Günther Jansen
Günther Jansen |
Günther Jansen, * 14. Juli 1936 in Eutin. Von 1975-1987 war Jansen hauptamtlicher Landesvorsitzender der SPD Schleswig-Holstein. Als zuständiger Minister ist sein Name eng mit der Energiewende in Schleswig-Holstein verknüpft.
Parteiämter
Seit 1959 ist Günther Jansen Mitglied der SPD.
- 1968-1969 Juso-Landesvorsitzender
Landesvorsitzender
1975 wurde Günther Jansen als Nachfolger von Jochen Steffen zum Landesvorsitzenden der SPD Schleswig-Holstein gewählt, nachdem er seit 1969 bereits stellvertretender Landesvorsitzender gewesen war. Der SPIEGEL schrieb nach Jansens Wahl:
- "Günther Jansen, 38 (Photo r.), Bürgermeister der ostholsteinischen Großgemeinde Süsel (4500 Einwohner), wurde am vorvergangenen Wochenende zum Vorsitzenden des SPD-Landesverbandes Schleswig-Holstein (40 000 Mitglieder) gewählt. Anders als sein Vorgänger Jochen Steffen (l.), den der linke Liedersänger Franz Josef Degenhardt 'den kleinen Giftigen aus dem Norden' nannte, 'der der Lenin der SPD werden wollte, aber der dann ihr Conférencier werden mußte', gilt Jansen als Pragmatiker. Er machte bisher lediglich als 'bienenfleißiger Parteiarbeiter' (so ein Kieler Funktionär) parteiintern und durch sein Süseler 'Amt für Bürgerhilfe' (Kindergartenplätze für alle Vierjährigen. Freizeitangebote und Betreuung für alle Rentner) in kommunalpolitisch begrenztem Kreis auf sich aufmerksam. Als Landeschef will der Verwaltungsbeamte (Oberamtmann) und ehemalige Juso-Landesvorsitzende (1967 bis 1969) Steffens Politik, 'die ich bisher als Jochens Stellvertreter mitgetragen und mitentwickelt habe", gleichwohl fortsetzen und 'nicht nur verwalten'. Steffen, der weiter als Beisitzer dem Landesvorstand und der Grundwertekommission des SPD-Bundesvorstandes angehört, soll ihm dabei helfen. Jansen loyal: 'Er bleibt für uns ein unentbehrliches Reservoir. was die theoretische Entwicklung und das Durchdenken sozialdemokratischer Politik betrifft.'"[1]
Unter Jansens Leitung erklärte die SPD in Schleswig-Holstein bereits Mitte der 70er Jahre die Energiewende zum zentralen Ziel ihrer Politik. Der damalige Landesgeschäftsführer Rolf Selzer schreibt in seinen Memoiren:
- "[…] Jansen [trug] sein Bekenntnis "Atomkraft - Nein Danke!" offen zu Schau. Er beteiligte sind in der ersten Reihe an Demonstrationen der Kernkraftgegner zum bevorstehenden Bau des Atommeilers in Brockdorf (sic!). Der von CDU-Innenminister Dr. Dr. Uwe Barschel [Anm: Rudolf Titzck war Innenminister 1971-1979, Uwe Barschel 1979-1982] demonstrierten Stahlhelm- und Knüppelgewalt, seinen über Menschenmengen hinwegmahlenden Hubschraubern und den mit vergiftetem Wassern schießenden Wasserwerfern der Polizei setzte Jansen Widerstand durch persönliche Teilnahme entgegen. Er scheute auch nicht davor zurück, Strafanzeige gegen besonders eifrigen Polizeieinsatz zu erstatten. Nicht einmal dann, wenn einer der verantwortlichen Einsatzleister der Polizei ein Familienangehöriger gewesen ist."[2]
1976 wurde der Ausstieg aus der Atomenergie Beschlusslage, bald der Ausbau der Windenergie propagiert und ab 1988 in Regierungsverantwortung mit aller Kraft vorangetrieben. "Das Ziel, ohne Wenn und Aber aus der Atomenergie auszusteigen und gleichzeitig die Umsetzung einer umweltfreundlichen neuen Energiepolitik bleibt die herausragende zukunftsweisende Leistung von Günter Jansen," sagte der SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner 2011 anlässlich von dessen 75. Geburtstag.[3]
Bis 1987 blieb Günther Jansen Landesvorsitzender.
