Ortsverein Gaarden: Unterschied zwischen den Versionen

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In Gaarden gab es schon [[1874]] eine sozialdemokratische Bewegung. Im „Neuen Social-Demokrat“ vom 4.3.1874 wurde angekündigt, „dass von jetzt an jeden Sonnabend, Abends 8 Uhr, […] Parteiversammlung stattfindet.<ref>https://fes.imageware.de/fes/web/</ref> <ref>Die Sektion des ADAV hatte in diesem Jahr womöglich schon 45 Mitglieder; Interpretation der Stelle noch nicht abgeschlossen. Neuer Social-Demokrat, 26. April 1874, S. 3</ref> Womöglich wurde der Verein im Ort schon im Juni des Jahres geschlossen, wie es in vielen preußischen Städten geschah.<ref>Vgl. Wikipedia-Artikel zum ADAV</ref>
In Gaarden gab es schon [[1874]] eine sozialdemokratische Bewegung. Im „Neuen Social-Demokrat“ vom 4.3.1874 wurde angekündigt, „dass von jetzt an jeden Sonnabend, Abends 8 Uhr, […] Parteiversammlung stattfindet.<ref>https://fes.imageware.de/fes/web/</ref> <ref>Die Sektion des ADAV hatte in diesem Jahr womöglich schon 45 Mitglieder; Interpretation der Stelle noch nicht abgeschlossen. Neuer Social-Demokrat, 26. April 1874, S. 3</ref> Womöglich wurde der Verein im Ort schon im Juni des Jahres geschlossen, wie es in vielen preußischen Städten geschah.<ref>Vgl. Wikipedia-Artikel zum ADAV</ref>


Nach der 1875 erfolgten Fusion des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei scheint es auch vor Ort zu organisatorischen Veränderungen gekommen zu sein, denn im Vorwärts des 9.9.[[1877]] wird berichtet, dass sich, in Reaktion auf die „am 10. Januar an der Wahlurne erlittene Scharte“, am 29. August im Ort ein Arbeiter-Wahlverein gebildet habe.<ref>Vorwärts 9.9.1877, S. 4</ref>  
Nach der 1875 erfolgten Fusion des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei scheint es auch vor Ort zu organisatorischen Veränderungen gekommen zu sein, denn im Vorwärts des 9.9.[[1877]] wird berichtet, dass sich, in Reaktion auf die „am 10. Januar an der Wahlurne erlittene Scharte“, am 29. August im Ort ein Arbeiter-Wahlverein gebildet habe.<ref>Vorwärts 9.9.1877, S. 4</ref> Zuvor wurde wohl lediglich das Vertrauensleuteprinzip angewendet, so wurden [[1875]] für Gaarden die Genossen Chr. Stark, H. Ramm und F. Muß zu „Agenten des Vorstands“ der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands ernannt.<ref>Der Volksstaat 7.7.1875, S. 3</ref>


Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich Gaardener für die sozialdemokratische Sache, so ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai [[1888]] aus Gaarden 113,86 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt worden sind.<ref>Berliner Volksblatt 15.7.1888, S. 5</ref>
Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich Gaardener für die sozialdemokratische Sache, so ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai [[1888]] aus Gaarden 113,86 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt worden sind.<ref>Berliner Volksblatt 15.7.1888, S. 5</ref>

Version vom 9. Januar 2024, 17:15 Uhr

Der Ortsverein Gaarden ist eine Gliederung des Kreisverbandes Kiel. Er entstand Ende der 1980er Jahre aus dem Zusammenschluss zweier Ortsvereine. Seine Geschichte reicht allerdings bis ins 19. Jahrhundert zurück, als Gaarden noch ein Dorf (eigentlich sogar zwei Dörfer) vor den Toren Kiels war.

Sozialdemokratischer Verein Gaarden

In Gaarden gab es schon 1874 eine sozialdemokratische Bewegung. Im „Neuen Social-Demokrat“ vom 4.3.1874 wurde angekündigt, „dass von jetzt an jeden Sonnabend, Abends 8 Uhr, […] Parteiversammlung stattfindet.[1] [2] Womöglich wurde der Verein im Ort schon im Juni des Jahres geschlossen, wie es in vielen preußischen Städten geschah.[3]

Nach der 1875 erfolgten Fusion des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei scheint es auch vor Ort zu organisatorischen Veränderungen gekommen zu sein, denn im Vorwärts des 9.9.1877 wird berichtet, dass sich, in Reaktion auf die „am 10. Januar an der Wahlurne erlittene Scharte“, am 29. August im Ort ein Arbeiter-Wahlverein gebildet habe.[4] Zuvor wurde wohl lediglich das Vertrauensleuteprinzip angewendet, so wurden 1875 für Gaarden die Genossen Chr. Stark, H. Ramm und F. Muß zu „Agenten des Vorstands“ der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands ernannt.[5]

Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich Gaardener für die sozialdemokratische Sache, so ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai 1888 aus Gaarden 113,86 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt worden sind.[6]

