Karl-Friedrich Richter
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Karl-Friedrich Richter |
Karl-Friedrich Richter * 16. Juli 1887 in Sandberg (heute Chaikowa, Polen), † 26. Januar 1940 im KZ Sachsenhausen; Arbeiter und Kommunalpolitiker. Mitglied der SPD seit 1906.[1]
Leben & Beruf
Karl-Friedrich Richters Vater starb früh, und seine Mutter heiratete erneut; die Familie zog noch vor der Jahrhundertwende in die Nähe von Kiel. Der Junge schloss 1902 die Volksschule in Böhnhusen[2] ab.
Karl-Friedrich Richter war zweimal verheiratet, zunächst mit Auguste Marie Kantin, mit der er zwei Kinder hatte, ab 14. Juni 1917 dann mit der Witwe Anna Philipps, die zwei Söhne in die Ehe mitbrachte.
Beruflich begann er als Ofenheizer, arbeitete in der Landwirtschaft und war ab 1904 als Bauarbeiter tätig. Nach seinem Militärdienst von 1907 bis 1909 fand er eine Anstellung im Gaswerk Kiel-Wik, wo er bis 1914 arbeitete. Er diente den gesamten Ersten Weltkrieg als Gefreiter und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse. Nach dem Krieg kehrte er ins Gaswerk zurück und arbeitete dort bis 1924. Danach wurde er Gewerkschaftsangestellter, zunächst als Kassierer im Verband der Gemeinde- und Stadtarbeiter in Kiel. 1930 wählte ihn der Metallarbeiterverband in Kiel zum hauptamtlichen Bevollmächtigten und Vorsitzenden.
Partei & Politik
Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Karl-Friedrich Richter auch zunehmend in der SPD, der er seit 1906 angehörte. In der Kommunalwahl 1929 wurde er zum Stadtverordneten gewählt. In dieser Funktion arbeitete er in der Besoldungs-, der Krankenhaus- und der Schlachthofkommission mit.
NS-Herrschaft
Mit der Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten 1933 und dem Verbot der Gewerkschaften verlor Karl-Friedrich Richter seine Arbeit. Erst 1937 fand er wieder eine Anstellung im Gartenbauamt der Stadt Kiel, bevor er ein Jahr später zur Feinmechanikerwerkstatt Meyer wechselte.
Seine politischen Überzeugungen und seine sozialdemokratische Vergangenheit machten ihn zum Ziel der nationalsozialistischen Verfolgung. Am 18. Januar 1939 wurde er verhaftet. In den Polizeiakten der NS-Zeit finden sich zahlreiche typische Vorwürfe: Er wurde als "alter Marxist" beschrieben und beschuldigt, "deutschfeindliche Sender" abgehört und regimekritische Diskussionen mit Genossen geführt zu haben. Bei Hausdurchsuchungen fand die Gestapo 38 Bücher marxistischen Inhalts sowie Briefe eines Emigranten aus Dänemark, die als "staatsfeindlich" und "hetzerisch" eingestuft wurden. Aufgrund dieser angeblichen "staatsfeindlichen Aktivitäten" wurde Karl-Friedrich Richter wegen "Hochverrats" angeklagt und saß bis zum 15. Juni 1939, offenbar in Untersuchungshaft, im Kieler Gerichtsgefängnis. Dass der Haftbefehl aufgehoben wurde, nützte ihm nichts.
Nach der Aufhebung wurde er am 16. Juni 1939 direkt an die Gestapo übergeben und ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Die unmenschlichen Bedingungen und die schwere körperliche Arbeit im Lager schwächten ihn stark, und er starb am 26. Januar 1940 mit 52 Jahren im KZ Sachsenhausen.
Ehrungen
Zum Gedenken an Karl-Friedrich Richter verlegte der Künstler Gunter Demnig am 20. Mai 2010 vor seinem ehemaligen Wohnsitz in Kiel, Langenbeckstraße 17, einen Stolperstein.
Literatur und Quellen
- Datenbank Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
- Landesarchiv Schleswig-Holstein: Akten Abteilung 357.2 Nr. 7469, Abteilung 761 Nr. 26179
- Mielke, Siegfried (Hrsg.): Gewerkschafter in den Konzentrationslagern Oranienburg und Sachsenhausen. Biographisches Handbuch, Band 1, Berlin 2002, S. 262f.
- DGB-Archiv im Archiv der sozialen Demokratie: Erschlagen – Hingerichtet – In den Tod getrieben, Bonn 1990, S. 57f.
- Stadtarchiv Kiel: Akten 32404, 32384, 32377, 32393
Einzelnachweise
- ↑ Dieser Eintrag basiert, soweit nicht anders angegeben, auf den Recherchen zur Verlegung des Stolpersteins.
- ↑ In den Recherchen heißt es "Bohnhüsen"; wahrscheinlich ist dies ein Schreibfehler für Böhnhusen hinter Flintbek.