuvor rote Fähnchen ausgegeben werden.
Die Weihe der USPD-Fahne hatte anlässlich des [[1. Mai]]-Feiertages [[1919]] auf dem Marktplatz (heute Probsteier Platz) in Dietrichsdorf stattgefunden.<ref>''Republik'' vom 30.4.1919</ref> Die neue Fahne wurde wahrscheinlich erst im letzten Moment fertiggestellt, denn im gemeinsamen Aufruf der USPD-Ortsvereine Neumühlen-Dietrichsdorf, Mönkeberg und Schönkirchen am [[26. April]] wurde nur zu einer öffentlichen Volksversammlung in den "Krug zum grünen Kranze" am Vormittag und zu einem Familienausflug zu Heuck's Gasthof in Schönkirchen am Nachmittag eingeladen.<ref>''Republik'' vom 26.4.1919</ref> Erst am [[30. April]] druckte ''Die Republik'' eine "Ergänzung zum Maifeier-Programm". Darin wurde zur Teilnahme an der Fahnenweihe aufgefordert mit dem Hinweis, dass die Fahne von den Genossinnen des Ortsvereins gestiftet worden sei. Nach erfolgter Weihe solle "mit voller Marschmusik" der Abmarsch nach Schönkirchen erfolgen. An die Kinder sollten zuvor rote Fähnchen ausgegeben werden.


Durch Abspaltung von der SPD hatte sich, so wie im übrigen Reich auch, in Neumühlen-Dietrichsdorf im April [[1917]] ein U.S.P.-Ortsverein gegründet. Als es im Oktober [[1920]] im gesamten Reich zum Bruch mit den kommunistisch orientierten Parteimitgliedern kam, verblieb nur noch eine kleinere Anhängerschar in der alten Organisation. In Dietrichsdorf vollzog sich die Abspaltung der Kommunisten am Freitag, dem [[29. Oktober]] [[1920]].<ref>''Republik'' vom 1.11.1920 und [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]] vom 2.11.1920</ref> Der Gemeindeverordnete und Parteifunktionär [[Karl Suhling]] versuchte mit einigen anderen Rechtsorientierten, die USPD vor Ort weiter zusammen zu halten. Als sich aber allgemeine Auflösungstendenzen zeigten, kehrte er am [[1. Juni]] [[1921]], nach über vier Jahren, wieder zu seinem alten SPD-Ortsverein zurück.<ref>[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]] vom 1.6.1921</ref> Suhling war damals eine prominente Persönlichkeit im Ort, denn seit [[1907]] war er Vorsitzender der "Neumühlener Rosengilde von 1821", einer der größten Organisationen in Dietrichsdorf. Auch war er über Jahrzehnte Schiedsmann. Karl Suhling hat vermutlich die U.S.P.-Fahne bei seiner Rückkehr mitgebracht.
Vermutlich brachte Karl Suhling die U.S.P.-Fahne bei seiner Rückkehr zum SPD-Ortsverein mit.


Rückseite: Anlässlich der Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Vereins Neumühlen-Dietrichsdorf am Montag, dem [[13. Oktober]] [[1919]], wurde u.a. auch die Bildung eines Fahnenfonds zur Anschaffung einer Parteifahne verkündet. Es ist anzunehmen, dass die dafür erforderlichen Geldmittel durch Spenden zusammengebracht werden sollten.<ref>[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]] vom 16.10.1919</ref> Ein halbes Jahr später, auf der Jahreshauptversammlung am Montag, dem [[19. April]] [[1920]], wurde berichtet, dass sich im Fahnenfonds 472,70 Mark angesammelt hätten. Ortsvereinsvorsitzender war damals [[W. Troost]] (wohnhaft Schönberger Straße 17, die spätere Schönkirchener Straße). Der Ortsverein hatte damals 1009 Mitglieder!<ref>[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]] vom 21.4.1920</ref>
==== Rückseite ====
Beschreibung: Roter Wollstoff, in der Mitte eine aufgehende Sonne mit Strahlenkranz aus goldenen Stickfäden. Darüber im Halbkreis der alte Freidenkerspruch: "Durch Nacht zum Licht!" Alle Zeichen sind mit schwarzem Baumwollfaden gestickt und goldumrandet.


In der Zeit danach sind keine weiteren Hinweise zur Fahne zu finden. Im Bericht über die Jahreshauptversammlung am Montag, dem [[12. April]] [[1921]], wurde der Fahnenfonds nicht mehr erwähnt.<ref>[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]] vom 14.4.1921</ref> 
Ob dies die Rückseite der ehemaligen USPD-Fahne oder bereits ein Teil der von der SPD geplanten Fahne war, ließ sich bisher nicht klären.
Über die Zusammenfügung der U.S.P.-Fahne mit der SPD-Fahne gibt es keine Erkenntnisse. Es könnte aber angenommen werden, dass die SPD-Fahne noch nicht existierte oder erst in Arbeit war, als Karl Suhling im Juni 1921 zum Ortsverein zurückkehrte. Vielleicht wurden beide Fahnen als Symbol der "Wiedervereinigung" miteinander verbunden oder aber einfach nur deshalb, weil man Kosten sparen wollte.


==== Verbleib der Fahne während des NS-Regimes ====
=== Verbleib der Fahne während des NS-Regimes ===
Zwischen [[1933]] und [[1945]] wurde die Fahne vermutlich über die Jahre von mehreren Genossinnen und Genossen versteckt. Nicht eindeutig belegt ist, dass sie u.a. in der  Bettdecke der Genossin [[Ida Münzmay]], Luisenstraße, verborgen wurde. Das letzte Versteck befand sich in der so genannten "Mühlencolonie" der Holsatiamühle. Der Müller [[Joseph Christel]] hatte dort die Fahne, in einer Plane verpackt, unter den Bodendielen in der Wohnung seiner Mutter im Steinkamp 6 versteckt. Bei einer durchgeführten Haussuchung wurde sie aber nicht entdeckt.
Zwischen [[1933]] und [[1945]] wurde die Fahne vermutlich über die Jahre von mehreren Genossinnen und Genossen versteckt. Nicht eindeutig belegt ist, dass sie u.a. in der  Bettdecke der Genossin [[Ida Münzmay]], Luisenstraße, verborgen wurde. Das letzte Versteck befand sich in der so genannten "Mühlencolonie" der Holsatiamühle. Der Müller [[Joseph Christel]] hatte dort die Fahne, in einer Plane verpackt, unter den Bodendielen in der Wohnung seiner Mutter im Steinkamp 6 versteckt. Bei einer durchgeführten Haussuchung wurde sie aber nicht entdeckt.
   
   
In den ersten Monaten nach der Kapitulation des Deutschen Reiches waren politische Parteien durch die Militärregierung noch verboten. Trotzdem trafen sich alte Sozialdemokraten und Gleichgesinnte in sogenannten "[[Stubenzirkel]]n". Das erste Treffen in Dietrichsdorf fand im August 1945 bei der Genossin Ida Münzmay statt. Einige Zeit später kam man beim Genossen Joseph Christel zusammen. Feierlich wurde die Traditionsfahne hervorgeholt und zum ersten Mal wieder aufgehängt. Genosse [[Kurt Herrmann]], einer der fünf Teilnehmer, sagte später darüber: "Es war ein gutes Gefühl, das will ich Dir sagen, wir sind wieder da!"<ref>Hans-Werner Tovar und Sönke Petersen: Interview mit Kurt Hermann und Ernst Löwe im Februar 1985</ref>
In den ersten Monaten nach dem Ende des NS-Regimes und des 2. Weltkriegs waren politische Parteien durch die Militärregierung noch verboten. Trotzdem trafen sich alte SozialdemokratInnen und Gleichgesinnte in sogenannten "[[Stubenzirkel]]n". Das erste Treffen in Dietrichsdorf fand im August 1945 bei Ida Münzmay statt. Einige Zeit später kam man bei Joseph Christel zusammen. Feierlich wurde die Traditionsfahne hervorgeholt und zum ersten Mal wieder aufgehängt. Genosse [[Kurt Herrmann]], einer der fünf Teilnehmer, sagte später darüber: "Es war ein gutes Gefühl, das will ich Dir sagen, wir sind wieder da!"<ref>Hans-Werner Tovar und Sönke Petersen: Interview mit Kurt Hermann und Ernst Löwe im Februar 1985</ref>


==== Heutiger Verbleib ====
=== Heutiger Verbleib ===
Die Traditionsfahne wird gegenwärtig beim 1. Vorsitzenden des Ortsvereins, [[Torsten Stagars]], aufbewahrt.
Die Traditionsfahne wird in der Regel bei dem oder der 1. Vorsitzenden des Ortsvereins aufbewahrt, zur Zeit bei [[Torsten Stagars]], der den Vorsitz vor kurzem abgegeben hat.