Am 14. Juli 2011 zu seinen 75. Geburtstag wurde Günther Jansen der Ehrenvorsitz der SPD Schleswig-Holstein verliehen. Die Ehrung nahm der SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner im Rahmen einer privaten Geburtstagsfeier der Familie Jansen vor. Zuvor hatte der SPD-Landesvorstand einstimmig der besonderen Auszeichnung für Günther Jansen zugestimmt.
Bundestag
1980-1988 war er Mitglied des Bundestages, zunächst direkt gewählt für den Wahlkreis 9 (Ostholstein), dann über die Landesliste. Er legte sein Bundestagsmandat nieder, um Minister in Schleswig-Holstein zu werden.
Landesregierung
Nach der gewonnenen Landtagswahl 1988 berief Ministerpräsident Björn Engholm Günther Jansen zum Minister für Soziales, Gesundheit und Energie. Nach der Landtagswahl 1992 wurde sein Aufgabenbereich erweitert auf das Ministerium für Arbeit und Soziales, Jugend, Gesundheit und Energie. Gleichzeitig wurde er Stellvertreter des Ministerpräsidenten.
Am 23. März 1993 trat er wegen der sogenannten "Schubladenaffäre"[4] zurück. Ihm wurde vorgehalten, dass er den Journalisten Pfeiffer, den Helfershelfer von Ministerpräsident Barschel bei dessen Schmutzkampagne gegen die SPD und ihren Spitzenkandidaten Björn Engholm, nach seinem Sturz insgeheim mit einer fünfstelligen Summe unterstützt hatte. Dies wurde teilweise zum Anlass genommen, die "Barschel-Affäre" zu relativieren und die Verantwortung dafür auf die SPD auszudehnen. Bis heute widerlegt allerdings nichts Jansens Aussage, er habe nicht aus politischen, sondern aus rein persönlichen Gründen der Menschlichkeit gehandelt. Dies würde zu dem Bild als Verfechter der Humanität in der Politik und als "Kümmerer"[5] passen, das viele seiner Weggefährten auch außerhalb der Partei von ihm zeichnen.
Links
Quellen
- ↑ DER SPIEGEL Berufliches, 25/1975
- ↑ Rolf Selzer: Stiernackige profilierte Dickschädel - Hintergründiges über SPD-Lichtgestalten aus der Provinz im Norden, unveröffentlicht
- ↑ Stegner, Ralf: SPD-Landesvorsitzender Ralf Stegner gratuliert Günther Jansen zum 75. Geburtstag, 13.07.2011
- ↑ Gisela Dachs: Saubermänner unter Waschzwang, in: DIE ZEIT Nr. 13, 26.3.1993
- ↑ Stegner, Ralf: SPD-Landesvorsitzender Ralf Stegner gratuliert Günther Jansen zum 75. Geburtstag, 13.07.2011
Landesvorsitzende: Heinrich Lienau (1891 - 1904) | E. Saalfeld (1905) | Friedrich Bartels (1906 - 1913) | Heinrich Kürbis (1913 - 1919) | Carl F. Alps (1919) | Rudolf Hackelberg (1919 - 1921) | Willy Verdieck (1921 - 1933) | Theodor Werner (1945 - 1946) | Wilhelm Kuklinski (1945 - 1947) | Heinrich Fischer (1947 - 1948) | Andreas Gayk (1948 - 1954) | Walter Damm (1955 - 1965) | Jochen Steffen (1965 - 1975) | Günther Jansen (1975 - 1987) | Gerd Walter (1987 - 1991) | Willi Piecyk (1991 - 1999) | Franz Thönnes (1999 - 2003) | Claus Möller (2003 - 2007) | Ralf Stegner (2007 - 2019) | Serpil Midyatli (Seit 2019)