Heide Simonis
Heide Simonis |
Heide Simonis (geb. Steinhardt), * 4. Juli 1943 in Bonn ist die erste Ministerpräsidentin Deutschlands gewesen.
Ausbildung + Beruf
Nach dem Besuch eines Mädchengymnasiums studierte Heide Simonis Volkswirtschaft und Soziologie an den Universitäten Erlangen, Nürnberg und Kiel. 1967 hat sie in der Kiel ihr Examen als Diplom-Volkswirtin gemacht und war 1967/68 Lektorin für Deutsch an der Universität Lusaka (Sambia). Von 1970 bis 1972 lebte Heide Simonis in Tokio (Japan) und hat 1970/71 als Tutorin für Deutsch am dortigen Goethe-Institut und später als Marketing-Researcherin bei der Firma Triumph International gearbeitet. 1972 kehrte Heide Simonis nach Kiel zurück und war bis 1976 Berufsberaterin für Abiturienten und Hochschüler beim Arbeitsamt. Dann wechselte sie in den Bundestag.
Kommunalpolitik
Ihre parteipolitische Arbeit begann 1969 mit dem Eintritt in die SPD. Von 1972 bis 1976 war Heide Simonis Mitglied im Kreisvorstand der SPD in Kiel. Sie gehört 1971 bis 1976 der Kieler Ratsversammlung an.
Bundestag
1976 wurde Heide Simonis für den Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde in den Deutschen Bundestag gewählt. Sie war damals die jüngste Abgeordnete, die es jemals in den Bundestags geschafft hat. Dort war sie bis 1988 im Fraktionsvorstand und als Fraktionssprecherin im Haushaltsausschuss tätig.
Landesregierung
1988 berief der frisch gewählte Ministerpräsident Björn Engholm sie als Finanzministerin in sein Kabinett. Seit 1992 vertrat sie zusätzlich im Landtag den Wahlkreis Kiel-Ost. Nach dem Rücktritt Björn Engholms als Ministerpräsident 1993 wurde Heide Simonis seine Nachfolgerin. Zuvor war Günther Jansen wegen der "Schubladenaffäre" zurückgetreten und Heide Simonis dadurch zur stellvertretenden Ministerpräsidentin aufgerückt. Bereits vorher hatte ihr Björn Engholm bescheinigt, als seine Nachfolgerin in Frage zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt plante Björn Engholm noch im Sommer 1994 Kanzlerkandidat der SPD zu werden. Als Konkurrenten nannte die ZEIT im April 1993 Landtagsfraktionschef Gert Börnsen, den Bundesratsminister Gerd Walter und der Kieler Bundestagsabgeordneten Norbert Gansel[1]. Ein paar Tage später, am 3. Mai 1993 tat Björn Engholm als Ministerpräsident zurück.
Heide Simonis war die erste Frau in diesem Amt der Ministerpräsidentin in Deutschland und blieb bis 2009 auch die einzige.
Zunächst noch mit absoluter Mehrheit regierte sie ab 1996 an der Spitze einer rot-grünen Koalition. Nach der Landtagswahl vom 20. Februar 2005 verfügte diese nur noch unter Tolerierung des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) über eine Mehrheit von einer Stimme. Simonis' Wiederwahl galt jedoch als sicher; Probeabstimmungen hatten zu keinen Abweichungen geführt. In allen vier Wahlgängen, denen Simonis sich stellte, erhielt sie jedoch eine Stimme weniger, als sie hätte erhalten müssen, und wurde nicht zur Ministerpräsidentin wiedergewählt.
FAZ und Focus streuten das Gerücht, Ralf Stegner könnte der "Heidemörder" gewesen sein[2]. Heide Simonis dementierte das und Ralf Stegner veröffentlichte einen Offenen Brief. Heide Simonis gab eine Erklärung ab und zog sich vollständig aus der Landespolitik zurück. Wer ihr bei SPD, Grünen oder SSW die Unterstützung versagte, bleibt unbekannt.
Auf dem Landesparteitag in April verabschiedete die SPD Schleswig-Holstein Heide Simonis und dankte ihr für ihren politische Lebensleistung.
Sie war Mitglied der 7., 8., 10., 11., 12., 13. und 14. Bundesversammlung und 1988-1991 und 1993-2005 Mitglied im Bundesvorstand der SPD.
Nach der Politik
Nach ihrem Ausscheiden aus der aktiven Politik war Heide Simonis von 2005 bis 2008 Vorsitzende von UNICEF Deutschland. Seither engagiere sie sich für verschiedene soziale Projekte auf Landesebene, u.a. als Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Sängerbundes.
Im Frühjahr 2006 nahm sie an dem Fernseh-Tanzturnier "Let's Dance" teil, stieg aber nach einem Kreislaufzusammenbruch vorzeitig aus.[3]
Am 30. Juni 2014 wurde Heide Simonis zur ersten Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein ernannt.
Persönliches
Seit 1967 ist Heide Simonis mit Prof. Dr. Udo Ernst Simonis verheiratet.
- "Ich war es, die Udo den Heiratsantrag machte – einer musste die Sache ja in die Hand nehmen. Er hat kurz trocken geschluckt und dann „Ja“ gesagt. Dieser Hochzeitstag! Ich glaube bestimmt, dass mein Mann sich heimlich wünschte, er hätte sich vorher den Fuß gebrochen. Ich sehe uns noch heute vor mir: Er sitzt da, blass, klein, im dunklen Anzug, und ich daneben mit einer Pillbox wie Jackie Kennedy und einem rosa-lila Ding von Kleid. – Anlässlich der zweiwöchigen Hochzeitsreise gab es prompt den ersten Streit. Ich wollte über Nürnberg und er über Freiburg fahren, und da er am Steuer saß, setzte er sich einfach durch. Ich legte ihm eine handfeste Szene hin. Danach haben wir diese Reise beide aber noch sehr genossen."[4]
Zitate
- "Die Leute, die mich lieben, behaupten, ich sei aktiv und ginge ran. Und auch wer mich hasst, meint zumindest, ich wäre ein aktives Biest."[5]
- "Viel Spaß, und macht keinen Scheiß" - anlässlich der Eröffnung der Kieler Woche
- "Wenn Du immer nur tust, was Du schon kannst, wirst Du immer bleiben, was Du bist."[6]
Veröffentlichungen
- Kein Blatt vorm Mund (Frankfurt 1998) ISBN 3-455-11192-0
- Unter Männern: Mein Leben in der Politik (München 2003) ISBN 3-406-50959-2
- Ausgeteilt, eingesteckt (Springe 2007) ISBN 978-3-86674-012-9 (mit Erich Maletze)
- Drei Rheintöchter. Eine Kindheit am Rhein nach 1945 (Bonn 2008) ISBN 978-3-416-03234-6
- Verzockt! Warum die Karten von Markt und Staat neu gemischt werden müssen (Göttingen 2010) ISBN 978-3-525-30002-2
Links
Quellen
- ↑ Herz, Wilfried "werden, aber ohne Quote" in: DIE ZEIT, 9.4.1993 Nr. 15
- ↑ Gaschke, Susanne "Ein Gerücht und seine zerstörerische Wirkung" In: DIE ZEIT Nº 13/2005
- ↑ Handelsblatt "Heide Simonis steigt bei RTL-Tanzshow aus", 07.05.2006, 17:53 Uhr
- ↑ heide-simonis.de "Heide Simonis über das Thema Heirat"
- ↑ heide-simonis.de "Flott davor"
- ↑ heide-simonis.de "Ernennung zur Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein"