Arbeiterwohlfahrt: Unterschied zwischen den Versionen
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: "Durch die Gesetzgebung allein ist dem großen sozialen Notstand nicht abzuhelfen. Viele Hände und Köpfe müssen zusannenarbeiten, um Hunger und Krankheit, körperliche und geistige und moralische Not zu lindern. Von dieser Arbeit dürfen wir Sozialdemokraten, die wir mit unserem Wirken schon von jeher den Beweis sozialen Denkens und Fühlens erbracht haben, uns nicht | |||
[[1919]] kam es im Dezember überall im Reichsgebiet zur Gründung einer Selbsthilfeorganisation der sozialdemokratischen Arbeiter, der "Arbeiterwohlfahrt" (AWO), der sich alle sozialdemokratischen Männer und Frauen, die in der Wohlfahrtspflege tätig waren, anschlossen. Die Arbeiterwohlfahrt, "das Kind der Partei", wie sie damals von den Genossinnen und Genossen genannt wurde, wurde schnell zu einer großen Organisation. | [[1919]] kam es im Dezember überall im Reichsgebiet zur Gründung einer Selbsthilfeorganisation der sozialdemokratischen Arbeiter, der "Arbeiterwohlfahrt" (AWO), der sich alle sozialdemokratischen Männer und Frauen, die in der Wohlfahrtspflege tätig waren, anschlossen. Die Arbeiterwohlfahrt, "das Kind der Partei", wie sie damals von den Genossinnen und Genossen genannt wurde, wurde schnell zu einer großen Organisation. | ||
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Eine maßgebliche Rolle bei der Gründung der Arbeiterwohlfahrt spielte [[Louise Schroeder]] aus dem schleswig-holsteinischen Altona. Sie war in den 1920er Jahren Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Schleswig-Holstein.<ref>Döll-Krämer, Inge / Krämer, Gerd / Vesper, Ingrid: [http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_07/Demokratische_Geschichte_Band_07_Essay05.pdf ''Sozialdemokratische Frauens- und Vertrauenspersonen in Altona vor 1914. Ein Beitrag zur Geschichte der Frauenbewegung in Schleswig-Holstein''], in: ''Demokratische Geschichte'' 7(1992), S. 121-150</ref> | Eine maßgebliche Rolle bei der Gründung der Arbeiterwohlfahrt spielte [[Louise Schroeder]] aus dem schleswig-holsteinischen Altona. Sie war in den 1920er Jahren Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Schleswig-Holstein.<ref>Döll-Krämer, Inge / Krämer, Gerd / Vesper, Ingrid: [http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_07/Demokratische_Geschichte_Band_07_Essay05.pdf ''Sozialdemokratische Frauens- und Vertrauenspersonen in Altona vor 1914. Ein Beitrag zur Geschichte der Frauenbewegung in Schleswig-Holstein''], in: ''Demokratische Geschichte'' 7(1992), S. 121-150</ref> | ||
Die Arbeiterwohlfahrt finanzierte ihre Arbeit allein durch Spenden.<ref>SPD-Ortsverein Elmshorn: ''120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik'' (Elmshorn 1983)</ref> Im Vordergrund standen | Die Arbeiterwohlfahrt finanzierte ihre Arbeit allein durch Spenden.<ref>SPD-Ortsverein Elmshorn: ''120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik'' (Elmshorn 1983)</ref> Im Vordergrund standen zunächst Kinderschutz, Jugendwohlfahrt, Gesundheitsvorsorge und die materielle Versorgung der Familien, später durch die Zusammenarbeit mit der [[Sozialistische Arbeiterjugend|sozialistischen Jugendbewegung]] auch verstärkt pädagogische Arbeit. | ||
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== | == Nationalsozialismus == | ||
Die AWO war der einzige Wohlfahrtsverband, der vom NS-Regime verboten und aufgelöst wurde. | Die AWO war der einzige Wohlfahrtsverband, der vom NS-Regime verboten und aufgelöst wurde. | ||
== | == Ab Mai 1945 == | ||
Im deutschen Sozialstaat nach [[1945]] waren viele der früheren Aufgaben bald nicht mehr erforderlich; die | Im deutschen Sozialstaat nach [[1945]] waren viele der früheren Aufgaben bald nicht mehr erforderlich; die Identifikation der AWO mit der SPD löste sich, ähnlich wie die der [[Arbeitersport|Arbeitersportvereinen]] oder der [[Allgemeiner Konsumverein Kiel|Konsumgenossenschaften]]. Heute ist die AWO eine allgemein anerkannte Wohlfahrtsorganisation, die vor allem Kindertagesheime, Bürgertreffs und Altenpflegeeinrichtungen betreibt. Die Mitgliedschaft und Mitwirkung in der AWO ist für viele SPD-Mitglieder aber weiterhin eine Selbstverständlichkeit. | ||
Zum 50. Jahrestag ihres Bestehens [[1969]] stiftete die AWO die [[Marie-Juchacz-Plakette]]. | Zum 50. Jahrestag ihres Bestehens [[1969]] stiftete die AWO die [[Marie-Juchacz-Plakette]]. | ||
[[1986]] bis [[1992]] leitete [[Hannelore Fojut]] den Bundes-Fachausschusses "Aktivierung sozialer Arbeit vor Ort". | [[1986]] bis [[1992]] leitete [[Hannelore Fojut]] den Bundes-Fachausschusses "Aktivierung sozialer Arbeit vor Ort". | ||
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Kreisverbände gibt es in allen Kreisen Schleswig-Holsteins. | Kreisverbände gibt es in allen Kreisen Schleswig-Holsteins. | ||
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* [[Arbeiterwohlfahrt Elmshorn]] | * [[Arbeiterwohlfahrt Elmshorn]] | ||
Version vom 9. November 2016, 22:22 Uhr
[[Datei:{{#setmainimage:Logo AWO SH.jpg}}|250px|right]] Die Arbeiterwohlfahrt (kurz: AWO) ist eine traditionell der SPD nahe stehende Wohlfahrtsorganisation.