== Zeitung ==
== Zeitung ==
Seit Jahren wird vom Ortsverein die Bürgerzeitung [http://www.spd-net-sh.de/kiel/daten/dietrichsdorf/poggendoerper/Pogg0707a.htm ''Der Poggendörper''] herausgegeben, mit zahlreichen Beiträgen zur Geschichte des Stadtteils und des Ortsvereins.
[[Datei:Sönke Petersen 2013 skw.jpg|right|150px|Sönke Petersen 2013]]
Seit Jahren wird vom Ortsverein die Bürgerzeitung [http://www.spd-net-sh.de/kiel/daten/dietrichsdorf/poggendoerper/Pogg0707a.htm ''Der Poggendörper''] herausgegeben, mit zahlreichen Beiträgen zur Geschichte des Stadtteils und des Ortsvereins. Die Redaktion hat [[Sönke Petersen]].


== Einige Mitglieder ==
== Einige Mitglieder ==
Zu den herausragenden Mitgliedern des Ortsvereins gehören
Zu den herausragenden Mitgliedern des Ortsvereins gehören
*[[Fritz Carstens]]<ref>[http://www.spd-net-sh.de/kiel/daten/dietrichsdorf/poggendoerper/Pogg1111c.htm ''Poggendörper'', November 2011]</ref>
*[[Wilhelm Marschner]]
*[[Wilhelm Marschner]]
*[[Sönke Petersen]]<ref>http://www.spd-net-sh.de/kiel/daten/dietrichsdorf/poggendoerper/Pogg1111w.htm</ref>
*[[Sönke Petersen]]<ref>[http://www.spd-net-sh.de/kiel/daten/dietrichsdorf/poggendoerper/Pogg1111w.htm ''Poggendörper'', November 2011]</ref>
*[[Fritz Carstens]]<ref>http://www.spd-net-sh.de/kiel/daten/dietrichsdorf/poggendoerper/Pogg1111c.htm</ref>
*[[Hans-Werner Tovar]]
*[[Hans-Werner Tovar]], seit 2013 Stadtpräsident von Kiel
Sie sind aber mit Sicherheit nicht die einzigen.
Sie sind aber mit Sicherheit nicht die einzigen.


== Vorstände ==
== Vorstände ==
{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
! Von !! Bis!! Vorsitz !! Stellvertretung !! Kasse !! Schriftführung !! Weitere
! Jahr/e!! Vorsitz !! Stellvertretung !! Kasse !! Schriftführung !! Weitere
|-
|[[2016]]
|[[Stefan Tovar]]
|[[Inge Tovar]], [[Torsten Stagars]]
|[[Karl-Heinz Roschlapil]]
|[[Dieter Fraller]]
|[[Annelore Ahlers]], [[Jamaleddine Baaddy]], [[Jürgen Hasch]], [[Sigrid Natge]], [[Gernot Starke]]
|-
|-
|[[2015]]
|[[2015]]
|
|[[Torsten Stagars]]
|[[Torsten Stagars]]
|[[Inge Tovar]], [[Stefan Tovar]]
|[[Inge Tovar]], [[Stefan Tovar]]
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|-
|-
|[[1994]]
|[[1994]]
|
|[[Jens Fischer]]
|[[Jens Fischer]]
|
|
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|-
|-
|[[1984]]
|[[1984]]
|[[Sönke Petersen]]
|
|
|
|[[Sönke Petersen]]
|
|
|-
|um [[1920]]
|[[W. Troost]]
|
|
|
|
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== Literatur ==
== Literatur ==
[[Datei:Buchtitel Sönke Petersen.jpg|left|150px]]
*[[Sönke Petersen]]: ''Arbeiterbewegung, Kommune und Howaldtswerke. Ein Geschichtsbild von Neumühlen-Dietrichsdorf 1864 bis 1924'' (Berlin 2016), ISBN 978-3-86460-427-0
*''Die Republik – Organ der USPD für die Provinz Schleswig-Holstein'', 1918 bis 1922 (Republik)
*''Die Republik – Organ der USPD für die Provinz Schleswig-Holstein'', 1918 bis 1922 (Republik)
*[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinische Volkszeitung (VZ)]]
*[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinische Volkszeitung (VZ)]]
*[[Hans-Werner Tovar]] und Sönke Petersen: ''Interview mit Kurt Hermann und [[Ernst Löwe]] im Februar [[1985]]''
*[[Hans-Werner Tovar]] und Sönke Petersen: ''Interview mit [[Kurt Hermann]] und [[Ernst Löwe]] im Februar [[1985]]''


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 23. April 2016, 14:08 Uhr

[[Datei:{{#setmainimage:Kiel Neumühlen Dietrichsdorf.jpg}}|right|180px]] Der Ortsverein Neumühlen-Dietrichsdorf gehört seit der Eingemeindung des Ortes 1924 dem Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel bzw. seiner Nachfolgeorganisation, dem Kreisverband Kiel der SPD Schleswig-Holstein an. Der Ortsverein gehört auch zu denjenigen, die über eine Traditionsfahne verfügen.

