Emil Willumeit

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Emil Willumeit
Emil Willumeit
Emil Willumeit
Geboren: 12. Juni 1893
Gestorben: 31. Dezember 1961

Emil Willumeit, * 12. Juni 1893 in Dumbeln/Ostpreußen (heute Karpowka (Oblast Kaliningrad), † 31. Dezember 1961 in Kiel; Schlosser, Gewerkschafter. Mitglied der SPD ab 1918.

Leben & Beruf

Emil Willumeit besuchte die örtliche Volks- und Bürgerschule und lernte dann Schlosser bei einem Handwerksmeister, wo er, wie damals üblich, in Kost und Logis war. In seiner Zeit als wandernder Geselle kam er zunächst nach Münster, wo er seine Frau kennenlernte[1] - Emmi, geb. Rodd,[2]; das Ehepaar hatte zwei Kinder. Ende 1911 zog die Familie nach Kiel, wo Emil Willumeit sofort dem Deutschen Metallarbeiter-Verband (DMV) beitrat. Er arbeitete zunächst bei der Fa. Rud. Prey und auf der Kaiserlichen Werft.[1]

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Soldat teil und wurde bei einem Gefecht verschüttet.[3] Vermutlich nach seiner Rückkehr begann er im Kieler Marinearsenal zu arbeiten, wo er 1925 in den Betriebsrat gewählt wurde.[4] Er gehörte der Ortsverwaltung des DMB an[1] und begann sich auch in der Kommunalpolitik zu betätigen.

Privat hatten er und seine Frau eine beständige Runde von Freunden, die sich regelmäßig zu einem "Kränzchen" traf; die Herren spielten Skat, die Damen machten Handarbeit. Dazu gehörte zumindest ein Gewerkschaftskollege, der nicht Mitglied der SPD war; über die anderen ist nichts ermittelt."[5]

NS-Herrschaft

Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, entließen sie ihn wegen "politischer Unzuverlässigkeit" fristlos und verhafteten ihn zusammen mit anderen Betriebsräten und Vertrauensleuten.[4]

"Bei ihm zu Hause wurden Steine in die Fenster geworfen, seine Familie angepöbelt."[5]

Einer seiner engsten Freunde - aus dem erwähnten Freundeskreis - schloss sich der NSDAP an, worunter er sehr gelitten haben soll. Der private Verkehr wurde aber offenbar nicht abgebrochen, man verzichtete lediglich auf politische Gespräche.[5]

Dies alles hinderte ihn nicht, zusammen mit Willi Leopold, dem ehemaligen Ortsbevollmächtigten des DMV in Kiel, noch 1933 heimlich in Privatwohnungen in kleinem Rahmen Sozialistische Jugendweihen für sechs bis sieben Jugendliche durchzuführen.[6]

Den Lebensunterhalt für seine Familie verdiente er, offiziell arbeitslos[1], anderthalb Jahre lang als radelnder Versicherungsvertreter; sein Freund Willi Leopold handelte - ebenfalls per Fahrrad - mit Seifenflocken. Etwa 1935 fand er - vermutlich im Rahmen der verstärkten Aufrüstung - wieder Arbeit. Bei der Firma Hagenuk in Kiel wurde er aufgrund seiner Qualifikation schließlich Vorarbeiter; während des Krieges war er für die Firma als Werkmeister in Holland tätig.[1] Die größte Schwierigkeit bildete seine Weigerung, den Hitlergruß auszuführen; er antwortete darauf mit "Moin". Seine Tochter erinnerte sich:

"Er hat es sehr schwer gehabt. [Einmal] kam so ein Umzug entgegen, mit einer Fahne, wir hätten ja auch irgendwo ins Haus reingehen sollen. Mit einem Mal sprang ihm einer ins Genick, er hatte die Pfeife im Mund, da haben sie ihm die rausgeschlagen."[6]

Darin war er einzelnen Freunden ein Vorbild.[6]

Neubeginn

Beim Neubeginn nach der NS-Herrschaft gehörte Emil Willumeit zu den über Kiel hinaus denkenden Gewerkschaftern.