Gründung
Die AWO wurde am 13. Dezember 1919 auf Initiative von Marie Juchacz gegründet, die auch bis 1933 Reichsvorsitzende war. Nach dem 1. Weltkrieg herrschte noch lange bittere Not in vielen Arbeiterfamilien.
Die Unterstützung Not leidender Arbeiterfamilien im Geist der Arbeitersolidarität durch die Frauen hatte in der SPD Tradition. Genossinnen und Genossen sollten nicht auf bürgerlich-kirchliche Wohltätigkeit angewiesen sein, die in der Regel an degradierende Kontrolle geknüpft war. Die bürgerlichen Damen und Herren, die sich bisher "um das Wohl der Armen sorgten", taten wenig gegen die Ursachen der Armut. Und es vertrug sich auch nicht mit dem wachsenden Selbstbewußtsein der Arbeiterschaft und ihrer neuen gestaltenden Rolle im Staat, die eigenen Kräfte brach liegen zu lassen.[1]
Die Auffassung war vielmehr, wie es beispielhaft im Gründungsaufruf der Hamburger Arbeiterwohlfahrt heißt:
- "Durch die Gesetzgebung allein ist dem großen sozialen Notstand nicht abzuhelfen. Viele Hände und Köpfe müssen zusannenarbeiten, um Hunger und Krankheit, körperliche und geistige und moralische Not zu lindern. Von dieser Arbeit dürfen wir Sozialdemokraten, die wir mit unserem Wirken schon von jeher den Beweis sozialen Denkens und Fühlens erbracht haben, uns nicht ausschließen."
1919 kam es im Dezember überall im Reichsgebiet zur Gründung einer Selbsthilfeorganisation der sozialdemokratischen Arbeiter, der "Arbeiterwohlfahrt" (AWO), der sich alle sozialdemokratischen Männer und Frauen, die in der Wohlfahrtspflege tätig waren, anschlossen. Die Arbeiterwohlfahrt, "das Kind der Partei", wie sie damals von den Genossinnen und Genossen genannt wurde, wurde schnell zu einer großen Organisation.
Eine maßgebliche Rolle bei der Gründung der Arbeiterwohlfahrt spielte Louise Schroeder aus dem schleswig-holsteinischen Altona. Sie war in den 1920er Jahren Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Schleswig-Holstein.[2]
Die Arbeiterwohlfahrt finanzierte ihre Arbeit allein durch Spenden.[3] Im Vordergrund standen zunächst Kinderschutz, Jugendwohlfahrt, Gesundheitsvorsorge und die materielle Versorgung der Familien, später durch die Zusammenarbeit mit der sozialistischen Jugendbewegung auch verstärkt pädagogische Arbeit.
Der Lübecker Volksbote berichtete 1932, der Bezirksverband habe 2183 weibliche und 1532 männliche Mitgliedern.[4]
Nationalsozialismus
Die AWO war der einzige Wohlfahrtsverband, der vom NS-Regime verboten und aufgelöst wurde.
Ab Mai 1945
Im deutschen Sozialstaat nach 1945 waren viele der früheren Aufgaben bald nicht mehr erforderlich; die Identifikation der AWO mit der SPD löste sich, ähnlich wie die der Arbeitersportvereinen oder der Konsumgenossenschaften. Heute ist die AWO eine allgemein anerkannte Wohlfahrtsorganisation, die vor allem Kindertagesheime, Bürgertreffs und Altenpflegeeinrichtungen betreibt. Die Mitgliedschaft und Mitwirkung in der AWO ist für viele SPD-Mitglieder aber weiterhin eine Selbstverständlichkeit.
Zum 50. Jahrestag ihres Bestehens 1969 stiftete die AWO die Marie-Juchacz-Plakette.
1986 bis 1992 leitete Hannelore Fojut den Bundes-Fachausschusses "Aktivierung sozialer Arbeit vor Ort".
Landesvorsitzende
- seit ???? (2016): Wolfgang Baasch, AWO-Kreisverband Lübeck
- 1969-1983: Günter Lütgens, AWO-Kreisverband Kiel
- ????-????: Kurt Pohle
- 13. Dezember 1919-1930: Louise Schroeder
Ehrenvorsitzende
- seit ????: Hannelore Fojut
AWO-Kreisverbände
Kreisverbände gibt es in allen Kreisen Schleswig-Holsteins.
Siehe auch
Literatur
- Rolf Fischer / Doris Hansen: EinBlick. Die Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Kiel 1945 bis 2005 (Kiel 2005), ISBN 3-88312-409-5
- Alice Ohrenschall / Werner Geest: Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein. Geschichte - Praxis - Selbstverständnis (Kiel 1983)
Links
- Wikipedia: Arbeiterwohlfahrt für Aufbau und allgemeine Geschichte
- AWO Schleswig-Holstein e.V.
- Historisches Archiv der AWO
- Sabine Scheffler: Gründung der AWO auf den Seiten der AWO Leinfelden-Echterdingen
Quellen
- ↑ SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
- ↑ Döll-Krämer, Inge / Krämer, Gerd / Vesper, Ingrid: Sozialdemokratische Frauens- und Vertrauenspersonen in Altona vor 1914. Ein Beitrag zur Geschichte der Frauenbewegung in Schleswig-Holstein, in: Demokratische Geschichte 7(1992), S. 121-150
- ↑ SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
- ↑ Lübecker Volksbote, 4.4.1932