Spaltung 1917

Durch Abspaltung von der SPD hatte sich, so wie im gesamten Reich, in Neumühlen-Dietrichsdorf im April 1917 ein Ortsverein der USPD gegründet. Im Oktober 1920 (in Dietrichsdorf am 29. Oktober[1]) spalteten sich von dieser die kommunistisch orientierten Parteimitglieder ab. In der USPD verblieb nur noch eine kleinere Anhängerschar. Der Parteifunktionär und Gemeindeverordnete Karl Suhling versuchte noch ein knappes Jahr lang, mit einigen anderen die USPD vor Ort weiterzuführen. Als sich aber allgemeine Auflösungstendenzen zeigten, kehrte er am 1. Juni 1921 zu seinem alten SPD-Ortsverein zurück.[2] Er war eine prominente Persönlichkeit in Dietrichsdorf, seit 1907 Vorsitzender der "Neumühlener Rosengilde von 1821", einer der größten örtlichen Organisationen. Auch wirkte er über Jahrzehnte als Schiedsmann.

Traditionsfahne

Auf der Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Vereins Neumühlen-Dietrichsdorf am 13. Oktober 1919, wurde die Bildung eines Fahnenfonds zur Anschaffung einer Parteifahne verkündet. Es ist anzunehmen, dass die dafür erforderlichen Geldmittel durch Spenden zusammengebracht werden sollten.[3] Ein halbes Jahr später, auf der Jahreshauptversammlung am 19. April 1920, wurde berichtet, dass sich im Fahnenfonds 472,70 Mark angesammelt hätten. Ortsvereinsvorsitzender war damals W. Troost (wohnhaft Schönberger Straße 17, die spätere Schönkirchener Straße). Der Ortsverein hatte damals 1009 Mitglieder![4]

In der Zeit danach sind keine weiteren Hinweise zur Fahne zu finden. Im Bericht über die Jahreshauptversammlung am 12. April 1921, wurde der Fahnenfonds nicht mehr erwähnt.[5]

Es ist ganz offensichtlich, dass die 140 X 110 cm große Traditionsfahne[6] aus den beiden Fahnen des ehemaligen Ortsvereins der USPD und des SPD-Ortsvereins zusammengefügt wurde. Über den Grund dieser Zusammenfügung gibt es keine Erkenntnisse. Es ließe sich aber denken, dass die SPD-Fahne noch nicht existierte oder erst in Arbeit war, als Karl Suhling zum Ortsverein zurückkehrte. Vielleicht wurden beide Fahnen als Symbol der "Wiedervereinigung" miteinander verbunden, vielleicht wollte man auch einfach nur Kosten sparen.

Vorderseite (ehem. USPD-Fahne)

Beschreibung: Roter Baumwollstoff, aus einem größeren und zwei kleineren Teilen zusammengesetzt. Schriftzug im oberen Teil: "S.P.D." (Ursprünglich stand dort "U.S.P."; die Einstiche der Stickfäden sind noch deutlich zu erkennen.) In der Mitte steht eine symbolisierte Fackel, links davon "Neumühlen-", rechts davon "-Dietrichsdf." (Offensichtlich reichte der Platz zur vollständigen Ausschreibung von Dietrichsdorf nicht aus.)

Die Weihe der USPD-Fahne hatte anlässlich des 1. Mai-Feiertages 1919 auf dem Marktplatz (heute Probsteier Platz) in Dietrichsdorf stattgefunden.[7] Die neue Fahne wurde wahrscheinlich erst im letzten Moment fertiggestellt, denn im gemeinsamen Aufruf der USPD-Ortsvereine Neumühlen-Dietrichsdorf, Mönkeberg und Schönkirchen am 26. April wurde nur zu einer öffentlichen Volksversammlung in den "Krug zum grünen Kranze" am Vormittag und zu einem Familienausflug zu Heuck's Gasthof in Schönkirchen am Nachmittag eingeladen.[8] Erst am 30. April druckte Die Republik eine "Ergänzung zum Maifeier-Programm". Darin wurde zur Teilnahme an der Fahnenweihe aufgefordert mit dem Hinweis, dass die Fahne von den Genossinnen des Ortsvereins gestiftet worden sei. Nach erfolgter Weihe solle "mit voller Marschmusik" der Abmarsch nach Schönkirchen erfolgen. An die Kinder sollten zuvor rote Fähnchen ausgegeben werden.