"Willumeit ist einer der Männer jener Generation, die aus einfachen Verhältnissen kommend das große Ganze zu erfassen wußten und sich mit ungeheurer Energie darum bemüht haben."[4]

Er war Mitglied des gleich im Mai 1945 eingerichteten Gewerkschaftsausschusses und zählte zu den Mitbegründern der neuen deutschen Gewerkschaftsbewegung.[4] Nach der Neugründung übernahm er den Ortsvorsitz des MVD, später IG Metall, und war ab 1. November 1946 ihr 1. Bevollmächtigter (hauptamtlicher Geschäftsführer).[1] Nachdem er zunächst dem KPD-Mitglied (und früheren Genossen) Otto Preßler unterlegen war, entschieden sich die Delegierten für eine gleichrangige Doppelspitze[7] aus beiden hoch respektierten Männern, die sich von der Arbeit bei Hagenuk her kannten.

"Wegen seiner weitgehenden sozialwirtschaftlichen Kenntnisse" war er von 1950 bis zu seinem Tod 1961 Mitglied im Bundesvorstand der IG Metall.[4] Im Kieler Metallarbeiterstreik von 1956/1957 gehörte er der vierköpfigen engeren Streikleitung an und war Verbindungsmann nicht nur zur Ratsfraktion, sondern sicher auch zur Bundesebene seiner Gewerkschaft.

Zuletzt wohnte die Familie am Jungfernstieg 6. Emil Willumeit starb am letzten Tag des Jahres 1961 "nach langer, schwerer Krankheit". Am 5. Januar 1962 richtete man ihm eine Trauerfeier im Legiensaal des Gewerkschaftshauses aus.[2] Die Trauerrede hielt Otto Brenner, der Bundesvorsitzende der IG Metall.[4]

Partei & Politik

Emil Willumeit trat 1918 in die SPD ein[1] - ob anlässlich der Novemberrevolution oder schon früher im Jahr, ist nicht ermittelt. 1933 kandidierte er für die Stadtverordnetenversammlung[8], aber offenbar ohne Erfolg. Vielleicht war er zur Kommunalwahl 1929 mit mehr Erfolg angetreten, denn in einem Artikel heißt es, er sei "schon vor 1933 Stadtverordneter" gewesen.[1] Allerdings wird er in der Liste der Stadtverordneten im Kieler Adressbuch 1930 nicht aufgeführt.

Auch bei der ersten freien Kommunalwahl am 13. Oktober 1946, als er in einem bürgerlich ausgerichteten Wahlkreis antrat, konnte er sich nicht durchsetzen.[9]

Ab 1948 vertrat er jedoch die SPD in der Kieler Ratsversammlung bis zu seinem Tod 1961.

Literatur & Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Emil Willumeit wird heute 65, VZ, 12.6.1958
  2. 2,0 2,1 Traueranzeige der Familie, Kieler Nachrichten, 2.1.1962
  3. Kandidaten der Kieler Sozialdemokratie, VZ, 5.10.1946
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Ratsherr Willumeit verstorben, VZ, 2.1.1962
  5. 5,0 5,1 5,2 Jacobsen, Jens Christian: Aus dem Leben einer Kiel-Gaardener Werftarbeiterfamilie, S. 154
  6. 6,0 6,1 6,2 Jacobsen, Jens Christian: Aus dem Leben einer Kiel-Gaardener Werftarbeiterfamilie, S. 155
  7. Siegfried, Detlef: Kontinuitäten und Brüche im Leben des Kieler Kommunisten Otto Preßler, Demokratische Geschichte 4(1989), S. 316
  8. VZ, 9.2.1933
  9. Die Stadtvertretungs-Wahlen in Kiel, Kieler Nachrichten, 14.10.1946