Seit wann genau sich der nach dem Ende des Sozialistengesetzes wiedergegründete Verein „sozialdemokratisch“ nannte, ist bisher nicht ermittelt. Bekannt ist, dass er sich „nur ganz kurze Zeit“ nach der Kieler Gründung (21. Dezember 1890), also wahrscheinlich Anfang 1891, als Verein für volkstümliche Wahlen in Gaarden gründete.[7]

Am 10. Oktober 1891 fand jedenfalls eine „öffentliche Volksversammlung“ in Gaarden statt, die Stephan Heinzel zum Delegierten des 7. & 9. Wahlkreises für den Erfurter Parteitag wählte.[8]

Der Verein muss eine hohe Organisationskraft gehabt haben, denn im Dezember 1891 betrieb er Agitation in Raisdorf.[9]

1898 hatte er 120 offizielle Mitglieder, außerdem gab es im Gebiet eine Vielzahl an Abonnenten der „Volkszeitung“.[10]

1911-1933: Distrikt Ost

Noch über die Eingemeindung der Gemeinde Gaarden-Ost (aus dem Kreis Plön, auch „Klösterlich Gaarden“ genannt) nach Kiel (1901) hinaus war Gaarden als selbstständiger Verein Mitglied im Sozialdemokratischen Zentralverein für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis. Erst 1911, nachdem auch Gaarden-Süd (aus dem Kreis Bordesholm, auch „Fürstlich Gaarden“ genannt) eingemeindet worden war, schloss er sich mit den Vereinen Kiel und Umgegend, Winterbek-Hassee und Ellerbek/Wellingdorf zum Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel zusammen. Allerdings wurde seine Bezeichnung den anderen angepasst und lautete Distrikt Kiel-Ost.[11] Die Traditionsfahne aus dieser Zeit wird bis heute im Ortsverein aufbewahrt.

Der Beschluss des Bezirksparteitags 1904, „dass in jedem Ort nur ein Parteiverein bestehen darf, hatte Gaarden zunächst nicht beachtet.“ Die Genossen hielten „das Bestehen eines besonderen Vereins im Interesse der Agitation für erforderlich.“ Sie (genannt ist ein Genosse Hörjing, möglicherweise der Vorsitzende) rechtfertigten sich auf dem Parteitag 1905:“ Die örtlichen Verhältnisse sowie die Verkehrsverhältnisse machen es unmöglich, dass die Genossen von Gaarden mit Kiel einen Verein bilden.“[12]

Im Jahr nach der Eingemeindung hatte der Verein 150 Mitglieder, im Jahr der Verschmelzung mit Kiel waren es beeindruckende 2325.<Rainer Paetau: Konfrontation oder Kooperation, S. 501/ Tab. 6</ref>

Ein bekanntes Mitglied des Distrikts war Nanny Kurfürst. Sie ist auf dem Foto von 1927 sitzend als 3. v.r. zu sehen.

1945-1980er: Ortsvereine Gaarden-Ost und Gaarden-Süd

In der Wiederaufbauphase nach dem Ende der NS-Diktatur bildeten sich auf Gaardener Gebiet zwei Ortsvereine, Gaarden-Ost und Gaarden-Süd, die sich Anfang der 1980er Jahre wieder zum Ortsverein Gaarden zusammenschlossen.

Ein Mitglied, das - soweit bekannt - nie eine Funktion übernahm, sich aber immer beteiligte, war Willi Bormann.

Von 1994 bis ca. 2005 gab der Ortsverein die Stadtteilzeitung Gaardener Ansichten heraus.

Ortsbeirat

Vorsitz:

Als Zeichen gegen Menschen- und Ausländerhass wurde am 23. November 1999 auf Initiative des Ortsbeirats Gaarden ein Platz im Stadtteil nach Bahide Arslan benannt, einer der beiden türkischen Frauen, die 1992 in Mölln einem ausländerfeindlichen Brandanschlag zum Opfer fielen.

Siehe auch

Links

Einzelnachweise

  1. https://fes.imageware.de/fes/web/
  2. Die Sektion des ADAV hatte in diesem Jahr womöglich schon 45 Mitglieder; Interpretation der Stelle noch nicht abgeschlossen. Neuer Social-Demokrat, 26. April 1874, S. 3
  3. Vgl. Wikipedia-Artikel zum ADAV
  4. Vorwärts 9.9.1877, S. 4
  5. Der Volksstaat 7.7.1875, S. 3
  6. Berliner Volksblatt 15.7.1888, S. 5
  7. Brecour: Die sozialdemokratische Partei in Kiel, Nachdruck 1983, S. 56
  8. Vorwärts 13.10.1891
  9. Vorwärts 9.12.1891, S. 3
  10. Vorwärts 26.4.1898, S. 3
  11. Anknüpfungspunkt für weitere Forschung: Möglicherweise kam es in diesem Zusammenhang auch zu Neuabgrenzungen. So gehört die Gegend „Wulfsbrook“, zwischen Hamburger Chaussee und der Eisenbahnstrecke nach Hamburg gelegen, heute zum Ortsverein Hassee, aber noch zum „Statistischen Stadtteil“ Gaarden-Süd.
  12. Lübecker Volksbote, 18.10.1905