Vermutlich brachte Karl Suhling die U.S.P.-Fahne bei seiner Rückkehr zum SPD-Ortsverein mit.

Rückseite

Beschreibung: Roter Wollstoff, in der Mitte eine aufgehende Sonne mit Strahlenkranz aus goldenen Stickfäden. Darüber im Halbkreis der alte Freidenkerspruch: "Durch Nacht zum Licht!" Alle Zeichen sind mit schwarzem Baumwollfaden gestickt und goldumrandet.

Ob dies die Rückseite der ehemaligen USPD-Fahne oder bereits ein Teil der von der SPD geplanten Fahne war, ließ sich bisher nicht klären.

Verbleib der Fahne während des NS-Regimes

Zwischen 1933 und 1945 wurde die Fahne vermutlich über die Jahre von mehreren Genossinnen und Genossen versteckt. Nicht eindeutig belegt ist, dass sie u.a. in der Bettdecke der Genossin Ida Münzmay, Luisenstraße, verborgen wurde. Das letzte Versteck befand sich in der so genannten "Mühlencolonie" der Holsatiamühle. Der Müller Joseph Christel hatte dort die Fahne, in einer Plane verpackt, unter den Bodendielen in der Wohnung seiner Mutter im Steinkamp 6 versteckt. Bei einer durchgeführten Haussuchung wurde sie aber nicht entdeckt.

In den ersten Monaten nach dem Ende des NS-Regimes und des 2. Weltkriegs waren politische Parteien durch die Militärregierung noch verboten. Trotzdem trafen sich alte SozialdemokratInnen und Gleichgesinnte in sogenannten "Stubenzirkeln". Das erste Treffen in Dietrichsdorf fand im August 1945 bei Ida Münzmay statt. Einige Zeit später kam man bei Joseph Christel zusammen. Feierlich wurde die Traditionsfahne hervorgeholt und zum ersten Mal wieder aufgehängt. Genosse Kurt Herrmann, einer der fünf Teilnehmer, sagte später darüber: "Es war ein gutes Gefühl, das will ich Dir sagen, wir sind wieder da!"[9]

Heutiger Verbleib

Die Traditionsfahne wird in der Regel bei dem oder der 1. Vorsitzenden des Ortsvereins aufbewahrt, zur Zeit bei Torsten Stagars, der den Vorsitz vor kurzem abgegeben hat.

Zeitung

Sönke Petersen 2013
Sönke Petersen 2013

Seit Jahren wird vom Ortsverein die Bürgerzeitung Der Poggendörper herausgegeben, mit zahlreichen Beiträgen zur Geschichte des Stadtteils und des Ortsvereins. Die Redaktion hat Sönke Petersen.

Einige Mitglieder

Zu den herausragenden Mitgliedern des Ortsvereins gehören

Sie sind aber mit Sicherheit nicht die einzigen.

Vorstände

Jahr/e Vorsitz Stellvertretung Kasse Schriftführung Weitere
2016 Stefan Tovar Inge Tovar, Torsten Stagars Karl-Heinz Roschlapil Dieter Fraller Annelore Ahlers, Jamaleddine Baaddy, Jürgen Hasch, Sigrid Natge, Gernot Starke
2015 Torsten Stagars Inge Tovar, Stefan Tovar Karl-Heinz Roschlapil Dieter Fraller Annelore Ahlers, Jamaleddine Baaddy, Jürgen Hasch, Sigrid Natge, Gernot Starke
1994 Jens Fischer
1984 Sönke Petersen
um 1920 W. Troost

Sonstiges

Die Verdieckstraße im Stadtteil ist nach Willy Verdieck benannt.

Literatur

Quellen

  1. Republik vom 1.11.1920 und VZ vom 2.11.1920
  2. VZ vom 1.6.1921
  3. VZ vom 16.10.1919
  4. VZ, 21.4.1920
  5. VZ, 14.4.1921
  6. Den Abriss über ihre Geschichte (2003, ergänzt 2013) stellte uns Sönke Petersen zur Verfügung.
  7. Republik vom 30.4.1919
  8. Republik vom 26.4.1919
  9. Hans-Werner Tovar und Sönke Petersen: Interview mit Kurt Hermann und Ernst Löwe im Februar 1985
  10. Poggendörper, November 2011
  11. Poggendörper, November 2011